"Vier Beine gut, zwei Beine schlecht" ist der Titel eines frisch erschienenen Buchs der Autorin Mira Landwehr. Sie behauptet darin, weiten Teilen der veganen Tierrechtsbewegung seien Rassismus, Ökofaschismus und Menschenhass wesenseigen. Doch diese Behauptung entspricht nicht der Realität, sondern ist Ergebnis einer mangelhaften methodischen Herangehensweise, erklärt Rezensent Colin Goldner.
Vor wenigen Tagen erschien im Hamburger KVV-konkret-Verlag ein 126 Seiten starkes Textbuch, dessen Titel "Vier Beine gut, zwei Beine schlecht" der 1945 veröffentlichten Erzählung "Farm der Tiere" von George Orwell entlehnt ist, auch wenn er mit deren Inhalt – die Tiere einer englischen Farm erheben sich gegen die Herrschaft ihres menschlichen Besitzers – überhaupt nichts zu tun hat. Die von den Tieren, genauer: den Schweinen der Farm ausgegebene Kampfparole als Buchtitel soll wohl potentielle Käufer, die Orwells dystopische Erzählung nicht so genau kennen, irgendwie für den "Zusammenhang von Tierliebe und Menschenhass" interessieren, um den es laut Untertitel gehen soll.
Einen ähnlich suggestiven Trick, Käuferinteresse zu wecken, verfolgt die Abbildung auf dem Cover, die ein altbekanntes Motiv zeigt: Adolf Hitler tätschelt seine Schäferhündin Blondi. Auch wenn es sich gar nicht um eines der 1943 auf dem Obersalzberg gefertigten und millionenfach reproduzierten Propagandabilder des "größten Tierfreundes aller Zeiten" handelt – tatsächlich ist auf dem Cover nur der Ausschnitt eines Mannes in Wehrmachtsuniform zu sehen, der einen Schäferhund am Halsband festhält –, assoziiert sich doch unmittelbar "Hitler und Blondi". Und das gewollt, soll es doch, wie gesagt, um den "Zusammenhang von Tierliebe und Menschenhass" gehen. Und zwar nicht irgendwie und allgemein, sondern um "Tierliebe und Menschenhass in der veganen Tierrechtsbewegung". Erklärte Absicht der Untersuchung ist es, den nach Ansicht der Autorin ebendieser Bewegung wesenseigenen Rassismus, Ökofaschismus und Menschenhass zu dokumentieren und davor zu warnen.
Als Autorin firmiert eine publizistisch bislang kaum in Erscheinung getretene Mira Landwehr, laut Selbstauskunft studierte Historikerin und Germanistin, die, wie sie mehrfach betont, sich "mehrere Jahre in der Tierrechtsszene" bewegt habe. Schon Monate vor Erscheinen des Buches war sie damit auf Lesereise gegangen.
Ein strukturelles Problem?
Auch wenn Landwehr in Klappentext und Einleitung ihres Buches einschränkend von "weite(n) Teile(n) der veganen Tierrechtsbewegung" spricht, die "Rassistinnen, Ökofaschistinnen und andere Menschenfeindinnen an Infoständen, auf Demonstrationen und als ihre medial wirksamen Fürsprecherinnen" begrüßten, meint sie doch, unschwer erkennbar, die gesamte vegane Tierrechtsbewegung, die sie für durchzogen hält von "sexistische(n), rassistische(n) und antisemitische(n) Einstellungen." Vielerorts in der Szene würden solche Einstellungen nicht nur gebilligt, sondern sogar forciert, in Landwehrs Augen ein "strukturelles Problem".
In kompletter Umkehrung der tatsächlichen Verhältnisse – es gibt nicht mehr als eine kleine Handvoll vegan Tierrechtsbewegter, die in weitestem Sinne als "Rassistinnen, Ökofaschistinnen und andere Menschenfeindinnen" bezeichnet werden können – behauptet Landwehr, es sei nachgerade "fatal", hier nur von Einzelfällen zu sprechen. Mehr als eine simple Auflistung ebendieser Einzelfälle hat sie gleichwohl nicht zu bieten.
Auch den Umstand, dass diese paar wenigen Einzelfälle seit Jahren proaktiv und konsequent von Infoständen und Demonstrationen ferngehalten werden und in der medialen Präsenz der veganen Tierrechtsbewegung so gut wie keine Rolle spielen – in den Organen der Szene (Tierbefreiung, Kochen ohne Knochen, Zeitschrift für Kritische Tierstudien etc.) kommen sie, außer in kritischer Abgrenzung gegen sie, überhaupt nicht vor – verkehrt Landwehr ins komplette Gegenteil. Der "emanzipatorische politische Veganismus", wie sie schreibt, "den einige (!) Tierbefreiungsaktivistinnen und manche (!) Tierrechtlerinnen vertreten, ist marginal." Gemeint ist: es gibt ihn nicht. Dutzende Publikationen, die das genaue Gegenteil belegen, werden ignoriert bzw. als unerheblich abgetan.
Alles Rassisten?
Also alles "Rassistinnen, Ökofaschistinnen und andere Menschenfeindinnen" in der veganen Tierrechtsbewegung? Ja, meint Landwehr in fortlaufender Bezugnahme auf ihre politische Ziehmutter Jutta Ditfurth, die schon Mitte der 1990er zu dem gleichen Befund gekommen war: in ihrem Buch "Entspannt in die Barbarei: Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus" (erschienen ebenfalls bei konkret) hatte Ditfurth darauf hingewiesen, dass Anhänger "rechten Vegan-Denkens" – ein anderes scheint es für sie bis heute nicht zu geben – "zentrale Elemente eines faschistischen Weltbildes kolportieren (Minderwertigkeit/Höherwertigkeit; Mensch/Tier-Vergleich; Homosexuellen-Hass…usw.)".
Landwehr führt als Beleg für ihr Hirngespinst eines der veganen Tierrechtsbewegung wesenseigenen Rassismus, Ökofaschismus und Menschenhasses Figuren wie den in der Tat rechtslastigen Esoteriker Ruediger Dahlke an. Dieser vertreibt seit ein paar Jahren vegane Kochbücher, hat darüber hinaus aber mit der veganen Tierrechtsbewegung nicht das Geringste zu tun. Für Landwehr dient er gleichwohl als Beweis für ihre zentrale These des zutiefst rassistischen, ökofaschistischen und menschenfeindlichen Wesens der veganen Tierrechtsbewegung. Zudem kann sie an der Figur Dahlkes (zu dem sie sich über 12 Seiten hinweg auslässt) auch noch die Behauptung anhängen, mit Veganismus gehe "mitunter" – gemeint ist auch hier: durchgängig – ein "quasi-religiöser Auserwähltheitsglaube mit der Tendenz zu Sektenbildung einher".
Auch den Begründer der Meeresschutzorganisation "Sea Shepherd", Paul Watson, hält Landwehr für einen Rassisten, Ökofaschisten und Menschenhasser, mithin deshalb, weil er dem indigenen Volk der Makah, die in einem Reservat im US-Bundesstaat Washington leben, den traditionell betriebenen Walfang zu untersagen fordert. Zum Beleg der menschenverachtenden Einstellung Watsons zitiert Landwehr ein paar (in der Tat ätzende) Facebookeinträge, die irgendjemand aus seiner mehr als eine Million Follower umfassenden Fangemeinde vor ein paar Jahren gepostet hat (bzw. haben soll). Für Landwehr belegen diese Posts den Menschenhass nicht nur Watsons und seiner Mitstreiter, sondern aller, die irgendwie, und sei es nur über Facebook, mit ihm zu tun haben: es zeige sich, wie sie daherraunt, "wes Geistes Kinder hier zusammenfinden". Als weiteren Beleg für den Rassismus Watsons und seiner Organisation führt sie an, auf irgendwelchen Tierrechtsdemos seien "Sea Shepherd"-Transparente zu sehen gewesen mit dem Spruch "Save a Whale – harpoon a Makah" ("Rette einen Wal, harpuniere eine/n Makah"). Als Quelle dient ihr ein Artikel auf der Website eines Leipziger Jugend-Kulturzentrums von 2007, der sich wiederum auf einen Artikel aus der "Antifaschistischen Zeitung Lotta" von März 2000 bezieht. Gleichwohl lautet die fettgedruckte Überschrift zu Landwehrs Kapitel über Watson: "Save a Whale, harpoon a Makah: Die Eliminationsphantasien der Meeresschützerinnen von Sea Shepherd". Es versteht sich, dass Landwehr auch Watson bzw. "Sea Shepherd" eine "religiöse Konnotation" andichtet: "Der gute Hirte (im Englischen: good shepherd) ist eine der ältesten und bekanntesten Bezeichnungen für Jesus Christus". Im Übrigen stehe Watson "in der Tradition von Rassisten wie Konrad Lorenz und Ökofaschisten wie Max Otto Bruker."
Ansonsten werden ein paar weitere Namen aufgelistet von Personen, die Landwehr für rassistisch, ökofaschistisch oder menschenhasserisch hält (wahlweise bzw. zusätzlich auch für antisemitisch, xenophob, antiemanzipatorisch oder sexistisch), ohne dass für den unbedarften Leser in irgendeiner Weise erkennbar würde, worin deren Rassismus, Ökofaschismus oder Menschenhass denn bestünde; und ohne dass erklärt würde, wie sich aus dem Umstand, dass es solche Personen unbestritten am Rande der veganen Tierrechtsbewegung gibt, herleiten lässt, dass diese insgesamt (oder wenigstens "in weiten Teilen", wie Landwehr fabuliert) rassistisch, ökofaschistisch oder menschenhasserisch sei.
Hirnriss
Wie nun kommt Landwehr zu ihrer Beobachtung, die vegane Tierrechtsbewegung sei durchzogen von "sexistische(n), rassistische(n) und antisemitische(n) Einstellungen", ohne dass man ihr Lüge oder vorsätzliche Tatsachenverdrehung unterstellen müsste? Der Hirnriss liegt in ihrem von Ditfurth kopierten Vorgehen: Ist eine Person erst einmal – zurecht oder nicht – als rassistisch, ökofaschistisch oder menschenfeindlich ausgemacht, gelten alle Personen, die auf irgendeine Weise mit ihr in Kontakt gekommen sind, als "infiziert", wobei es völlig ausreicht, auf einer Demo oder einem Straßenfest zusammen mit dieser Person gesichtet worden zu sein oder eines ihrer Bücher im Regal stehen zu haben. Eine Art ökofaschistischer Schmierinfektion. Dergestalt kann Landwehr die gesamte vegane Tierrechtsbewegung dem rechten Spektrum zuordnen, ohne zu merken, dass sie damit kompletten Unsinn verzapft. Stattdessen wundert sie sich, wie sie im Klappentext ihres Buches wehklagt, "warum es so schwer ist, mit Leuten in der Szene darüber zu sprechen."
25 Kommentare
Kommentare
Dr. Pommer am Permanenter Link
Menschenschutz - Humanismus also, beginnt in vieler Hinsicht (und muss beginnen) beim Tierschutz.
Schlechter Umgang mit Tieren hat ganz viele schlechte Rückwirkungen auf den Menschen. Das beginnt mit zweifelsfrei statistisch nachgewiesen nachteiligen Wirkungen der tierbasierten Ernährung auf die persönliche Gesundheit.
Und es geht weiter mit den unermesslich negativen Auswirkungen der Tierzucht auf das Weltklima, die auch wissenschaftlich eindeutig erweisen und auch quantifiziert sind
All das läuft den Agrar- und Lebensmittelkonzernen zuwider, aber auch den großen Chemie- und Pharmakonzernen, die Pflanzengifte, Chemie-Dünger und Tierarzneien verkaufen wollen.
Die haben im Stil unserer Zeit kein Problem damit, sondern größtes Interesse, die Tierschutzbewegung zu verunglimpfen, Fake-News zu streuen und mediale Gehirnwäsche zu betreuen.
Ganz zuletzt darf man nicht außer Acht lassen, dass die meisten Bürger gerne Nachrichten glauben, die sie darin bestärken, ihre lieb gewonnenen, aber gesundheits- und klimaschädlichen Ernährungsgewohnheiten nicht zu ändern.
Dass Hitler Vegetarier war ist kein Argument gegen Vegetarier, denn er war ja auch Mensch. Soll man dagegen ein Argument gegen alle Menschen machen? Eine interessante philosophische Frage...
Danke an Dr. Colin Goldner für den aufklärenden Artikel!
Dr. Peter Pommer, Internist und Pneumologe
Heiko Sieron am Permanenter Link
Vorweg, ich habe das Buch nicht gelesen und halte die Behauptung der Autorin, dass die vegane Tierrechtsszene durchgehend rassistisch, antisemitisch sei, für Unsinn.
Elke am Permanenter Link
@Heiko Sieron: Woran genau machst du das fest, dass es eine Tendenz unter Veganer*innen gebe, einem "Auserwähltheitswahn und rassistischer Denkweise" anzuhängen?
Heiko Sieron am Permanenter Link
An dem, was ich zur Zeit immer wieder lesen muss. Mich stört der Menschenhass, auf den man in manchen veganen Kreisen stößt.
uwe am Permanenter Link
Der Watson der hier von Colin Goldner in Schutz genommen wird hat einen sehr interessanten Wikipedia Artikel:
"Watson plädiert weiterhin für ein Wirtschaftssystem, in dem alle Menschen einen Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung haben, ohne die Welt und ihre Ressourcen auszubeuten. Deshalb setzt er sich für eine Populationskontrolle ein und schlägt vor, dass sich die Menschheit in Zukunft radikal auf eine Milliarde Individuen beschränken solle, und nur denjenigen Nachwuchs zuzugestehen, die sich ihrer Verantwortung für das Wohlergehen der Welt und ihrer Bewohner stellen. Nur diejenigen sollen Eltern werden, die diese Aufgabe beruflich übernehmen. Watson vergleicht es bildlich mit der Krankheit Krebs, die man nur mit radikalen und invasiven Mitteln bekämpfen kann, und sieht eine Rettung der Biosphäre vom menschlichen Virus nur durch ebenso radikale Methoden.[37]"
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Watson#Positionen
Martin am Permanenter Link
Ich halte es für eine gute Idee, langfristig die humane Population zu begrenzen. Welche Zahl nun genommen wird (man hört meist von drei Milliarden Menschen als einigermaßen umweltverträglich) ist zweitrangig.
Utz Anhalt am Permanenter Link
Das ist genau eine der Positionen von Watson, die Landwehr aus einer humanistischen Position aus kritisiert.
Utz Anhalt am Permanenter Link
Sie sollten das Buch lesen. Wenn die Autorin "in weiten Teilen" schreibt, dann geht es ihr mitnichten um die gesamte Szene.
Lukas am Permanenter Link
Wenn ich sowas als Vegetarier sehe, der alle Veganer respektiert, dann frag ich mich warum es immernoch Leite gibt die Veganer versuchen anzugreifen und "kaputt zu machen"
Martin am Permanenter Link
Der HPD hat vermutlich mehr Reichweite als die bislang vollständig unbekannte Buchautorin. Eine bessere Werbung als diesen Artikel kann sie sich bestimmt nicht leisten.
Claudia am Permanenter Link
Schon bei Cicero ist nachzulesen, dass Schweigen, von außen besehen, mit Zustimmung ineinsgesetzt werde (qui tacet consentire videtur), und ich ergänze: mit Konfliktscheu oder Argumentationslosigkeit.
Deiner Argumentation zufolge dürfte es prinzipiell keine Gegenrede gegen oder Kritik an Falschbehauptungen geben, da diesen dadurch immer zusätzliche Aufmerksamkeit verschafft wird: eine grundsätzlich irrige Position, wie ich meine.
Martin am Permanenter Link
@Claudia
Thomas R. am Permanenter Link
Eine uralte Geschichte: wer argumentativ auf verlorenem Posten steht, flüchtet sich gerne mal in Lügenexzesse, den Amoklauf der geistigen Zwerge.
A.S. am Permanenter Link
Als bekennender Nicht-Veganer und Naturwissenschaftler habe ich ein Problem mit dem Veganismus als Ideologie: Meines Erachtens haben die Veganer ein Problem mit sich selbst, ihrer eigenen Raub-tierischen Natur.
Selbstverleugnung, Selbsthass und Hass gegen andere Menschen gehen bekanntlich Hand in Hand.
Die ökologischen Folge-Probleme der massenhaften Tierzucht sehe ich dabei ähnlich wie die Veganer. Die Probleme ergeben sich aus Menschenzahl multipliziert mit mittlerem persönlichem Fleischverzehr. An beiden Faktoren muss gearbeitet werden, an der viel zu großen Menschenzahl UND am mittleren persönlichen Tierverbrauch.
Martin am Permanenter Link
Ich kenne viele Menschen, die Fleisch verzehren. Aber keinen einzigen Jäger. (Noch Schlachter, Fischer, etc.)
JayJay am Permanenter Link
Interessant,
wie oft am Tag oder in der Woche, müssen Sie raus zum Jagen? Reicht ein Mammut für die ganze Woche oder müssen Sie öfter?
Güvenc am Permanenter Link
Es ist kein Selbsthass, wenn man anerkennt, dass für den Menschen zur heutigen Zeit keine tierischen Produkte mehr nötig sind. Man leider darunter nicht.
D.P. am Permanenter Link
Als bekennender Veganer und Naturwissenschaftler habe ich ein Problem mit Biologismus als Ideologie: meines Erachtens haben Sie das Problem, leicht naturalistischen Fehlschlüssen zu verfallen.
Jana-Kristin Struß am Permanenter Link
Es ist wichtig, diese Dinge anzusprechen, da es ja durchaus Menschen gibt, die Veganismus nicht als Ablehnung von Unterdrückung, Ausbeutung und Diskriminierung verstehen.
D.P. am Permanenter Link
Den Artikel möchte ich in aller Form zurückweisen. Die Tierrechtsszene hat einige Grabenkämpfe, so wie auch jede andere soziale Bewegung.
T.W. am Permanenter Link
"Mira Landwehrs Kritik scheint (gelesen hab ich sie noch nicht) richtig"
Im Prinzip haben Sie Recht. Es gibt in Tierrechtskreisen komische Menschen. Aber vielleicht sollten Sie das Buch erstmal lesen?!
Ich habe das Buch hier liegen und mit der Lektüre begonnen. Die Belege sind teils haarsträubend. Da wird aus irgendwelchen facebook-Kommentaren zitiert und zudem werden überwiegend Uralt-Vorwürfe präsentiert (Dave Foreman, Earth First) - teils aus den 80er Jahren. In weiten Teilen ein unseriöses Buch.
Und darüber wie eine linke, "antikapitalistische" Lösung der "Tierfrage" aussehen soll, erfährt mensch natürlich gar nichts - wie immer. Schön deftig die Probleme nur auf den Kapitalismus schieben, aber keinerlei Alternative präsentieren. Als wären die Linken in der Vergangenheit besser mit Tieren umgegangen...
Utz Anhalt am Permanenter Link
"PETA, Animal Peace (Ruthenberg), Anonymous for the Voiceless..." Fügen Sie noch Ruediger Dahlke, Kaplan und Singer hinzu, dann sind auch schon wesentliche Protagonisten genannt, die Mira Landwehr unter die
T.W. am Permanenter Link
Auch wenn die Kritik an der Tierrechtsbewegung an einigen Punkten zu Recht erfolgt, so war das Buch für mich im Ganzen eine Enttäuschung:
- Die Auseinandersetzung mit dem Antispeziesimus ist äußerst selektiv. Es sollte sich herumgesprochen haben, dass Antispeziesismus ist nicht zwingend utilitaristisch ist. In der Regel lehnen Antispeziesisten den Utilitarismus von Peter Singer völlig ab.
- Der KZ-Vergleich wurde schon vor 20 Jahren adäquarter und tiefgehender erörtert und kritisiert. Übrigens oft in Zeitschriften der Tierrechts-Bewegung (Tierbefreiung, Vegan Info, No Hierarchy!, TAN etc.)
- Viele der Internet-Quellen sind nicht auffindbar, z.B. der link zum Text der "Antispe Mainz". Viele Quellen sind aus obskuren Blogs oder Facebook entnommen. Warum nicht gleich Leserbriefe aus der BILD zitieren?
- Marxistische Theorie durchzieht den Text. Offensichtlich ist die Autorin der Meinung es müsse erstmal der Hauptwiderspruch Kapitalismus beseitigt werden, bevor mensch an weitere Unterdrückungsformen herangeht. Wahrscheinlich glaubt die sogar mit Beseitigung des Kapitalismus würden sich andere Widersprüche von selbst auflösen?!
- Dem Veganismus Identitätspolitik zu unterstellen, ist ein billiges Argument. Ebenso könnte man der linken Polit-Szene um die Zeitschrift konkret Identitätspolitik und Sektiererei nachsagen. Dieses Argument geht immer...
Besonders ein Satz aus dem Buch wird mir in Erinnerung bleiben:
"Eine Tierfabrik ist prinzipiell das gleiche wie eine, in der Regenschirme oder Elektroautos hergestellt werden." (S. 67/68)
Was für ein monströser Satz! Die Ausbeutung von leidensfähige Lebewesen mit der Produktion von Regenschirmen vergleichen... unglaublich!
Maria am Permanenter Link
In Hamburg waren 2015 sehr viele vegane(!) Tierrechtler*innen(!) aktiv für Geflüchtete, haben sie am Hauptbahnhof mit selbstbereitetem Essen, Getränken versorgt, beim Umstieg geholfen usw.
Für das Gros von uns geht es um die Vermeidung von Leid und den Abbau von Systemen, denen Gewalt immanent ist, ob es nun Menschen trifft oder (andere) Tiere. Etliche Tierrechtsorganisationen stellen genau das sogar explizit heraus und schließen Menschenfeinde explizit und proaktiv aus aus ihren Aktionen und Veranstaltungen. Viele Tierrechts-Medienorgane und -Veröffentlichungen zeigen zugleich klare Kante gegen Rechts und andere Arten von Diskriminierung.
Wie in nahezu alle Bewegungen gibt es Versuche von Rechts, in sie einzudringen, doch gerade deshalb wird sich so offensiv dagegen verwehrt.
Selbst die Geschichte des Veganismus ist eng verknüpft mit anderen emanzipatorischen Bewegungen, so haben etwa Frauenrechtler*innen sich zugleich gegen die Ausbeutung und Tötung von Tieren ausgesprochen, da sie dasselbe Prinzip desselben Systems darin erkannten. Unter ihnen Frankenstein-Schriftstellerin Mary Shelley.
sharina senna am Permanenter Link
Liebe/r A.S. (20. Dezember 2019 - 10:48),
das ist ja mal interessant, Veganismus als Ideologie...Veganger haben ein Problem mit sich selbst, ihrer eigenen Raub-tierischen Natur. ....als Sammler UND Jäger (=Fleischfresser) entwickelte Wesen an zu nehmen. Den Jäger-Teil ihres Selbst versuchen sie zu verleugnen.
Ich bin Veganer. Und jede ideologische Idee ist mir zuwider, weil keine Ideologie größer ist, als der Mensch selbst, der sich "seine Ideen" ausdenkt und der sich seiner Ideologie unterwirft, die die Freiheit verbietet, aus diesem Raum, der selektiven Wahrnehmung, auszubrechen. Ideologen verfolgen ihre Ideen! Sie sind verbissen ihren Schwachsinn anderen Menschen aufzudiktieren, hetzerisch auf der Jagd ihre Gegner auszuschalten, immer mit der Devise: krank in gesund und gesundes in krank zu propagandieren.
Einen gesunden Menschenverstand können und wollen Ideologen nicht dulden; aus einem kranken Geist, entstehen kranke Ideen, ein Weltbild, bis hin zu einem erfolgreichen kollektiven Dachschaden! Die Ideologie arrangiert sich mit ihrem Recht, nicht mit dem Allgemein Rechten, die sich das Recht herauszunehmen, für sich die einzige Wahrheit zu sein. Das Ergebnis - eine Masse zu ideologisieren.
Während ich als Veganer keinem das Fleisch vom Teller nehme, mir das Recht nicht erlaube, "Fleischfresser" zu deklassieren, mir bewusst ist, dass ich nicht das Gewebe - Schöpfer - bin, sondern die Faser, dass Geschöpf, und alles was wir einer anderen Faser antun, tun wir unserer eigenen Faser (Seele) an; diese Erkenntnis, kommt aus keiner Ideologie, sie bedarf keiner Religion, es ist die LIEBE, die es nicht für notwendig hält, sich feige auf einen Hochsitz zu platzieren, um von oben wehrlosen Tieren aufzulauern, die ich anschließend bei Sichtung abknalle - ein "Hallelujah auf das christliche" Waidmannsheil!
Ich muss auch kein Tier schwitzend verfolgen, um es skrupellos zu geniesen, bevor ich es töte, da ich weder im Busch lebe, noch einer Alternativlosigkeit ausgeliefert bin, mich gesund menschlich zu ernähren, ich bin kein Tier, die sich gegenseitig aufgrund ihrer Natur jagen und auffressen! Mit einem "Jäger-Teil" im Menschen, hat das alles überhaupt nichts zu tun sondern ausschließlich mit unserer Einstellung, unserem Wesen und unserem Verhalten, unserer "geliebten ideologischen" Gier, die wir hier in unsrigen Welten wie ebenso den Hass, erst erlernen, ob durch Nachahmung, ob aus falscher Prägung, ob aus fanatischen Ideen heraus, kein Mensch wird dazu geboren, dass er anderes Leben sich unterwirft um das Lebendige tot zu machen. LEBEN WILL LEBEN UM SEINETWILLEN UM DES LEBENS WILLEN!
Haben sie einen naturwissenschaftlichen Gegenbeweis? Oder befinden sich die Tierwelten von Anbeginn ihrer Schöpfung im Modus einer Selbstverleugnung, eines Selbsthasses, von Menschen getötet werden zu wollen?
Als Naturwissenschaftler empfehle ich Ihnen - Dr. Thomas Gerlach, Wissenschaftliche Tatsachen? Warum sie überschätzt werden... - .
Ich muss also "einen Jäger-Teil" nicht verleugnen, auch wenn ich Frau bin, es gibt ja auch Jägerinnen! Ebenso müssen männliche Veganer "ihren Jäger-Teil" nicht verleugnen, in etwas versucht sein, was in ihnen nicht ist. Oder macht die Naturwissenschaft omnipotent, um zu beweisen, wir Menschen besitzen alle einen "Jäger-Teil" in uns?
Wissenschaft, auch sie ist eine Ideologie, wenn sie nicht frei und unabhängig nach Wissen strebt. Sie schafft Wissen bis ein anderer Wissenschaftler auftaucht, der altes geglaubtes Wissen widerlegt und in ein neues geglaubtes Wissen schafft.
Wo Menschen damit angefangen haben, in ihren Geschichten, ihre Identität zu suchen, die natürliche Schöpfer Ordnung durcheinander zu bringen, diese Unordnung in menschliche Intelligenz sich zu verwalten abverlangt, wundert mich es nicht, dass alle widernatürliche Lebensweise, in ihre widernatürliche Auslese gehen wird.
Sie schreiben unter anderem: "Die Probleme ergeben sich aus Menschenzahl multipliziert mit mittlerem persönlichem Fleischverzehr. An beiden Faktoren muss gearbeitet werden, an der viel zu großen Menschenzahl UND am mittleren persönlichen Tierverbrauch."
Aha. Und wer sollte das Ihrer Ansicht nach sein, der die Probleme, die sich aus der Menschenzahl multipliziert ergeben, mit mittlerem persönlichem Fleischverzehr, an beiden Faktoren arbeiten muss, an der viel zu großen Menschenzahl UND am mittleren persönlichen Tierverbrauch? Klingt nach einer ideologischen Idee...inter legere.
Sehen Sie, auch wieder ein Widerspruch. Sie haben ein Problem mit dem Veganismus als Ideologie. Gleichzeitig aber sind Sie aus den ökologischen Folge-Problemen aus der massenhaften Tierzucht ähnlich dabei...wie die Veganer. Was denken Sie, warum es immer mehr Vegetarier und Veganer gibt? Weil mutige Tierschützer, Menschen mit Gewissen, aus LIEBE zum Tier-Leben, sich Zeit nehmen, um öffentliche Arbeit zu leisten, worin die Öffentlichkeit ohne die Tierschützer, wenig Wissen erlangen würde. Es gibt keine Politiker, Bauern, Landwirte, Metzger, Fleischlobbyisten, Industrielle und Schlachthäuser aus Glas!
Für mich gibt es keinen Veganismus als Ideologie! Nur Menschen, ohnmächtige, die, wenn es auch nicht der richtige Weg ist, verzweifelt mit all den Notleidenden Tieren, die unschuldig sind, die uns nichts angetan haben, wütend auf das Böse im Menschen sind, zornig, auf böse Menschen Handlungen reagieren, und aus ihrer Wut heraus, die ja auch nur aus unsrigem kranken System heraus gezüchtet wird, sich laut bemerkbar machen.
Was vor allem den Gewissenlosen dazu veranlasst, "daraus Aggressionen" erkannt zu haben, der sich in seiner mittleidlosen Untätigkeit gestört und erwischt fühlt.
Die ewige leidige Opferhaltung der sterblichen mächtigen Menschen...die ihren Profit und ihre Ideologie in Gefahr sehen, Selbstmittleid, ein Ersatz für Liebe. Liebe, die wir Menschen uns ohnehin nicht gönnen. Wir lernen ja aus Büchern und Computern. Nur nicht aus dem Leben. Wir verwechseln ein gutes Herz mit Dummheit und verwechseln unsere Fähigkeit zu denken, in ein böses Vorhaben, dass wir dann wiederum rechtfertigen, in die verlogene Doppelmoral, wie wir den Wert eines Lebewesen einteilen, differenzieren... und in welche schöne Worte wir sie kleiden - z.B. "Nutz- Tiere!" Wir nutzen sie aus! Mal in märchenhafte grüne Fasaden, auf dem Bauernhöfchen gut geschmückt mit allen niedlichen Kinderverlockungen oder im modernen Zeitgeist der Massentierhaltung, mit unterdrücktem Gewissen "vorrausschauend und ganz bewusst" hinter Beton und Gitter, mit "feinster Technik!", wie wir Menschen all unseren "Nutzen" nach bestem Willen Tiere aus ihren Leibern fortschrittlich zerfleischen.
Manipulation auf höchstem Niveau! Eine bösartige hinterlistige Absicht - schon die kleinsten Kinderseelen - so zu bearbeiten, um in das Gewand des kranken Geistes, der manipuliert, hineinzupassen. Nicht - Du sein! Sondern - dass werden, was Du nicht bist.
Das Negative ist die Tatsache diese in die Möglichkeit positiv zu verändern, warum ich in meinem Herzen der Stimme unseres Lebens- Schöpfers gefolgt bin: Fleisch zu essen, ist falsch. Mich hat also niemand ideologisch beeinflusst! Mich gezwungen oder gar bedroht.
Ich bin einzig der LIEBE gefolgt. Und es war meine Entscheidung zuzustimmen, oder mich darin zu verweigern. Das nennt man freien Willen.
Not benötigt eine menschliche Moral, sofern ich dazu bereit bin, ich die Achtung vor dem Leben in mir wahrnehme, dass wir alle Geschöpfe und nicht Schöpfer sind und ich eine Macht über mir zulasse, um Mensch sein zu können. Und keine von Menschen ausgedachten Gesetze, die das Leben erschöpfen.
Ihnen lieber Herr Colin Goldner ein dickes herzliches Dankeschön für Ihre aufschlußreiche Arbeit, auch, für Ihren sehr aussagekräftigen Artikel - Tierrecht und Religionskritik - ! Klasse Aufklärung!