Vermeintliche Gotteslästerung führt zu Lynchmord und massiven Ausschreitungen

Nigeria scheitert am Islamismus – und die Welt sieht zu

Am Morgen des 12. Mai wurde die Studentin Deborah Samuel Yakubu (eine Christin) von einem islamistischen Mob wegen Blasphemievorwürfen ermordet. Die Täter waren ihre Studienkameraden. Leo Igwe von der Humanistischen Vereinigung in Nigeria verurteilte die Tat, während erste Täterfestnahmen zu gewalttätigen Protesten von Muslimen führten.

In Videos, die auf Facebook kursieren, ist zu sehen, wie junge Männer auf eine am Boden liegende Frau in einem rosafarbenen Sommerkleid einprügeln. Die junge Frau heißt Deborah Samuel Yakubu. Während sie regungslos auf ihrem Bauch liegt, traktieren die Männer sie immer wieder mit Holzstangen und Steinen. Dabei rufen sie: "Gott ist der Größte!" Als die Schläge nachlassen, hebt die bis dahin regungslose Deborah noch einmal schützend ihren Arm, bevor einer der Männer erneut mit einer Holzlatte auf sie einschlägt.

Im nächsten Video steigt schwarzer Rauch aus brennenden Autoreifen empor. Es ist derselbe Ort, dieselben Männer. Einige von ihnen schleudern faustgroße Steine ins Feuer. Deboras Körper soll sich in den Flammen befinden.

Deborah Samuel Yakubu war Christin. Sie studierte am Shehu Shagari College of Education in Sokoto, das im Nordwesten Nigerias liegt. In einem Social-Media-Beitrag soll sie den islamischen Religionsstifter Mohammed beleidigt haben. Am Morgen des 12. Mai wurde sie deswegen aus einem Campusgebäude gezerrt und hingerichtet. Die Täter waren ihre Mitstudenten.

Erste Täterverhaftungen lösten Gewalt, Plünderungen und Brandanschläge aus

Am Samstagmorgen, den 14. Mai wurden zwei von Deborahs mutmaßlichen Mördern namens Bilyaminu Aliyu und Aminu Hukunci verhaftet. Noch am selben Tag zog es in Sokoto einige hundert Menschen auf die Straße, die gewaltsam gegen die Festnahmen protestierten. Sie plünderten und zerstörten Geschäfte, brannten Kirchen und Häuser nieder. Der Gouverneur des Staates Sokoto, Aminu Tambuwal verhängte eine Ausgangssperre, die erst am Montag wieder gelockert wurde. Da hatte sich bereits ein Team aus 34 (vierunddreißig!) Anwälten zusammengefunden, um die mutmaßlichen Täter zu verteidigen. Sie plädierten auf nicht schuldig.

In einem Onlinezeitungs-Kommentar, der am 15. Mai erschien, verurteilt Leo Igwe den Lynchmord.
Igwe ist Mitbegründer der Humanistischen Vereinigung Nigerias. Er fordert: "Die Regierung muss sich mit dieser giftigen Tendenz und Gewohnheit auseinandersetzen, die dazu führt, dass Muslime ihre religiösen und prophetischen Ikonen mehr wertschätzen als Menschenleben." Igwe fordert weiter, dass das Problem nicht länger kleingespielt werden dürfe. "Nigeria muss gegen diese brutale und furchtbare Neigung der Muslime vorgehen, andere bei der geringsten Provokation zu töten, anzugreifen oder zu verstümmeln."

In der Tat ereignete sich der nächste Vorfall dieser Art bereits am Montag, den 16. Mai. In der Stadt Maiduguri im Bundesstaat Borno wurde eine junge Frau von einer ganzen Garnison der nigerianischen Armee in Schutzhaft genommen, nachdem sie der Blasphemie beschuldigt worden war. Auf Facebook soll sie in Reaktion auf den Lynchmord in Sokoto und in Bezug auf den Religionsstifter Mohammed über Facebook gefragt haben: "Wenn er ein echter Gott ist, warum kann er dann nicht für sich selbst kämpfen … und für seine Anhänger?" Hunderte männliche Jugendliche hatten sich vor der Garnison versammelt, zündeten Autoreifen an und versuchten, die Absperrungen zu überwinden, um die junge Frau zu töten.

Dieselbe Lebensgefahr droht auch Mubarak Bala und seiner Familie

Menschen, die im islamisch geprägten Norden Nigerias der Blasphemie beschuldigt werden, sind an Leib und Leben bedroht. Dort sitzt auch Mubarak Bala, Präsident der Humanistischen Vereinigung von Nigeria im Gefängnis. Ein Gericht im Bundesstaat Kano hatte Bala im April wegen Blasphemievorwürfen zu 24 Jahren Haft verurteilt. Auf hpd-Nachfrage teilte Leo Igwe mit, dass man Balas Fall nun in den nächsten ein, zwei Wochen vor ein Berufungsgericht bringen werde. Angesichts dessen, dass die muslimische Bevölkerung in Teilen Nigerias keine milden Blasphemieurteile akzeptiert, zeigt sich, warum Humanists International so bemüht ist, das Leben von Mubarak Bala und seiner Familie zu schützen.

Unterstützen Sie uns bei Steady!