Der alljährliche Auftakt der sogenannten "Lebensschützer"-Märsche im deutschsprachigen Raum findet traditionell im März im westfälischen Münster statt. Anders als in den Vorjahren gab es beim diesjährigen 1000-Kreuze-Marsch in Münster am vergangenen Samstag eine Zunahme an Teilnehmern – eine kleine auf Seiten der Abtreibungsgegner und eine große auf Seiten der Gegendemonstranten.
Jahrelang war es um das Thema "Schwangerschaftsabbruch" einigermaßen ruhig geworden in Deutschland. Als in den 1990er Jahren die faktische Fristenregelung in Kraft trat, die einen Schwangerschaftsabbruch nach Beratung innerhalb der ersten 12 Wochen nach der Befruchtung straffrei macht, ebbten die großen Demonstrationen gegen § 218 StGB ab. Und auch auf Seiten der Abtreibungsgegner beschäftigten sich in Deutschland nur noch einige besonders fundamentalistische Christen mit dem Thema.
Das hat sich inzwischen geändert. Spätestens seit der Verurteilung der Ärztin Kristina Hänel im vergangenen November, weil sie nach Auffassung des Gerichts gegen das Werbeverbot für Abtreibungen (§ 219a StGB) verstoßen hatte, erfährt das Thema "Schwangerschaftsabbruch" wieder eine breite gesellschaftliche Diskussion. Zum einen, weil der Fall Hänel zeigte, auf welch tönernen Füßen die Möglichkeit der straffreien Abtreibung auch in Deutschland nach wie vor steht – Kristina Hänels "Verbrechen" bestand nämlich lediglich darin, dass sie den Schwangerschaftsabbruch neben anderen ärztlichen Leistungen auf ihrer Homepage aufgeführt und darüber informiert hatte. Zum anderen, weil durch den Fall Hänel vielen bewusst wurde, dass Abtreibungsgegner immer aggressiver agieren und versuchen, rechtlich gegen Ärzte vorzugehen, die Schwangerschaftsabbrüche anbieten. Weltweit und inzwischen auch vermehrt in Deutschland.
Sowohl das massivere Auftreten der Abtreibungsgegner als auch das neue Bewusstsein dafür, dass die rechtlichen Möglichkeiten zum straffreien Schwangerschaftsabbruch erhalten bleiben und erweitert werden müssen, spiegelte sich am vergangenen Samstag in Münster wider.
Wie in jedem Jahr zogen die sogenannten Lebensschützer mit rund einen Meter großen weißen Kreuzen singend und betend durch die Stadt. Jedes dieser Kreuze soll hierbei eines von 1000 Kindern symbolisieren, welche nach Auffassung der Abtreibungsgegner täglich in Deutschland abgetrieben werden. Der von der überkonfessionellen christlichen "Lebensschützer"-Vereinigung EuroProLife organisierte 1000-Kreuze-Marsch durch Münster findet seit 2003 statt. Fast in jedem Jahr sind in dem Gebetsmarsch dieselben Gesichter zu sehen. Bereits durch den Kleidungsstil erkennbar christlich-konservative ältere Menschen aus Münster. Aber auch jüngere Menschen, die zumeist aus gemeinsamen Gebetskreisen stammen und aus verschiedenen Teilen NRWs zum Marsch anreisen. Selten kamen beim 1000-Kreuze-Marsch mehr als 100 Personen zusammen. In diesem Jahr waren es laut Angaben der Polizei 120. Auffällig war, dass erstmals auch junge Männer, die laut Szenekennern der Identitären Bewegung zuzurechnen sind, bei dem Gebetszug mitmarschierten. Auch lokale Funktionäre der AfD nahmen an dem Marsch teil.
Der 1000-Kreuze-Marsch wurde auch diesmal von einem massiven Polizeiaufgebot begleitet, um Abtreibungsgegner und Gegendemonstranten auseinanderzuhalten. Letztere kommentierten den durch die Polizei geschützten Marsch mit Trillerpfeifenkonzerten und Sprechchören, wobei es nach Polizeiangaben mehrfach zur Feststellung von Personalien und Strafanzeigen kam. Durch eine Sitzblockade von Gegendemonstranten auf der Route des 1000-Kreuze-Marsches mussten die "Lebensschützer" diesmal früher als geplant zum traditionellen Endpunkt ihres Marsches ziehen, der Statue von Kardinal von Galen auf dem Domplatz.
Kardinal von Galen wird von den christlichen "Lebensschützern" besonders verehrt, da er sich als Bischof von Münster während des Dritten Reichs für den Schutz des sogenannten "lebensunwerten Lebens" und damit gegen die vom NS-Regime angeordnete Tötung von Kranken und Behinderten aussprach. Außerhalb konservativer christlicher Kreise ist Galen aufgrund weiterer Äußerungen hingegen nicht unumstritten. Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion lobte er beispielsweise ausdrücklich als Kampf gegen den gottlosen Bolschewismus. Die ehemalige Theologieprofessorin Uta Ranke-Heinemann sieht in der Person des Kardinals von Galen die Bündelung der "Lebenslüge des deutschen Nachkriegskatholizismus".
In diesem Jahr fanden die "Lebensschützer" die Statue des Kardinals allerdings leicht verändert vor: Mit rosa Farbe bestrichen und versehen mit dem Slogan "My body – my choice".
Bereits vor Beginn des 1000-Kreuze-Marsches um 14:30 Uhr hatte um 13:30 Uhr unter dem Motto "Mein Körper – Meine Entscheidung" eine große Gegendemonstration stattgefunden. In den Vorjahren waren entsprechende Gegenveranstaltungen in Münster hauptsächlich von sehr linken und linksradikalen Gruppierungen organisiert worden, was weniger linke und weniger radikale Gegner der "Lebensschützer" von einer Teilnahme abhielt. Dieser Ansicht sind Johanna Wegmann und Lina Maas, zwei Aktivistinnen des neu gegründeten Bündnisses für Selbstbestimmung Münster, das in diesem Jahr erstmals eine Gegendemonstration mit anschließender Kundgebung auf dem zentralen Prinzipalmarkt veranstaltete.
"Wir denken, es ist wichtig, dass eine große gesellschaftliche Breite erreicht werden kann und die Gegendemonstration zum '1000-Kreuze-Marsch' anschlussfähig und niedrigschwellig für viele Menschen ist. Unserer Meinung nach waren die Gegenproteste aus den letzten Jahren dies nicht", so Wegmann und Maas. "Wir zielen auf gesellschaftliche Breite und konzentrieren uns darauf, eine anschlussfähige und friedliche Demo zu organisieren, die dann in einem bunten Ständefest für Frauenrechte endet. Wir wollen eine sichtbare und hörbare Gegenstimme in der Stadt an dem Tag sein."
Die Rechnung der Organisatorinnen des Bündnisses ging auf. Dem Bündnis schlossen sich bereits im Vorfeld verschiedene politische Parteien, Organisationen und Privatpersonen an und trotz eisiger Temperaturen nahmen an der Demonstration nach Polizeiangaben gut 750, nach Angaben des Veranstalters sogar rund 1000 Menschen teil – weit mehr als an den Protestveranstaltungen gegen den 1000-Kreuze-Marsch in den Vorjahren.
"Uns geht es vor allem darum, für sexuelle Selbstbestimmung einzutreten. Wir setzen uns dafür ein, dass das problematische Frauenbild der Teilnehmenden am 1000-Kreuze-Marsch öffentlich gemacht wird", sagen Wegmann und Maas zur Zielsetzung ihrer Gegendemonstration. "Die selbsternannten 'Lebensschützer' interessieren sich nämlich für eines ganz klar nicht: Die Leben der Frauen. Eine gesetzliche Einschränkung und Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen und die Verhinderung von Beratung zu diesem Thema führen nicht dazu, dass weniger abgetrieben wird. Stattdessen sorgt gesetzliche Repression dafür, dass Abtreibungen unter schrecklichen Bedingungen stattfinden, Frauen sich verletzen oder gar umbringen", so Wegmann und Maas. "Die Organisator*innen des 1000-Kreuze-Marsches treten außerdem für ein Verbot von Verhütungsmitteln und eine 'natürliche' Geschlechterordnung ein, womit sie meinen, dass die Rolle der Frauen in der Gesellschaft vor allen Dingen sein sollte, Mutter und Hausfrau zu sein. Wir sagen, so ein Frauenbild zu vertreten ist menschenverachtend."
Neben der großen Gegenveranstaltung des Bündnisses für Selbstbestimmung Münster gab es eine weitere Gegendemonstration unter dem Motto "Feminismus in die Offensive! Gegen das Patriarchat und seine Fans!" unmittelbar nach dem 1000-Kreuze-Marsch. Diese Gegenveranstaltung wurde von QueerfeMS sowie einer ebenfalls neu gegründeten Gruppierung veranstaltet, die sich Eklat Münster nennt und sich selbst als linksradikal bezeichnet. Laut Polizei nahmen rund 200 Menschen daran teil.
Man wolle diese weitere Gegendemonstration nicht als Konkurrenzveranstaltung zur Demonstration des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung verstanden wissen, so die Organisatorinnen und Organisatoren, vielmehr gehe es darum, die Gegenproteste um eine weitere Veranstaltung mit einer anderen inhaltlichen Ausrichtung zu ergänzen. "Unter den Bedingungen der kapitalistischen Produktionsweise und in heutigen bürgerlichen Nationalstaaten sind Freiheit und Selbstbestimmung nicht zu verwirklichen", so QueerfeMS und Eklat Münster. "Eine konsequente feministische Praxis formuliert daher eine sehr grundsätzliche Kritik an den herrschenden Zuständen. Die Demonstration 'Feminismus in die Offensive – gegen das Patriarchat und seine Fans' soll solche radikaleren feministischen Positionen, zusätzlich zu den Veranstaltungen des Bündnisses für sexuelle Selbstbestimmung Münster, in der Öffentlichkeit platzieren."
15 Kommentare
Kommentare
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Immerhin ging es diesmal ohne versuchte oder tatsächliche körperliche Attacken ab. Ein erfreulicher Fortschritt.
Allerdings bleiben als Tatbestände durch Gegendemonstranten:
) Sachbeschädigung (z.B. das Beschmieren des Denkmals)
) versuchter Diebstahl (Entreißen von Kreuzen)
) Verhindern einer angemeldeten Demonstration (Sitzblockade) - also eine Einschränkung des Demonstrationsrechtes
Ich hoffe, die korrekten unter den Gegendemonstranten genieren sich für die "Kollegen", die so etwas tun, genauso, wie ich mich für die völkisch-nationalen Menschen geniere, die am 1000-Kreuze-Marsch teilgenommen haben.
Vom Verhalten der Teilnehmer und dem Niveau der Slogans her sind mir die 1000-Kreuze-Marschierer ja viel lieber als die Gegendemonstranten. Vom Inhalt her sowieso.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Natürlich werden Sie nie für sexuelle Selbstbestimmung eintreten, weil katholische Priester davon in der Regel nicht viel haben...
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Es geht beim Thema "Abtreibung" nicht um sexuelle Selbstbestimmung. Die Tötung eines Embryos, wie immer man dazu stehen mag, ist ja wohl kein sexueller Akt. Derart pervers kann kaum jemand sein.
Dass Sie nicht gerne auf mein Statement eingehen, verstehe ich zwar. Aber ich würde trotzdem gerne von Ihnen lesen, was Sie davon halten, dass die Gegendemonstranten den 1000-Kreuze-Marschieren die Rechte auf Eigentum und freie Meinungsäußerung nehmen.
Was ist wohl stärker? Ihre Überzeugung, dass jeder Mensch seine Meinung äußern darf, oder Ihre Solidarität mit linken Kirchenkritikern?
Evelyn Krien am Permanenter Link
Oh doch, Herr Kammermeier, ich bin der Meinung, dass SEXUELLE SELBSTBESTIMMUNG für jeden Menschen wichtig und integrativ ist.
Wer das ehrlichen Herzens tut als Mönch, als Priester, als Ordensschwester, aber auch als weltlich lebender Mensch, dem das ständige Rumgeeier nicht ernsthafter sexueller Beziehungen auf den GEIST geht, der oder die verdient allen Respekt. - Wer sich aber - und das ist beim hier in Rede stehenden Thema der Abtreibungen tatsächlich ein großes Problem - als Homosexueller, gar als unredlich sich nicht bekennender, in Amt und Würden befindlicher Priester und aktiver Homosexueller gleichzeitig für Abtreibungen ausspricht und mit den bunten FeministInnen gemeinsame Sache macht, DER hat etwas nicht verstanden. Leider wird über diese Bigotterei weit übersteigende Gespaltenheit katholischer homosexueller Funktionäre in allen Parteien bis hin zu Priesterseminaren geschwiegen. Ich kann nur hoffen die engagierten redlichen Priester ermutigen, ihre Kollegen zu offenem Visier aufzufordern und den Berufsstand der Priester von denen zu befreien, die nicht einer Lehre, nicht dem Evangelium und schon gar nicht der Wahrheit verpflichtet sind, sondern nur den Vorteilen eines angesehenen unkündbaren Berufsstandes. Das Problem ist größer als irgendjemand denken kann. Nach meinem Eindruck ist sogar der Erfolg der "Ehe für alle" im stark katholischen Irland durch die homosexuellen Kräfte INNERHALB der katholischen Kirche herbei geführt worden.
Ich verstehe die Kritik atheistischer Menschen am Finazierungssystem der Kirchen und ihrer reich ausgestatteten Ausbildungs- und Berufsebenen. Das ist inhaltlich aber keinerlei Argument in der Sache, wenn es um etwas geht, das elementar für jeden Menschen ist: DAS RECHT AUF LEBEN. Das Recht auf das Leben selbst, aber auch das Recht, dafür zu sprechen ist niemand abzuerkennen. Ob aber von einem Vater gezeugte und von einer Mutter geborerene Menschen - ob gläubig oder nicht - das Recht haben, IRGEND EINEM MENSCHEN, das Recht auf Leben abzuerkennen, das wage ich zu bezweifeln. Denn da es ja überwiegend Nichtgläubige sind, die diese Haltung vertreten, etwa in der Abtreibungsfrage, die integral IMMER die Frage der soganannten Spätabtreibungen bis zum 9. Monat umfasst, kann es ja kein GOTT sein, der ein Leben für verwirkt hält (z. B. zugunsten der austragenden Frau) - es ist eben jener Staat, eben jenes Patriarchat, das über das Recht zu leben oder aber das Recht Leben zu beenden entscheidet. WER ABER IST DER STAAT? Ein freundlicher alter Herr mit weißem Bart, der freundlich zu einer Frau sagt: "Du hast es so schwer! Dein Kerl hat dich verlassen oder will dich verlassen, wenn Du's nicht wegmachen läßt. Den Beruf hast du noch nicht fertig oder keine Lust auf allein Erziehen. Da will ich dir helfen um Gotteslohn, dass du diese schwere Last los wirst." So etwa??? Nein, der freundliche alte Herr ist ein brutaler kapitalistischer Staat, der nicht auf den Schutz der Menschenwesen achtet, wie es jede Büffelherde tut, und der freundliche Herr kommt zu der geplagten Frau mit dem Antlitz des Mannes oder der Frau im weißen Kittel, die NIEMALS um Gotteslohn die Kinder wegmachen. Engelmacher sind keine Engel, und sie tun es nur für Geld.
Wenn die jungen Demonstranten wenigstens wüßten, dass die Kinder im neunten und achten und siebten Monat mit einer Kalispritze ins Herz getötet werden, bevor sie unter Schmerzen geboren werden, dann blieben ihnen wenigstens die lustigen Schreie im Hals stecken und das Trommelgetanze in den Gliedern, mit denen sie das Abtreibungsrecht einfordern. Aber sie alle scheinen nicht einmal zu wissen, dass Kinder beim Poppen entstehen, auf das jeder Mensch ein Anrecht zu haben glaubt. Gut denn also, POPPEN FÜR ALLE, aber dann kümmert euch auch um das, was ihr "gemacht" habt. Und kritisiert nicht die Popen oder die spirituell Ausgerichteten, dass sie sich Gedanken darüber machen, was denn auf der Erde jenseits von Biologie und Materie sonst noch vorhanden sein könnte. Vielleicht Geist, Liebe, Schönheit.
Ich musste in dieser fürchterlichen Stadt erleben, dass 1987 ein Professor der Universitätsklinik Frauen überredete, ihre erwartbar behinderten Kinder auszutragen, um dann die "anencephalen" frisch entbundenen Babies lebendig auszuweiden, weil "Nieren von Leichen schlechter angehen". Erst seit diesem Tag, an dem der WDR das Interview mit dem "Forscher" brachte, bin ich zur kategorischen Gegnerin eines Moloch-Systems geworden, das Abtreibungen begünstigt und strukturell fördert. Damit ist noch kein Wort gegen die Frauen und ihre Not gesagt. Wer aber sehen möchte, wie eine grinsende frisch Ausgeschabte aussieht, der möge bitte sich die Werbefilme anschauen, wie sie nach dem Muster von Christina Hänel allerorten bereits existieren. Es sind nicht die Frauen im Schwangerschaftskonflikt, von denen man die laut artikulierten Argumente hört - die haben ein Leben lang Zeit, über ihr Handeln nachzudenken - es sind die Werbetrommler der Reproduktionsindustrie und die Gewinnler eines Staates, der sich Reproduktion aneignen möchte.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Ich nehme Ihnen ab, dass Sie wirklich aufgewühlt sind. Aber so kann man keine vernünftige Meinung finden. Sie sind gegen Abtreibung? Gut, niemand zwingt sie dazu.
Aber eines kann ich nicht leiden. Sätze wie der folgende von Verfechtern der Religion, gar der christlichen:
"Ob aber von einem Vater gezeugte und von einer Mutter geborerene Menschen - ob gläubig oder nicht - das Recht haben, IRGEND EINEM MENSCHEN, das Recht auf Leben abzuerkennen, das wage ich zu bezweifeln."
IRGENDEINEM MENSCHEN? Sind Andersgläubige Menschen? Sind Ungläubige Menschen? Sind "Hexen" Menschen? Sind (aus katholischer Sicht) Protestanten Menschen? Sind (aus protestantischer Sicht) Katholiken Menschen? Wenn die Kirche je so für IRGENDEINEN MENSCHEN eingetreten wäre, wie Sie für ungeborene Kinder, dann wäre die Weltgeschichte friedlicher verlaufen. Ich spreche der Kirche heute jedes moralische Recht ab, sich hier über Frauen in verzweifelten Situationen zu erheben.
Und das hier ist eine Frechheit:
"Denn da es ja überwiegend Nichtgläubige sind, die diese Haltung vertreten, etwa in der Abtreibungsfrage, die integral IMMER die Frage der soganannten Spätabtreibungen bis zum 9. Monat umfasst,..."
Wie kommen Sie denn auf diesen Unsinn? Offenbar reichen die echten Fakten für Sie nicht aus, Ihr Weltbild zu stützen.
"Nein, der freundliche alte Herr ist ein brutaler kapitalistischer Staat, der nicht auf den Schutz der Menschenwesen achtet, ..."
Nicht ansatzweise so brutal, wie das sogenannte "christlich-judenfeindliche Abendland"...
libertador am Permanenter Link
Das Leben und die Freiheit von Frauen ist Ihnen halt nicht so wichtig wie das potentiell menschliche Leben eines Embryos oder Fötus.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Das Leben einer Frau ist mir durchaus gleich wichtig wie das Leben eines Embryos oder Fötus.
Was die Freiheit betrifft: Im Zweifelsfall ist dem Überleben eines Menschen gegenüber dem Freiheitsrecht der Vorzug zu geben. Ich darf keinen unschuldigen Menschen töten, um mehr Freiheit zu erlangen.
Sie sehen also: Das Thema führt, wie meistens, zu der Frage: Ist ein Embryo oder ein Fötus ein Mensch? Dann folgen die Fragen: Was ist ein Mensch? Was ist Leben? Was ist ein Lebewesen? Was sind Menschenrechte, woher kommen sie, wer vergibt sie? Alles gar nicht so einfach. Ich kenne übrigens selbst keine allgemein gültige und allgemein anerkannte Antwort.
Zu Ihrer Risikorechnung: Sie geben das Risiko der Frau an, bei einer Abtreibung oder bei einer nicht-abgebrochenen Schwangerschaft zu sterben. Für das Kind hingegen ist das Todesrisiko bei einer Abtreibung fast bei 100%.
Sinnvoll ist dieses mein Statement wieder nur dann, wenn ich den Embryo als Kind, d.h. als Menschen betrachte. Womit wir wieder bei den anspruchsvolleren Fragen von oben sind.
Das Thema "Dürfen Abtreibungsgegner das Recht auf freie und ungestörte Meinungsäußerung für sich in Anspruch nehmen" ist hier von humanistischer Seite noch nicht beantwortet worden. Es ist zwar nicht so wichtig wie das Thema Abtreibung an sich; aber interessieren würde es mich schon.
Gondel am Permanenter Link
"... genauso, wie ich mich für die völkisch-nationalen Menschen geniere, die am 1000-Kreuze-Marsch teilgenommen haben."
Woher der Sinneswandel, Herr Schönecker, wo Sie sich an anderer Stelle sogar mit der >>Schwarzen Hundert<< solidarisieren, wenn es Ihnen ideologisch in den Kram passt?
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Gondel!
Nein, ich solidarisiere mich nicht mit den "Schwarzen Hundert".
Nur, weil ich ein Gegner des Bolschewismus bin, heißt das nicht automatisch, dass ich mich mit allen Gegnern des Bolschewismus solidarisiere.
Der Vorwurf der Bolschewisten, alle katholischen und orthodoxen Geistlichen gehörten den Schwarzen Hundert an, war bekanntlich eine Propagandalüge.
Also: Ich distanziere mich von den Schwarzen Hundert, insbesondere von ihrem Nationalismus, ihrem Antisemitismus und ihrem Terrorismus.
Marcel d'Hondt hat es geschafft, sich von den Menschen zu distanzieren, die versucht haben, den "1000-Kreuze-Marsch" mit antidemokratischen Methoden zu verhindern. Sie und Herr Kammermeier haben das bislang nicht übers Herz gebracht. Also: Stehen Sie zur Meinungsfreiheit für Abtreibungsgegner oder nicht?
Gondel am Permanenter Link
S.g. Herr Schönecker,
für Ihre nachfolgende Aussage würde ich gern eine Quellenangabe erbitten:
"Der Vorwurf der Bolschewisten, alle katholischen und orthodoxen Geistlichen gehörten der Schwarzen Hundert an, war bekanntlich eine Propagandalüge."
Peter Friedrich am Permanenter Link
Die Gefühle von Frauen und Kindern sind diesen klemmsexualisierten Religioten meist völlig egal.
Es geht ihnen vampirisch um die Herrschaft über den Unterleib und die intimsten Gefühle anderer Menschen.
Bei diesen Horroraufmärschen wie jetzt in Münster (oder der sog. "Demo für alle") bitte möglichst laut und lustvoll lachen, das vertreibt diese zombiehaften Leute wohl noch am Besten.
Rainer Bolz am Permanenter Link
Den Freiraum gesicherter Menschenrechte stellen uns die demokratischen Gesellschaften zur Verfügung, die Gestaltung und Realisierung eines eigenen sinnerfüllten Lebens dürfen und müssen die Frauen jedoch selbst bewerk
Der Mensch, hier die Frauen, haben die Fähigkeit Glück als eigene Sache zu definieren wobei jede frei ist ihr Schicksal, mit oder ohne Kinder in die Hand zu nehmen.
Somit ist es legitim, dass jeder Mensch seine eigenen Glücks - und Sinnvorstellungen in den Mittelpunkt seiner Lebensplanung zu stellt.
Da diese so unterschiedlich sein werden wie die Menschen selbst, kann es dafür keine verbindlichen Leitlinien geben.
In diesem Sinne gilt der Satz: Mach was du willst, aber mach es bestmöglich !!
Dr. Emmerich Lakatha am Permanenter Link
Zitat:
2) Der Entschuldigende Notstand ist im § 10 StGB geregelt. Ob ein solcher vorgelegen hat, wird in einem Strafgerichtsverfahren festgestellt. [...]
3) Eine solche Anklage hat natürlich auch außergerichtliche Folgen, z. B. Arbeitsverlust, Verminderung der Bezüge von Beamten und vielleicht sogar noch eine Untersuchungshaft! Dazu kommen z. B Anwaltskosten, Kosten für Sachverständige usw. [...]“ Lakatha, Kranken- und Altenpflege, gbs.intern, Regionalgruppe Österreich.
Auch wenn es das Recht der katholischen Kirche ist, sich gegen die Abtreibung auszusprechen, kann es nicht toleriert werden, dass Staatsbürger, die nicht an die Lehren der Kirche glauben, durch staatliche Gesetze zur Einhaltung der kirchlichen Moralauffassungen gezwungen werden. Die österreichische Fristenlösung schafft Rechtssicherheit und entlastet kirchlich gesinnte Entscheidungsträger vor einem Gewissensnotstand.
Marcel d'Hondt am Permanenter Link
Nun ja, also mit Linksextremen oder Linksradikalen würde ich mich nicht gemein machen.
Mögen diese "Lebensschützer" ihre "Meinung" mit "Gebetsmarsch" oder "Demonstration" zum Ausdruck bringen (können), ohne kriminalisiert oder physisch angegriffen zu werden. So viel Meinungsfreiheit hält Demokratie aus.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Danke, vor allem für Ihren zweiten Absatz!
Sie sind einer der wenigen in diesem Forum, die nicht automatisch alles gut finden, was gegen die Kirche gerichtet ist.
Auf dieser Basis - und nur auf dieser Basis! - können Menschen unterschiedlicher Meinungen zumindest friedlich nebeneinander, vielleicht sogar miteinander leben.