Zum heutigen Tag der genitalen Selbstbestimmung ("Worldwide Day of Genital Autonomy" (WWDOGA)) fordert die Berliner Koordinierungsstelle gegen FGM_C einen effektiven Schutz von gefährdeten Mädchen.
Im Sinne einer ganzheitlichen Unterstützung bietet die Koordinierungsstelle neben medizinischer Beratung und Behandlung auch psychologische Begleitung und psychosoziale Gruppenangebote für Betroffene an. Ein weiterer Fokus liegt auf der Sensibilisierung und Befähigung von Fachkräften im Umgang mit Betroffenen sowie auf der Community-Arbeit.
"Anlässlich des weltweiten Tages der genitalen Selbstbestimmung möchten wir erneut auf die Dringlichkeit unserer Arbeit aufmerksam machen. Jede Frau muss bestmöglich unterstützt und jedes Kind effektiv geschützt werden", erklärt Anna Grewe, Projektkoordinatorin der Berliner Koordinierungsstelle gegen FGM_C. "Im Familienplanungszentrum 'Balance' versorgen wir betroffene Frauen gynäkologisch und begleiten sie auf Wunsch durch unsere psychologische Beratung", ergänzt Dr. Constanze Hach, Gynäkologin bei "Balance".
Was FGM_C bedeutet, erklärt Dr. Cornelia Strunz vom Desert Flower Center: "Die weibliche Genitalverstümmelung_Beschneidung umfasst alle Eingriffe, bei denen Teile von weiblichen Genitalien aus nicht-medizinischen Gründen entfernt oder verletzt werden. Weibliche Genitalverstümmelung ist eine extrem gewaltvolle Praxis. Eine mögliche Rekonstruktion ist dabei nur ein Schritt auf einem langen Weg, wobei psychologische Begleitung in der Regel zusätzlich notwendig ist."
Communities, in denen FGM_C praktiziert wird, spielen eine Schlüsselrolle bei der Beendigung der Praxis. "Ausgebildete Multiplikatoren:innen aus den Communities treten in einen Dialog durch Peer-to-Peer-Beratung. So wollen wir einen nachhaltigen Wandel der Einstellungen und Werte gegenüber dem Thema bewirken. Indem wir zudem Fachpersonal schulen, gehen wir auf die hohe Nachfrage von unter anderem Sozialarbeiter:innen, Hebammen, Ärzten:innen oder Lehrer:innen ein.", erläutert Sina Tonk von TERRE DES FEMMES den Ansatz der Sensibilisierungsarbeit.
Zum Tag der genitalen Selbstbestimmung findet heute ganztägig eine Online-Konferenz vieler verschiedener Organisationen statt.
Hintergrund:
Weltweit sind mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen von "FGM_C" (englisch: Female Genital Mutilation_Cutting) betroffen. In Europa leben schätzungsweise 600.000, davon in Deutschland 75.000, betroffene Personen. 180.000 Frauen und Mädchen sind europaweit gefährdet, in Deutschland circa 20.000. In Berlin leben schätzungsweise 4.400 betroffene Frauen und knapp 800 gefährdete Mädchen. Die Praxis ist in mindestens 92 Ländern der Welt verbreitet. Wichtig zu wissen ist, dass FGM_C keine Frage des Glaubens ist und dass es auch innerhalb eines Landes große Unterschiede hinsichtlich der Praxis geben kann.
Die Berliner Koordinierungsstelle gegen FGM_C berät, begleitet und bestärkt Ratsuchende, Communities, Fachkräfte, Organisationen und Interessierte bei allen Fragen rund um weibliche Genitalverstümmelung_Beschneidung. Ziel der Koordinierungsstelle ist es, berlinweit Angebote interdisziplinär zu bündeln und weiterzuentwickeln, Fachkräfte im Umgang mit dem Thema zu stärken, Aufklärungsarbeit in unterschiedlichen Communities zu leisten sowie die Öffentlichkeit bei diesem Thema zu sensibilisieren. Neben medizinischer Beratung und Behandlung, Community-Arbeit und Fachkräfteschulungen bietet die Koordinierungsstelle auch psychologische Begleitung und psychosoziale Einzel- und Gruppenangebote für von FGM_C betroffene Personen an. Eine Hotline bietet zudem die erste Anlaufstelle und Beratung für Betroffene und Fachkräfte und ermöglicht eine einfache und niedrigschwellige Vermittlung.
Die Berliner Koordinierungsstelle gegen FGM_C wird aus Mitteln der Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung gefördert. Unter der Koordination des Familienplanungszentrums "Balance" wird das Projekt mit den Kooperationspartnern TERRE DES FEMMES und dem Desert Flower Center Waldfriede realisiert.
5 Kommentare
Kommentare
David See am Permanenter Link
dieses Jahr bei der Bundestagwahl wird Grün gewählt, vielleicht ändert sich dann etwas
Hans Trutnau am Permanenter Link
Die Forderung ist ok.
Weg mit dem verfassungswidrigen § 1631d BGB !!!
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Dem schließe ich mich an.
Ivanka am Permanenter Link
Weiß davon auch unsere Genitalverstümmelung begrüßende Justizministrantin Lambrecht? Die sich krakeelend vor den Bundestag stellt und herausröchelt, dass die "Beschneidung", d.h.
Aus dem Protokoll der Bundestagssitzung vom 12.12.2012 - dip21.bundestag.de/dip21/btp/17/17213.pdf
"Auch wenn es für viele von uns ein fremdes Ritual darstellt, ist es für das Judentum konstitutiv, dass Jungen am achten Tag ihres Lebens beschnitten werden, von einem Mohel, in der Synagoge, ohne Narkose. Da stellt sich die Frage: Können wir das vor dem Hintergrund unseres Grundgesetzes und unserer Wertvorstellungen zulassen? Ich sage: Ja."
Esiberto am Permanenter Link
„Die Praxis ist in mindestens 92 Ländern der Welt verbreitet.
Wichtig zu wissen ist, dass FGM_C
keine Frage des Glaubens ist
und dass es auch innerhalb eines Landes große Unterschiede hinsichtlich der Praxis geben kann.“
Das ist soweit korrekt, aber: (Wiki)
Zu den Religionsgemeinschaften, die die Beschneidung weiblicher Genitalien praktizieren,
zählen in erster Linie Muslime,
aber auch Christen, äthiopische Juden und Anhänger traditioneller Religionen.
In Sierra Leone mit seiner zu 3/4 muslimischen Bevölkerung
sind 90 Prozent aller Frauen beschnitten.
Die Praxis geht auf vorchristliche und vorislamische Zeit zurück.
In den Ländern, in denen die Mädchenbeschneidung üblich ist,
nehmen vor allem ungebildete Gläubige häufig an,
sie sei religiös vorgeschrieben.
Im Islam ist dies je nach Auslegung auch Lehrmeinung (siehe Vorkommen im Islam).
Islamischer Zentralrat verteidigt die Beschneidung von Mädchen | Tages-Anzeiger (tagesanzeiger.ch)
Die weibliche Genitalverstümmelung hat auch etwas mit dem Islam zu tun | hpd
Erwähnenswert scheint mir noch, dass ich innerhalb dieses, meines Kulturkreises jedenfalls
mit dem „Herumschneiden“ an Kindern und Frauen
noch niemals konfrontiert war.
Definitiv eine importierte, abscheuliche Unmenschlichkeit, die offensichtlich auch mit fehlender Bildung zu tun hat.
Aus meiner Perspektive sollte in einer freien Welt jeder Art von Beschneidungen verboten sein, die an Kindern durchgeführt wird.
Wer als Erwachsener immer noch meint,
sein Gott interessiere sich für die Beschaffenheit seiner Genitalien
möge dann eben, genau wie bei Tatoos und Pearcings,
als Volljähriger vollverantwortlich selber entscheiden.