Spanien: Schauspieler vom Vorwurf der Blasphemie freigesprochen

Im Jahr 2018 hatte der Schauspieler, Produzent und Aktivist Guillermo "Willy" Toledo Monsalve die Blasphemie-Verurteilung einiger Aktivistinnen für eine "Vulva-Prozession" öffentlich auf seinem Facebook-Profil kritisiert. Toledo hatte dabei drastische Worte gewählt und erklärt, auf Gott sowie das Dogma der Heiligkeit und Jungfräulichkeit Marias zu scheißen. Nachdem er von einer christlichen Anwaltsvereinigung wegen der Verletzung religiöser Gefühle angezeigt und nach einer turbulenten Verhaftung in einem Prozess freigesprochen worden war, hatte sich die Anwaltsvereinigung an die nächste Instanz gewendet, die Toledo nun ebenfalls freisprach.

Über zwei Jahre nachdem der Schauspieler und Aktivist Willy Toledo für seinen Facebook-Post von der christlichen Anwaltsvereinigung "Abogados Cristianos" erstmals angezeigt wurde, hält er nun den zweiten Freispruch in der Hand.

Obwohl der Wortwahl "Ich scheiße auf Gott und habe noch genug Scheiße übrig, um auf das Dogma der Heiligkeit und Jungfräulichkeit Marias zu scheißen" bereits vom ersten Gericht im Februar dieses Jahres das Fehlen von Erziehung und Geschmack beschieden wurde, konnte kein Vergehen festgestellt werden. Das genügte der christlichen Anwaltsvereinigung jedoch nicht, die sich an die nächste Instanz, das Madrider Provinzgericht wandte und eine Strafe von zwölf Monatssätzen beziehungsweise sechs Monate Haft bei Nichtzahlung forderte.

Doch auch dieses Gericht bekräftigte nun Toledos Ansicht, keine religiösen Gefühle mit seiner Aussage verletzen, sondern ein politisches Statement tätigen zu wollen. Sein Facebook-Statement sollte nach eigener Aussage keine Katholik*innen beleidigen, sondern Toledos Scham darüber zum Ausdruck bringen, dass Spanien noch immer eine Anti-Blasphemie-Gesetzgebung habe. In seiner Begründung stützt sich das Madrider Gericht sowohl auf die Rechtsprechung des Verfassungsgerichtes als auch auf die des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, um Toledo erneut vom Vorwurf der Verletzung religiöser Gefühle freizusprechen.

In Interviews erklärt Toledo eine Blasphemie, damit aber kein Delikt begangen zu haben. Er kritisiert das Vorgehen der christlichen Anwaltsvereinigung, die auch gegen die Aufführung von vatikankritischen Theaterstücken klagt und Beschwerden gegen die Aussetzung von Gottesdiensten als Corona-Schutzmaßnahme einreicht. Seiner Ansicht nach klage diese Vereinigung, um Kritiker*innen mundtot zu machen. Erreicht werden solle, dass es nicht mehr möglich sei, gewisse Dinge zu sagen oder bestimmte Orte zu betreten.

Mit anderen Künstler*innen hat Toledo nun ein Buch von Abel Azcona vorgestellt, welches Akte von Ungehorsam sammelt. Unter ihnen zahlreiche in Verbindung mit der christlichen Anwaltsvereinigung. Toledo, der in Spanien eine Verfolgung von Künstler*innen für Äußerungen im Rahmen der Meinungsfreiheit sieht, fordert von der Regierung eine Streichung der drei Paragraphen, die im Strafgesetzbuch die Verletzung religiöser Gefühle behandeln.

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