Schulbuchreform zum Thema Islam notwendig

Zur Freiheit erziehen

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BERLIN. (hpd) Als zentrale Folgerung aus den islamistischen Massakern des Jahres 2015 nennt der Philosoph Carlo Strenger (Tel Aviv) die Notwendigkeit einer Erziehung zur Freiheit. In der NZZ hat er vor wenigen Tagen geschrieben: “Wenn wir nicht fähig sind, unsere Freiheit zu verteidigen, nicht nur sicherheitstechnisch, sondern auch kulturell und intellektuell, werden die Angriffe auf die Freiheit uns verunsichern.”

Wer wollte ihm da widersprechen? Allenfalls einige eingefleischte Multikulturalisten, die sich dem Überdenken ihrer Ideologie entziehen wollen; allenfalls Pegidisten, deren Sache die intellektuelle Auseinandersetzung bekanntermaßen nicht ist.

Aber schon bei der Frage, was zur Freiheitserziehung gehört, werden sich die Geister schnell scheiden. Dass Fakten und differenzierte Darstellung dazu gehören, wird weitgehend wohl noch bejaht werden. Aber, wenn es etwa um die Frage einer Reform der Darstellungen zum Islam in deutschen Schulbüchern geht – spätestens dann werden unterschiedliche Auffassungen präsentiert werden. Mit Sicherheit die Islamophoben und Rechtsradikalen, die Ignoranten – wie Strenger sie nennt – sie werden wohl am lautesten ihre (einfachen) Ansichten verbreiten.

Deutsche Schulbücher gingen mit dem Thema “Islam” undifferenziert um und zeichneten ein unzutreffendes Islam-Bild, kritisiert die Wissenschaftlerin Georgi (Universtität Göttingen) in einem Artikel in dem Online-Portal Quantara.de.

Aus der heutigen Schulbuchforschung ergäbe sich, dass der Islam “entzeitlicht” dargestellt werde. Häufig würden nur die Glaubensrituale und das Mittelalter erwähnt unter Aussparung der weiteren Entwicklung des Islam. Georgi: “Schüler lernen unter diesen Voraussetzungen nicht, zwischen Setzungen durch religiöse Schriften und den kulturellen und politischen Vergangenheiten zu unterscheiden. So entsteht quasi eine Erzähllücke zwischen Mittelalter und Moderne, zwischen den Kreuzzügen und den terroristischen Anschlägen des 11. September 2001, die rasch Eingang in die schulischen Bildungsmedien gefunden haben. Mit der Lücke entsteht der Eindruck, die europäische Moderne habe sich unabhängig – wenn nicht gar im Gegensatz – zu islamisch geprägten Gesellschaften positiv entwickelt, während diese vormodern geblieben seien.” Es lasse sich ferner die Tendenz feststellen, “islamisch geprägte Zivilisationen und Kultur als einheitlich darzustellen. Innerislamische Unterschiede werden nur selten zum Thema gemacht.” Und schließlich werde der Islam “häufig als starre Gesetzesreligion dargestellt und mit Gewalt oder der Unterdrückung von Frauen in Verbindung gebracht.”

Die Wissenschaftlerin will zum Schulbuchbefund nicht von Vorurteilen sprechen, sondern von “Darstellungen, die sich nur schwer von Stereotypen lösen können”.

Migranten, so eine der zentralen Beobachtungen von Georgi, würden kaum als aktiv Handelnde, stattdessen als Bedürftige und als Opfer gesellschaftlicher Umstände dargestellt. Man wird zu Recht davon sprechen können, dass diese Stereotypen den Boden bilden, aus dem dann die Ideologien des Multikulturalismus, des Rassismus und der Islamophobie gekrochen kommen.

Verteidigung der Freiheit beginnt bei der Bildung.

Dazu gehört unbedingt die über Schulbücher vermittelte. Wenn es so ist, wie Frau Georgi mitteilt, ist es höchste Zeit die Schulbücher zum Thema Islam zu überarbeiten. Aber bitte nicht (nur) mit den konservativ-orthodoxen Islamverbänden!

Ob Pegida, Rechtspopulismus und –radikalismus, christlicher oder islamischer Radikalismus, Wahhabismus oder Islamismus: zur Gegenwehr gegen die Feinde der Freiheit gehört auch die Darstellung von Tatsachen, gehört die Differenzierung. Und zwar auch in Hinsicht auf “den Islam”.