Unter dem Namen Schluss.PUNKT haben die beiden Vereine DGHS und DIGNITAS gemeinsam eine niederschwellige Beratungsstelle gegründet. Dabei sollen Menschen, die eine Beendigung des eigenen Lebens in Betracht ziehen, ergebnisoffen und unvoreingenommen umfassende Informationen als Entscheidungsgrundlage zur Gestaltung des weiteren Lebens bis zum Lebensende vermittelt werden. Ziel dieser Beratungsstelle ist, kurzschlüssige und riskante Suizidversuche zu verringern und wohlerwogene Suizide zu ermöglichen.
Das Bundesverfassungsgericht hat das Recht eines jeden freiverantwortlichen Menschen, selbst über Zeitpunkt und Umstände des eigenen Lebensendes entscheiden zu können, bestätigt. Damit hat es einen wichtigen Beitrag geleistet, kurzschlüssige und riskante Suizidversuche zu verringern. Denn nur schon das Wissen um die Möglichkeit eines selbstbestimmten Lebensendes gibt betroffenen Menschen Sicherheit, um in Ruhe sämtliche Optionen, deren Risiken und Konsequenzen zu reflektieren.
Jedes Jahr sterben weltweit mehr als 800.000 Menschen durch Suizid. In Deutschland nahmen sich im Jahr 2017 9.235 Menschen das Leben. Die zurückhaltenderen Schätzungen gehen davon aus, dass auf jeden erfolgten Suizid 20 Suizidversuche kommen, die nicht mit dem Tod enden. Das bedeutet, dass im Jahr 2017 in Deutschland wahrscheinlich 184.700 Menschen einen Suizidversuch überlebt haben – oft körperlich und seelisch schwer verletzt und von der Gesellschaft stigmatisiert. Suizide und Suizidversuche haben aber auch auf weitere Personen eine schädigende Auswirkung, wie zum Beispiel Angehörige, Freunde, Lokomotivführer und so weiter.
Das Tabu der Selbsttötung, welches durch Inkrafttreten des § 217 StGB noch wesentlich verstärkt wurde, führt dazu, dass sich Menschen mit Suizidgedanken nicht trauen darüber zu sprechen und in der Not zu riskanten Suizidmethoden greifen. Solange Suizidprävention Angelegenheit von Menschen und Gruppen darstellt, welche den Suizid ablehnen und unbedingt verhindern wollen, wird sich daran nichts ändern.
Bei Schluss.PUNKT ist Selbsttötung kein Tabu. Über Suizid und Suizidgedanken kann offen und ohne Angst vor Repressalien gesprochen werden. Die Entscheidung, seinem Leben ein Ende zu setzen, soll wohlüberlegt sein. Das bedeutet, dass alle Handlungsoptionen, deren Risiken und zu erwartenden Konsequenzen durchdacht und anschließend miteinander verglichen werden. Im Gespräch mit Schluss.PUNKT werden die dazu benötigten Informationen zur Verfügung gestellt. Dabei ist die Selbsttötung eine von mehreren Optionen. Denn das Wissen um die Möglichkeit einer selbstbestimmten und begleiteten Lebensbeendigung gibt den Betroffenen Sicherheit, um in Ruhe die notwendigen Überlegungen anzustellen.
Die Beratungsstelle Schluss.PUNKT ist unter der Telefonnummer 0800 / 80 22 400 jeweils von Montag bis Freitag zwischen 12.00 und 14.00 Uhr erreichbar. Die Dienstleistungen der Beratungsstelle sind kostenlos und nicht an eine Mitgliedschaft gebunden.
2 Kommentare
Kommentare
Klaus Bernd am Permanenter Link
Ich halte es für außerordentlich wichtig, dass der Wunsch auf Selbsttötung unangreifbar in die Patientenverfügung eingebracht werden kann. Ich wage mal die Vorhersage, dass die Bemühungen der „Lebensschützer“ u.a.
Thomas R. am Permanenter Link
Ein hochnotwendiges Projekt! Der Name ist allerdings SEHR unglücklich gewählt, denn er klingt nicht eben nach "Ergebnisoffenheit".