Auf eine Moschee in ein Kongresszentrum wurden Bombenanschläge verübt. Bisher ist nichts über die Täter bekannt. Ein erstes "Bekennerschreiben" wurde schnell als Fälschung enttarnt. Nichtsdestotrotz stellt die rechtspopulistische Politikerin Vera Lengsfeld es so hin, als würden generell Flüchtlinge ihre Unterkünfte anzünden.
Im Debattenmagazin "The European" schreibt die Autorin, die gemeinsam mit der AfD-Politikerin Beatrix von Storch im Vorstand des "Bürgerkonvents" tätig war:
Von den etwa 800 Bränden in Flüchtlingsunterkünften, die wider besseres Wissen von Politikern und Medien den Rechtsextremisten zugeordnet werden, sind weit über die Hälfte von Bewohnern selbst verursacht worden…
Unklar ist, woher Frau Lengsfeld diese Zahlen hat. Es bleibt trotz ihrer Aussagen eine unbestreitbare Tatsache, dass die überwältigende Mehrheit von Brandanschlägen auf Einrichtungen, in denen Flüchtlinge untergebracht sind, aus fremdenfeindlichen, rassistischen Gründen begangen werden.
Anhand des Artikels von Frau Lengsfeld läßt sich gut nachweisen, wie Rechtspopulismus funktioniert und mit welchen Methoden er arbeitet. So meint sie ernsthaft, dass "Politikern und Journalisten mit stramm nach rechts gedrehten Köpfen die linke Gefahr aus dem Blick geraten ist". Dabei "vergisst" sie zu erwähnen, dass sich gerade im NSU-Komplex das genaue Gegenteil zeigt. Als die Baader-Meinhof-Gruppe in Deutschland Terrorakte verübte wurde fast der Notstand ausgerufen. Als elf Menschen von der NSU ermordet wurden, haben staatliche Behörden die Opfer zu Tätern gemacht.
Doch Wahrheiten, die nicht in das eigene politische Weltbild passen, werden einfach ignoriert oder umgedeutet. (Das gilt im Übrigen für alle Seiten.) Gefährlich ist dieser Populismus vor allem deshalb, weil er sich gegen eine Minderheit richtet, die sich kaum in den Medien äußern kann.
Vera Lengsfeld geht auch auf das "Bekennerschreiben" ein, das gestern kurzzeitig auf dem linken Portal linksunten.indymedia erschienen ist und innerhalb kurzer Zeit als Fälschung enttarnt wurde. Es spricht Bände, dass Sachsens Innenminister gern der Mär von einem "linksextremistischen Anschlag" glaubte und später zurückrudern musste. Bei Lengsfeld liest sich das dann so: "Die Ermittlungen liefen derzeit in alle Richtungen", verkündet der Innenminister. "Das klingt so, als wolle man eine ausländerfeindliche Tat nicht ausschließen, was die Frage aufwirft, warum unbedingt, trotz linkem Bekennerschreiben, daran festgehalten werden soll."
Wer sich nie mit der Geschichte des Terrorismus und mit den Hintergründen ausländerfeindlicher Taten befasst hat, gerät schnell in die Gefahr, auf die Argumentationskette der Rechtspopulistin Lengsfeld hereinzufallen. Denn tatsächlich dürfte es kaum Linksextreme geben, die ausländerfeindlich sind; das ist nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich.
Falsche, aus der Luft gegriffene Zahlen, die Verdrehung von Tatsachen und die Beschuldigung des politischen Gegners: Der Artikel von Vera Lengsfeld bietet das gesamte Arsenal des medialen Rechtspopulismus.
8 Kommentare
Kommentare
nihil jie am Permanenter Link
"Unklar ist, woher Frau Lengsfeld diese Zahlen hat.
Zumal manche Unterkünfte schon brannten bevor überhaupt Flüchtlinge einziehen konnten.
Joachim Lange am Permanenter Link
Ein unsachlicher und diffamierender Artikel, der dem hpd unwürdig ist:
2) Es ist eine Unterstellung des Autors, dass Frau Lengfeld behaupten würde: "als würden generell Flüchtlinge ihre Unterkünfte anzünden". Wo hat sie das behauptet?
3) Jedermann weiss, dass die NSU anders als die Baader-Meinhof-Gruppe keine Bekennerschreiben veröffentlicht und nicht die Öffentlichkeit gesucht hat. Unpassender Vergleich des Autors. Wahrscheinlich also keine Vergesslichkeit bei Frau Lengsfeld, den NSU nicht zu erwähnen, wie der Autor unterstellt.
4) "tatsächlich dürfte es kaum Linksextreme geben, die ausländerfeidlich sind"...auch wenn die Links-Rechts-Pauschalisierungen des Autors befremden, da muss der Autor nicht spekulieren, z.B.: http://www.bz-berlin.de/berlin/neukoelln/wagenburgler-wehren-sich-gegen-fluechtlinge-auf-ihrem-areal
5) "Doch Wahrheiten, die nicht in das eigene politische Weltbild passen, werden einfach ignoriert oder umgedeutet." Welche "Wahrheiten" ignoriert Frau Lengsfeld?
6) Woher weiß der Autor, dass es sich bei den Bomben in Dresden um "ausländerfeindlicher Taten" handelte? Er schreibt selbst in der Einleitung, es sei noch nichts über die Täter bekannt.
7) Der Autor bemängelt, dass Frau Lengfeld keinen Beleg für "800 Bränden in Flüchtlingsunterkünften" anführt. Hat sich der Autor in guter journalistischer Handwerksarbeit um einen Quellenbeleg bei Frau Lengsfeld oder an anderer Stelle bemüht, bevor er über den hpd mit diesem diffamierenden, halbgaren und tendenziellem Artikel an die Öffentlichkeit tritt?
Alex am Permanenter Link
Frau Lengsfeld hat in ihrem Artikel keine Belege aufgeführt, aber wenn ich sie richtig verstehe, ist es nicht mehr die Aufgabe des Verantwortlichen (in dem Fall Frau Lengsfeld) Belege anzuführen, sondern der Leser, di
"Von den etwa 800 Bränden in Flüchtlingsunterkünften, die wider besseres Wissen von Politikern und Medien den Rechtsextremisten zugeordnet werden, sind weit über die Hälfte von Bewohnern selbst verursacht worden, aus Unkenntnis der elektrischen Geräte, aus Fahrlässigkeit, manchmal auch mit Absicht."
Das liest sich schon eindeutig so, als ob hier der rechtsextremistische Hintergrund unter den Tisch gekehrt werden soll und die Migranten selbst die eigentlichen Verursacher sind
Das macht natürlich Sinn, vor allem vor dem Hintergrund das viele Flüchtlingsheime abgefackelt werden, bevor die Flüchtlinge überhaupt eingezogen sind. Die sind so fleissig, dass sie ihre zukünftige Unterkunft schon im Voraus aus purer Dummheit (denn sie können offenbar nichtmal elektrische Geräte bedienen) abfackeln.
Der Artikel von Frau Lengsfeld ist sowieso eine Lachnummer, weil die Hälfte sich auf das indymedia Forum bezieht und sie so vom eigentlichen Thema ablenkt. Sie verharmlost die rechtsterroristischen Taten, deutet auf die Opfer als mutmassliche Verursacher, versteigt sich in eine Wahnidee ("Nun ist peinlicherweise ein inzwischen wieder gelöschtes linksextremes Bekennerschreiben zu den Anschlägen auf der Hassplattform linksunten.indymedia aufgetaucht. Wie wenig das den Politikern in den Kram zu passen scheint, davon zeugen Äußerungen von CDU-Innenminister Ulbig.") und versucht die Taten auf billigste (und journalistisch armseligste) Weise den Linken (als die wirkliche Gefahr) in die Schuhe zu schieben.
Sie haben recht, ich glaube auch nicht das Vera Lengsfeld eine rechtpopulistische Politikerin. Sie ist weit weniger interessant. Ich würde sie höchstens als eine durchgeknallte Psychopathin durchgehen lassen, die sogenannte "Artikel" produziert. Oh, oder war das jetzt zu "tendenziell"?
Stan Berggruen am Permanenter Link
Seit wann muss sich der Autor um Quellenbelege bei einer so offensichtlich populistischen Äußerung von Frau Lengsfeld kümmern?
Ulf am Permanenter Link
Fakt ist aber eben auch und dies blenden meine beiden Vorredner komplett aus, dass es über beide Ursachen, nämlich rechtsradikale Brandstiftungen und von Flüchtlingen verursachte Brände in den Medien keine gleiche, au
Über das Warum und Weshalb wurde auch schon auf HPD diskutiert, durchaus kontrovers. Die Befürworter verwiesen darauf, dass man unliebsamen konservativen Meinungen oder eben je nach Lesart allgemein den "Rechten" keine Argumentationshilfen geben darf, die anderen sprachen von Zensur, die einer offenen Gesellschaft zuwiderläuft und Bürger entmündigt. Zweifellos haben sich in den meinungsbildenden Medien Erstere durchgesetzt.
Zusammengefasste offizielle Quellen wird Frau Lengsfeld, ausser für rechtsradikal motivierte Brände, daher kaum beibringen können. Dafür musste man selbst recherchieren, meist auf regionalen Seiten kleinerer Zeitungen. Ich selbst habe nach bestem Wissen und Gewissen und aus purem Eigeninteresse entsprechende Daten für die ersten drei Monate diesen Jahres evaluiert, (ohne Anspruch auf absolute Vollzähligkeit), welche Frau Lengsfelds Meinung leider nicht widerlegen. Bei Zweifeln kann ich die Brandorte hier nennen, so dass ein jeder selbst die jeweiligen Ursachen recherchieren könnte. Insgesamt halte ich dies aber für wenig zielführend, man darf einfach eine Quintessenz des Lebens nicht außer acht lassen: Es gibt viele Graustufen, aber kein Schwarz Weiß und somit auch keine nur Heiligen, bei keinem Volk, bei keinen Gruppen und auch bei keinen Mehr-oder Minderheiten...
Grüße
cervo am Permanenter Link
War das nicht auch Lengsfeld, die einen "Mausrutscher" hatte und Merkel Schuld an den Toten in Brüssel gegeben hat? Nach dem Motto "Irgendwas wird schon hängen bleiben"...
Norbert Reimann am Permanenter Link
Zweifel an den bisherigen Verlautbarungen sind erlaubt; ich vermute, dass es sich bei dem Anschlag auf die Moschee um einen Brandanschlag und nicht um einen Sprengstoffanschlag handelt.
coersfelda am Permanenter Link
Ist mir eigentlich schon zu Schade jemandem den Unterschied zwischen Brand und Brandstiftung zu erklären, vor allem da das explizit in dem zu Grunde liegenden Text differenziert ist.
Einer Person die versucht den Sachverhalt in einem Debattenmagazin richtig darzustellen niedere Beweggründe vorzuwerfen, indem man Brand und Brandstiftung gleich setzt und dann so lückenhaft zitiert und im dritten Schritt sie abstraft sich in einer Bewegung mit (real) humanistischen Idealen betätigt zu haben, zeugt von gerade sehr einseitigem Denken.
Die Fehler in anderen Teilen des Kommentars finden sich zu genüge und wurden auch schon von meinen Vorschreibern erwähnt.
Bedauerlich, dass freiheitliches Denken so in den Hintergrund gerät, wenn sich eine Chance bietet, sich moralisch über jemanden zu erheben, ungeachtet des eigentlichen Inhalts der Aussagen.