Bisher wurde ihnen die Ehre einer normalen Bestattung nicht zuteil. Jetzt konnte ein Zusammenschluss von Kolleginnen in Bangladesch mit Hilfe der örtlichen Polizei einen Imam davon überzeugen, eine muslimische Beisetzung für die Verstorbene abzuhalten. Der bereut es mittlerweile.
Wie englischsprachige Medien berichteten, wurde eine Sex-Arbeiterin aus Bangladesch erstmals nach islamischem Ritus beigesetzt. Bisher war ihnen dies verwehrt worden: Verstorbene Prostituierte wurden verscharrt oder gar in Flüsse geworfen. Personen, die in dem Bereich arbeiten, sind gesellschaftlich geächtet.
Nun der Tabubruch: Am Grab der verschiedenen Hamida Begum versammelten sich über 200 Menschen, die um die 65-Jährige trauerten, aber auch um den symbolischen Durchbruch zu würdigen. "Meine Mutter wurde wie ein menschliches Wesen behandelt", sagte die Tochter der Verstorbenen, die ebenfalls in dem Gewerbe tätig ist, dem Dhaka Tribune. Bisher sei der Tod einer Sex-Arbeiterin eher so gewesen wie der eines Hundes, erklärte eine ehemalige Prostituierte der Zeitung.
Ein Zusammenschluss aus Kolleginnen hatte sich für die Tote eingesetzt, indem sie die Polizei baten, den örtlichen Imam davon zu überzeugen, ein Beerdigungsgebet zu sprechen. Erst habe er dies abgelehnt, aber auf die Frage des Dienststellenleiters der Polizei, ob der Islam es jemandem verbiete, an einem solchen teilzunehmen, wenn es für eine Prostituierte gesprochen wird, habe er keine Antwort gehabt. Über Jahrzehnte hätten sich islamische Geistliche geweigert, Menschen, die in diesem wahrscheinlich ältesten Gewerbe der Welt tätig sind, die letzte Ehre zu erweisen, weil sie diesen Beruf als unmoralisch ansehen.
Mittlerweile ist der Imam, der die Bestattung spirituell begleitete, zurückgerudert, nachdem er sich vor Ort immenser Kritik ausgesetzt sah: Er werde dies nie wieder für eine in diesem Beruf tätige Person tun. Er habe die Begräbniszeremonie ursprünglich gar nicht leiten wollen, er habe es nur auf Wunsch der Polizei hin gemacht.
Prostitution ist in Bangladesch für Frauen ab 18 Jahren legal, die ihr Alter und ihre Freiwilligkeit nachweisen können – eine Seltenheit in einem islamischen Land. Die Realität sieht aber oft anders aus: Die nun beerdigte 65-jährige Hamida Begum arbeitete in dem Bordell mit dem Namen "Daulatdia" schon ab dem Alter von zwölf Jahren, häufig folgen Töchter ihren Müttern nach. Über 1.200 Sex-Arbeiterinnen bedienen dort bis zu 5.000 Freier pro Tag, damit ist es laut Dhaka Tribune eines der größten Bordelle der Welt.
6 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Diese scheinheilige Doppelmoral ist unerträglich, erst ins Bordell gehen und dann die Liebesdienerinnen verdammen, das ist die "Moral" des Islam.
sitha Berg am Permanenter Link
Nur des Islam?
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Nein, aller Religionen, aber der Artikel bezieht sich explizit auf den Islam.
Angelika Wedekind am Permanenter Link
Das Wort Sexarbeit ist irreführend. Es bleibt eine Art der Sklaverei aus Armut. Der älteste Beruf der Welt ist es auch nicht. Eine zynische Erfindung von Männern.
N. N. am Permanenter Link
Danke, Frau Wedekind.
René am Permanenter Link
> in diesem wahrscheinlich ältesten Gewerbe der Welt
Warum nur wird diese Mär immer wieder so bar jeder Skepsis kolportiert? Und drückt diese Zuschreibung vielleicht eine Art Romantisierung der Prostitution dar?