Eine aktuelle Studie vom Institut für Jugendkulturforschung zeigt, dass Jugendliche in Österreich kein Interesse mehr an Religionen haben. Religionen werden eher als Privatsache und gesellschaftliche Herausforderung gesehen.
Nach der am Montag veröffentlichten Pressemitteilung zur Studie gehen 45 Prozent der 10- bis 19-Jährigen beim Thema "Religion" emotional auf Distanz. 38 Prozent können mit dem Thema "Religion" nichts anfangen und 7 Prozent geben unumwunden zu: "Religion ist nichts für mich." Ein Drittel der befragten Jugendlichen (34 Prozent) hat nach eigenem Empfinden keine religiös-weltanschauliche Heimat.
Zu Recht stellt sich das Institut für Jugendkulturforschung die Frage, ob Religion im Alltag der nachwachsenden Generation überhaupt noch ein relevanter Faktor sei. "Österreich hat eine lange katholische Tradition", heißt es einleitend, "doch im 21. Jahrhundert werden die Karten neu gemischt. Im religiös-weltanschaulichen Bereich gerät viel in Bewegung: Die Zahl der Katholiken schwindet. Das Verhältnis junger Menschen zu Religion verändert sich. Das Spektrum weltanschaulich-religiöser Heimaten wird breiter. Die Gruppe der religionsdistanzierten Jugendlichen wächst."
Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass überhaupt nur noch 22 Prozent der Befragten den "Glauben an Gott oder ein höheres Wesen" mit Religion verbinden.
Die Forscher fassen zusammen: "Der Bedeutungsverlust der Amtskirche ist in den Lebenswelten der Jugendlichen angekommen." Für lediglich 1 Prozent der 10- bis 19-Jährigen ist die Kirche eine gesellschaftliche Einflussgröße. "Als Orientierungspunkt für das persönliche Leben hat die Religionsgemeinschaft, in die man hineingeboren wurde, nicht notwendigerweise Relevanz, vieles in der Kirche ist inkompatibel mit der Lebensweise und den Werten junger Menschen." So werden die Kirchensteuer und die Doppelmoral der Kirche kritisiert.
Studienleiterin Dr. Beate Großegger kommentierte das Ergebnis der Befragung mit den Worten: "Geht es nach den heute 10- bis 19-Jährigen, ist Österreich kein klassisch katholisches Land mehr, das Leben in Österreich ist vielmehr durch eine Vielfalt an Religionen und, parallel dazu, einen Bedeutungszuwachs der Religionsdistanzierten geprägt."
Für einen Großteil der Jugendlichen steht die Vielfalt der Religionen als gesellschaftliche Herausforderung im Vordergrund: Die Jugendlichen nennen hier Aspekte wie das Nebeneinander religiöser Überzeugungen in der Gesellschaft und kulturelle Unterschiede zwischen den Mitgliedern unterschiedlicher Religionsgemeinschaften. Genannt wurden aber auch Intoleranz gegenüber Andersdenkenden sowie Religionsfreiheit als Menschenrecht.
3 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Bedeutungszuwachs der Religionsdistanzierten" - eine Idee setzt sich durch. Und das ist auch gut so!
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Religion ja, aber ohne einen erfundenen Gott!! Religiös zu sein schadet keinem Menschen.
A.S. am Permanenter Link
So begrüßenswert die zunehmende Distanz der jungen Erwachsenen zu den Religionen ist, so bedenklich stimmt mich die leichtfertige "religiöse Toleranz", die es religiösen Fanaktikern leicht macht, die freihei
Das Menschenrecht Religionsfreiheit macht nur Sinn in der Interpretation: "Niemand darf anderen Menschen eine Religion vorschreiben", also als persönliches Abwehrrecht gegen Religion.