Polen

Regenbogen-Atemschutzmasken gegen LGBTQI-Feindlichkeit

Zwei schwule Aktivisten haben eine Verteilaktion von selbst hergestellten Mundschutzen im Norden Polens organisiert. Die Menschen freuten sich über die kostenlosen und farbenfrohen Baumwollmasken. Keine Selbstverständlichkeit in dem LGBTQI-feindlich regierten Land.

Das schwule Aktivisten-Paar Jakub Kwiecinski und Dawid Mycek hat auf den Straßen des Städteballungsgebiets von Danzig, Gdingen und Zoppot an der Ostseeküste Polens kostenlos 300 Atemschutzmasken in Regenbogenfarben verteilt. Diese hatten sie mit der Hilfe eines Freundes, einem Schneider, auf einer geliehenen Nähmaschine selbst hergestellt. Die Menschen reagierten positiv überrascht, wie das zugehörige YouTube-Video dokumentiert (Untertitel aktivieren!). Sie griffen – anfänglich teils etwas unsicher – gerne zu und bedankten sich. Bei Bedarf gab das Duo Tipps zum korrekten Tragen des Mundschutzes.

"Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas umsonst bekomme", freute sich ein Passant. "Muss ich meine Niere dafür hergeben oder so?", scherzte ein älterer Herr. Ein Security-Wachmann wies die beiden an einer Stelle darauf hin, dass sie sich auf Privatgrund befänden, "aber bei so einer tollen Initiative stört es mich nicht". Hinter dieser Geste steckt mehr, als es zunächst den Anschein macht. In anderen Gebieten des Landes hätte die Reaktion anders ausfallen können: "Propaganda" für die LGBTQI-"Ideologie" ist in Polen in mehr als 80 Städten verboten – das entspricht über einem Drittel des Landes. Sie sollen nur eine Heimat für die "natürliche und traditionelle Familie" sein, berichtete Deutschlandfunk Nova Anfang Februar.

"Wir haben eine Epidemie in Polen, es mangelt an grundlegender Schutzausrüstung und Masken sind rare Güter geworden. Deshalb haben wir unsere eigenen Masken hergestellt und wir werden sie an die Menschen verteilen", erklärte Mycek die Aktion im Video. Und sein Mann fügte hinzu: "Die von vielen sogenannte 'LGBT-Seuche' hilft also, die Leute vor einer echten Seuche zu schützen." Damit spielt er auf ein Zitat des Krakauer Erzbischofs Marek Jedraszewski an, der in einer Predigt im vergangenen Jahr von der "Regenbogen-Seuche" gesprochen hatte.

LGBTQI haben es nicht leicht in Polen. Die regierende PiS-Partei hat sie als Hauptfeind auserkoren, formulierte es Deutschlandfunk Nova. Aber oft hilft ja eine persönliche Erfahrung, Vorurteile zu überwinden: "Wir sind müde, aber glücklich, denn es war cool, wie sich herausgestellt hat, dass der Regenbogen nicht aneckt, nicht ansteckt, aber Menschen vor einer wahren Bedrohung schützen kann", zog Jakub Kwiecinski abschließend Bilanz. Bei allem guten Willen gibt es aber dennoch Verbesserungsbedarf beim eigenen Infektionsschutz: Denn teilweise trug das Paar während der Aktion selbst keinen Mundschutz und das mit dem Abstand klappte auch nicht immer.

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