Münchhausen wohnt in Regensburg

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Des Kaisers neue Kleider, Illustration von Vilhelm Pedersen

Andrea Nahles sang einst im Bundestag das Pippi-Langstrumpf-Lied: "Ich mach mir die Welt, wide wide wie sie mir gefällt…". Das war etwas peinlich, aber auch ein kleines bisschen witzig. Überhaupt nicht witzig ist, wenn der Regensburger Bischof seine heile Welt erklärt.

Der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer, hat neulich in der katholischen Tagespost kundgetan, dass es einzig und allein das allseligmachende Christentum in seiner katholischen Version sei, welches den Frieden auf der Welt garantiert, garantiert hat und ewiglich garantieren wird: "Der christliche Glaube, besonders in der Gestalt der katholischen Kirche, die wegen ihrer Internationalität gegenüber aller nationalistischen Vereinnahmung und politischen Instrumentalisierung am meisten gefeit ist, ist die beste Rassismus- und Nationalismus-Prophylaxe, die es gibt."

Völkerverständigung und Frieden in Europa sind seiner Meinung nach einzig und allein "auf der Grundlage der Religion des Kreuzes" denkbar.

Ich frag jetzt mal ganz doof: Muss ein Bischof, wenn er Kind ist, nicht auch in die Schule gehen? Hatte der Mann keinen Geschichtsunterricht? Oder war er da immer Kreide holen (vielleicht sogar die gleiche, die er heute frisst)? Der Katholizismus als Prophylaxe gegen Abgrenzung, Rassismus und Nationalismus?

Ich frag jetzt mal ganz vorsichtig, ob nicht vielleicht ganz zufällig – also möglicherweise eventuell vielleicht – die Abgrenzungsprophylaxe bei den inzwischen aufgefundenen über 1.000 Gräbern indigener Kinder in Kanada nicht ganz so gelungen sein könnte. Bei den tausenden Opfern des Missbrauchs in der katholischen Kirche gelang die Sache mit der Abgrenzung auch nicht so richtig gut; bzw. wurde hier das Fehlen von Abgrenzung wohl sehr falsch verstanden. Wenn auf beiden Seiten jedes Krieges und Konfliktes, an dem Soldaten aus Europa teilnahmen und -nehmen, zum gleichen katholischen Gott gebetet wird… dann ist das ebenso schizophren wie nationalistisch.

Man muss schon ziemlich viel Chuzpe haben, um zu behaupten, der katholische Glauben sei wegen seiner "Internationalität gegenüber aller nationalistischen Vereinnahmung und politischen Instrumentalisierung am meisten gefeit". Wie geschichtsvergessen kann man sein, wenn man einfach mit einem salbungsvollen Lächeln darüber hinweggeht, dass im Namen eben des von Bischof Voderholzer gefeierten Kreuzes Millionen Menschen umgekommen sind? Wollen wir über Missionare und Eroberungen in Afrika, Nord- und Südamerika und eigentlich jedem anderen Zipfel der Erde reden? Darüber, dass Kreuz und Gewehr immer gemeinsam "die Welt eroberten"?

Es ist eben genau nicht die "Religion des Kreuzes" (und jede andere Religion auch nicht) "Grundlage für Völkerverständigung und Frieden". Sondern im Gegenteil ist es auch und gerade die katholische Kirche, die in – zum Beispiel – Polen gerade dem Nationalismus das Hohelied singt. Mit nun alles anderem als völkerverständigenden Strophen.

Bischof Voderholzer versteht die Welt nicht und bastelt sich seine eigene; eine schöne, kuschelige, heimelige. Jedenfalls eine, in der die Realität eher nicht so vorkommt. Er erinnert mich ein wenig an Erich Mielke, der "alle liebte" oder an den Kaiser, der nackend durch die Straßen lief. Und von beiden weiß man, wie das endete.

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