BERLIN. (hpd) Der Basler Bischof Felix Gmür hat die Schweizer Regierung kritisiert, da diese weiterhin mit Regierungen wie der Saudi-Arabiens Geschäfte macht. Das an sich wäre lobenswert, wenn der Bischof es nicht so scheuklappig begründen würde.
Nach Angaben von 20min.ch sagte der Bischof, Saudi Arabien sei "ein Staat, wie wir ihn nicht wollen. Dort dürfen Christen kein Kreuz tragen, keine Gottesdienste feiern." Für den Bischof besteht offenbar die einzige Kritik an einem der unmenschlichsten Staaten der Welt darin, dass dort Christen nicht ihre Religion ausüben können. Das ist tatsächlich ein Verstoß gegen die Menschenrechte; aber ganz sicher nicht der Gravierendste.
Im Königreich Saudi-Arabien haben Frauen keine Rechte, das Land exportiert Öl und Wahabitismus in die ganze Welt. Wir (also Deutschland und auch die Schweiz) verschließen die Augen davor, verkaufen Waffen und sehen weg, wenn Saudi-Arabien einen Krieg in Jemen führt, die IS unterstützt und sich gegen den Iran in Stellung bringt.
All das sind Gründe, jede Regierung – auch die schweizerische – zu kritisieren, die mit diesem Unrechtsstaat Geschäfte macht. Es sei "schlimm, dass die Schweiz mit diesen Ländern Geschäfte macht, wie wenn nichts wäre" sagte der Bischof der Zeitschrift Schweizer Illustrierte. Und er kritisierte Saudi-Arabien dafür, "dass die Monarchie 'keine Flüchtlinge' aufnehme, 'schon gar keine Christen'".
So, als wäre die Millionen syrischen Muslime und rund 1,5 Millionen Jeminiten, die auf der Flucht sind, weniger wert als flüchtende Christen.
Bischof Gmür spricht von Menschenrechten und grenzt dabei alle die aus, die nicht zu seiner Gruppe gehören. Das ist leider typisch. Nicht nur für diesen katholischen Bischof.
8 Kommentare
Kommentare
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das Verhalten des Bischofs ist typisch für Religionsvertreter - und zwar, seit es monotheistische Religionsvertreter gibt. Beachtenswert ist stets nur die eigene Gruppe und nie die gesamte Menschheit.
Daher sollte man Äußerungen, die suggerieren sollen, die christliche Kirche kümmere sich unvoreingenommen um alle Menschen, empört zurückweisen. Es ist eine Lobbyvereinigung, die sich nur um ihre Vereinsmitglieder kümmert. Mutter Teresa hat auch die Hindus, die bei ihr behandelt wurden, nicht als Hindus wahrgenommen, sondern als noch nicht konvertierte Katholiken. Und mir sind Fälle bekannt, wo Flüchtlingen "geraten" wurde, zum Christentum zu konvertieren, damit man ihnen "besser helfen könne".
Glücklicherweise sind jedoch die meisten in Kirchen Engagierten inzwischen so vernünftig, dass dies nur Einzelfälle bleiben. Aber dies ist nicht dem christlichen Markenkern, sondern der demokratischen Gesinnung bei uns geschuldet. Im Christentum liebt man vorzugsweise den Nächsten.
Dies ist Kennzeichen jeglicher monotheistischen Religion mit Alleinvertretungsanspruch, weshalb sich der hier kritisierte Bischof Gmür völlig konform zur Satzung seines Vereins geäußert hat. Wäre Saudi-Arabien ein mehrheitlich christliches Land (was, wäre die Geschichte im 7. Jh. ein wenig anders verlaufen, auch leicht hätte der Fall sein können), dann würde der gleiche Bischof mit Vehemenz für intensive Kooperation eintreten.
Dass Frauen in Saudi-Arabien keine Recht haben, ist kein Exklusivmerkmal des Wahhabismus, nicht einmal des Islams. Auch die katholische Kirche tut sich schwer mit der Anerkennung der Frau als vollwertigem Mitglied der Gesellschaft. Und über Homosexualität denkt man hier wie dort ähnlich, auch wenn sich fast nur noch afrikanische Katholiken trauen, offen Strafen für Homosexualität zu fordern. Fast!
Ein Gräuel ist dies Monotheisten in jedem Fall.
Es ist eben immer eine Frage, welchen "Gott" man anbetet, und keine der praktischen Umsetzung im Alltag. Da kann der Bischof froh sein, in einem demokratischen Land zu leben, dass seine Zunft mit rechtsstaatlichen Mitteln vom diktatorischen Verhalten seiner wahhabitischen Glaubensgegner in Saudi-Arabien abhält.
Wie schrieb man "Jesus" so schön in den Mund: "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!" Auf ihren "Jesus" sollte man öfters in der Kirche hören...
Karla Vetter am Permanenter Link
Sie vergessen ,dass Christen die meistverfolgte Menschengruppe sind , open doors spricht von 100 Millionen verfolgter Christen ,8 der schlimmsten Verfolger sind muslimische Staaten .
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Liebe Frau Vetter
die angebliche Christenverfolgung in unserer Zeit ist ein liebgewonnenes Märchen, mit dem sich Christen als die wahren Opfer darstellen wollen. Jedoch sind es weitaus mehr Muslime, die von Muslimen (wahlweise Schiiten oder Sunniten) oder von Christen (Amerikaner) oder russisch Orthodoxen (Russen) umgebracht werden.
Auch in Afrika würde ich vermuten, dass ebenso viele Muslime von Christen verfolgt werden, wie umgekehrt.
Aber ich bin ein Gegner jeglicher Verfolgung aus religiösen Gründen. Das ist aber nur mit einer einzigen Maßnahme zu erreichen: Die Religionen müssen sich säkularisieren und in den Privatbereich zurückziehen, so dass die Religionszugehörigkeit eines Menschen nach außen keine Rolle mehr spielt.
Erst dann wird es irgendwann nicht mehr wichtig sein, aus welcher Kultur/Re(li)gion jemand stammt. Erst dann hört die wechselseitige Verfolgung wegen unterschiedlicher Ausprägungen des Gotteswahns auf.
Imre Korikov am Permanenter Link
Unsinn, es gibt weder in Russland noch in den USA eine (staatliche) Verfolgung von Muslimen. Muslimische Tschetschenen ermorden gar eigene Familienangehörige wenn diese zum Christentum konvertieren.
Außerdem gibt es keinen einzigen Staat mit mehrheitlich christlicher Bevölkerung in dem Muslime verfolgt werden.
Zu deiner Information die Organisation Open Doors operiert mit einen sehr weiten Verständnis des Begriffs Verfolgung, dies ist zwar durchaus problematisch, aber wenn man weiß was Open Doors unter Verfolgung versteht lassen sich diesbezüglich etwaige Missverständnisse vermeiden, zumal Open Doors ihre eigene Definition des Begriffs Verfolgung auf ihrer Website erläutert.
Reinhard Rösler am Permanenter Link
Wer wird schlimmer verfolgt: Der, der seine Verfolgung beklagen muss, oder der, der seine Verfolgung nicht einmal beklagen darf, weil schon das Eingeständnis, zu der verfolgten Gruppe zu gehören, ihn Freiheit oder Leb
Das ist die Situation von Atheisten in mehreren muslimischen Staaten und die Situation von Homosexuellen in verschiedenen muslimischen und christlichen Staaten.
Imre Korikov am Permanenter Link
Die Homophobie in Russland beispielsweise hat nicht ausschließlich religiöse Ursachen und Motive und ist insgesamt nicht schlimmer als diejenige in den vielen anderen nicht-muslimischen Ländern des ehemaligen Ostblock
Schmid Albin am Permanenter Link
Ihre Meldung ist insoweit nicht korrekt, als dass das offizielle Saudi-Arabien den IS eben nicht unterstützt, weil das Kalifat die Zerschlagung und Entthronung des saudischen Königshauses fordert und auch durch divers
Noncredist am Permanenter Link
Weshalb soll es so schlimm sein, wenn Christen verfolgt, verjagt, gejagt oder sonstwie in ihren (irdischen) Freiheiten massiv eingeschränkt werden?
Oder habe ich da was falsch verstanden und Christen hängen doch sehr an ihr "irdisches" Leben, komplett entgegen all den Idealen, welche die Kirchenväter im Laufe der Jahrhunderte gepredigt haben? ;)
Das selbe gilt für die Muslime natürlich auch! Wenn sie doch sowieso *irgendwo anders* landen werden, und dort Milch und Honig aus jedem Wasserhahn bekommen dürfen, weshalb dann diese große Mühe mit der "gewaltvollen Überzeugung"? Weshalb hängen sie so sehr am verrostetem Wasserhahn und den irdischen Rückenschmerzen? Reicht es nicht, sich einfach gläubig zurückzulehnen und abzuwarten, wie Gott ihnen die Tür zum Paradies öffnet, wärend Anders- und Ungläubige blöd dastehen und verblüfft sind, dass die naturalistische Weltanschauung schlichtweg falsch war? Müssen sie die Rolle des Teufels annehmen und Mord und Todschlag predigen? Ist es das, was ihr Gott von ihnen will?
Christen verfolgten Nichtchristen. Muslime verfolgen Nichtmuslime, Shiiten, Sunniten & Co. reissen sich gegenseitig die Köpfe ab. Religionen hauen sich gegenseitig die Rübe weg, weil *ihr* garantiertes ewiges Leben ewiger und schöner sein soll als das ewige Leben der *anderen*.
Das ein christlicher Bischof sich beschwert, dass seine Mitgläubigen verfolgt werden, dürfte angesicht der "garantiert zu erwarteten" Belohnung durch ihre eigene Gottheit nun wirklich keinen Wert haben. Was ist wichtiger? Die Menschen davon abzuhalten, in das ewige Reich zu gelangen - und länger auf der Erde unter Krebs zu leiden - oder exakt das akzeptieren, was ihr Gott (der Theodizee sei dank!) als beste aller Möglichkeiten für sie vorgesehen hat.
Wenn der Trinitätsgott für die Christen ein Leben unter der Knechtschaft anderer Religionen vorgesehen hat, und selbst weder sprechende brennende Büsche, keine sich in Schlangen verwandelnde Holzstäbe, weitere Jesuse, Naturkatastrophen oder sonstige "klare Zeichen" sendet, um der anderen "falschen" Religion klar und unmissverständlich zu signalisieren, dass sie damit aufhören müssen, dann haben sie doch - laut dem eigenen Glauben - das zu akzeptieren. Oder will man sich tatsächlich mit Gott anlegen und ihm vorschreiben, das irdische Leben gefälligst angenehmer zu gestalten?
Ich verstehe diesen abrahamitischen monotheistischen Glauben einfach gar nicht. Entweder ist das irdische Leben nichts wert, dann kann man es doch kaum erwarten, bis man die Freikarte in das Paradies bekommt. Genau das predigten doch pausenlos Berufsgeistliche über die Jahrhunderte. Oder man muss alles tun, um das Leben auf der (ihrermeinung nach) sündenbehafteten Erde, mitten unter all den Pornoheften und Andersgläubigen, länger angenehm zu machen. Weiter unter der Ungewissheit leben, dass möglicherweise "andere" an die Macht kommen und - Gott bewahre - Lesben oder Homosexuelle *gleiche Rechte* bekommen und womöglich - oh Schock! - Kinder adoptieren dürfen.
Too long to read? Kein Problem. Hier die Kurzfassung:
Warum Angst haben? Gläubige werden für ihren Glauben letztenendes mit ewigem Leben/Reichtum/Glück belohnt werden, wärend die Verfolger hingegen das exakte Gegenteil bekommen. Für Gläubige ist dieser Opferstatus - theoretisch gesehen - das beste, was ihnen geschehen kann. Denn die Belohnung für das irdische Leid wird unermesslich groß sein. Sollte dies für verfolgte Christen nicht genug Trost bieten?
Oder sollte man nicht doch lieber das Leben ALLER Menschen angenehm machen - unabhängig ihrer Religion? Ich bin für letzteres ;)