Im Mai diesen Jahres stürmten malaysische Behörden elf Geschäfte des Armbanduhrenherstellers Swatch. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, durch den Verkauf der konfiszierten Pride-Kollektion das moralische Fundament der Nation zu erodieren. Der Verkauf oder Besitz der regenbogenfarbenen Uhren wird nun mit einer Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren geahndet.
Auf den ersten Blick wirkt die Pride-Kollektion des Schweizer Uhrenherstellers Swatch wie eine normale Kollektion an Armbanduhren. Die Chronometer kommen in den sechs Farben der Pride-Flagge daher, welche wiederum auf dem Armband selbst abgebildet ist. Dem malaysischen Innenministerium zufolge geht von den farbenfrohen Accessoires allerdings eine Bedrohung für die öffentliche Moral aus, der nur mit dem Strafrecht beizukommen ist.
Nachdem die lokalen Behörden im Mai elf Malls stürmten und insgesamt 164 Uhren konfiszierten, zeigte sich der Hersteller zunächst bissig und kündigte an, die Bestände auf Geheiß des Schweizer Hauptquartiers wieder aufzufüllen. Gegen die Beschlagnahmung wurde außerdem Klage eingereicht. "Wir verwehren uns eindringlich gegen die Idee, dass unsere Uhrenkollektion in Regenbogenfarben, die eine Botschaft des Friedens und der Liebe trägt, schädlich sein soll", erklärte CEO Nick Hayek damals.
Nun allerdings stehen Verkauf und Besitz der Uhren unter Strafe, selbiges gilt auch für die entsprechenden Kartonagen und Verpackungsmaterialien. Verstöße können mit einer Gefängnisstrafe bis zu drei Jahren und einer Geldstrafe bis zu 20.000 Ringgit, was knapp 4.400 US-Dollar entspricht, geahndet werden. Angesichts eines Medianeinkommens von umgerechnet 7.512 US-Dollar kann also auch die Verurteilung zu einer Geldstrafe existenzbedrohliche Konsequenzen mit sich bringen.
Das Innenministerium begründet die Entscheidung mit einer Gefahr für die öffentliche Ordnung. Die Uhren seien in der Lage, "die Interessen der Nation zu schädigen, indem sie die LGBTQ+-Bewegung, die von der Öffentlichkeit nicht akzeptiert wird, bekanntmachen, unterstützen und normalisieren".
In Malaysia gilt bis heute ein 1871 unter britischer Kolonialherrschaft erlassenes Sodomiegesetz, das gleichgeschlechtlichen Sex mit einer Gefängnisstrafe von bis zu 20 Jahren bedroht. Weiterhin gilt im Land ein islamischer Rechtskatalog, unter dem Homosexualität mit Stockschlägen geahndet wird. Trans Personen sind Diskriminierung und Justizwillkür ausgesetzt. Im "Global Trans Rights Index", der 203 Länder nach der relativen Sicherheit, in der trans Menschen dort leben können, einstuft, belegt Malaysia den vorletzten Platz.
4 Kommentare
Kommentare
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Wie verklemmt müssen die Machthaber dort sein, dass derartige Strafen für eine bunte Uhr gefordert werden, das grenzt schon an Lächerlichkeit.
sie ausüben dürfen und welche nicht.
David Z am Permanenter Link
Klare Überreaktion seitens der Behörden. Man darf aber nicht vergessen, dass sich Veränderungen nicht von heute auf morgen vollziehen.
Wenn man sich in die Position eines durchschnittlichen Malayen versetzt und zB bedenkt, was für ein schockierendes Bild unsere CSD Umzüge entstehen lassen müssen, die inzwischen weniger eine Demonstration für Rechte als vielmehr eher eine Karnevalsparade darstellen mit halbnackten Menschen, zum Teil mit Tiermasken, in Reizwäsche, oder sogar ganz nackt bei dröhnender Club Mukke auf Umzugswagen wie Superstars räkelnd und wild die Regenbogenflagge schwingend, dann kann ich schon nachvollziehen, dass sich nicht-westliche, konservative Gesellschaften hier vor den Kopf gestoßen fühlen und entsprechend (über-)reagieren.
Rene Goeckel am Permanenter Link
Was für ein armseliger Staat, der sich von einer bunten Armbanduhr bedroht fühlt. Und was für eine armselige Religion!
Mark am Permanenter Link
Für gewöhnlich halten sich westliche Firmen in Ländern wie Malaysia zurück, wenn es um den Pride Monat geht.