US-Stadt verbietet Pride-Flaggen auf öffentlichem Grund

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In der US-amerikanischen Stadt Hamtramck (Bundesstaat Michigan) wird es keine Pride-Flaggen auf öffentlichem Gelände mehr geben. Das Verbot soll die religiösen Empfindungen der muslimischen Bewohner schützen, so die Begründung. Kritiker der Entscheidung verweisen auf eine negative Signalwirkung für progressive Bevölkerungsgruppen. Die Stadt ist geprägt durch eine multikulturelle Bevölkerung mit einem hohen Anteil muslimischer Bewohner. Der City Council, höchstes städtisches Entscheidungsgremium, ist nach der letzten Wahl ausschließlich mit männlichen, muslimischen Mitgliedern besetzt.

Das umstrittene Verbot umfasst neben der Pride-Flagge, Symbol der LGBTQ+-Community, und allen anderen Flaggen, die für sexuelle Orientierungen stehen, auch solche mit politischen oder ethnischen beziehungsweise auf die Hautfarbe bezogenen Botschaften. Lediglich fünf Banner sind noch erlaubt, darunter das der Vereinigten Staaten, des Staates Michigan und eines, das die Herkunftsländer der Immigranten repräsentiert. Einwohner und Ladeninhaber sind von dem Flaggen-Bann ausgenommen.

Der einstimmigen Ratsentscheidung waren monatelange Diskussionen und eine mehrstündige, hitzige Anhörung vorausgegangen. In deren Verlauf führten zwei Frauen einen satirischen Sketch auf, in dem als neues Stadtmotto vorgeschlagen wurde: "Wir heißen euch willkommen, wenn ihr hetero seid."

Dagegen wiesen mehrere Mitglieder des City Council darauf hin, dass die Flagge im Widerspruch zu den Glaubenssätzen von Angehörigen ihrer Religionsgemeinschaft stehe. An die Kritiker gerichtet, verwies Ratsmitglied Nayeem Choudhury auf die religiösen Rechte der muslimischen Bevölkerung: "Ihr seid willkommen. (Aber) warum muss die Flagge auf städtischem Gelände gezeigt werden, um euch zu repräsentieren. Ihr seid doch schon repräsentiert. Wir wissen bereits, wer ihr seid." Ins gleiche Horn stieß Bürgermeister Amer Ghalib. Gegenüber dem Guardian sagte er, die LGBTQ+-Community habe Spannungen geschürt, indem sie "anderen ihre Agenda aufzwang".

Der seit 2021 amtierende Ghalib hatte die Frage zum Wahlkampfthema gemacht, nachdem seine Amtsvorgängerin, die damalige Bürgermeisterin Karen Majewski, auf städtischem Boden eine Pride-Flagge hissen ließ. Majewski gehört zu den Nachfahren osteuropäischer, katholischer Einwanderer, die etwa hundert Jahre lang die Politik in Hamtramck dominierten. In den letzten Jahren kamen vermehrt muslimische Einwanderer aus Bangladesch und Jemen in die Stadt. Nach einer Volkszählung 2020 sind etwa 30 bis 38 Prozent der Einwohner von Hamtramck jemenitischer Abstammung, 24 Prozent stammen aus Asien, die meisten aus Bangladesch.

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