Missbrauchsskandal

"Halten Sie Ihre Kinder generell fern von sogenannten Geistlichen"

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Symbolbild

Angesichts der vielen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche haben Kirchenkritiker aus Luxemburg eine Liste von Präventionsvorschlägen veröffentlicht. Darin raten sie von einem Kontakt mit Geistlichen ab, warnen aber zugleich vor einem Generalverdacht. 

Am vergangenen Donnerstag entschuldigte sich der luxemburgische Erzbischof Jean-Claude Hollerich bei den Opfern sexueller Gewalt durch katholische Geistliche. Bei einer Pressekonferenz wurden mehrere Maßnahmen angekündigt, um künftigem Missbrauch entgegenzuwirken – so die Herausgabe von Verhaltensdirektiven und psychiatrischen Tests für Seminaristen vor ihrer Priesterweihe. Ein Kurswechsel in Luxemburg, denn bis vor Kurzem scheute man eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema: "Dass das Thema im Ausland Schlagzeilen macht, ist für uns kein Grund, dazu Stellung zu beziehen", meinte Roger Nilles, Pressesprecher des Erzbistums gegenüber dem Tageblatt Ende September.

Kirchenkritiker der Allianz der Humanisten, Atheisten und Agnostiker (AHA) lobten in einer Stellungnahme die Entschuldigung des Bistums. Doch der gesamte Rest der Pressekonferenz habe wie eine "Vorstellung von schlecht eingeübter Realsatire" gewirkt. Statt das Problem an der Wurzel zu packen, sei bloß über Symptome geredet worden. Keine Erwähnung fand der Zölibat, das Hauptproblem im Kontext der sexuellen Missbrauchsfälle, wie die AHA erklärte. 

Die Kirchenkritiker fordern in der Stellungnahme nicht nur eine angemessene Entschädigung der Opfer, sondern veröffentlichten auch Vorschläge zur Prävention. Zwar dürfe kein Generalverdacht gegen alle Geistlichen gestellt werden. Dennoch handele es ich dabei um ein wichtiges Thema angesichts der hohen Rate von Geistlichen, die sexuellen Kontakt zu Minderjährigen suchen oder haben. In diesem Sinne richtete die AHA daher folgende zehn Vorschläge an alle Eltern:

  1. Halten Sie Ihre Kinder generell fern von sogenannten Geistlichen.
  2. Vor allem wenn Sie Kirchliches nur aus kulturellen Überlegungen oder sozialem Druck heraus praktizieren, und nicht aus religiöser Überzeugung: nach dem Motto "Net reliéis? Stéi dozou!", seien Sie mutig und treten Sie aus der Kirche aus (www.fraiheet.lu). So kommen Sie erst gar nicht in Versuchung, Ihre Kinder in die Obhut von Geistlichen zu geben.
  3. Lassen Sie Ihre Kinder nicht taufen, sondern diese im Erwachsenenalter selbst entscheiden, ob sie Teil der Kirche sein wollen oder nicht. Auf diese Weise haben sie als Kinder keinen Kontakt zu Geistlichen.
  4. Sollte Ihr Kind schon getauft sein, halten Sie es vom Kommunionsunterricht fern und lassen Sie es im Erwachsenenalter selbst entscheiden, ob es die Kommunion machen will oder nicht.
  5. Schicken Sie Ihre Kinder nicht zu den Messdienern.
  6. Schicken Sie Ihre Kinder nicht in die Katechese.
  7. Schicken Sie Ihre Kinder nicht zu katholischen Pfadfindern (wie die "Europascouten") oder anderen Jugendclubs, wo Geistliche zirkulieren.
  8. Denken Sie nicht: "Meinem Kind kann das nicht passieren."
  9. Wenn Sie der Meinung sind, AHA würde mit diesem Text übertreiben, dann lesen Sie unser Interview mit dem Experten und Ex-Geistlichen Richard Sipe (www.aha.lu/sipe).
  10. Nach dem Motto "Selwer denken ass och ee Choix!", überlegen Sie gut: 6%–11,5% sind kein geringes Risiko!