Kommentar

Philipp Amthor im Berliner Katholikenrat

philipp_amthor_cdu_parteitag_by_olafkosinsky_mg_6334.jpg

Philipp Amthor auf dem CDU-Parteitag 2019 am 22. November in Leipzig.
 Philipp Amthor auf dem CDU-Parteitag am 22. November 2019 in Leipzig

Das ist nun mal richtig dumm gelaufen. Nur wenige Tage nach seiner Berufung in den Katholikenrat des Erzbistums Berlin ist der CDU-Jungstar in einen handfesten Skandal verwickelt.

Sicherlich ging es Philipp Amthor nicht um seine politische Karriere in der C-Partei, als er sich kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres katholisch taufen ließ.1 Er sagte damals: "Der Glaube ist für mich vor allem eine sehr private Angelegenheit und ich möchte nicht, dass er politisch instrumentalisiert wird." Er bezeichnete sich selbst in einer Fernsehsendung als "Lebensschützer" und möchte Abtreibungen verbieten – für ihn offenbar ein klares Indiz dafür, dass er seinen "privaten" Glauben in keiner Weise politisch auslebt.

Nun also wurde der CDU-Politiker Amthor Mitglied eines katholischen Spitzengremiums: "Wie der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Berlin am Mittwoch bestätigte, nahm er den 27-jährigen Bundestagsabgeordneten in die Reihe seiner 'hinzugewählten Einzelpersönlichkeiten' auf", heißt es bei katholisch.de. Mit Stolz verweist das Portal auf die Eignung des Politikers für dieses Amt: "Kritisch äußerte sich Amthor über Gender-Mainstreaming, außerdem positionierte er sich gegen die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe sowie gegen Abtreibungen."

So ein klein wenig können einem die Leute vom Erzbistum Berlin schon leid tun. Die Druckertinte der Pressemitteilung war noch nicht richtig trocken, als Philipp Amthors Name durch alle Medien ging. Allerdings nicht ganz so, wie sich die Berliner Katholiken das vorgestellt hatten.

Das Netz reagiert sofort: Hier ein kurzzeitiger Wikipedia-Eintrag über Philipp Amthor
Das Netz reagierte sofort: Hier ein kurzzeitiger Wikipedia-Eintrag über Philipp Amthor

Der Spiegel deckte am Wochenende auf, dass Amthor tief im Lobbysumpf steckt und das gemeinsam mit dem geschassten Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, der selbst dem rechten Flügel der CDU unangenehm braun erscheint. Zudem beteiligt: Karl-Theodor zu Guttenberg, der "unbestrittene König der politischen Hochstapler" (Zitat Spiegel Online). Es geht weiter um einen Brief auf dem Briefpapier der Bundestagsverwaltung an Wirtschaftsminister Peter Altmaier, in dem Amthor um Unterstützung für die Firma Augustus warb. Und es geht um Aktienoptionen und einen Direktorenposten, die der CDU-Mann von eben dieser Firma erhielt.

Brisant ist auch, dass der vom Spiegel als "die deutsche Antwort auf den österreichischen Kanzler Sebastian Kurz" bezeichnete Jungstar der Konservativen stellvertretendes Mitglied in jenem Untersuchungsausschuss ist, der den Terroranschlag auf den Berliner Breitscheidplatz vom Dezember 2016 aufarbeiten soll. Dieser Ausschuss befasst sich auch mit der Rolle der zuständigen Behörden, zu denen der Verfassungsschutz unter der damaligen Führung seines Freunds und Kollegen Maaßen gehört.

Aber Amthor reagierte gut katholisch: Er "entschuldigte" sich, ohne Schuld einzugestehen. Auf Instagram räumt er ein, einen Fehler gemacht zu haben. Aber nur ein bisschen. (Eine genaue Analyse der "Entschuldigung" hat Lorenz Meyer bei Twitter verfasst.)

Und was könnte – außer dass Amthor nicht CDU-Chef von Meck-Pomm wird – als Konsequenz aus dem Skandal passieren? Etwas, das mit Sicherheit dem Erzbistum Berlin nicht sonderlich gefallen dürfte: Jetzt fordert auch eine der Regierungsparteien die Einrichtung eines Lobbyregisters. Das ist nun mal richtig dumm gelaufen.

Nachtrag am 17.06.2020: Amthor verlässt Amri-U-Ausschuss

Unterstützen Sie uns bei Steady!

1 Dieser Satz kann Spuren von Ironie enthalten! ↩︎