Der Humanistische Verband Rheinland-Pfalz/Saarland e. V. (HVD RLP/Saar) zeigt sich verständnislos über die Reaktionen des Bildungsministeriums Rheinland-Pfalz und der saarländischen Landtagsfraktionen anlässlich der aktuellen Kritik der LandesschülerInnenvertretungen (LSV) beider Bundesländer am gegenwärtigen, konfessionell gebundenen Religionsunterricht.
Die LandesschülerInnenvertretungen gehen von der Lebenswelt der jungen Generation aus, die mitten im Pluralismus von Lebensweisen und weltanschaulichen Überzeugungen aufwächst. Sie sehen die Herausforderungen, die dieser Pluralismus mit sich bringt, und suchen Lösungen dafür, weil sie sich für die Mitgestaltung zukünftiger gesellschaftlicher Verhältnisse verantwortlich wissen.
Angesichts der beeindruckenden Klarheit, mit der die SchülerInnen sich für ein diskriminierungsfreies Miteinander in einem gemeinsamen Werteunterricht an Stelle einer Trennung nach Konfessionen aussprechen, ist es umso erstaunlicher, wie wenig Mühe sich das Bildungsministerium und die saarländischen Landtagsfraktionen machen, sich mit den Argumenten der LSV auseinanderzusetzen. Auf die Begründungen der SchülerInnen, die gegenwärtige Form des Religionsunterrichts widerspreche der grundgesetzlich vorgesehenen Trennung von Staat und Kirche oder die Aufteilung in konfessionell gebundene Gruppen verhindere objektive Information und Kritik, wird nicht eingegangen.
Stattdessen wird darauf verwiesen, dass das Grundgesetz, die Landesverfassung, das Schulgesetz und diverse Schulordnungen geändert werden müssten. Übersehen oder unterschlagen wird dabei, dass der einschlägige Artikel 7 Absatz 3 GG keineswegs geändert werden muss. "Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach", heißt es im Grundgesetz. Demnach würde es völlig ausreichen festzulegen, dass unsere öffentlichen Schulen bekenntnisfreie Schulen im Sinne des Grundgesetzes sind, was faktisch tatsächlich gegeben ist.
"Wir wünschen uns, dass Staat und Politik die Vertretungsgremien der Schülerschaft als kompetent in den sie betreffenden Belangen anerkennen und deren Argumente nicht einfach ignorieren", so Hedwig Toth-Schmitz, Vorsitzende des HVD Rheinland-Pfalz/Saarland. "Die Schüler haben erkannt, dass jahrzehntealte Rechtsnormen mit den Veränderungen in unserer Gesellschaft nicht Schritt gehalten haben und dringend angepasst werden müssen. Die staatlicherseits zuständigen Stellen scheinen dies leider noch nicht verstanden zu haben."
"Die Stellungnahmen der Landtagsfraktionen im Saarland ignorieren zudem vollständig den wachsenden Anteil Konfessionsfreier in der Gesellschaft. Diese Menschen können sich mit ihrem Anliegen eines übergreifenden Werteunterrichts von den Fraktionen nicht vertreten fühlen", so Werner Röhrig, Ansprechpartner des HVD für das Saarland.
Siehe dazu auch: Pressemitteilung der LSV Rheinland-Pfalz
22 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Diese blasierte Ignoranz der bestehenden Tatsachen ist unerträglich, aber ich bin sicher, dass die Verantwortlichen in absehbarer Zeit die Rechnung dafür präsentiert bekommen.
Edgar Schwer am Permanenter Link
Die Landesschülervertretungen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben völlig Recht mit ihrer Forderung nach einer Reform des Religionsunterrichts.
Wolfgang Graff am Permanenter Link
Die beiden Bundesländer zeigen durch ihre Stellungnahmen, dass sie die Initiativen der Landesschülervertretung nicht ernst nehmen.
Ich hoffe sehr, dass sich die säkular-humanistischen Vereinigungen jetzt nicht vornehm zurückhalten, sondern den Schülern den Rücken stärken.
Gerd Soldierer am Permanenter Link
Es sind halt alles Ideologen, die werden schon wissen wie die vollkommenen, ideale, perfekte Gesellschaft geformt wird, alles zu unserem Gunsten, wir müssen nur tun was die sagen....
Ethik- Unterricht enthält auch Religion : Wo hört Religion auf, wo fängt Staat an ?
Daran könnte man sich schon mal die Zähne ausbeißen...
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Demnach würde es völlig ausreichen festzulegen, dass unsere öffentlichen Schulen bekenntnisfreie Schulen im Sinne des Grundgesetzes sind, was faktisch tatsächlich gegeben ist." - Das ist bei fast flächendec
Carsten Gerlach am Permanenter Link
Wie würde eine solche Umwidmung in der Praxis funktionieren? Kann das der Schuldirektor selbst beschließen? Oder wie könnte die entsprechend gewillte Schülerschaft diesen Prozess anstoßen?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Mal den HVD fragen? (Weil der das schon für faktisch umgesetzt hält.)
Nee, mal im Ernst - in der Praxis muss das zunächst in die Köpfe von Schülern, Eltern und Lehrern; das ist streikwert.
Jacqueline Neum... am Permanenter Link
Vielleicht bietet der HVD Rheinland Pfalz der LSV einen Austausch und seine Unterstützung an? Es bedürfte einer Änderung des Schulgesetzes und der entsprechenden Schulordnungen.
A.S. am Permanenter Link
In Rheinland-Pfalz und im Saarland wird durch (nicht von) Kirchenmarionetten regiert. Die Oppositionsführungen sind keinen Deut besser. Da können Wahlen nichts verändern.
Das Gott nur ein Bluff ist, erkennen viele SchülerInnen mittlerweile. Leider versorgen die Humanisten die öffentliche Diskussion nicht mit adäquatem Vokabular, sondern suchen die Zusammenarbeit mit den Religionsgemeinschaften.
Meine Vorschläge für "adäqutes Vokabular":
- Gott ist nur ein Bluff, mit dem die Preister sich Autorität erschwindeln und naive Menschen und Politiker vor ihren Karren spannen (siehe RLP und Saarland).
- Mit Religion dressiert man Menschen.
- Wer seine Macht auf Schwindel baut, muss Kritiker (mund)tot machen, sonst fliegt der Betrug auf.
- Finanz-Scharlatane versprechen super Renditen, Medizin-Scharlatane versprechen perfekte Gesundheit, Religions-Scharlatane verheißen ewiges Leben.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Frau Sander, meinen Sie "die Humanisten" insgesamt oder ganz bestimmte dieser Gattung?
A.S. am Permanenter Link
Definitiv meine ich nicht alle Humanisten.
Im Frühjahr habe ich durch Klaus Gebauer erfahren, wie sich das Parteiprogramm der SPD bezüglich des Verhältnisses Staat-Kirche nach dem 2. Weltkrieg verändert hat - erschreckend.
Auf dem Humanistentag in Hamburg habe ich SPD-Vertreter erlebt, die stolz darauf waren, kleineren Religionsgemeinschaften eine Staatsfinanzierung verschafft zu haben, als Anti-Diskriminierungsmaßnahme begründet wegen der Staatsgelder für die großen Kirchen. Das geht m.E. in die falsche Richtung.
Mein Eindruck ist nach wie vor, dass der Mainstream der humanistischen Community immer noch meint, in den Religionen Verbündete für eine bessere Welt finden zu können. Diese Ansicht teile ich nicht sondern meine stattdessen, dass die Religionsvertreter die Humanisten gekonnt und erfolgreich einwickeln und so ihre Pfründe verteidigen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"Definitiv meine ich nicht alle Humanisten."
D'accord.
Aber der "Mainstream der humanistischen Community" - was ist das? Gibt es m.E. nicht.
- *Teile* des HVD, nur z.B., verstehe ich problemlos als 'Religionskuschler', auch wg. der KdöR-Problematik (oh je, jetzt kriege ich wieder Ärger...).
- Auf der anderen Seite geht das hin bis zu Leuten, die Religionen am liebsten verbieten wollen. Gab und gibt es; ist aber verschenkt (ja, bitte Ärger!).
- Und die offizielle SPD (diese wäre eigtl. ganz am Anfang zu nennen) vergessen wir mal - aber bis auf hochwohllöbliche Versuche der 'Säkularen Sozen', sich dort zu etablieren. Mal sehen, ob sie es schaffen; ich bin da wie bei den Grünen noch skeptisch (es ist der ganz-dicke-Bretter-Weg bzw. -Marsch durch die Institutionen).
Meine Welt ist der evolutionäre Humanismus i.S. der gbs (auch wenn MSS mal von Religionen als "Schatzkammern" sprach). Unverhandelbare Positionen sind für mich Trennung von Staat und Kirche (Säkularismus ist die Lösung!) und Abschaffung des Religionsunterrichts in staatlichen Schulen.
Meine naturalistische Welt verteidige ich gern mit klaren Worten nach dem Motto: "Warum Menschen auf die Füße treten, wenn man sie vor den Kopf stoßen kann?" - von wem stammte das nochmal? Horst Hermann, denke ich; der sprach selten gut Klartext.
Sie sollten sich allerdings überlegen, ob Sie mit Ihrem 'adäquaten Vokabular' (Bluff, Dressur, Scharlatane etc.) Ihre Zielgruppe nicht nur vor den Kopf, sondern auch ver-stoßen...
Teile des HVD oder der SPD erreichen Sie damit jedenfalls nicht.
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Trutnau,
Zur Sache: Einen festen ideologischen Bezugsrahmen habe ich nicht. Für mich persönlich ist wichtig, nach eigener Fasson leben zu dürfen wobei selbstverständlich die Auswirkungen auf andere und die Biosphäre zu berücksichtigen sind. Den nach meiner Einschätzung besten organisatorischen Rahmen hierfür bietet mir die freiheitliche Demokratie, die ich ausdrücklich unterstütze und erhalten möchte.
Was Politik, Welt- und Naturgeschehen betrifft möchte ich möglichst viel hiervon verstehen. Dazu gehört auch das Verständnis von Religion. Nachdem ich meine katholische Sozialisation überwunden habe und nicht mehr an die gepredigten Gottheiten glaube (wichtig: es könnte einen Gott geben, aber die gepredigten Götter müssen nichts mit diesem zu tun haben) versuche ich zu verstehen, was Religion eigentlich ist und wie Religion in den menschlichen Köpfen sich auswirkt.
Meine Einsichten, die natürlich nicht richtig sein müssen, die ich subjektiv aber für richtig halte, weisen auf ganz andere Funktionen von Religion hin als uns landläufig (Schule, Medien, soziales Umfeld) erzählt wird.
Zunächst: Ich sehe Religion als ein sozialpsychologisches Phänomen, nicht als metaphysische oder metaphorische Wahrheit. Als ein sozialpsychologisches Phänomen, dass im Zuge der biologischen und der kulturellen Evolution entstanden ist.
Ich vermute mal, dass Sie diese Perspektive akzeptieren können.
Dann ergeben sich Fragen wie z.B.:
- welchen Nutzen hat Religion?
- wem nutzt Religion?
- wie funktioniert Religion, wie wird Religion zur "gefühlten Wahrheit", für die sogar gemordet und gestorben wird?
Alle diese Fragen sind völlig konfessionsneutral gestellt und sollten m.E. auch so beantwortet werden.
Meine bisherigen Antworten (alles noch im Fluss) sind:
- die gepredigten Gottheiten haben wenig bis nichts mit einem nicht völlig ausschließbaren Schöpfer-Gott zu tun.
- Religionen erlauben die Bildung von Gruppen, die die Größen-Grenzen traditioneller Stammesverbände sprengen.
- Religionen machen solche Gruppen hart, kämpferisch und durchsetzungsstark (auf Kosten der Individuen, die dabei ihr Leben lassen).
- Den Nutzen von Religion haben die religiösen Gruppen bzw. ihre Anführer. Der Nutzen ist Macht über andere Menschen (die religiöse Gemeinschaft, nach deren Vergrößerung permanent gestrebt wird).
- Priester können ihren Gläubigen Anweisungen geben, die mehr oder minder befolgt werden. Das erfüllt die Max Weber'sche Definition von Herrschaft. Organisierte Glaubensgemeinschaften erfüllen die Merkmale von Herrschaftsverbünden, in denen die Priester das Sagen haben.
All das sind ziemlich unappetitliche Einsichten, die nichts mit "Welterkenntnis", "Fragen nach den letzten Dingen, dem woher und wohin" oder "Friedensstiftung" zu tun haben.
Stattdessen befördern die Religionen die Kriegsfähigkeit von Menschengruppen.
Insgesamt bewerte ich die Religionen als Bedrohung von Frieden und Demokratie, denn die göttlich legitimierte Herrsucht der Priester ist grenzenlos. Wo Priester herrschen, herrscht das Volk nicht. Ich erlebe Deutschland als ein Land, dass nicht nur die großen Kirchen massiv fördert und den Atheismus gezielt klein hält. Dadurch ist in meinen Augen Deutschland eine Demokratie, die sich selber abschafft. Mit tätiger Mithilfe der SPD, der Grünen und selbst der Linken.
Und was kann man da als Einzelperson tun?
Zielgerichtet Diskussionen provozieren!
Zur Frage nach dem Zusammenhang zwischen möglichem und gepredigten Gott mit:
"Gott ist nur ein Bluff"
Zur Herrschaft der Priester mit: "Mit Religion dressiert man Menschen"
Zur Härtung von Gruppen und Steigerung deren Kriegsfähigkeit mit: "Wer Krieg führen will, braucht Religion"
Zur Demokratiefrage mit: "Wo Priester herrschen, herrscht das Volk nicht"
Mit besten Grüßen, Ihre Anja Sander!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Danke für Ihre lange Antwort, Frau Sander! (Mein Kommentar war ja auch unüblich unkurz.)
Ich denke, Sie wissen, dass ich mit Ihrer Analyse weitgehend übereinstimme:
Diese 'message' rüberzubringen, ist zweifellos eine Kunst, die - je nach Zielgruppe - einer Variation bedarf, weil es den "Mainstream der humanistischen Community" (i.S. einer einheitlichen Zielgruppe), wie ausgeführt, so eben nicht gibt.
Entsprechend sollten Sie Ihr "adäqutes Vokabular" variieren - obwohl Sie damit (bei mir persönlich) offene Türen einrennen: 'Dressur' (Indoktrination von Kindesbeinen an) durch eine Priesterkaste zum Zwecke der Kontrolle trifft den Nagel ja auf den Kopf! Nur wird (nicht nur) die Priesterkaste darauf (wie bekannt) z.B. mit Verunglimpfungen reagieren.
Ich finde, gbs, hpd und ifw antworten darauf schon ganz gut; speziell der hpd mit seiner Kolumne "Spott sei Dank!" Denn (und das lässt mich 'himmelhoch' frohlocken!):
Wie sagte schon der blinde alte Bibliothekar Jorge de Burgos im Film "Der Name der Rose":
- "Lachen tötet die Furcht und ohne Furcht kann es keinen Glauben geben.
Wer keine Furcht vor dem Teufel hat, der braucht keinen Gott mehr." -
Religionen jeglicher Art sollten der Lächerlichkeit, die sie präsentieren, preisgegeben werden!
Ja, wenn das alles so einfach wäre...
Ihr Hans Trutnau
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Trutnau, heute nur kurz: Mein T-Shirt mit dem Aufdruck: "Mit Religion dressiert man Menschen" kommt bei vielen jungen Frauen mit Migrationshintergrund, aber ohne Kopftuch, gut an!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Bravo, Frau Sander; dann passen Vokabular und Zielgruppe dort ja sehr gut!
(Mir geht das mit meinen Sprüchen mitunter - aber wahrlich nicht immer! - ebenso.)
a. Ägypten,
b. Iran,
c. Altötting?
Die Reihenfolge a-c ist rein zufällig, entbehrt aber nicht einer gewissen Komik...
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Nun, ob Sie mit Ihrem "adäquaten Vokabular" die Sache voran bringen, wage ich zu bezweifeln.
Wie ich letztens so passend gehört habe:
"Machen ist wie wollen, nur krasser!"
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Abschaffung des regulären Religionsunterrichts durch die Hintertür
Auf eine Besonderheit möchte ich in diesem Zusammenhang hinweisen.
NRW ist das einzige Bundesland, in dem es (noch) fast flächendeckend Bekenntnis-(Grund-)Schulen gibt. Dies sind zu 100 % staatlich finanzierte Schulen, die aber einem Bekenntnises unterliegen. Das finde ich ich hochnotpeinliche, es birgt aber auch eine Chance:
Das NRW-Schulgesetzt sieht nämlich in diesem Zusammenhang vor, dass die Eltern über die Form der Grundschule (auf Antrag) abstimmen können. Dabei besteht die Wahl zwischen einer christlichen (sic!) Gemeinschaftsgrundschule, einer Bekenntnisschule oder einer bekenntnisfreien Schule (auch Weltanschauungsschule genannt). In letzterer, die es bisher leider (noch) nicht gibt, bestünde dann auch kein verfassungsmäßiger Zwang zum Religionsunterricht mehr. Es könnte also in der Folge (wie vom HVD-NRW angestrebt), ein gemeinsamer "Ethikunterricht" entwickelt werden (oder wie man diesen auch immer nennen mag). Dass diese Idee sich mit der Zeit durchsetzen dürfte, liegt m. E. einerseits an der Sinnhaftigkeit einer gemeinsamen, integrativen Auseinandersetzung mit Werten (und mit Religionen), andererseits aber auch daran, dass sich die immer weiter aufschlüsselnde Riligiösität der Kinder (besser gesagt die Religion der Eltern) sich organisatorisch kaum noch abbilden lässt.
Für diese Idee werden noch Unterstützer gesucht. Besonders interessant sind z. B. Infos über NRW-Grundschulen, für die eine Umwandlung in eine bekenntnisfrei Schule von Interesse sein könnte - etwa wenn die Direktorin einer katholischen Grundschule versetzt werden soll, weil sie ein 2. Mal heiraten will, oder wenn eine Schule vor der Schließung steht ...
Auf einer anderen Ebene versuchen wir die bekenntnisfreie Schule in den Kommunalwahlprozess einzubringen (die Wahl ist im Sept. 2020).
Wie es so schön bei XY heißt: Sachdienliche Hinweise an mail@hvd-nrw.de (Stichwort: Humanismus und Schule).
Und neue Mitstreiter*innen sind natürlich auch gern willkommen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"NRW ist das einzige Bundesland, in dem es (noch) fast flächendeckend Bekenntnis-(Grund-)Schulen gibt" - nö; das ist Standard in D. Es gibt hier m.W.n.
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Trutnau,
es sollte Ihnen eigentlich aufgefallen sein, dass wir BEIDE uns FÜR bekenntnisfreie Schulen einsetzen. So weit so gut.
Über Bekenntnisschulen mit 100%iger staatlicher Finanzierung, die es so in der Tat nur in NRW (und kleinen Teilen Niedersachses) gibt, sollten Sie sich zunächst genauer informieren. Da liegen Sie mit Ihrer Aussage einfach falsch.
Zum Abschluss zu Ihrer Verschwörungstheorie, ich hätte mich "vorsätzlich fehlinformierend" zum Thema Religionsunterricht im Grundgesetz geäußert. Nirgendwo schreibe ich, dass es einen Zwang zur Teilnahme am Religionsunterricht gibt, oder?
Ist es nicht so, dass Sie mich einfach falsch verstanden haben? Ich unterstelle Ihnen da keine Absicht, so haben Sie die Möglichkeit, Ihren Fehler zu korrigieren. In dem Fall nähme ich Ihre Entschuldigung gerne an.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Osenberg
Hans Trutnau am Permanenter Link
Klären Sie uns doch einfach mal über staatliche Bekenntnisschulen in D auf. Ist z.B.
Und stellen Sie bitte auch klar, was Sie mit 'Zwang' in Ihrer Formulierung "verfassungsmäßiger Zwang zum Religionsunterricht" gemeint haben wollen.
Ralf Osenberg am Permanenter Link
Warum so grantelig Herr Trutnau, ich habe Ihnen doch nichts getan, oder doch?
Eigentlich wollte ich es dabei bewenden lassen, aber jetzt finde ich doch noch ein wenig Zeit Ihnen zu antworten.
Also: Ich nehme mal an, dass Ihre Schule nicht im nordrhein-westfälischen Hambach liegt, sondern im hessischen Heppenheim, richtig? Wenn es sich dann um eine staatliche Schule handelt, ist sie keine Bekenntnisschule. Ein Blick ins hessische Schulgesetzt, dürfte zeigen, dass es so etwas in Hessen nicht gibt. Bekenntnisfrei ist die Schule deshalb aber noch lange nicht. Das sieht das hessische Schulgesetz leider auch nicht vor - anders als in NRW.
Hessen: § 8 (1) Religion ist ordentliches Unterrichtsfach ... (3) Eine Abmeldung ... ist möglich.
NRW: § 31 (1) Der Religionsunterricht ist ordentliches Lehrfach an allen Schulen mit Ausnahme der Weltanschauungsschulen (bekenntnisfreien Schulen). [Abmeldungen regelt hier Absatz 6]
Dieses Einfallstor in NRW meine ich. Es ermöglicht jenseits von Verfassungsänderungen (oder dem Ziel, dass alle Schüler*innen abgemeldet werden oder abmelden) das Betreiben von (staatlichen) Schulen ohne Religionsunterricht.
Ob es sowas in anderen Bundesländern (Berlin und Brandenburg sind Ausnahmen) gibt, weiß ich nicht.
Vielleicht haben Sie ja in diesem Sinn Lust, sich mit uns zusammen zu engagieren, oder die säkulare Arbeit in dem Bereich zu koordinieren und sich gegenseitig zu unterstützen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Zeit.
Ralf Osenberg
PS: Und mit "Zwang" meine ich (Sie werden es sich schon gedacht haben) die Verplichtung, Religion-Unterricht anbieten zu müssen.