UPDATE (18.10.2017)

Abtreibungsgegner Ramelow belehrt Frauen

Der thüringische Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) bekannte im Kloster Blaubeuren: "Ich bin ein Gegner der Abtreibung." Damit stellt er sich auch gegen Teile der eigenen Parteiführung, die die sexuelle Selbstbestimmung als Teil der linken Politik begreifen.

Ramelow riet Sarah Wagenknecht laut Südwestpresse: Sie "solle den 'innerfamiliären Diskurs' suchen mit ihrem katholischen Ehemann Oskar Lafontaine." Abgesehen davon, dass diese Aussage sexistisch ist, weil Frau Wagenknecht sehr wohl über ihren eigenen Körper verfügt und dazu nicht einen Mann fragen muss, ist diese Aussage auch noch in typisch christlicher Manier arrogant.

Was geht es Herrn Ramelow an, wie sich Frau Wagenknecht – stellvertretend für alle Frauen – bei einer ungewollten Schwangerschaft entscheiden würde? Mit welchen Recht maßt er sich an, seine religiösen Befindlichkeiten über fremder Leute Rechte zu stellen?

Das Online-Magazin katholisch.de bemüht sich, zu retten, was zu retten ist und versucht, die Aussagen Ramelows in einen politischen Kontext zu stellen: "Die Bundestags-Fraktionsvorsitzende Wagenknecht tritt nach eigenen Angaben für eine ersatzlose Streichung des Paragraphen 218 ein, der Abtreibungen in Deutschland verbietet." Und weil das so ist, darf Herr Ramelow ihr unwidersprochen den Rat geben, sich erst einmal die Erlaubnis ihres Mannes einzuholen?

Eine Partei, die sich selbst als "links" definiert und das sogar im Namen trägt, sollte Herrn Ramelow mal wieder an das eigenen Programm erinnern:

Wir setzen uns ein für das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und Selbstbestimmung über den eigenen Körper und treten jeglichem Sexismus energisch entgegen.

In diesem Sinne sind wir für die Streichung der Paragraphen 218 und 219 aus dem Strafgesetzbuch, die Schwangerschaftsabbruch weiterhin als Straftatbestand aufführen und nur unter der Bedingung einer Zwangsberatung in den ersten drei Monaten straffrei lässt. Wir wollen stattdessen eine gesetzliche Regelung, die das Recht auf und den Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen wohnortnah und barrierefrei garantiert. Wir wollen eine dichte Beratungsstellenlandschaft, damit Frauen im Falle gewollter und ungewollter Schwangerschaften professionelle Unterstützung erfahren. Plankrankenhäuser müssen verpflichtet werden, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen.


Nachtrag der Redaktion: (18.10.2017) 
Bodo Ramelow widerspricht – auch in einem Kommentar beim Humanistischen Pressedienst – der Darstellung, wie sie von Südwestpresse, katholisch.de und kath.net erfolgte.

Er schreibt: "...Gefragt wurde ich auf der Veranstaltung zudem nach meiner Meinung zu der Forderung von Sahra Wagenknecht, dass der § 218 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen werden sollte. Ich antwortete, dass ich diese Forderung teile. Der Fragesteller unterstellte dann, dass Sahra Wagenknecht damit die Legalisierung von Mord verlangen würde, denn, so der Fragesteller, damit sei wohl auch das Töten selbst eines neun Monate alten Kindes im Mutterbauch gemeint. Meine Antwort war, dass ich nicht glauben würde, dass Sahra Wagenknecht so etwas befürworten würde und dass solche Entschei- dungen höchst schwierige Entscheidungen zwischen Mutter und Arzt seien und ich der strikten Auffassung sei, dass weder das Strafgesetzbuch noch Strafrichter die richtigen Begleiter und Entscheider in solch schwierigen Fragen seien. Ich habe allerdings aus meiner persönlichen Überzeugung als Christ keinen Hehl gemacht, dass ich Abtreibung nicht befürworte und als Mittel der Geburtenkontrolle ablehne..."