Das Europa-Parlament hat gestern dafür gestimmt, dass wichtige Abgeordnete ihre Treffen mit Lobbyisten veröffentlichen müssen. Auf Antrag der konservativen EVP-Fraktion war die Abstimmung geheim.
Die Parlamentarier stimmten darüber ab, ob Abgeordnete mit besonderen Aufgaben wie Ausschussvorsitzende, Berichterstatter und Schattenberichterstatter verpflichtet werden sollen, ihre regulären Treffen mit registrierten Lobby-Vertretern online zu veröffentlichen.
Nina Katzemich von LobbyControl kommentiert das mit den Worten: "Das ist ein Meilenstein für Transparenz und die Demokratie in Europa. Zum ersten Mal können wir damit sehen, welche Interessenvertreter wichtige Abgeordnete treffen, wenn sie über Gesetzesvorschläge beraten. Viele Menschen haben sich in den vergangenen Jahren von Europa entfernt. Das ist ein wichtiger Schritt, um sie wieder zurück zu holen und Vertrauen aufzubauen."
In Brüssel arbeiten etwa 30.000 Lobbyisten, die meisten davon im Interesse der Wirtschaft. Sie geben jährlich rund 1,5 Milliarden Euro aus, um Gesetze, Politik und öffentliche Meinung zu beeinflussen. 7000 von ihnen haben einen Dauerzugangspass für das Parlament und können sich dort jederzeit aufhalten.
Weiter sagte Katzemich: "Die EU-Kommission muss nun auch die Verhandlungen um das EU-Lobbyregister wieder aufnehmen, das Kommissionspräsident Juncker vor vier Jahren versprochen hatte. Damit würde endlich auch der Rat, also das Gremium der nationalen Regierungen, endlich offenlegen müssen, welchen Einfluss Lobbyisten hier nehmen. Das wäre sehr wichtig: Denn es sind häufig die Nationalstaaten, die Gesetze und Entscheidungen im Sinne des Gemeinwohls verhindern."
Der Kabarettist Nico Semsrott schrieb dazu bei Twitter:
Konservative Politiker ...
(a) ... wenn Bürger überwacht werden sollen:
WAS HABT IHR ZU VERBERGEN???b) ... wenn es um Transparenz in ihrer eigenen Arbeit geht:
WARUM VERTRAUT IHR UNS NICHT???#transparenztweet— Nico Semsrott (@nicosemsrott) 31. Januar 2019
8 Kommentare
Kommentare
Konrad Schiemert am Permanenter Link
"regulären Treffen mit registrierten Lobby-Vertretern ... veröffentlichen"
Stefan Dewald am Permanenter Link
Bleibt die Frage offen, wann es das im Reichstag gibt.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nur "wichtige Abgeordnete"?
Kein Meilenstein.
Axel Stier am Permanenter Link
Richtig, typischer Aktionismus!
Wolfgang von Sulecki am Permanenter Link
Was spricht denn dagegen diese Bestechung - freundlich/euphemistisch als *Spende* oder *Sponsoring* bezeichnet - ganz zu verbieten und alle Lobbyisten raus zu werfen?
Dieter Bauer am Permanenter Link
Ehrlichkeit ist in Politikerkreisen ein verhasstes Fremdwort.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
kennen Sie das Wort "Gier" wer viel hat, will immer mehr. Daran scheitern alle Bemühungen
Resnikschek Karin am Permanenter Link
Die Kirchen sind der größte Lobbyist der BRD. Bisher schlüpfen sie durchs Netz. Wer öffnet Sven Giegold (Grüne) die Augen - die bisher alle Parteien zudrücken, wenn's um die lieben Kirchen geht?