Trauer um Werner Riedel, Präsident des Jugendweihe Deutschland e. V. von 1991 bis 2005

Ein aktiver Gestalter der Jugendweihe

BERLIN/HAMBURG. (hpd) In der vergangenen Woche verstarb der langjährige Präsident des Jugendweihe Deutschland e. V. Ein Nachruf von Konny G. Neumann, Dr. Klaus-Peter Krause, Ronny Winkler.

Während die Frühlingsmonate uns mit neuem Leben in der Natur erfreuen, wir die freudigen Gesichter der Mädchen und Jungen erblicken, die mit strahlenden Augen auf der jeweiligen Bühne ihre Urkunde zur Jugendweihe und das neue Geschenkbuch entgegen nehmen, sie die Bühne der Welt der Erwachsenen betreten, hat unser langjähriger Präsident, Werner Riedel, die Bühne des Lebens verlassen.

Am Dienstag, den 10. Mai 2016, ist er in seiner Berliner Wohnung, einem Herzinfarkt erliegend, friedlich eingeschlafen. Unser tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie, insbesondere seiner Ehefrau Ute Angelika Riedel, die stets an seiner Seite seine Arbeit von Herzen unterstützte. Im Januar noch hatte sie mit ihrem Werner, Familienangehörigen und vielen Freunden, auch aus der Jugendweihebewegung, seinen 70. Geburtstag gefeiert.

In der ihm eigenen Pflichterfüllung und engagiertem Einsatz für die Jugendweihe hatte er noch am Wochenende vor seinem überraschenden und völlig unerwarteten und unverständlichen Tod eine bemerkenswerte Jugendweiherede in Leipzig gehalten.

Sein Tod reißt eine tiefe Lücke in die Jugendweihebewegung. Wir trauern um einen Mann, der entscheidend die Jugendweihe in den Jahren nach der Wiedervereinigung geprägt hat. Ohne ihn hätte es die heutige Jugendweihe Deutschland e.V. so nicht gegeben.

In seinem Bericht "Jugendweihe Hamburg im Bundesverband Jugendweihe Deutschland e.V." für die Sonderausgabe des "Freier Blick 2015" aus Anlass der Feierlichkeiten zu 125 Jahre Jugendweihe in Hamburg, der zu den Jugendweihefeiern 2016 erschien, blickt Werner Riedel auch zurück auf die Anfänge der Neugründung der Jugendweihe, zunächst in den neuen Bundesländern:

Das wichtigste und vor allem entscheidende Datum in unserer Jugendweihe ist der 9. Juni 1990. Hier wurde die Satzung zur Gründung des Interessenverbandes Jugendweihe e.V. beschlossen und der "Zentrale Ausschuss für Jugendweihe" aufgelöst. (S. 94). 1

Die Jugendweihe sah sich zahlreichen Anfeindungen und Diffamierungen ausgesetzt: "Erfindung der DDR, Handlanger der SED", die Werner Riedel als Präsident (von 1991 bis 2005) ertragen und abwehren musste. Dabei erwähnte er, immer wenn passte, seine Mitgliedschaft in der FDP und betonte, dass er seine liberalen Werte auch in die Jugendweihe einbrachte, wo sie auch aufgenommen wurden: Anerkennung der Menschenrechte, Toleranz und sich Einsetzen für eine liberale und soziale Gesellschaft wurden damit ihre Basis. Hierzu passte auch das Treffen 1998 und die Zusammenarbeit mit Ignaz Bubis (Vorsitzender des Zentralrats der Juden) und Benjamin Bloch: eine Gedankenaustausch Gleichgesinnter. Werner Riedel lebte die religiöse Toleranz, für die er auch in der Jugendweihe-Bewegung eintrat.

Er sorgte für die ersten "Geschenkbücher" nach der Wende und arbeitete auch in dem vierten: "Jugendweihe-Almanach" engagiert und enthusiastisch mit. Die Idee, ein völlig neues Buch – auch unter Einbeziehung Jugendlicher – zu entwickeln unterstützte er nachdrücklich und zeigte damit, dass er die Fortentwicklung der Jugendweihe befördern wollte. Durch seine sehr gute Beziehung zu der sächsischen Jugendweihe und dem Präsidenten Klaus-Peter Krause, der zu den Mitbegründern der neuen Jugendweihe gehörte, erfuhr er von dem Hamburger Jugendweihe Verband und wollte den gern zur Mitarbeit im Bundesverband gewinnen. Aus einem Sondierungsgespräch zwischen Werner Riedel und dem Hamburger Vorsitzenden ist eine langjährige und tiefe Freundschaft entstanden, die letztlich auch dazu führte, dass Werner Riedel wegen seiner Verdienste um die Jugendweihe-Bewegung zum fünften Ehrenvorsitzenden der Jugendweihe Hamburg wurde. Gleichzeitig wurde Werner Riedel Ehrenmitglied des Bundesvorstandes von Jugendweihe Deutschland e.V. Diese Ehre wurde ihm als Erstem zuteil und ermöglichte die Teilnahme an den Sitzungen des Bundesvorstandes, der Verbandstage und der Bundesversammlungen, was er ausnahmslos nutze, aus Pflichterfüllung, Interesse und Engagement.

Sein sehr gutes Verhältnis zu Jugendlichen zeigte sich nicht nur bei den Begegnungen in den zahlreichen Sommercamps, sondern u. a. auch in der begeisterten Mitarbeit in der Redaktion des "Freier Blick", in der – wie auch in der für die jeweiligen Geschenkbücher – Jugendliche aktiv und engagiert mitarbeiten und vom ihm ermuntert, gelobt und begleitet wurden.

Werner Riedel hat sehr viele gute Freunde in der Jugendweihe, bei den Jugendlichen, den Mitgliedsverbänden gewonnen und wurde auch bei konkurrierenden Organisationen stets mit gebührendem Respekt behandelt.

Wir trauern um einen Freund, Mitkämpfer, Ideengeber und weltlich-humanistischen Menschen. Dass Werner nun nicht mehr zu Verbandstagen, Jubiläen, Sommercamps, Jugendweihe-Feiern kommen kann, trifft uns schwer.

Ein guter Freund sagte einmal: Wenn wir um jemanden trauern, dann trauern wir, weil wir nun ohne ihn sind, ihn nicht mehr befragen können, die Kommunikation nun beendet ist. Den Toten betrifft es nicht mehr. Er lebt weiter in seinen Worten und Taten, davon verdanken wir Werner sehr viel.

Wir werden ihm ein ehrendes und dauerndes Andenken bewahren!

Konny G. Neumann, Präsident Jugendweihe Deutschland e.V.,
Dr. Klaus-Peter Krause, Vizepräsidenten Jugendweihe Deutschland e.V.,
Ronny Winkler, Vorsitzender Jugendweihe Hamburg e.V.


  1. Der vollständige Text von Werners Beitrag findet sich im "Freier Blick 2015", dieser kann unter www.jugendweihe.de und www.jugendweihe-hamburg.de angefordert werden; er enthält außerdem weitere Hinweise auf und auch Fotos von Werner Riedel. ↩︎