München

Aktivisten verhüllen Inschrift auf Kriegerdenkmal

Am vergangenen Sonntag hat Aktionskünstler Wolfram Kastner zusammen mit seinen beiden Mitstreitern Hans-Peter Berndl und Roland Krack anlässlich des Volkstrauertags das Kriegerdenkmal der Bundeswehr an der Dachauer Straße Ecke Hedwig-Dransfeld-Allee in München, das den Gefallenen der bayerischen Eisenbahntruppe des 1. Weltkriegs gewidmet ist, "in ein Friedenszeichen verwandelt", wie aus einer Pressemittelung des Trios hervorgeht. Es war nicht die erste Aktion an diesem Ehrenmal.

1922 war das Kriegerdenkmal mit der Inschrift "Sie starben für Deutschlands Ruhm und Ehre" ursprünglich errichtet worden; am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es zerstört und 1962 wieder aufgebaut. Es instrumentalisiere die Soldaten der bayerischen Eisenbahntruppe, "die in dem grauenhaften Gemetzel des Krieges 1914–18 getötet wurden" sind die drei Aktivisten überzeugt.

Der Konflikt zieht sich schon über fünf Jahre: 2015 habe das zuständige Bundesministerium eine von ihnen geforderte friedliche Ergänzung des Denkmals abgelehnt, da es ein "Sachzeugnis" darstelle, das "unverändert erhalten" bleiben müsse, heißt es im Pressetext der Aktionskünstler weiter. Daraufhin wurden sie selbst tätig und überdeckten Teile der Inschrift beziehungsweise nahmen sie ab, sodass dort wahlweise "So starben Deutschlands Ruhm und Ehre" oder "Sie starben für Deutschlands Unehre" zu lesen war. Dafür wurden die Aktivisten vom Münchner Amtsgericht seinerzeit zu Geldstrafen wegen "gemeinschädlicher Sachbeschädigung" und "Störung der Totenruhe" verurteilt.

"Nach einigen Aktionen unsererseits fand sich die Bundeswehr zwar 2016 bereit, eine 'erklärende Informationstafel' 'zur historischen Einordnung' anzubringen", deren Errichtung sei seither aber nicht "finalisiert" worden. Also sei man der Bundeswehr nun erneut zur Hilfe gekommen: Die Anti-Kriegs-Aktivisten überdeckten diesmal die Inschrift mit einem Transparent, auf dem folgender Text zu lesen ist: "Wir trauern um alle, die im Weltkrieg 1914–1918 grausam und sinnlos ihr Leben verloren. Die Toten mahnen uns, mit allen Kräften für Frieden zu sorgen und Kriege zu verhindern." Links und rechts davon befinden sich Bilder eines schwer verletzten Menschen, dem der Unterkiefer weggesprengt wurde, sowie das eines Schlachtfeldes mit vielen Leichen.

"Sie starben nicht für Deutschlands Ruhm und Ehre, wie auf dem Kriegerdenkmal geschrieben steht. Sie starben auf erbärmliche Weise, zerfetzt von Bomben und Granaten, erstickt im Gas oder zerschossen von Maschinengewehren. In einem Krieg, der von Anbeginn nicht den Menschen oder Ruhm und Ehre irgendeines Landes diente, sondern dem Größenwahn der Diktatur von Adel und Militär. In dem Gemetzel von Verdun und Ypern starben Hunderttausende junger Männer und mit ihnen Deutschlands Ruhm und Ehre", heißt es in der Ankündigung der "ästhetischen Intervention", wie die drei Kriegsgegner ihre Aktion betitelten.

In diesem Jahr sei erstmals darauf verzichtet worden, das Kriegerdenkmal am Volkstrauertag mit Kränzen zu dekorieren, das Aktivisten-Trio vermutet, dass seine jahrelangen Interventionen Wirkung gezeigt haben. Man gehe davon aus, "dass die Verantwortlichen der Bundeswehr unser Transparent zumindest so lange dort belassen, bis das Kriegerdenkmal durch entsprechende Maßnahmen zu einem dauerhaften Friedenszeichen geworden ist". Da man Unterstützung bewiesen habe, erwarten die drei Aktionskünstler vom Bundesverfassungsgericht "eine dementsprechende Revision der bisher ergangenen bayerischen Urteile".

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