Der Berliner Generalvikar Manfred Kollig will die Entschädigung der Missbrauchsopfer nicht aus kircheneigenen Mitteln finanzieren. Für den jahrzehntelangen Missbrauch soll offenbar die Allgemeinheit aufkommen.
Kolling wünscht sich einen Weg, bei dem die Opfer eine Entschädigung über einen nationalen Fonds wie in Österreich erhalten. Am Fonds sollen sich neben anderen Akteuren – wie dem Staat – die Kirchen mitbeteiligen.
Seltsam, am Missbrauch waren vorrangig die eigenen Leute beteiligt; an der Wiedergutmachung darf sich auch der (konfessionsfreie) Steuerzahler beteiligen. Das ist an Impertinenz kaum noch zu überbieten. Zumal die Missbrauchsstudie der katholischen Kirche nicht nur in Bayern bisher ohne Folgen blieb.
Die Opfervereinigung "Eckiger Tisch" hat bereits im Rahmen der Deutschen Bischofskonferenz eine wesentlich höhere Entschädigung für Betroffene von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gefordert und endlich Konsequenzen aus den Missbrauchsfällen angemahnt. Passiert ist – bis auf peinliche Ausrutscher – nichts.
Der Kriminologe Christian Pfeiffer sagte in einem aktuellen Interview der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Das war alles nur Show – mehr nicht." Der Tagesspiegel schreibt, dass Pfeiffer den Rücktritt von Marx als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz fordert. Er wirft ihm vor, dieser habe eine ehrliche, transparente Aufarbeitung des Skandals verhindert.
Und was hat Generalvikar Manfred Kollig nun damit zu tun? Er sieht, dass die Dauerverweigerung kaum noch Aussicht auf Erfolg haben wird. Immerhin. Und deshalb wiederholt er das Mantra von den tollen Dingen, die die Kirche mit den Kirchensteuergeldern tut:
Tatsache ist, dass nur etwa acht Prozent der Kirchensteuereinnahmen für öffentlich-soziale Zwecke ausgegeben werden. Den Rest verbrät die Kirche für ihre eigenen Dinge.
Man muss schon sagen, der Berliner Generalvikar Manfred Kollig hat seine Hausaufgaben gemacht. Zu einem Land, in dem es zur Normalität wurde, dass Gewinne privatisiert und Verluste vergesellschaftet werden, passt auch solch dreister Griff in die Tasche der Bürger. Jahrzehntelang Verbrechen begehen und dann schamlos die Strafgelder von völlig Unbeteiligten sowie auch von den Opfern fordern (denn auch die zahlen ja Steuern) … Das ist, als würde man sich den Bordellbesuch vom Staat finanzieren lassen.
15 Kommentare
Kommentare
Ralf Zmölnig am Permanenter Link
Generalvikar Manfred Kollig, ich finde das widerlich.
Friedhelm Mandt am Permanenter Link
Sollten die Täter auch noch ins Gefängnis kommen, so kostet dies dem Steuerzahler auch noch ca 400 € täglich.
der Frank am Permanenter Link
Richtig!
Aber in einer zivilisierten Gesellschaft mit ordentlicher Rechtsprechung ist dass die einzige logische Strafe!
Rene Goeckel am Permanenter Link
Typische klerikale Hochnäsigkeit, er sieht nicht ein, dass jeder für seine Schandtaten einstehen muss. Aber sei's drum. Er spielt den Kirchengegnern in die Hand.
Arno Gebauer am Permanenter Link
Moin,
schlimmes Fehlverhalten der Kirchenführung wurde schon immer
aus der Staatskasse finanziert.
Die Jahrhunderte lange Hetze der Kirchen gegen die jüdischen Mitbürger
endete im Holocaust. Die Kirchen haben es auch hier verstanden,
die Verantwortung von sich auf den Staat verlagern zu können, obwohl sie die
geistigen Brandstifter für den Holocaust waren. Unglaublich ist, dass heute die
Kirchen auch noch viele Gedenkfeiern für den Holocaust organisieren.
Der Gobalplayer hat "es sehr dick hinter den Ohren!"
Viele Grüße
Arno Gebauer
A.S. am Permanenter Link
Soll die Kirche halt ein paar Bauplätze verkaufen. An Grund und Boden ist die Kirche reich wie sonst keiner. Würde in Ballingszentren den Wohnungsmangel lindern helfen.
Kirche - wo Menschenfreundlichkeit nur Fassade ist.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Es ist eine Bodenlose Unverschämtheit von den Pfaffen, dass wir alle, auch wir Atheisten für
Das schlimme an der Sache ist, dass unsere Politiker vermutlich dabei noch mitspielen, genau so wie sie jeden Kirchentag mit Millionen, aus unserem Steueraufkommen, mit finanzieren als wäre es ihr Geld.
Wolfgang am Permanenter Link
Das ist Kirche: in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Nicht neues unter den Talaren, schwarzer geht es nicht. Ein Gott, der alles mit ansieht? Auf so ein Scheusal kann ich getrost verzichten.
Uwe Werner am Permanenter Link
Als Missbrauchsopfer und Vorsitzender der 1.Community-Ehemalige Heimkinder NRW e.V. sind mir derartige Äußerungen von Bischöfen geläufig.
Jörn Dyck am Permanenter Link
Interessant, wie hier die Schulkinder gegen die Missbrauchsopfer ausgespielt werden sollen: Entweder Entschädigung oder Schulen!
Erstens, mich schreckt eine solche Drohung nicht. Im Gegenteil, es wäre für Schulen und Kitas ein Fortschritt, wenn diese dem Würgegriff einer religiösen Vereinigung entzogen würden. Es gäbe vermutlich auch weniger Missbrauchsfälle.
Zweitens, vielleicht sollten die Herren Bischöfe erstmal ihre goldenen Mützen und all den sonstigen Prunk verhökern, bevor sie das Geld den Kindern wegnehmen.
Ich finde die Idee bizarr, der Steuerzahler hätte für die Schulden einer antiken Sekte aufzukommen. Zumal diese Sekte über große Reichtümer verfügt.
Vero am Permanenter Link
Bin selbst Betroffene/Opfer. Alles liegt nun ca. 20 Jahre zurück. Damals, wie auch heute, ist alles eine reine Farce der kath. Kirche! Der Täter wurde rechtskräftig verurteilt und was folgte?
Wolfgang am Permanenter Link
Das Thema sollte totgeschwiegen werden.
Das Thema bleibt "totgeschwiegen"! Denn Sex bei der Kirche ist nun einmal Igittigtitt, es bleibt so, wie es ist!
Regina Wentritt am Permanenter Link
Ich hätte nichts dagegen, wenn sich die Kirche aus Schulen und Kindergärten zurückzieht. Dann müsste der Staat diese zu 100% anstatt zu 90% finanzieren.
Wolfgang am Permanenter Link
Das ist, als würde man sich den Bordellbesuch vom Staat finanzieren lassen.
Nicht"würde" sondern es ist so! Noch nie etwas von christlicher Scheinheiligkeit vernommen?
Alexandra Rampl am Permanenter Link
Welch unvorstellbares Leid die Kinder erdulden mussten, kann man sich gar nicht vorstellen. Der immense Schaden der der Volkswirtschaft durch Arbeitsunfähigkeit, Therapien u. s.