Nach Auswertungen von Berichten zur Situation von Kindern und Jugendlichen im Vereinigten Königreich, zu denen auch die humanistische Vereinigung Humanists UK beigetragen hatte, veröffentlichte im Juni 2023 der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes seinen Forderungs- und Empfehlungskatalog an die Regierung. Darin zeigt sich der Ausschuss unter anderem besorgt über die Diskriminierung von Kindern aus religiösen Gründen. Darum wird zum Beispiel gefordert, Kinder nicht zum Gottesdienstbesuch zu verpflichten, Schulplätze nicht an Konfessionen zu binden und Jugendlichen unter 16 die Abmeldung vom Religionsunterricht zu ermöglichen.
Wenn ein Drittel der staatlich finanzierten Schulen Konfessionsschulen sind und für eine private Schule das Geld fehlt, müssen Eltern und Kinder bisweilen hohe Bürden auf sich nehmen, um einen Platz an einer Konfessionsschule zu ergattern. Wie die National Secular Society (Nationale Säkulare Gesellschaft) berichtet, besuchen Eltern sogar jahrelang Gottesdienste, um bei einer Konfessionsschule zu punkten und ihr Kind dort hin schicken zu können. Hinzu kommt, dass religiöse Ideen und Praktiken die Kinder und Jugendlichen nicht nur vor Ort betreffen, sondern sogar bis zu den Familien nach Hause getragen werden. So forderten manche Schulen jüdische Reinheitsregeln zur Sexualität einzuhalten, während andere muslimische Halal-Speisen und Fasten zu Ramadan verlangten, wie Humanists UK aufzeigt.
Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes fordert in seinem Papier nun in Abschnitt D "Civil rights and freedoms" (Bürgerrechte und Freiheiten) auch Kindern mehr Freiheit in Bezug auf Religionsausübung und Religionsfreiheit zu geben.
Dies betrifft zum Beispiel die Aufhebung der verpflichtenden Teilnahme an Schulgottesdiensten. Aber auch die Möglichkeit für Kinder und Jugendliche unter 16, sich vom Religionsunterricht abzumelden. Selbst dann, wenn die Eltern sich die Teilnahme wünschen würden. Derzeit sieht das Gesetz vor, dass Schulen Religionsunterricht anbieten müssen. Eltern können ihre Kinder jedoch abmelden. Wer sich selbst abmelden möchte, kann dies aktuell erst mit 18 Jahren.
Werden die Forderungen des UN-Ausschusses umgesetzt, soll die Religionszugehörigkeit als Auswahlkriterium für die Schulzulassung in England fallen. Für Nordirland sieht der Forderungskatalog die Überarbeitung des Lehrplans für Religionsunterricht vor, um Bildung und Respekt für eine Vielfalt von Religionen einzubeziehen.
Zudem empfiehlt das Dokument des UN-Ausschusses, Konfessionsschulen zu verpflichten, korrekte und altersgerechte Informationen über Beziehungen und Geschlecht bereitzustellen. Unabhängig vom religiösen Hintergrund der Bildungseinrichtung, der Eltern und Lernenden.
Mit diesen Empfehlungen und Forderungen zeigt die Veröffentlichung des UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes auf, wie wichtig die Kampagnentätigkeit der humanistischen Organisation Humanists UK im schulischen Bereich ist. Schließlich setzt diese sich bereits seit Jahrzehnten unter anderem für die Abschaffung der verpflichtenden Teilnahme an Gottesdiensten ein. Und damit ist sie nicht allein, denn dies fordern auch Lehrgewerkschaften sowie jüdische, christliche, buddhistische, hinduistische und weitere Gemeinschaften gläubiger Menschen.
2 Kommentare
Kommentare
G.B. am Permanenter Link
Wann hört endlich dieser Unsinn von Religionen auf, in Kinderköpfe gehämmert zu werden.
ausserdem gibt es durch die Vielfalt der Religionen nur Verwirrung und Konflikte.
A.S. am Permanenter Link
Der Zusammenhang von Glaube und religiöser Erziehung ist offenkundig.
Anerzogene Eigenschaften sind nicht unantastbar, sondern veränderbar.
Überhaupt muss die Frage gestellt werden: Beruht Glaube auf Indoktrination?