Während die Staatsanwaltschaft Krefeld im Zusammenhang mit einem von Heilpraktikern betriebenen "Alternativen Krebszentrums" in Brüggen wegen 70 Toten ermittelt, schweigt die zuständige Gesundheitsministerin Barbara Steffens (B90/Die Grünen). Nun wird öffentlich gefragt, ob das daran liegt, dass Frau Steffens selbst eine aktive Befürworterin der Pseudomedizin ist.
Waren es anfänglich nur drei bekannt gewordene Todesfälle, ermittelt die Krefelder Staatsanwaltschaft inzwischen bereits in siebzig Fällen, in denen Patienten des Brüggener Krebszentrums nach der Behandlung verstarben. Dabei muss geklärt werden, ob die Patienten an den Folgen ihrer Krebserkrankung starben oder an der Verabreichung des umstrittenen Präparats 3-Bromopyruvat. Das Mittel ist zwar nicht verboten, aber kaum erforscht. Es gibt bislang keine Studien, die eindeutig sagen können, ob der Wirkstoff überhaupt wirkt. Er wurde zudem auch nur an Tieren getestet.
Die Wissenschaftsjornalistin Claudia Ruby erklärte: "Danach kämen, wenn er denn eine Wirkung hat, noch drei klinische Stufen, um diesen Stoff am Menschen zu erproben. Allerdings scheiden die meisten Wirkstoffe auf diesem Weg irgendwann aus, das heißt, es ist sehr fragwürdig, ob aus diesem Stoff irgendwann mal ein Medikament wird. Man weiß nicht, was die Nebenwirkungen sind; man weiß nicht, ob er überhaupt Krebs heilen kann."
Susanne Schneider ist gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Landtagsfraktion in NRW und kritisiert die zuständige Ministerin hart. Sie fragt, weshalb die Aufsichtsbehörden nicht eingeschritten sind und den vermeintlichen "Wunderheiler" "anscheinend über Jahre Krebspatienten mit nicht zugelassenen Wirkstoffen behandeln" ließen. Schneider kritisiert: "Statt einer öffentlichen Stellungnahme der Ministerin kommt vom Gesundheitsministerium nur eine interne Verwaltungsinformation an die Gesundheitsämter." An die Gesundheitsministerin Barbara Steffens gerichtet stellt sie die Frage: "Fühlt sie sich etwa als bekennende Anhängerin von Homöopathie und alternativer Medizin selbst in Frage gestellt?"
Die Gesundheitsministerin eröffnete die "Heilpraktikertage 2001". Dort erklärte sie allen Ernstes:
Die Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker mit ihrer Orientierung auf Naturheilkunde haben ihren festen Platz in unserem Gesundheitssystem. Es gibt in der Bevölkerung eine breite Akzeptanz für diesen Beruf. Vor allem dort, wo die Schulmedizin an Grenzen stößt, beweist die Naturheilkunde ihre Stärke.
Damit zeigte Frau Steffens deutlich, dass sie für ihren Beruf ungeeignet ist. Denn schon die Verwendung des Begriffes "Schulmedizin" zeigt Frau Steffens Inkompetenz auf. In der Wikipedia findet sich deshalb auch der Hinweis, dass sich die Ministerin für die Pseudowissenschaft Homöopathie einsetzt, da sie "persönlich davon überzeugt" sei. Sie strebt insbesondere auch deren Einführung an Hochschulen an. Die GWUP nominierte sie deshalb im Jahr 2014 für das "Goldene Brett".
Dank solcher "Gesundheitspolitiker" wie Barbara Steffens starben in Brüggen vermutlich 70 Menschen durch die Behandlung eines Heilpraktikers. Selbst wenn es für das "Alternative Krebszentrum" Brüggen Konsequenzen gibt; die Ministerin wird solche nicht zu befürchten haben.
25 Kommentare
Kommentare
David am Permanenter Link
Einbildung ist keine Bildung und bei vielen die Einzige.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Das ist leider das andere Gesicht der Grünen. Ob sich wohl der Kretschmann-Steffens - Flügel durchsetzt oder die Laizisten, denen ich eher Vernunft-basierte Politik zutraue ?
der Hildegard von Bingen als "Apotheke Gottes". Gut für den Tourismus in Bingen, schlecht für ernsthaft Kranke.
holger tallowitz am Permanenter Link
Leute wie diese UnGesundheitsministerin wachen wohl erst auf, wenn ihre eigenen Angehörigen direkt betroffen sind. Ist ihr selbstverständlich nicht zu wünschen, aber wer oder was kann da noch helfen?
Chr. Nentwig am Permanenter Link
Heilige Sch****.... Was ist bloss aus den Grünen geworden...
Ich lache lieber, bevor ich anfange über die vernunftmäßige Kompetenz dieser Leute zu weinen.
Chr. Nentwig
Michael Paschko am Permanenter Link
"Dank solcher "Gesundheitspolitiker" wie Barbara Steffens starben in Brüggen vermutlich 70 Menschen durch die Behandlung eines Heilpraktikers."
Eine steile Behauptung. Bitte hier nicht alles durcheinanderschmeißen. Bei den hier angesprochenen Fällen handelt es sich doch weder um ein naturheilkundliche noch um eine homöopathische Behandlungsmethode.
hans schulze am Permanenter Link
Ich würde mal aufpassen, ob diese Äußerung nicht den Tatbestand der Beleidigung oder gar der Volksverhetzung erfüllt.
Michael Paschko am Permanenter Link
Was bei meinem Apell, die Dinge etwas genauer anzuschauen und nicht alles in einen Topf zu schmeißen, wie es in dem Zitat aus dem Artikel gemacht wurde, volfsverhetzend sein soll, ist mir echt schleierhaft.
Gelmir am Permanenter Link
Also ein Heilpraktiker benutzt keine naturheilkundlichen oder homöopathischen Behandlungsmethoden? Ist das deine Aussage?
Meinst du, diese Todesfälle hätte es nicht gegeben, wenn dieser Kurpfuscher (oder wie ihn manche nennen Heilpraktiker) anstelle nicht zugelassener Substanzen Naturheilverfahren (gehören, sofern Wirksamkeit nachgewiesen, zur evidenzbasierten Medizin - helfen aber trotzdem nicht gegen Krebs) oder Homöopathie (hilft überhaupt nicht) eingesetzt hätte?
Michael Paschko am Permanenter Link
Ich meine, dass der hier diskutierte Stoff, 3-Bromopyruvat, kein naturheilkundliches und auch kein homöopathisches Medikament ist.
Es handelt sich hier um Fragen, die gar nichts mit Naturheilkunde und auch nichts speziell mit Heilpraktikern zu tun hat. Der Behandler war in diesem Fall ein Heilpraktiker, aber es hätte genauso gut ein Arzt sein können. Was hätte das geändert?
Es geht hier um die ethische Frage der Verabreichung eines nicht getesteten Medikaments außerhalb einer kontrollierten Medikamentenstudie. In einer solchen Studie gibt genaue Regelungen, die die Risiken für die Patienten in Grenzen halten. Sie muss von einer Ethikkommission genehmigt werden. Und die eingebundenen Ärzte haben dafür Sorge zu tragen, dass nur Patienten teilnehmen, die nicht (mehr) von zugelassenen, erfolgsversprechenden Behandlungsmethoden profitieren können.
Es gibt keine Verantwortung von Barbara Steffens für diese Fälle. Wer diese Fälle dazu missbraucht, seine Kritik an Barbara Steffens Unterstützung der Naturheilkunde zu begründen, schießt sich selbst ins Knie.
David am Permanenter Link
Grossartiger Kommentar. Lassen Sie mich eine Analogie formulieren:
"Bitte hier nicht alles durcheinanderschmeissen. Die Attentate auf Religionskritiker und Karikaturisten haben absolut nichts mit dem Islam zu tun."
Klingt verdammt ähnlich, finden Sie nicht auch?
Frank Linnhoff am Permanenter Link
Ich kann nicht nachvollziehen, weswegen die Verwendung des Begriffs "Schulmedizin" Inkompetenz anzeigen soll. Wie soll man denn die offizielle Medizin, welche in Universitäten gelehrt wird, nennen?
Thebasile am Permanenter Link
Wie man die offizielle Medizin, welche in Universitäten gelehrt wird, nennen soll, fragen Sie?
Antwort: Medizin, evtl. noch evidenzbasierte Medizin.
Gelmir am Permanenter Link
Ja, richtige Medizin wird an Universitäten oder Hochschulen gelehrt bzw. studiert. Man nennt sie auch evidenzbasierte Medizin.
Bei dir hat es offensichtlich gewirkt. Herzlichen Glückwunsch!
Und lass dich bloß nicht durch Fakten von deinem Dogma abbringen, das es in der Wissenschaft Dogmen gäbe...
Frank Linnhoff am Permanenter Link
Lesen Sie einmal diesen Artikel aus dem Ärzteblatt http://www.aerzteblatt.de/archiv/41771.
Unsere Welt besteht nicht nur aus schwarz und weiß.
Name am Permanenter Link
Homöopathie beruht in Gänze (!) auf Dogmen und versagt nicht nur in Teilbereichen. Die Bezeichnung "Schulmedizin" wird fast ausschließlich abwertend verwendet.
Norbert Aust am Permanenter Link
"Hochschulmedizin" oder "Universitätsmedizin" wäre auch möglich. Dort wird die Medizin nämlich gelehrt und erforscht.
"Schulen" bilden allenfalls Heilpraktiker aus - allerdings ohne den Aspekt des Heilens, also der Therapie, da dies bei der Amtsarztprüfung nicht abgefragt wird.
Dr. Martin Theiß am Permanenter Link
Der große Vorteil der Medizin ist, das sie eben keinen schulen mehr folgt, sondern sich bemüht evidenzbasiert zu agieren.
Schulmedizin ist sowas wie... Antroposophische Medizinschule nach Steiner oder die Schule von Hahnemann... im Zusammenhang von moderner Medizin von "Schulmedizin" zu sprechen ist das neu-Sprech der Esoanhänger zu übernehmen.
Paul am Permanenter Link
Manche sollten dann doch in Wald gehen und Gänseblümchen hüten, eben etwas, von dem sie eventuell eine Ahnung haben.
David am Permanenter Link
Mir völlig unbegreiflich, wie eine Person mit solcher Gedankenwelt so lange auf einem Ministerposten, und hier sogar das Gesundheitsministerium, sitzen kann, ohne dass es nennenswerten Widerstand der politischen Kolle
Ist das womöglich ein Zeichen der Zeit? Schein mehr als sein?
annen nerede am Permanenter Link
Ich hatte aber den Eindruck,dass Steffens religionsfern ist...
David am Permanenter Link
Den Eindruck kann ich überhaupt nicht teilen. Die Religion der Dame ist klar umrissen und heisst "Homöopathie".
Jost Jahn am Permanenter Link
Vermutlich kennt die Ministerin selber nicht den Unterschied zwischen durchaus nützlicher Naturheilkunde und Pseudo-Heilkunde.
Kay Krause am Permanenter Link
Das ist das Traurige: dass Politiker so gut wie nie zur Verantwortung gezogen werden (können?) für den bewußten oder unbewußten Blödsinn, den sie verzapft haben.
hans schulze am Permanenter Link
Was hat eine solche Biertisch-Hetze im hpd zu suchen? Steht der hpd nicht für Demokratie? Oder wird jetzt ein Humanismus ohne Demokratie propagiert?
Angela am Permanenter Link
"Er [=der umstrittene Wirkstoff] wurde zudem auch nur an Tieren getestet."
Wirklich sehr aufschlussreich, dass auch in der Gerüchten zufolge tierversuchsfreien Pseudomedizin, doch etwas an Tieren ausprobiert wurden. Wenn das so mancher Apologet "ganzheitlicher" Heilverfahren ließt ...