Gelehrte lediglich uneins über Methode der Hinrichtung von Homosexuellen

Verbrennen oder steinigen?

Im türkischen Fernsehsender der Muslimbruderschaft "Watan TV" erklärt die Moderatorin Hala Samir ausführlich, was der Prophet und die Gelehrten zur Homosexualität zu sagen haben. Die Streitfrage ist laut der Moderatorin lediglich, wie die Hinrichtungen vollstreckt werden sollten.

Die ägyptische TV-Moderatorin Hala Samir verkündete am 16. Juni 2020 sichtlich erzürnt im türkischen Fernsehen, dass sich die Gelehrten ziemlich einig gewesen sein sollen: Auf Homosexualität muss stets die Todesstrafe stehen. Der im türkischen TV-Sender der Muslimbruderschaft Watan TV ("Turkey-Based Egyptian Muslim Brotherhood TV") ausgestrahlte Beitrag wurde einige Tage später auch auf der Videoplattform YouTube eingestellt und mit englischem Untertitel einem breiten Publikum zugänglich.

Laut Hala Samir wären beide Partner einer homosexuellen Handlung, egal ob aktiv oder passiv, zum Tode zu verurteilen. Die Uneinigkeit der Gelehrten sei lediglich bei der Art der Hinrichtungsmethode aufgekommen. Hier war man sich ihrer Aussage nach uneins, wie die Regeln des Propheten zu interpretieren seien: "Manche Gelehrte sagen, man soll sie verbrennen, andere wiederum behaupten, man solle sie erst von einem hochgelegenen Ort hinabwerfen und dann steinigen", führte die Moderatorin die Strafen aus, die auf das intime Beisammensein zweier mündiger Menschen zurückgehen. Auch lesbische Handlungen seien klar verboten, erklärte Samir in einem weiteren Nebensatz, ließ deren Bestrafung allerdings offen. "Manche von denen sagen: ich bin nicht homosexuell, ich bin gay. Sie wollen, dass es schön klingt. Aber nein! Du bist homosexuell, du bist ein Sodomit, eine Lesbe!", wetterte Samir weiter und ließ ihrer Abneigung freien Lauf.

Die Bezeichnung von Homosexuellen als Sodomiten kommt nicht von ungefähr. Sie spielt an auf die Geschichte von Sodom und Gomorra, welche in allen abrahamitischen Religionen zu den Grundsatzwerken zählt. Dort vernichtete der abrahamitische Gott angeblich die Städte Sodom und Gomorra samt all ihrer Bewohner, die sündig gelebt haben sollen. Zu diesen Sünden sollen auch homosexuelle Handlungen gehört haben. Auch aufgrund ebenjener religiösen Literatur werden Repressionen gegen Homosexuelle in vielen Staaten ohne säkulare Trennung von Staat und Religion aufrechterhalten.

Der Beitrag wurde in die gesamte arabische Welt ausgestrahlt und leistet sicherlich einer weiteren Ächtung der Homosexualität in muslimisch geprägten Staaten Vorschub. Während in der Türkei, von wo der Sender Watan TV austrahlt, Homosexualität lediglich gesellschaftlich tabuisiert und häufig geächtet wird, drohen in Ägypten, der Heimat Samirs, Festnahmen und Folter bei homosexuellen Handlungen.

Unterstützen Sie uns bei Steady!