Innen- und Heimatminister Horst Seehofer will eine gesellschaftliche Debatte über Religion und Staat anstoßen. Der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) begrüßt diesen Vorstoß und fordert eine stärkere Berücksichtigung der Interessen nicht-religiöser Menschen in der politischen Entscheidungsfindung.
Durch das Grundgesetz ist die Bundesrepublik Deutschland als weltanschaulich neutraler Staat konstituiert. Artikel 140 schreibt die Gleichbehandlung von Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften vor.
Die gesellschaftliche und politische Realität sieht hingegen anders aus: Vor allem die christliche Religion und die traditionellen Kirchen bleiben stark privilegiert. Religionsfreie Menschen und ihre Interessenvertretung werden in die politische Debatte viel zu wenig eingebunden.
Der Humanistische Verband Deutschlands als anerkannte Weltanschauungsgemeinschaft hat deshalb in einem Schreiben das Bundesinnenministerium dazu aufgefordert, bei den geplanten Gesprächen über die Kooperationsbeziehungen zwischen dem Staat und den Kirchen auch andere Weltanschauungsgemeinschaften als Vertreter der wachsenden Zahl nichtreligiöser Menschen in Deutschland einzubeziehen.
Seehofer hatte Ende August zu einer breiten Debatte zu diesem Thema aufgerufen. Auf Nachfrage teilte sein Ministerium mit, dass es Gespräche mit Vertretern der Kirchen und der muslimischen Verbände geben solle.
"Über ein Drittel der in Deutschland lebenden Bevölkerung gehört keiner Religionsgemeinschaft an. In den Großstädten ist ihr Anteil noch weit höher", sagt Grit Lahmann, Geschäftsführerin des HVD Bundesverbandes. "Es ist längst überfällig, dass die Interessen religionsfreier Menschen bei der Diskussion über ethische Fragen und das Zusammenleben in unserer Gesellschaft stärker berücksichtigt werden. Sowohl die Struktur der Zusammenarbeit zwischen Staat und Weltanschauungsgemeinschaften wie auch die staatliche Förderung müssen die Pluralität der religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisse widerspiegeln. Der HVD steht hier als kompetenter Gesprächspartner zur Verfügung."
14 Kommentare
Kommentare
Stefan Dewald am Permanenter Link
Der HVD hat halt keine schöne Pöstchen, Ehrentitelchen und Lametta zu bieten. Und keine unser seiner Flagge laufenden Hochschulen mit denen man sich seinen anlobbyierten Nachwuchs heranzüchten kann.
Wolfgang Schaefer am Permanenter Link
Mit "Schwarzen" ist nicht gut zu diskutieren. Da sind zu viele Nägel und Balken vor den Köpfen.
Alexander von d... am Permanenter Link
Das ist mal wieder typisch: Hauptsache man glaubt an etwas (ob an einen Gott oder einen Allah), schon wird man eingeladen, wie hier die muslimischen Verbände (die im Übrigen nur einen verschwindend kleinen Teil der be
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Naja, drücken wir uns mal die Daumen. Wenn alles gut geht, haben wir vielleicht schon nächste Woche einen anderen Innenminister.
Kay Krause am Permanenter Link
K.-H. Büchner, glauben Sie denn allen Ernstes, dass der dann weniger katholisch ist? Diesen Posten läßt die Kirche sich doch nicht nehmen!
Hier ein paar Verse zu dem Thema:
PoPo (Politik &Poesie)
kann man über Tagespolitik,
seriös Gedichte schreiben?
sind die rechten und die linken,
die roten und die schwarzen Sachen,
die die Herren mit angeblich weißen Westen,
von da oben mit uns Bürgern täglich machen,
am End' nicht einfach nur zum Lachen?
und sie sagen: sie tun es nur zu unser aller Besten!
Bevor es diesen gewählten Philistern
gelang, das Wort "Heimat zu definieren,
mußten sie zu dn vorhandenen Ministern,
noch einen extra für die Heimat kreieren!
Es ist ein abgesägter Landes-Chef aus Bayern, ein verbrauchter,
'nen neuen Job, und zum Furzen einen neuen Sessel braucht er!
Da hat man, ohne nach Bedarf sich zu erkunden,
den Heimat-Minister flugs erfunden!
Dieser rückt nach rechts, soweit es eben geht,
weil ihm der Sinn nach "Rechtsstaat" steht.
Er stört, so gut er kann, den Tagespolitik-Ablauf.
Dass er die Chefin reizt, nimmt er von rechts inkauf!
Und was mich daran besonders erheitert,
warum ich mich vor Lachen biege:
Nun ist die katholische Ministerriege,
um eine gläubige Seele erweitert;
so dass nun ganz offiziell und ungeniert,
ganz so wie in alten Zeiten,
aus Romas fernen Weiten,
der Vatikan das Land Germanien regiert.
Die Kanzlerin indes, sie faltet vor dem Bauch die Hände,
blickt - wie immer, still und traurig in's Gelände.
"Wir schaffen das!", das war ihr letztes Wort,
dann trugen sie die braunen Kameraden fort.
Und wenn es nicht so traurig wär', dann könnt man drüber lachen,
was die Politiker mit uns für Sachen machen!
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Alles gut und schön,
aber es gibt auch unter den Politikern mehr und weniger bescheuerte, selbst in der CSU.
A.S. am Permanenter Link
Es wird immer deutlicher, dass unsere führenden Politiker Kirchen-Marionetten sind, die unsere Freiheit und Demokratie an die Kirchen verraten.
Kay Krause am Permanenter Link
Damit setzt Herr "Heimathofer doch nur fort, was seine(!) Kirche ihm täglich (geduldet vom Gesetzgeber) vormacht.
Heimathofer und seine katholischen Konsorten(z.B. Söder) zukünftig in die gwsetzlichen Schranken weist. Wer wagt es- Rittersmann oder Knapp'?
Frank Linnhoff am Permanenter Link
Wahrscheinlich hat Herr Seehofer kein Interesse an einem Gesprächspartner, welcher eine Trennung von Kirche und Staat fordert.
Udo Zeitvogel am Permanenter Link
Von einer Partei, die das C im Namen trägt, kann man ja auch keine religiöse Neutralität erwarten.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Wer von glaubensgeprägten Politikern rationales Denken erwartet, geht an der Realität vorbei. Indoktrination lässt grüßen und Rechtstaatlichkeit ist von Fantasieanhängern verpönt.
Jürgen Roth am Permanenter Link
Der Anspruch des HVD auf Beteiligung ist wohl begründet.
user unknown am Permanenter Link
Die Kirchen, die angeblich je ca. 30% der Bevölkerung vertreten, behaupten das auch nur.
Wir hatten in den letzten Jahren doch die zwei heftig umstritttenen Fragen, einerseits zur Vorhautverstümmelung, andererseits zum selbstbestimmten, unterstützten Suizid. Ich meine mit ca. je 80% der Bevölkerung gegen die von der Politik im Schulterschluss mit den Kirchen getroffenen Entscheidungen. Nur 20% stimmen der Haltung der offiziellen Kirchen zu - da sind aber auch Moslems und Juden mit deutscher Staatsbürgerschaft schon drin. Das bedeutet doch, das maximal ein Drittel der Kirchenmitglieder den Kirchendoktrinen folgt.
Es ist offenbar v.a. die Klasse der Funktionäre, die ein viel größeres Gewicht in der politischen Debatte bekommt, als die einfache Bevölkerung, die nur qua Wahlentscheid ihren Einfluss geltend machen.
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Tja, der Wähler muss sich halt Gedanken darüber machen, wer seine Interessen besser vertritt - BEVOR er seine Kreuzchen macht.