In Hannover ist eine stillgelegte Kirche zum Studentenwohnheim umgebaut worden. Zum gerade gestarteten Wintersemester sind die ersten Bewohner eingezogen.
Hannover hat ein neues Studentenwohnheim. Das Besondere: Es handelt sich um die 2012 mangels Gläubigen stillgelegte Gerhard-Uhlhorn-Kirche, Baujahr 1963. Die Investoren Dirk Felsmann und Gert Meinhof kauften das Gebäude und setzten während der einjährigen Bauphase einen zweistöckigen Block aus 27 Ein-Zimmer-Appartements mit Bad in den Kircheninnenraum ein. Fünf Millionen Euro hat der Umbau insgesamt gekostet. Die Mieten orientieren sich an denen des Studentenwerks, schreibt der Evangelische Pressedienst (epd). Bundesweit soll dies das erste Projekt seiner Art sein, vielleicht sogar in Europa oder gar der ganzen Welt.
Der evangelische Sakralbau des 1996 verstorbenen Architekten Reinhard Riemerschmid mit dem mehr an ein Minarett erinnernden Kirchturm steht unter Denkmalschutz, daher war Kreativität gefragt: Beispielsweise beim großen Kruzifix, das unter dem Dach hängen bleiben musste. Kurzerhand spannten die Bauherren drei weiße Segel davor, damit Nicht-Christen sich davon nicht bedrängt fühlen. "Wir verleugnen nicht, dass er da ist. Wir stellen ihn aber auch nicht zur Schau", sagte Projektentwickler Felsmann dazu der Neuen Presse. Der frühere Altar am Ende des Erdgeschossflurs verschwand hinter einer Verkleidung. Andere ehemalige Kirchenelemente finden noch eine ganz praktische Verwendung, wie die Kirchenbänke an den Tischen in den Gemeinschaftsküchen. Es seien aber insgesamt nur noch kleine Elemente, die an Kirche erinnerten, erzählt Fotografie-Studentin Kim Zeidler, die gerade ihr Zimmer bezogen hat, in der NDR-Sendung "Hallo Niedersachsen".
Dorothee Blaffert, Pastorin der ehemaligen Kirchengemeinde, war dem Projekt von Anfang an zugetan, die hannoversche Landeskirche ist ebenfalls zufrieden. Ein Sprecher sagte der Neuen Presse, es sei wichtig, dass die Würde des Kirchenraums erhalten bleibe und die neue Nutzung nicht dem christlichen Menschenbild widerspreche. Die Nachfrage nach den Studentenzimmern ist groß, die ersten Bewohner zeigten sich begeistert von dem ungewöhnlichen Wohnumfeld, das passenderweise in Minutenentfernung zum Campus liegt. "Eine super Idee", nennt Wirtschaftsstudentin Zuyen Liev das Bauprojekt im NDR.
5 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Denkmalschutz und Würde des Kirchenraums - wie jetzt?
Glockenmann am Permanenter Link
Das Gebaeude ist so haesslich, das man es wirklich nicht erhalten muss.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
So sollte es mit ALLEN Kirchen gemacht werden, wenn darin nicht gerade Theologie studiert wird.
Manfred Schleyer am Permanenter Link
Endlich wurde für ein Gotteshaus ein sinnvoller Verwendungszweck gefunden. Weiter so! Und vielleicht wird eines Tages auch jenes Folter- und Mordinstrument verschwinden ...
Hans Trutnau am Permanenter Link
Fiel mir schon auf, aber ich realisiere gerade erst, dass offenbar kurz nach Erscheinen des Artikels das Teaserbild aus Wikipedia gegen drei aktuelle Bilder von Eva Knüpfer ausgetauscht wurde; sehr schön.