Ein Bundespräsident sollte alle Bürgerinnen und Bürger repräsentieren, doch Frank-Walter Steinmeier sprach bei der Eröffnung des Ökumenischen Kirchentags als "engagierter Christ", der sich parteiisch auf die Seite der Kirchen stellt und die zunehmende Religionsabstinenz in der Bevölkerung als Gefahr begreift. "Dies lässt Zweifel an Steinmeiers Eignung für das höchste Staatsamt aufkommen", meint der Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung Michael Schmidt-Salomon.
Steinmeier ging in seiner Eröffnungsrede zum Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt auf die "schwierige Zeit" ein, in der sich die beiden großen Kirchen befänden. Dabei stellte er die "bange Frage", ob es "je wieder ein Zurück zur Normalität gibt". Wörtlich fuhr er fort: "Ob die Pandemie nicht auch hier als Brandbeschleuniger wirkt, dem Prozess der Säkularisierung zusätzlichen Schub verleiht, die Kirchen aus der Mitte der Gesellschaft drängt."
Offenkundig schätzt der Bundespräsident die Zunahme des religionsfreien Bevölkerungsanteils als bedrohlich ein, denn der Begriff "Brandbeschleuniger" wird fast ausschließlich für gefährliche Entwicklungen wie das Erstarken von Rechtspopulismus, Antisemitismus und Demokratiefeindlichkeit verwendet. Der Philosoph und Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) Michael Schmidt-Salomon erklärt dazu: "Wer im Zusammenhang mit der Säkularisierung von einem 'Brandbeschleuniger' spricht, gibt zu erkennen, dass er diesen 'Brand' löschen will. Ein 'Zurück zur Normalität' bedeutet für den Bundespräsidenten offenbar eine Wiederherstellung der christlichen Vormachtstellung in Politik und Gesellschaft. So etwas kann Frank-Walter Steinmeier natürlich als Privatperson denken, er darf es als Bundespräsident aber nicht öffentlich äußern. Denn als höchster Repräsentant des Staates sollte er sich weltanschaulich neutral verhalten. Die Verfassung verbietet es ihm, einseitig Partei für eine Religion zu ergreifen – auch nicht für das Christentum!"
Christen und Kirchen werden benötigt – andere nicht?
Nicht weniger als sieben Mal behauptete der Bundespräsident in seiner Rede: "Wir brauchen die Kirchen, wir brauchen engagierte Christinnen und Christen!" Darüber hinaus sprach er das Publikum als "Schwestern und Brüder" an. "Frank-Walter Steinmeier hat sich in dieser Rede nicht als 'Präsident aller Deutschen' gezeigt", sagt Schmidt-Salomon. "Immerhin sind 39 Prozent der Bevölkerung konfessionslos. Die vielen Millionen religionsfreien Menschen sind auch nicht bloß zu tolerieren, wie es die Rede des Bundespräsidenten nahelegt, sondern als gleichberechtigte Bürgerinnen und Bürger zu respektieren. Toleranz, sprich: die Erduldung einer Last, wäre eindeutig zu wenig – zumal offene Gesellschaften auf religionsfreie Menschen in besonderem Maße angewiesen sind. Denn es ist kein Zufall, dass die Menschenrechte im weitgehend säkularisierten Westeuropa stärker geachtet werden als beispielsweise in kirchlich geprägten Ländern wie Polen, in denen 'engagierte Christinnen und Christen' das Sagen haben. Auch für Deutschland lässt sich hier ein klarer Zusammenhang aufzeigen: Je größer der Einfluss der Kirchen war, desto weniger wurden individuelle Freiheitsrechte (etwa von Frauen oder Homosexuellen) respektiert. Säkularisierung bedeutete summa summarum sozialen Fortschritt, Sakralisierung hingegen sozialen Rückschritt. Dass Steinmeier ausgerechnet in der Säkularisierung eine Gefahr erkennt, wirft kein gutes Licht auf sein Geschichtsbewusstsein."
Der Bundespräsident als "christlicher Lebensschützer"
Als wäre all dies nicht genug, meinte der Bundespräsident in seiner Kirchentagsrede: "Wir brauchen die Kirchen, wir brauchen engagierte Christinnen und Christen, die daran erinnern, dass das menschliche Leben unverfügbar ist". Auch diese Formulierung sei aus dem Munde eines Bundespräsidenten schwerlich hinnehmbar, erklärt Schmidt-Salomon: "Die Lehre von der 'Unverfügbarkeit des Lebens' entstammt der christlichen Ideologie und wird von Gegnern der Sterbehilfe und des Schwangerschaftsabbruchs genutzt, um individuelle Selbstbestimmungsrechte anzugreifen. Will sich der Bundespräsident mit diesen reaktionären Kräften gemeinmachen? Dankenswerterweise hat das Bundesverfassungsgericht 2020 in einem aufsehenerregenden Urteil noch einmal bekräftigt, dass das allgemeine Persönlichkeitsrecht das Recht auf selbstbestimmtes Sterben umfasst. Das eigene Leben unterliegt also sehr wohl der Verfügungsgewalt des Menschen. So will es das deutsche Grundgesetz – und dies ist auch die Richtschnur, die der Bundespräsident in seinen Reden betonen sollte! Keineswegs sollte er eine Religionsgemeinschaft dazu ermuntern, das Gegenteil von dem zu verlangen, was unsere Verfassung einfordert!"
Religionskritische Figurenparade zum Kirchentag
Anders als der Bundespräsident hat die Giordano-Bruno-Stiftung den 3. Ökumenischen Kirchentag zum Anlass genommen, in der gebotenen Schärfe auf die immer wieder verdrängten Probleme der christlichen Kirchen hinzuweisen. Konkret ging es dabei um die noch immer nicht vollzogene Trennung vom Staat, den Missbrauchsskandal und den religiös begründeten Antisemitismus, der insbesondere die evangelische Kirche mit fatalen geschichtlichen Auswirkungen geprägt hat. Um diese Themen zu veranschaulichen, baute das Team des "11. Gebots" (David Farago, Maximilian Steinhaus, Roy Thormann, Werner Koch, Ingo Eitelbach, Holger Tallowitz) gleich drei Figuren in der Frankfurter Altstadt auf.
Der "größte notorische Kirchentagsbesucher" durfte in diesem Figurenkabinett selbstverständlich nicht fehlen: Wie in den Jahren zuvor verkündete "Moses" auch in Frankfurt das 11. Gebot: "Du sollst Deinen Kirchentag selbst bezahlen!" (was allerdings kaum verhindern wird, dass der diesjährige Kirchentag zu über 50 Prozent von der öffentlichen Hand finanziert wird!). Zu "Moses" gesellten sich auf dem Frankfurter "Römer" zwei weitere Großskulpturen: der schlafende "Hängemattenbischof", mit dem die gbs gegen die schleppende Aufarbeitung der Missbrauchsfälle protestiert (die Figur hatte schon im März international für Schlagzeilen gesorgt) sowie der "nackte Luther", mit dem die Stiftung über den militanten Judenhass des "Reformators" aufklärt. Erwartungsgemäß gingen gegen den "nackten Luther" wieder einmal Anzeigen ein (die folgenlos blieben), insgesamt aber sei die Publikumsresonanz in Frankfurt ausgesprochen positiv gewesen, hieß es vonseiten der Aktivisten des 11. Gebots.
43 Kommentare
Kommentare
Peter am Permanenter Link
Die "Frankfurter Rundschau" berichtete von beiden Veranstaltungen, z.B. am 14.
Den einen Besucher habe ich auf meiner Rückfahrt gesehen: allein inmitten von Hunderten von Stühlen und vor einer überdimensionierten Armada von Dixi-Klos, die dann doch die Frage aufwerfen: taugt die Jesus-Oblate ("Leib & Blut") als Abführmittel? Was dann immerhin eine erste nachweisliche Indikation abgeben könnte....
Christian Meißner am Permanenter Link
In seiner Funktion als amtierender Bundespräsident wäre es m. E. besser gewesen, wenn Herr Steinmeier auf die Formulierung mit dem "Brandbeschleuniger" verzichtet hätte.
Denn in der Tat kann der Eindruck aufkommen, von Seiten des höchsten Amtes des deutschen Staates würde ein Stopp der Säkularisierung gewünscht.
Zweifel an der Eignung Herrn Steinmeiers für das Amt habe ich jedoch nicht. Es ist das Recht eines Bundespräsidenten, Position zu beziehen - genauso, wie es das Recht von Anderen ist, genau diese Position zu kritisieren. Demokratie ist ja kein Ringelpiez mit Anfassen.
Dass der Herr Bundespräsident im Übrigen seine Religion auch außen vor lassen kann, hat er bei seiner eindrucksvollen Rede anlässlich der Pandemieopfer vor ein paar Wochen bewiesen.
Diese Rede zum Kirchentag wirkt auf mich jedoch wie aus der Zeit gefallen. Der Prozess der Säkularen Hysterese wird Bellevue wahrscheinlich zuallerletzt erreichen...
David See am Permanenter Link
ich war dort und habe mir die Figuren angeschaut. ich bin nun Zeitzeuge!
Klarsicht(ig) am Permanenter Link
Menschen, die im 21.
„Geistige Messies“ ? - Religions-, Glaubens-, Kirchen- und Staatskritik -:
https://www.youtube.com/watch?v=CaVLcf_X7WI
Gruß von
Klarsicht(ig)
Manfred Schleyer am Permanenter Link
Sehr gut! Wie könnte man diesen Text möglichst bald möglichst vielen Politikern unter die Augen bringen? Und ihren Redenschreibern und Sekretariaten!
Martin Freytag am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Schmidt- Salomon,.
Ihre Ausführungen zu den Gedanken des Bundespräsidenten halte ich für ein Missverständnis.
Gehalten hat er seine Ansprache bei einem Ökumenischen Kirchentag.
Also ist es selbstverständlich sein gutes Recht,
auf die Notwendigkeit eines (freilich glaubwürdigen!) Beitrags der christlichen Kirchen und von Religion überhaupt zur Entwicklung der Gesellschaft hinzuweisen.
Das Selbe würde er den Juden, den Muslimen im Blick auf ihre Religion, den Humanistinnen und Humanisten im Blick auf deren Engagement und Überzeugung sagen.
Es kommt doch in dieser Zeit mehr denn je auf jede Einzelne, jeden Einzelnen an, egal, welchen Glaubens, welcher Religion, welcher religionsfreien Überzeugung auch immer.
Entscheidend ist, dass wir MENSCHEN sind, die es nur zusammen und im Zusammenklang unserer faszinierenden Vielfalt von Charismen schaffen werden, die Zukunft unserer Welt zu gestalten.
Ich bin mir sicher, dass genau das heute auch im Sinne von Giordano Bruno wäre.
Dies schreibe ich bewusst (selbst-)kritisch als
Lehrer für katholische Religion und Deutsch, der seine Abiturientinnen und Abiturienten gerade in diesen Tagen noch einmal gezielt auf Lessings "Nathan der Weise" mit seiner Ringparabel und seinem aufklärerischen Humanismus vorbereiten durfte.
Mit herzlichen und
in unseren gemeinsamen Anliegen
solidarischen Grüßen
M. Freytag
J.B. am Permanenter Link
Hier liegt kein "Missverständnis" vor. Das Wort "Brandbeschleuniger" sagt zu deutlich, wie Steinmeier über säkulare Menschen bzw. eine säkulare Gesellschaft denkt.
Martin Freytag am Permanenter Link
Ich habe den Bundespräsidenten so verstanden,
dass er mit säkularen Menschen diejenigen meint,
Heide am Permanenter Link
Säkularisierung = Verabschiedung von guten Werten?
Egal, wie sie es drehen und wenden, die Aussage wird dadurch nicht besser.
JensT am Permanenter Link
Was bringt Sie zu der Auffassung daß Steinmeier den Begriff dermaßen falsch versteht?
Thomas Henninger am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Freytag,
Schmidt-Salomon zu unterstellen seine Ausführungen seien ein Missverständnis, ist - mit Verlaub, - ganz schön dreist.
Es geht hier nicht darum ob der Bundespräsident auf einer Veranstaltung von Juden, Christen oder Humanisten spricht.
Bitte nochmal lesen:
"Wer im Zusammenhang mit der Säkularisierung von einem 'Brandbeschleuniger' spricht, gibt zu erkennen, dass er diesen 'Brand' löschen will. Ein 'Zurück zur Normalität' bedeutet für den Bundespräsidenten offenbar eine Wiederherstellung der christlichen Vormachtstellung in Politik und Gesellschaft. So etwas kann Frank-Walter Steinmeier natürlich als Privatperson denken, er darf es als Bundespräsident aber nicht öffentlich äußern. Denn als höchster Repräsentant des Staates sollte er sich weltanschaulich neutral verhalten. Die Verfassung verbietet es ihm, einseitig Partei für eine Religion zu ergreifen – auch nicht für das Christentum!"
Das ist klar formulierte, absolut berechtigte Kritik, - Punkt.
A.S. am Permanenter Link
Herr Freytag, was haben Sie Ihren Schülern erzählt? Etwa den Quatsch von der Gleichwertigkeit der Religionen?
Die Religionen sind allenfalls gleich wertlos, sie sind Märchen mit denen die Menschen von "religiösen Führern" an der Nase herum und in den Krieg geführt werden.
Martin Freytag am Permanenter Link
Natürlich.
Die üblichen primitiven Hassparolen, die man des öfteren in diesem Verband entgegengeschleudert bekommt, wenn man mal sachlich etwas anders argumentiert.
Ich glaube nicht, dass Sie sich anmaßen sollten, über meinen Religionsunterricht in irgendeiner Weise zu Urteilen, in dem allemal Platz ist für begründete religionskritische Positionen und absoluten Respekt vor nicht religiösen Positionen.
Andere ständig niedermachen und das unter Berufung auf den Geist Giordano Brunos, sowas macht mich fassungslos.
A.S. am Permanenter Link
Lieber Herr Freytag, schauen Sie doch mal, was gerade in Nahost abgeht.
Wer sind den denn dort die Streithähne?
Sind es säkulare Palestinenser, die Raketen auf Israel schießen?
Sind es säkulare Israelis, die "Landnahme 2.0" im Westjordanland betreiben?
Sind es säkulare Palestinenser, die den al-Kuds-Tag begehen?
Sind es säkulare Israelis, die am Tempelberg provozieren?
Nein, es sind auf beiden Seiten die Religiösen, die am hasserfülltesten auf die anderen losgehen.
Religion ist einfach nur widerlich. Religion bringt die Menschen um ihre Vernunft.
Heide am Permanenter Link
„Andere ständig niedermachen“
Ich darf erinnern, den Begriff „Brandbeschleuniger“ hat ein anderer ins Feld geworfen. Und die Bedeutung des Begriffs haben Sie nicht verstehen wollen, oder können Sie als Deutschlehrer da eine andere Interpretation bieten?
Herr Steinmeier reiht sich damit in die Riege der Ratzingers, Overbecks, Meißners usw ein, die kritische und andersmeinende Geister verunglimpfen und denen das wahre Menschsein absprechen. Wo bleibt denn da der Respekt?
Zuerst zündeln. Und wenn es dann Widerspruch gibt, für sich selbst doch bitteschön mehr Respekt einfordern.
Ich kann mittlerweile verstehen, dass da dem einen oder anderen schon mal der Kragen platzt. Respekt sollte auf Gegenseitigkeit ruhen – bei Religion ist das aber selten der Fall.
Wikipedia-Eintag zu Lessing: „Bis zum letzten Atemzug soll sich Lessing angeregt über die aktuelle Kirchenpolitik ereifert haben. Anlass war der Vorschlag der Jülicher Geistlichkeit, nachlässige Gottesdienstbesucher körperlich zu züchtigen, was den Dichter empörte.“
Ich denke nicht, dass Lessing sein Drama heute so noch schreiben würde.
A.S. am Permanenter Link
Danke für Ihre Unterstützung, Heide.
Zum einen weil der Richter in der Ringparabel die "Gleichwertigkeit der Religionen" eindeutig als vorläufigen Notbehelf anbietet ("bis ein weiserer Mann als ich hier auf dem Richterstuhle sitze"), zum anderen weil der Richter laut darüber nachdenkt, ob überhaupt einer der Ringe echt sei.
Außerdem darf man die Lebensumstände Lessings nicht außer Acht lassen: Zensur, Gottesgnadentum. Ohne Gott kein Gottesgnadentum, ohne Gottesgnadentum keine Legitimation der damaligen Monarchie. Ich persönlich denke, dass die "Gleichwertigkeit der Religionen" Lessings Zuckerstückchen für die Zensurbehörde war und die eigentliche religionskritische Aussage in den "lauten Gedanken" des Richters zu finden ist.
Für mich ist Lessings "Nathan" in der von mir gemutmaßten Rezeption von Hr. Martin Freytag und wie ich sie bei meinen Kindern in deren Schulunterricht zwei mal real erlebt habe ein Beispiel, wie ein aufklärerischer Text durch die Vorgabe einer bestimmten Interpretation in der Schule zur Anti-Aufklärung unserer Kinder benutzt wird.
Klaus Bernd am Permanenter Link
„Entscheidend ist, dass wir MENSCHEN sind …“
Enrice am Permanenter Link
Sie sollten einmal Ihren eigenen verbindlichen Katechismus ernst nehmen, ansonsten Sie von mir als Ketzer / U-Boot / Maulwurf / Spion in Ihrer Organisation gesehen werden.
Klaus Weidenbach am Permanenter Link
Werter Herr Freytag! Es ist sehr schade, dass Sie nur katholische Religion und Deutsch studiert haben. Ein Studium der Geschichte und der Politik wäre sicher sinnvoller gewesen.
Es ist das größte Glück für Europa, dass im 18. Jahrhundert Zweifel an der Vorstellung eines himmlischen, unsichtbaren, allmächtigen, dreigeteilten Diktators aufkamen und es zu einer Befreiung von religiöser Bevormundung kam. Vielleicht würde es uns sonst so gehen wie Nordkorea, die neben ihrem jetzigen Tyrannen noch zwei bereits verstorbene "Götter" haben, die zu dritt eine Art "Dreieinigkeit" bilden.
Wie es Häretikern vor der Aufklärung erging bzw. wie tolerant beide christlichen Kirchen agierten, kann man an den unzähligen Scheiterhaufen erkennen.
Martin Luther aus den Tischreden: "Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen."
"Es ist keine Obrigkeit, denn von Gott." Das war seine politische Einstellung, also lasst die weltlichen und natürlich auch die geistlichen Herren so machen, wie sie es für richtig erachten.
Nein, lasst sie nie wieder an die Macht.
Stefan P. am Permanenter Link
„Das Selbe würde er den Juden, den Muslimen im Blick auf ihre Religion, den Humanistinnen und Humanisten im Blick auf deren Engagement und Überzeugung sagen.“
<--- Tatsächlich? Ich nehme mal zwei Originalzitate aus Steinmeiers Rede und tausche jeweils den religiösen gegen den säkularen Kontext aus und umgekehrt.
1)
Angenommen, die Menschen hätten sich in der Not der Pandemie vermehrt den Kirchen zugewandt, würde Steinmeier dann, etwa auf einem Humanistentag, Folgendes formulieren?:
„Ob die Pandemie nicht auch hier als Brandbeschleuniger wirkt, dem Prozess der Christianisierung zusätzlichen Schub verleiht, die Säkularen aus der Mitte der Gesellschaft drängt.“
2)
Und wäre umgekehrt folgende Aussage denkbar?:
„Liebe Brüder und Schwestern, sorgen wir dafür, dass von dieser Versammlung der Säkularen ein Signal der Ermutigung und des Aufbruchs ausgeht! Die Säkularenvereinigungen brauchen es, sicher. Vor allem aber braucht das die Welt. Eine Welt, die in vieler Hinsicht unfriedlich und zerstritten ist, aber sich nach Frieden und Versöhnung sehnt.“
Bei ersterem würden die Kirchen zweifellos auf die Barrikaden gehen. Und auch letzteres ist kaum vorstellbar nach der aktuellen Rede mit gegenteiliger Stoßrichtung.
Wie kommt der Kommentator zu obiger Einschätzung einer Gleichbehandlung? Mich jedenfalls erinnert sein Umgang mit dem Redetext an die Kunst der biblischen Exegese ...
H. Lambert am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Freytag, ich bin sehr erstaunt, dass Sie das Diskriminierende in BPs Steinmeier nicht erkennen. Wie kann "unser aller" Repräsentant eine - religiöse - Weltanschauung anderen vorziehen?
Wenn er schon eine Präferenz für eine Weltanschauung durchblicken lassen wollte, dann doch bitte für eine, auf der unsere Freiheit, Rechtsstaat und Wohlstand beruhen. Das ist die Aufklärung, und es sind definitiv und nachweisbar nicht die Religionen. Das müsste doch auch ein intellektuell offener Katholik erkennen und - redlich - zugestehen.
Vom BP bleibt die Erkenntnis, dass er leider ein erschreckend "dünnes Brett" ist.
Albert Voß am Permanenter Link
Frank-Walter sagt vor Christen des evangelischen und des katholischen Gottes, also des ökumenischen:
« [...] im Hintergrund die bange Frage, ob es je wieder ein Zurück zur Normalität gibt»,
Oh, wie raffiniert oder dämlich (je nach Sichtweise) ist das denn von ihm schön gesprochen oder nett geheuchelt (je nach Sichtweise)?
Die Normalität ist seit rund zweitausend Jahren (großzügig gerechnet) bei Christen und für sie in der Bibel nachzulesen und mit ihr vorzubegründen.
Zusätzlich im jeweiligen "Katechismus der katholischen Kirche" und in Luthers "Kleiner Katechismus".
Im römischen Katechismus ist unzweideutig angeordnet, dass jeder, der stirbt, ohne in diesem Moment Mitglied der katholischen Kirche zu sein, in die Hölle verfrachtet wird, um dort gefoltert zu werden.
Das Ermächtigungsgesetz für diese Sonderbehandlung lebensunwerten Lebens findet die Papstkirche in ihrer Bibel - bei Jesus.
Nun ist die katholische und nun sind die evangelischen Kirchen nach geschichtlichen Erfahrungen und in der heutigen gesellschaftlichen Situation - was die Entwicklung ihrer Mitgliederzahlen betrifft - nicht so dumm, ihre Glaubensgrundlagen noch öffentlich zu erwähnen.
Im Gegenteil haben sie rechtzeitig, wenn auch hoffentlich zu spät, daran gearbeitet, um ihren heiligen und heißen Brei mit viel Wortgewölke herumzuschleimen.
Einmal Gegläubigte sind's zufrieden.
Beim Kirchentag interessieren wohl viele auch eher die Gemeinschaftserlebnisse, vielleicht noch Bier und Sex.
In Corona-Zeiten natürlich:.Schade!
Frank-Walter sollte also endlich die Kirchen auffordern, die betreffenden Texte in der Bibel zu ändern oder diejenigen in den Katechismen oder beides.
Damit er sich nicht ständig die "bange Frage" stellen muss, ob "es je wieder ein Zurück zur Normalität gibt".
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Diese Rede des Herrn Steinmeier ist ein Faustschlag in das Gesicht von 39% der Bürger im Lande.
Die kommenden Wahlen sollten die Quittung für derartig undemokratisches Handeln sein.
Die ewig gestrigen dürfen nicht weiter das Sagen haben in der BRD, Fortschritt gibt es nur durch Veränderung. Was die AfD betrifft, so müsste diese längst, m.E. als undemokratisch verboten werden.
Sascha Larch am Permanenter Link
Not my president!
Paul München am Permanenter Link
Vielleicht sollte man den Bundespräsidenten auffordern, seinen Redenschreiber auszuwechseln.
Günter Arndt am Permanenter Link
Die Aussagen von Herrn Steinmeier haben mich ratlos gemacht. Wenn der Bundespräsident Aussagen trifft, macht er das doch im Namen aller Deutschen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
"... eine Wiederherstellung der christlichen Vormachtstellung in Politik und Gesellschaft" - ja, das hätte die RKK natürlich gern.
Aber Obacht; dann könnten auch bald wieder Scheiterhaufen brennen.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Die Rehabilitation der Kirche(n) nach dem Missbaruchsskandal wird weiter vorangetrieben.
Werner Koch am Permanenter Link
Frank-Walter Steinmeier war als Kirchentagspräsident vorgesehen, wurde dann aber Bundespräsident. Er wäre besser Kirchentagspräsident geworden.
Einige Zitate aus Steinmeiers Rede zum Abschluss des dritten Ökumenischen Kirchentages:
„Liebe Brüder und Schwestern“
„Wir haben einander erfahren, in der Ökumene, haben erfahren, wie viel mehr uns als Christen verbindet als uns trennt.“
„wieder Gottesdienste und Kirchentage zu feiern“
„Diesen Ökumenischen Kirchentag hat geprägt, mehr Wert auf das zu legen, was uns als Christen verbindet, als auf das, was uns trennt. Das gilt auch für die Gesellschaft als Ganze“
Diese Reden des Bundespräsidenten zur Eröffnung und zum Abschluss des Kirchentags wurde auf der Webseite des Bundespräsidenten veröffentlicht.
https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2021/05/210516-Kirchentag-Abschluss.html
Rainer Praetorius am Permanenter Link
Dieser Bundespräsident ist eine Fehlbesetzung – aus mehreren Gründen.
Da wäre beispielsweise das Jahr 2019, mit dem seinem unglaublichen Glückwunsch-Telegramm an das faschistische iranische Mullah-Regime. Er schieb damals:
"Zum Nationalfeiertag der Islamischen Republik Iran übermittle ich Ihnen, auch im Namen meiner Landsleute, meine herzlichen Glückwünsche."
Und nun Steinmeiers Gejammer über den fortschreitenden „Prozess der Säkularisierung“. Und diesen Kandidaten hat die SPD ins Amt des Bundespräsidenten befördert. Habe allerdings auch nix Besseres von der SPD erwartet …
David See am Permanenter Link
ich habe mir den "Gottesdienst" im fernsehen kurz angeschaut, ich muss den ton ausschalten und umschalten, einfach furchtbar. wer wendet sich bei so einem mumpiz nicht ab.
Sdric am Permanenter Link
Trotz seines Titles bleibt Herr Steinmeier auch nur ein Mensch, ein Politiker der aufgrund von Inkompetenz aus seinem Amt herausgelobt wurde - aber ein Mensch.
A.S. am Permanenter Link
Ja, wer hat den Steinmeier denn zum Bundespräsidenten gemacht?
Seine Wähler aus der Bundesversammlung sollten sich schämen.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Wieso schämen, liebe Anja? Solche (systemrelevanten) Sphären sind wie üblich religionitisch durchseucht und entsprechend ungeniert.
Aber wenn dann eines Tages nicht mehr nur Gebäude und Straßen, sondern auch Panzer und Bomben gesegnet werden und "Für Gott und Vaterland" gerufen wird - dann ist es wahrscheinlich wieder zu spät zu merken.
Klaus Bernd am Permanenter Link
Mit dieser Rede hat sich der Bundespräsident ein großes Kreuz umgehängt.
Stefan P. am Permanenter Link
„Denn es ist kein Zufall, dass die Menschenrechte im weitgehend säkularisierten Westeuropa stärker geachtet werden als beispielsweise in kirchlich geprägten Ländern wie Polen, in denen 'engagierte Christinnen und
<--- In diesem Zusammenhang auch noch ein besonderer Dank vom Rest der Welt an Euch, liebe engagierte evangelikale Christinnen und Christen, für euren tapferen Einsatz für die Demokratien in den USA und in Brasilien - ohne eure tätige Mithilfe wären uns auch die präsidialen Segnungen eines Donald Trump und eines Jair Messias Bolsonaro vorenthalten worden.
E. Staub am Permanenter Link
Es ist jeder Person überlassen, wie im Spielcasino, seine Seele und sein Leben auf eine Zahl, bzw. auf eine höchst irrationale, weil keine Belege vorliegen und von der Wissenschaft widerlegt, Religion zu setzten.
A.S. am Permanenter Link
Sie erkennen richtig, dass Religion uns durch die soziale Umgebung vorgegeben und indoktriniert wird. Haben Sie sich mal gefragt, welchen Sinn das hat, Menschen im Kindesalter Religion zu indoktrinieren?
E. Staub am Permanenter Link
Weil die Eltern, unaufgeklärt, es nicht besser wissen!
Ebenso wie die weltlichen Fürsten kannte der hohe Klerus eine enorme Prachtentfaltung, die zur Behauptung des gesellschaftlichen Status nicht unwesentlich beitrug. Der überwiegende Teil des Grundbesitzes der Kirche rekrutierte sich aus Schenkungen des Adels, der mit diesen eine doppelte Funktion verknüpfte. In ihrer Vorstellungswelt sorgten sie damit einerseits für ihr eigenes Seelenheil, andererseits öffnete ihnen ihre Gabe die Besetzung von Schlüsselpositionen innerhalb der obersten Kirchenführung.
Doch es gab daneben auch Sonderformen der gegenseitigen Verstärkung weltlicher und geistlicher Macht. Diese Organisationen wurden als Stifte bezeichnet. Prinzipiell fußten die Stifte auf den gleichen Gegebenheiten, die für Leistung und Gegenleistung zwischen Adel und Klerus generell Gültigkeit hatten. Auch sie beruhten auf Landschenkungen von Adligen, die im Gegenzug hohe Ämter erhielten.
Um diese Macht zu erhalten und zu zementieren war (und ist beinahe unverändert) der Religionsunterricht für einen Staat von zentraler Bedeutung, was bis heute, fast unabhängig von den Eltern, leider anhält und praktiziert wird. Das trifft auch für den Islam und das Judentum zu.
A.S. am Permanenter Link
Richtig. Und heute ist die einstige Verquickung von Kirche und Adel ersetzt durch die Verquickung von Kirche und PolitikerInnen.
E. Staub am Permanenter Link
Welcher Gott denn soll nun gelten oder nicht gelten? Der Gott der Katholiken, der Protestanten, der Zeugen Jehovas, der Mormonen oder der Gott weiterer 1’000 christlich motivierter Sekten? Der Gott der Juden?
Was soll das für ein gütiger Gott der Christen (NT) sein, der sich Jahrtausende lang um alle Menschen foutierte, die nicht zum Volk Israels (AT) gehörten und sich dann plötzlich anders entschieden hat, und doch noch für alle Menschen da sein wollte, so sie denn ohne jeden Zweifel an ihn glauben? Oder der ebenso gütige Gott der Muslime, der noch rund 600 Jahre länger zugewartet hat, bis er fand, dass es an der Zeit sei, sich seinen Geschöpfen, den Menschen, zu offenbaren?
Basis und Grundlage dafür bildet primär der zufällige Geburtsort. Genauso zufällig, wie die Namensgebung. Von den wohlmeinenden und lieben Eltern getauft (und beschnitten) je nach Weltregion: auf: Türkei=Islam, Indien=Hindu, Birma=Buddhismus, usw. (auch noch Staatsreligion).
Übrigens: Plagiate (NT) werden in aller Regel am Zoll beschlagnahmt und entsorgt!
Sigrid Meißner am Permanenter Link
Und nun will der BP auch noch eine 2.Amtszeit antreten??? S.M.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Da sehen Sie, wie Lernresistent dieser christliche BP ist !