Der von manchen als Modernisierer gefeierte, von Wim Wender jüngst gelobhudelte und von dritten als Hoffnungsträger gesehene Papst Franziskus hat in den letzten Tagen deutlich gemacht, was er tatsächlich und vorrangig ist: Der Kopf einer menschenrechtsverachtenden, rückwärtsgewandten Organisation.
Schwule Menschen dürfen nicht heiraten und Abtreibung sei so etwas wie die Tötung "unwerten Lebens" im Dritten Reich. Das jedenfalls sind die neuesten Verkündigungen des Bischofs von Rom. Und selbst wenn manche Journalisten mitteilen, dass der Papst diese Gedanken "ins Unreine" gesprochen habe, dann ändert das nichts an dem hier zu Tage tretenden Weltbild: Eines, dass der Moderne um gut und gern um 50 bis 100 Jahre hinterherhinkt.
Während er dem Herrn Wenders bei seinem Vatikan-Werbevideo noch in die Kamera log, dass seine katholische Kirche niemanden ausgrenzt, tut er genau das, wenn er nur Tage später kundgibt: Homosexuelle Paare sind keine Familien. Schließlich sei "Familie als Ebenbild Gottes […] einzig Mann und Frau". Damit schließt er – wie von anderen Medien betont – nicht nur alle homosexuellen Ehen aus. Er gibt auch allen Eltern, die ohne Trauschein gemeinsame Kinder großziehen, zu verstehen, dass sie für ihn und die katholische Kirche keine vollwertigen Paare sind.
Und das, was Wenders als das unendliche "Verzeihen" des Papstes feiert, zeigt sich hier in seiner frauenverachtenden Form: Franziskus lobte Frauen, die ihren fremdgehenden Männern vergeben. Frauen haben also zu vergeben (und Männer sich beim Fremdgehen nicht erwischen zu lassen).
Blöd nur, wenn aus dem Seitensprung ein Embryo wird. Der muss Franziskus’ Ansicht nach unbedingt ausgetragen werden. Er verglich wieder einmal Abtreibungen mit der Euthanasie der Nazis. Wie kann jemand, der – von Amts wegen und offiziell – keine Kinder haben darf, sich anmaßen, darüber zu urteilen, wie Frauen und Paare sich entscheiden? Selbst wenn beim Fötus festgestellt wird, dass er nicht lebensfähig sein wird: Auch dann darf nach Papst Franziskus nicht abgetrieben werden. Denn schließlich sei es Gottes Wille, dass Kind und Mutter leiden sollen.
Tatsächlich halten einige den aktuellen Papst für einen Modernisierer der katholischen Kirche. Tatsache ist aber auch, dass Franziskus vor allem darin gut ist, die Klaviatur der Medien gut zu spielen. Unter seinem weißen Rock und hinter seinem ewig lächelnden Gesicht verbirgt sich weiterhin ein Weltbild, das seit der Aufklärung überwunden sein sollte. Er redet viel und gut… aber geändert hat sich bislang wenig. Denn "in der Lehre der katholischen Kirche über Sexualität und Familienplanung gab es unter Franziskus […] keine Reformen".
23 Kommentare
Kommentare
Wolfgang am Permanenter Link
Gottes Wille? Der Stellvertreter erhebt sich über seinen Gott, lügt und missachtet die Menschenwürde und macht widersinnige Vorschläge im Namen eines imaginären Gottes.
Tretet aus, tretet aus, tretet aus! Kurt Tucholsky
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Würde der Papst plötzlich vernünftige Forderungen äußern, wäre dies eine weitere Beschädigung des Markenkerns der katholischen Kirche.
Was will man in dieser in sich geschlossenen Anstalt denn mit einem modernen Familienbild, an dem teilzuhaben sich sogar der Papst selbst verbietet, indem er die Ehe für Päpste nicht erlaubt? Nicht mal für sein rein männliches Führungspersonal gestattet er es. Wenn es also sowieso hypothetisch ist, eine irdische Partnerschaft einzugehen, dann - so scheint es - bitte die alte erzkonservative Variante anno Mittelalter.
Und "Gott" selbst hasst alle Schwulen, alle Ehebrecher und alle wild Verpartnerten, selbst die Onanisten. Da wird sich doch der Papst nicht anmaßen, gegen den Willen seines imaginären Freundes zu handeln - nicht mal zu sprechen. Wären Beziehungen in der Katholischen Kirche bis zum heiligen Stuhl Usus, gäbe es - gerade in Anbetracht der vielen Homosexuellen - längst eine offene Debatte über deren Heirat, Familienbildung etc.
So aber bleibt es eine geschlossene Anstalt homophober alter Sexualneurotiker mit einem etwas tuntigen Auftreten...
A.S. am Permanenter Link
Wäre Gott beweisbar, würde es das Ende aller Priester und Religionen bedeuten...
Olaf Sander am Permanenter Link
Hiermit möchte ich dem HPD ans Herz legen, die Kommentare qualitativ bewertbar zu machen. Schon allein weil Herr Kammermeier regelmäßig 5 Sterne für seine Kommentare verdient.
Gerhard am Permanenter Link
Zitat: "So aber bleibt es eine geschlossene Anstalt homophober alter Sexualneurotiker mit einem etwas tuntigen Auftreten..."
Dieses Gegeifer ist Ihnen also 5 Sterne wert?
Ich würde Herrn Kammermeier für solche Kommentare 5 Minuspunkte geben.
Olaf Sander am Permanenter Link
Na ja, da haben Sie schon Recht. Für das Gegeifer ziehe ich ihm einen Punkt ab.
Aber für die Argumentation vornweg, lege ich nochmal zwei drauf.
Gabriele Wruck am Permanenter Link
Vatikan-Werbevideo ist die einzig angemessene Bezeichnung.
Wim Wenders gehört die Leni-Riefenstahl-Medaille in braun am Rattenlinienbande verliehen.
In einem NDR-Interview am vergangenen Donnerstag rechtfertigte er sich für seine Distanz- und Kritiklosigkeit durch das Ziehen einer Parallele zu seinem Film "Buena Vista Social Club". Der wäre ja auch nur eine Doku gewesen und ohne kritisches Hinterfragen ausgekommen. So sei er eben. Seufz.
Schon allein dieser grundschiefe Vergleich eines global aktiven Hetzers gegen die Menschenrechte mit ein paar muszierenden alten Herren offenbart entweder einen zutiefst desolaten Geisteszustand Wenders' oder eine abstoßende Eiseskälte gegenüber dem Leid anderer Menschen, nur um seine PR-Show für die Menschenrechtserklärungs-Verweigerer durchzuziehen.
Und zu Bergoglios perversem Vergleich: Wer anderen Menschen so etwas wie die Hölle in Aussicht stellt und eine Abtreibung allen Ernstes mit einem Mord vergleicht, muss es aushalten, wenn man ihm wünscht, etwas möge in ihm wachsen, von dem er nicht möchte, dass es in ihm wächst, und von dem er nicht weiß, was es in nächster Zeit für Folgen für ihn haben wird, und dann möchte ich ihn sehen, wie er seinem Herrchen artig dafür dankt und sich seinem Schicksal fügt...
Nach seiner Logik düefte in so einer Situation niemand zum Arzt gehen, um sich die fremden Zellen rausschneiden zu lassen. Und er als als oberster "Gotteswillenserkenner" ja zuallerletzt.
Ob es wohl irgendeinen Katholiken gibt, der das ernsthaft glaubt?
Kay Krause am Permanenter Link
Wenn es erlaubt ist, die Tatsache, dass viele Pfaffen Kinder in die Welt gesetzt haben, für die die Kirche die Alimente zahlt,ohne dass diese Pfaffen eine "Familie gegründet hätten, sondern sich anschließend lieb
Lieber Gott! was ist das bloß für eine heuchlerische, bigotte Gesellschaft?! Ich wende mich ab mit Grauen!
Berthold Fritz am Permanenter Link
Der Papst hat nun die Wahl zwischen Lendenschurz und Frauenkleid: Nach dem Ebenbild Gottes geht er als Mann durch oder eben als Weib!
Stefan Mirwald am Permanenter Link
Können halt nicht alle so menschenfreundlich und fortschrittlich sein wie ihr.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Können halt nicht alle so menschenfreundlich und fortschrittlich sein wie ihr."
Doch!
Stefan Dewald am Permanenter Link
Warum sollte man auch eine Kirche reformieren müssen, die ewige Wahrheiten hat?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Der Typ redet halt auch Mal Klartext, wenn es drauf ankommt...
Ich habe so dermaßen fertig mit dieser Sekte.
Helmut Lambert am Permanenter Link
Ich habe oft den Eindruck, das die angebliche Menschlichkeit des Franziskus sich aus dem Unwissen oder der zeitweisen Ausblendung der katholischen Dogmatik ergibt. Daher das typische Rückrudern.
Wolfgang am Permanenter Link
"Daher das typische Rückrudern."
Das ist ein Irrtum! Der Papst konnte nie rudern, weder vor- noch rückwärts. Hier herrscht 2000 Jahre geistiger Stillstand!
Michael Deimel am Permanenter Link
Menschenverachtend....ist in der Tat die Tötung von ungeborenen Leben....und eine Familie besteht aus der natürlichen Verbindung zwischen Mann und Frau....Gott sei Dank wiedersetzt sich die katholische Kirche dieser u
Thomas Göring am Permanenter Link
@Michael Deimel,
leider bin ich erst heute auf Ihren Text gestoßen, und das eher rein zufällig.
Mir ist schon klar, dass Sie hier in Kurzform die gängige "Lebensschützer"-Ansicht wiedergeben. Auf diese Sichtweise ist hier und an anderen Stellen im hpd zur Genüge geantwortet worden. Daher gehe ich nicht weiter darauf ein.
Was mir jedoch an Ihrer Mitteilung tatsächlich besonders auffällt, ist Ihr Stilmittel, bestimmte Teile Ihrer Kundgabe jedesmal mit 4 Punkten (nur beim Schluss 3 Punkte) zu verketten. Ich bin gewiss, dass Sie auch die anderen Satzzeichen gut kennen. Also warum dann immer diese Punkteketten, mit der Sie die Bestandteile Ihrer Mitteilung ohne jeden Abstand voneinander fest verdrahten? Sollte das vielleicht deren Wirkung auf andere Leser verstärken? Irgendetwas müssen Sie sich doch dabei gedacht haben. Denn kein Inhalt existiert ohne seine Ausdrucksform, und diese Ausdrucksform sagt wiederum etwas über die Beschaffenheit (Qualität) des durch sie ausgedrückten Inhalts. (Beispiel: Wein in Flasche oder im Pappbehälter.) Muss ich gar annehmen, dass Sie Ihren Worten ohne deren Festgezurrtsein mittels dieser 5 Punkteketten zu einem eisernen Block die gewünschte Wirkung nicht so recht zugetraut hätten?
Der bekennende Schlußteil Ihres Textes sollte vermutlich alle Zweifel aus dem Wege schaffen. Doch er wirft Fragen auf. Nämlich zum einen diese: Wer oder was bitte betreibt oder ist die von Ihnen so bezeichnete "Tötungsmaschinerie"? Könnten Sie diese freundlicherweise etwas genauer benennen? Und zum anderen jene: Ihre Erleichterung "Gott sei Dank widersetzt sich die katholische Kirche dieser unheilige(n) Diktatur". Wozu nur diese Verstärkung "unheilige Diktatur"? Gibt es denn etwa für Sie auch heilige Diktaturen (denen man sich dann wohl besser nicht widersetzen sollte)? - Ich weiß ja nicht, wie Sie das so sehen, aber bei der Verbindung der Begriffe "Katholische Kirche" und "Diktatur" fällt mir immer wieder ganz spontan ein, dass diese Kirche sich im 20. Jh. gewissen ganz realen Diktaturen nicht nur nicht widersetzt, sondern sogar regelmäßig mit ihnen kollaboriert hatte. Denken Sie an die Diktaturen Mussolinis und Hitlers, Francos, Pétains, Pavelićs, Tisos, sowie auch an gewisse Militärregime im US-"Hinterhof" Lateinamerika. (Hierbei sei natürlich auch die andere Kirche nicht vergessen: ich meine das Verhältnis der protestantischen Kirchen in Deutschland zum Dritten Reich.) - Sie sehen also: statt Gewissheiten vielmehr Fragen über Fragen.
Ulrich Fromm am Permanenter Link
Das nenne ich mal Intellekt.
0Toleranz, 0 Bildung und schon gar keine Kenntnisse der katholischen Religion. Aber dumme Beiträge im Netz verbreiten - dafür reicht es.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
0 Toleranz ist OK, aber 0 Bildung und "keine Kenntnisse der katholischen Religion" sind für den Papst nicht zureffend. Der Mann hat dies und das gelernt, redet aber nur Dummheiten.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Bei all dem, was der stellvertretende Herr der Heerscharen so alles an Beschwichtigungen von sich gibt, wird stets vergessen, dass damit nie eine Revision der katholischen Lehrsätze verbunden war, die für den gemeinen
Und Wenders - ich habe ihn immer für einen Menschen gehalten, der immer die notwendige kritische Mindestdistanz auch zu den von ihm mit Herzblut bearbeiteten Sujets hatte. Wozu es allerdings eines renommierten Filmemachers bedarf, um dem Papst für reine PR-Zwecke stundenlang einfach eine Kamera und ein Mikrofon ins Gesicht zu halten, erschließt sich mir nicht.
Gabriele Wruck am Permanenter Link
Der Name des bislang allgemein geschätzten Wim Wenders sollte als Trittbrett dienen.
Der Verein für intensive Knabenbetreuung wollte sich zweifellos mit Wender's bis hierhin noch vorhandenen Federn schmücken. (Was davon nach seiner willigen Verdingung als Reputations-Stricher übrig bleibt, wird sich zeigen.)
Die Anfrage richtete sich vor einigen Jahren initiativ vom Vatikan an Wenders.
Wenders - von frühester Kindheit an katholisch abgerichtet - fühlte sich gebauchmiezelt.
Und vom millionenschweren Budget war am Ende eine ganze Million übrig, die Wenders einem "wohltätigen Zweck" zugeführt haben will. Schließlich habe er von Bergoglio das "mit Weniger auskommen" gelernt. (Zum Glück saß ich bei diesem Radio-Interview allein im Auto, so trug niemandes Trommelfell einen Schaden davon.) Von wem sollte er das "mit Weniger auskommen" auch sonst lernen, wenn nicht von diesem prunkstarrenden Großkonzern?
All die alleinerziehenden Hartz IV-Mütter konnten ihm leider kein Millionenbudget bieten.
Tja, so ist das eben mit "Gottes" Wille.
Jutta Lingos am Permanenter Link
Homosexuelle Paare sind keine Familien. Schließlich sei "Familie als Ebenbild Gottes
Homosexuelle können auf jeden Fall Ehepaare sein, aber niemals eine Familie von der Natur her.
Gott ist ein Vater, Mann, Männlich und niemals Familie, wenn er auch noch Frau sein will, ist er Homosexuell. Wie die gesamte Priesterschaft
Dieter Bauer am Permanenter Link
Warum stellt sich eine Religionsführungsperson (wie der Papst) so unvorstellbar unbeholfen an, wenn es um das Eingeständnis einer Jahrtausende währenden märchenhaften Macht- und Lügengeschichte geht, die jedem nur ein