Der "Verband der Zoologischen Gärten e.V." (=Lobbyverband der 57 größeren Zoos hierzulande [+16 weiteren Zoos im Ausland]) fordert die möglichen "Jamaika"-Parteien (CDU, CSU, FDP, Grüne) anlässlich ihrer Sondierungsgespräche zum Thema Umwelt zu einem "deutlichen Bekenntnis zu Zoos" auf. Angeblich hätten "40 Millionen Menschen im vergangenen Jahr einen unserer Mitgliedzoos besucht", so VdZ-Geschäftsführer Homes. Insofern müssten "unsere Zoos (...) auf bundespolitischer Ebene als wirtschaftlich und gesellschaftlich relevante Standortfaktoren und als besucherstarke Bildungsorte und Artenschutzzentren anerkannt und entsprechend gefördert werden."
Ganz so, als würden die VdZ-Zoos nicht ohnehin und fortlaufend mit zigMillionen aus Steuergeldern subventioniert. Tatsächlich arbeitet praktisch keiner der deutschen Zoos kostendeckend. Die Behauptung Homes', die Mitgliedszoos des VdZ "generieren jährlich fast 300 Millionen Euro Umsatz", mag zwar zutreffen, sagt aber nichts über die Bilanz aus: tatsächlich sind praktisch sämtliche Zoos hierzulande Zuschussbetriebe, die zu erheblichen Teilen aus Steuergeldern unterhalten werden. Auch und gerade die von Homes' angeführten "etwa 110 Millionen Euro" pro Jahr, die angeblich "in höheres Tierwohl"(?) fließen, speisen sich wesentlich aus öffentlichen Geldern und werden keineswegs von den Zoos selbst erwirtschaftet. Im Übrigen ist die VdZ-Behauptung, dass Zoos " für den Tourismus eine wesentliche Rolle" spielten, längst widerlegt: keineswegs wird über die vielbehauptete Umwegrentabilität die Zoos zuteil werdende massive Subventionierung gerechtfertigt: Aus tourismuspolitischer Sicht machen Zoos keinen Sinn.
Nicht zuletzt ist die Homessche Behauptung, es hätten "40 Millionen Menschen im vergangenen Jahr einen unserer Mitgliedzoos besucht", grob irreführend, da sie wie seit je BesuchE mit BesucheRn ineinssetzt. Tatsächlich dürften allenfalls 10-12 Millionen Zoointeressierte, teils mehrfach, VdZ-Zoos besucht haben. (Kleines Rechenexempel: Gehen nur 10 Prozent der Zoobesucher 5mal pro Jahr in einen Zoo, reduziert sich die Zahl der Zoobesuche schon auf die Hälfte. Und ein weiteres Exempel zum Selbstnachrechnen: Was ist, wenn 10 % der Zoobesucher 10mal pro Jahr in den Zoo gehen...?)
Im Übrigen haben keineswegs alle VdZ-Zoos mittlerweile auf korrekte Einlasszählung umgestellt, vielmehr rechnen viele ihre Besuchszahlen immer noch nach einem dubiosen VdZ-Schlüssel hoch, über den jahre- und jahrzehntelang viel zu hohe Besucherzahlen ermittelt worden waren. Erst nachdem diese Machenschaften 2014 aufgedeckt worden waren, wurde in den meisten VdZ-Zoos auf korrekte Zählung umgestellt. Immer noch aber wird nicht zwischen BesuchEn und BesucheRn unterschieden, so dass selbst bei korrekter Drehkreuzzählung heillos übertriebene Zahlen herauskommen.
11 Kommentare
Kommentare
Sebastian am Permanenter Link
Der Beitrag enthält einige richtige Anmerkungen bezüglich der Darstellung des Zooverbands, jedoch finde ich die in ihm vorgebrachte Kritik nicht ganz nachvollziehbar.
Kay Krause am Permanenter Link
Unbestritten ist: Zoologische Gärten sind meist wunderschön angelegte Parks, laden zum Sonntagsbesuch ein und zeigen gerade Kindern exotische Tiere, welche sie in Natura normalerweise nicht zu Gesicht bekämen.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
"zeigen gerade Kindern exotische Tiere..."
Ralph Knauf am Permanenter Link
Löst die Zoologischen Gärten endlich auf und lasst die Tiere in Ruhe dort leben, wo sie von Natur aus hingehören.
pavlovic am Permanenter Link
Dass die Menschen die Tiere sehen möchten - daraus kann man ihnen keinen Vorwurf machen.
Elke am Permanenter Link
Pavlovic, was willst du mit deinem post eigentlich sagen? Ist mir oefter schon mal aufgefallen, dass du zu allem und jedem deinen Senf dazu gibst, und selten bis nie ist verstaendlich, was du meinst.
Thomas am Permanenter Link
"Meine These ist: Kein Tier wird so sehr gequält wie der Mensch in Folterkellern."
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pavlovic am Permanenter Link
Ja, es gäbe viel zu diskutieren und sich zu informieren.
Thomas am Permanenter Link
"Faschismus: Der Begriff ist in diesem Zusammenhang unklar"
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Ralph Knauf am Permanenter Link
Käfighaltung ist aus humanistischen Gesichtspunkten grundsätzlich abzulehnen, bei Menschen, wie bei Tieren. Resozialisation nach Straftaten muss anders möglich sein, als durch jahrelanges Wegsperren.
Wolle am Permanenter Link
Was passiert in diesen "Bildungsorten" und was versteht der Verband unter Bildung, für Beispiele wehre ich dankbar?