Ein Mitglied des irischen Unterhauses stellt ein neues Gesetz vor, wonach Homöopathen, Glaubensheiler und falsche Ärzte mit Gefängnis- oder Geldstrafen rechnen müssen, wenn sie Krebsheilung anbieten ohne getestete Behandlungsmethoden.
Kate O’Connell ist Apothekerin und Abgeordnete des irischen Unterhauses. Sie plant im Februar einen Gesetzesvorschlag vorzulegen, wonach es eine Straftat ist, mit Krebsheilung zu werben oder diese anzubieten, wenn diese nicht von Medizinern als wirksam erklärt wurden.
Die Heilungschancen für Krebs würden immer weiter steigen. Doch das würde dazu führen, dass viele Menschen glauben, dass alles geheilt werden könne, so O’Connell. "Und viele skrupellose Menschen nutzen dies aus." Gerade wenn konventionelle Medizin versagt habe. Und die Menschen würden in ihrer Verzweiflung zu Überleben auf diese Angebote eingehen.
Es ist nicht das erste Mal, dass O’Connell ein solches Ziel verfolgt. Ein ähnliches Vorgehen möchte sie gegen die "Behandlung" von Autismus oder die HPV-Impfung. Sie möchte aber das Gesetz erst darauf erweitern, sollte das Krebs-Gesetz vom Parlament bestätigt werden.
In Großbritannien gibt es ein solches Gesetz bereits seit 1939, dort können die falschen Heiler bis zu drei Monate ins Gefängnis kommen. In Irland ist dies nicht der Fall – bislang.
5 Kommentare
Kommentare
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Kate O'Connell hat sich seinerzeit auch verdient gemacht, als sie öffentlich im Parlament gegen Andrew Wakefields unsägliche Impfgegner-Tour durch Europa mit seinem unterirdischen Film VAXXED auftrat.
Der Beitrag enthält eine missverständliche Formulierung: Sie ist natürlich nicht "gegen" die HPV-Impfung, sondern gegen deren Verteufelung in unsachlichen Kampagnen.
A.S. am Permanenter Link
Ein sinnvolles Vorhaben. Könnten wir in Deutschland auch gebrauchen.
Auf längere Sicht sollte es ein Gesetz gegen alle unbewiesenen Versprechen auf "längeres" oder "ewiges" Leben geben.
Für ein verheißenes "ewiges Leben" tun die Menschen bekanntlich alles, sogar sich Sprengstoffgürtel umlegen. Solche Versprechen sind echt gefährlich!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Diese Frage rührt an ein häufiges Thema, nämlich:
Wie weit darf der Staat die Freiheit seiner Bürger beschneiden, um sie zu schützen?
Bei Betrug wäre die Sache einfacher: Wenn der Krebsheiler falsche oder gezielt irreführende Studien vorlegt, dann handelt es sich um Betrug. Das ist bereits im Strafrecht geregelt.
Wenn der Krebsheiler aber nur von einer neuen Methode spricht, nach deren Anwendung es bereits zwei Heilungen gegeben hat (was bei ausreichend vielen Anwendungen nicht ganz unwahrscheinlich ist, selbst wenn es sich um das Trinken von links umgerührtem Heidelbeersaft handelt), dann ist es kein Betrug im strafrechtlichen Sinne.
Zurück zur Frage: Wie wägen wir ab, was uns wichtiger ist: Die Freiheit des Bürgers oder der Schutz des Bürgers?
In diesem Forum gibt es viele Menschen, die im Namen der Freiheit des mündigen Menschen die Freigabe von Drogen (ganz oder teilweise) fordern, die derzeit zum Schutz der Bürger verboten sind (und zum Schutz der Alkohollobby, ich weiß, sehe ich sogar genauso).
Ebenfalls stellen viele die Freiheit der Kunst und der Rede über den Respekt vor anderen Meinungen und somit über den Schutz deren Vertreter vor Beleidigungen.
Viele wollen auch im Namen der Freiheit ein Recht auf Euthanasie, auf die Gefahr hin, dass es Missbrauch geben könnte. Bisher sind demente Menschen davor geschützt.
Wie sieht es jetzt mit der Freiheit des Gewerbetreibenden (der sich selbst vielleicht wirklich als innovativen Menschenfreund betrachtet) und dem Schutz des verzweifelten kranken Menschen aus? Und vielleicht will ein Mensch ja wirklich diese Alternativbehandlung - mit einem solchen Gesetz wird ihm die Freiheit genommen, seine gewünschte Behandlung zu erhalten.
Wer grundsätzlich für die Freiheit und Mündigkeit des Menschen eintritt, müsste eigentlich gegen so ein Gesetz sein, selbst wenn er - so wie ich - das Geschäft mit der alternativen Krebsheilung überaus skeptisch betrachtet.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Bitte nicht immer alles miteinander vermengen.
Was hat die Erlaubnis von Meinungsfreiheit und Kritik - selbst "respektloser" Kritik - mit der Erlaubnis, Menschen in Not mittels Scharlatanerie Geld aus der Tasche zu ziehen, zu tun?
Ersteres ist eine Freiheit, die niemandem wehtut (auch dem Schlips, auf den man sich getreten fühlen mag, tut es nicht weh) und Letzteres ist eine Form der Bereicherung auf Kosten verzweifelter Patienten ohne Nutzen.
Nicht der Patient bekommt seine Freiheit beschnitten, sondern der Scharlatan darf nicht mehr ungestraft seinen Trickbetrug praktizieren. Wäre es kein Trickbetrug und objektive Studien belegten die Vorteile der neuen Therapie bisherigen Therapieformen gegenüber, dann droht ja auch keine Bestrafung.
Dies konsequent durchzusetzen ist in einer Welt, in der Homöopathen sogar Werbung für ihre Zuckerpillen im ör TV machen dürfen, schwierig. Scharlatanerie, Esoterik und Geisterglauben (auch wenn er schon 2.000 Jahre alt ist) müssten öffentlich deutlich sichtbar das Label "Privatmeinung ohne Beleg" bekommen. Und überall da, wo die Gesundheit, die Freiheit oder das Vermögen der Opfer gefährdet ist, sollte die betrügerische Aktivität verboten und bestraft werden...
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Erstens: Es wird durchaus auch die Freiheit des Patienten beschnitten, wenn die von ihm gewünschte Behandlung nicht angeboten werden darf.
Zweitens: respektlose Kritik (Ihre Formulierung) oder Beleidigungen (meine Formulierung) können sehr wohl weh tun. Sie verursachen Leid.
Drittens: Man kann durchaus Argumente dafür anführen, Homöopathie zu verbieten. Man auch Argumente dafür anführen, Alkohol und Glücksspiel zu verbieten. Beides gefährdet Gesundheit, Freiheit und Vermögen der Opfer.
Man kann auch aus guten Gründen (Stichwort: Klimawandel) private Urlaubsflüge, Kreuzfahrten und Autos mit Spritverbrauch von über 5l/100km verbieten - unter solchen Vergnügungen leiden nämlich in Zukunft andere. Oder man kann in Zeiten der Wohnungsnot verbieten, dass Menschen zu zweit auf über 90qm wohnen. Manche wollen auch gewalttätige Videospiele verbieten und berufen sich auf Studien durchaus seriöser Autoren, wonach solche Spiele reale Gewalttaten fördern können.
Die Frage ist immer: Wie hoch bewerte ich menschliche Freiheit im Gegensatz zu möglichem menschlichem Leid?
Eine andere Frage, die hier dazugehört: Traue ich erwachsenen Menschen zu, ihr Leben selbst zu gestalten?
Ich stehe dazu, dass der Staat manchmal die Aufgabe hat, durch Gesetze Menschen vor ihrer eigenen Dummheit zu schützen, indem er die Freiheit des Staatsbürgers einschränkt.
Wer alternative Krebsbehandlungen verbieten will, schließt sich dieser meiner Meinung an.