Der Düsseldorfer Aufklärungsdienst (DA!) will verhindern, dass die Stadt Düsseldorf den Evangelischen Kirchentag 2027 mit mindestens 5,8 Millionen Euro aus Steuergeldern fördert. Eben dies hatte der Rat der Stadt in seiner Sitzung am 23. Juni nach kurzer kontroverser Diskussion, 48 Ja-Stimmen, 17 Nein-Stimmen und 7 Enthaltungen beschlossen. Gegen diesen Ratsbeschluss initiiert der DA! e. V. jetzt ein Bürgerbegehren. Das Ziel: Nicht der Kirchentag als solcher soll verhindert werden, wohl aber die Co-Finanzierung aus öffentlichen Mitteln der hochverschuldeten Stadt.
Schon im Vorfeld des Ratsbeschlusses hatte der DA! darauf hingewiesen, dass eine öffentliche Finanzierung der weltanschaulichen Entwicklung der Stadtgesellschaft widerspricht: Nur noch 15 Prozent der Düsseldorfer:innen sind protestantische Kirchenmitglieder, im Jahr 2027 werden es angesichts der sich fortsetzenden Kirchenaustrittszahlen noch einmal deutlich weniger sein.
DA!-Vorstand Ricarda Hinz: "Immerhin haben unsere Aktivitäten dazu geführt, dass das Thema im Rat kontrovers diskutiert wurde. Vorher hatte es ganz so ausgesehen, als ob die von der Verwaltung vorgeschlagene Millionenförderung ohne Debatte einfach durchgewunken würde."
Der DA! e. V. sieht in der vom Rat beschlossenen Millionenförderung eine Verletzung des Gebots weltanschaulicher Neutralität. Hinz: "Die vermögende evangelische Kirche soll ihr missionarisches Großevent aus eigenen Mitteln finanzieren und nicht auf Kosten der mehrheitlich konfessionsfreien Steuerzahler."
Auch gehe die von den Befürwortern der Kirchentags-Subventionierung aufgemachte Rechnung nicht auf, die Veranstaltung werde unter dem Strich für die Stadt wirtschaftlich von Vorteil sein. Der DA! verweist darauf, dass von den prognostizierten 100.000 Besuchern allein 40.000 ehrenamtliche Helfer:innen seien, die in Turnhallen und Privatunterkünften übernachten und keinen großen wirtschaftlichen Umsatz zur Refinanzierung generieren werden. So habe der Katholikentag in diesem Jahr in Stuttgart einen drastischen Einbruch der Besucherzahlen erlebt und mit einem sechsstelligen finanziellen Defizit geendet: Es nahmen lediglich 27.000 Gäste teil. Die Pro-Kopf-Förderung der Teilnehmer aus öffentlichen Geldern erreichte somit einen Rekord von 217 Euro.
Hinz verweist darauf, dass am Japantag und Rosenmontag jeweils bis zu eine Million Besucher an nur einem einzigen Tag nach Düsseldorf strömen und an diesen Tagen tatsächlich der lokalen Wirtschaft bis zu 150 Millionen Euro starke Umsätze bescheren – und dafür gebe die Stadt nur 75.000 beziehungsweise 50.000 Euro aus. Ricarda Hinz betont: "Unser Bürgerbegehren erspart der Stadt Düsseldorf mehrere Millionen Euro." Geld, das angesichts der vielfältigen aktuellen Krisen für drängendere und nachhaltigere Ziele benötigt werde.
Wie geht es nun weiter?
Es müssen die für das Bürgerbegehren notwendigen 15.000 Stimmen gesammelt werden. In die Listen eintragen können sich alle in Düsseldorf bei Kommunalwahlen Abstimmungsberechtigten ab 16 Jahre (auch EU-AusländerInnen mit Wohnsitz in Düsseldorf). Die Listen finden sich zum Herunterladen auf der Internetseite des Vereins. Wird die erforderliche Stimmenzahl erreicht und nimmt der Rat dann nicht schon von sich aus seinen Beschluss vom 23. Juni zurück, so kommt es zum Bürgerentscheid, der bei entsprechendem Ergebnis den Ratsbeschluss zu Fall bringt und die Finanzierung des Evangelischen Kirchentags 2027 aus allgemeinen Steuergeldern stoppt.
Hinweis der Redaktion: In einer vorherigen Version des Textes war die Pro-Kopf-Förderung beim Katholikentag in Stuttgart mit 241 Euro angegeben. Dabei handelt es sich um eine veraltete Zahl, die von einer später nach oben korrigierten geringeren Teilnehmerzahl ausging. Wir haben dies am 02.08.2022 um 11:30 Uhr korrigiert.
Der Text wurde zuerst auf der Website des DA! veröffentlicht.
12 Kommentare
Kommentare
Roland Weber am Permanenter Link
Solange in Deutschland die absurde Meinung vorherrscht, dass Kirchen etwas mit gehobener Moral, der Vermittlung von humanen Werten, von Toleranz und geschichtlicher Identität zu tun haben, solange werden Kirchentage s
Protest ist richtig und höchst achtenswert, aber solange es an inhaltlicher Aufklärung fehlt, werden alle Bemühungen, hier etwas zu ändern vergeblich bleiben!
Hans Trutnau am Permanenter Link
Viel Erfolg DA!
Rene Goeckel am Permanenter Link
Etwas gutes hat es ja: Die Verärgerung und damit die Austrittszahlungen werden zunehmen.
Tobias Seyb am Permanenter Link
Bei 15 000 Stimmen spart jede dieser Personen der Stadt 386€ ein.
Man könnte das doch als Argument anbringen: Wollen Sie verhindern, dass die Stadt 386€ in Ihrem Namen verschwendet?
Oder so...
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Selbst wenn die Kirchen ihren Kirchentag selbst bezahlen würden, so sind dies auch Steuergelder.
finanzieren.
Leider sind unsere Kirchen derartig Habgierig, dass diese ständig beim Staat anklopfen um ständig noch mehr zu bekommen und der Staat, sprich unsere Kirchenhörigen Abgeordneten spielen das Spiel mit, aus eigennützigen Motiven.
Leider sind diese Tatsachen in der Bevölkerung nicht bekannt, da die Kirchen und die
Politik diese geflissentlich verschweigen.
Jörn Dyck am Permanenter Link
Aber wenn der heilige Kirchentag nicht durchgeführt wird, muss der HERR alle Düsseldorfer bestrafen!
A.S. am Permanenter Link
Viel Erfolg, liebe DAlerinnen in Düsseldorf!
Klaus Bernd am Permanenter Link
Ist schon bezeichnend, dass die Kirchen nicht auf die Idee kommen, von sich aus auf diesen Nepp zu verzichten.
(ha, ha, war`n Witz)
margrit66 am Permanenter Link
Man müßte Tränen lachen, wenn's nicht so traurig wäre: Auch wenn die Düsseldorfer Stadtverwaltung und einige der Ratsleute es von sich gewiesen haben, daß der Kirchentag eine Missionsveranstaltung sei: Die evange
Wolfgang am Permanenter Link
Die häufigste Frage auf einem Kirchentag besteht nicht darin zu fragen" Wo bitte geht es zu Gott? " sondern" Wo finde ich hier ein WC?" So hat sich der Kirchentag gewandelt, heilige Wandlung!
margrit66 am Permanenter Link
PS: Die Ausgaben der EKD erschließen sich über die Broschüre "Werte mit Wirkung".
Wolfgang am Permanenter Link
Wer die Musik bestellt, muss auch zahlen. Altes bewährtes Sprichwort.
Ich habe gerade mit einer Noch-Christin gesprochen:
"Wollen Sie nach ihrem Tode wieder mit all denen zusammen sein, die sie schon im diesseitigen Leben nicht leiden konnten?"
Sie schaut auf und sagt: "Darüber habe ich mir noch gar keine Gedanken gemacht, aber
Sie haben da recht!"
Somit hat sie den Besuch des Kirchentages ausgeschlossen. Wie schön!