Ja, Trump als Pussy zu bezeichnen ist ordinär und vulgär. Ein solche Sprache gehört sich grundsätzlich nicht. Doch in diesem Fall soll eine Sprache gewählt werden, die Trump versteht. Das, was hier zu lesen ist, soll kein weiteres Trump-Bashing sein. Sondern ist der ernst gemeinte Versuch, einen Mann zu verstehen, in den oftmals eine zu große Komplexität seines Denkens und Handelns hineininterpretiert wird. Und welche Folgen sich aus diesem Verständnis ergeben.
Ich möchte an dieser Stelle nicht interpretieren, sondern hart an den Beobachtungen bleiben von dem, was Donald Trump sagt und tut. Und diese Beobachtungen führen zu dem ganz klaren Befund, dass Trump eine feige und verweichlichte, wenn auch gefährliche Person ist – eben eine Pussy in der abwertenden Sprache, die er selbst gerne benutzt. Trump ist kein Dealmaker, wie ihm bei aller Kritik mit dem Rest an möglichem Wohlwollen bescheinigt wird, das sein offensichtliches Unvermögen übrig lässt.
Und gleich zu Anfang wage ich eine Prognose. Sein Verhalten und seine Wirkung wird schon bald verpuffen und von niemandem mehr ernst genommen werden. Und das und gerade weil sein Verhalten und seine Entscheidungen sehr wohl ernste Folgen haben.
Was ist an Trumps Verhalten, seinen Reden und seinen Entscheidungen zu beobachten?
Im Grunde eine erstaunliche Übereinstimmung mit dem einen ungeliebten Typen, wie wir ihn alle aus der Schule, dem Alltag oder der Arbeit kennen. Diese Typen schneiden groß auf. Sie sind impulsiv. Sie lassen nichts Gutes an anderen Menschen. Sie verdammen absolut und loben überschwänglich. Dazwischen gibt es wenig bis nichts.
Wer verdammt wurde, wird schnell gelobt, wenn er sich der narzisstischen Person unterstellt. Wer aber gelobt wird, kann sicher sein, dass er früher oder später in Ungnade fällt, wenn sein Stern den eigenen Glanz zu überstrahlen droht. Faktenfreiheit und Rachsucht gehören zu seinem Markenkern. Drohungen sind sein bevorzugtes Handwerkszeug.
Sein ethisches Niveau bewegt sich auf der Stufe von Strafe und Belohnung. Mit Lawrence Kohlberg gesprochen meist auf einer präkonventionellen Stufe der Moralentwicklung. Es lohnt sich, Kohlbergs Modell auf Trump anzuwenden, um zu verstehen, was von ihm zu erwarten ist und wie man ihn zu nehmen hat.
Deals werden von Menschen dieses Schlags nicht als ein Handel zum Ausgleich von Interessen angesehen, sondern als Durchsetzung der eigenen Interessen zu Lasten anderer. Bevorzugtes Mittel ist es, im ersten Schritt haltlose und übertriebene Forderungen zu stellen, um sich dann herunterhandeln zu lassen. In der Verkaufspsychologie nennt man das "Ankersetzung".
So verlangt ein Immobilienverkäufer – Vorsicht, unmissverständliche Bezugnahme auf Trump – zunächst einen vollkommen überzogenen Verkaufspreis, um sich dem Niveau des eigentlich beabsichtigten Verkaufspreises in der Verhandlung zu nähern. Und wenn es sehr gut läuft, akzeptiert der geschockte Käufer sogar einen überhöhten Preis.
Will der Immobilienhändler umgekehrt eine Immobilie kaufen, so bietet er zunächst einen vollkommen unangemessenen Kaufpreis und nähert sich von dort einem Preis zu seinen Gunsten.
Selbstverständlich agieren nicht alle Immobilienhändler so unverfroren. Aber einige eben schon und man erkennt darin Trump, wie er "Politik" macht.
Was die meisten aufgeklärten Menschen überrascht und erschreckt hat, ist das Faktum, dass es so ein Mensch in eine solch verantwortungsvolle Position wie die des amerikanischen Präsidenten geschafft hat.
Typen gleichen Schlags, die wir aus unserer eigenen kleinen Alltagswelt kennen, gehen wir eher aus dem Weg. Bei dem Gedanken, dass ein solcher Mensch an Macht und Einfluss gelangen könnte, schaudert es uns. Und doch müssen wir genau das immer wieder erleben. Im Kleinen kann das der sture Vermieter sein, der bornierte Chef oder der halsstarrige Miteigentümer in einer Immobilienbesitzer-Versammlung, und im ganz großen eben jetzt ein Trump als Präsident.
So gesehen ist mit Donald Trump für vernünftige Menschen etwas unvorstellbares geschehen – ein für ein solches Amt vollkommen ungeeigneter Charakter ist Präsident geworden. In seinem erratischen Verhalten und seinen Entscheidungen sucht man aus alter Gewohnheit nach einer Strategie. Zu finden ist aber nur das Verhalten eines in maßloser Selbstüberschätzung gefangenen Geistes. Der Dunning-Kruger-Effekt lässt sich hier wie unter einem Brennglas beobachten.
Aber ist er nicht wenigstens ein "Harter Hund"?
Das Gegenteil ist der Fall. Während vorangegangene Präsidenten Prinzipien hatten, für die sie eingestanden und für die sie Risiken eingegangen sind, sucht sich Trump immer nur den Weg des geringsten Widerstandes. Je kleiner der "Gegner", umso heftiger wird auf ihn eingeschlagen. Bei Widerstand fällt er schnell um.
Und dort, wo ein entschlossenes und mutiges Eingreifen auf Seiten eines brutal überfallenen, nach Freiheit strebenden Landes selbstverständlich sein sollte, wird mit dem mächtigen Aggressor paktiert und dem Opfer die Schuld an seinem eigenen Schicksal zugewiesen und so die eigene Feigheit gerechtfertigt.
Einige ganz konkrete Entscheidungen und Verhaltensweisen von Donald Trump sollen die hier ausgeführte Sicht auf ihn belegen.
Das Versprechen, den Ukraine-Krieg binnen 24 Stunden zu beenden:
Nachdem die Selbsttäuschung an Putins unveränderten Kriegszielen zerschellt ist, bleibt nur der Rettungsversuch für das Versprechen nach schneller Beendigung des Krieges durch eine Täter-Opfer Umkehr unter Zuhilfenahme der kognitiven Dissonanz. Maximaler Druck auf den schwächeren Beteiligten des Krieges soll diesen zur Aufgabe zwingen, was dann nicht als Niederlage der freien Welt verkauft würde, sondern als Friedensgroßtat. Dies unter Verkennung und Leugnung aller negativen faktischen Folgen für die Ukraine, Europa und die Werte der freien Welt.
Die Zollpolitik:
Mal hü und dann wieder hott. Mehr durchdachte Strategie steckt da nicht dahinter. Es gibt Handelspartner, die sich mit Gegenzöllen wehren können. Da wird dann wieder zurückgerudert, aber sobald es erneut vorteilhaft erscheint, mit Zöllen etwas zu erzwingen, werden sie wieder hervorgeholt. So geht es zum Schaden aller hin und her.
Gaza übernehmen:
Das ist das Denken eines Immobilienhais, der irgendwie die alten Mieter schon rausbringen wird, um sich dann zu bereichern. Nur werden sich die "Mieter" hier wehren. Von dem "Plan" wird bald nichts mehr zu hören sein. Spätestens wenn die ersten US-Soldaten durch eine Sprengfalle ihr Leben in Gaza verlieren, verliert er das Interesse an der "Problem-Immobilie".
Grönland:
Prinzip: Erstmal eine Maximalforderung raushauen. Dann schauen, ob nicht ein paar Stützpunkte oder langfristige Pachtverträge hängenbleiben. Die dann als wahnsinnigen Erfolg und Beweis der eigenen Grandiosität aufbauschen. Das ist Trumps Grönland"politik".
Rachsucht:
Die Liste der Namen derer ist lang, die er, jetzt wieder an der Macht, aus ihren Ämtern drängen oder sogar strafrechtlich verfolgen will. Ein beispielloses Vorgehen für eine rechtsstaatliche Demokratie.
Drohungen:
Kaum ein Tag, an dem der amtierende US-Präsident nicht irgendwelche Drohungen ausspricht. Wirklich viel hat er davon bis jetzt nicht wahr gemacht. Wenn, dann nur gegen diejenigen, die in einer Position sind, in der sie sich nicht wehren können.
Die Liste könnte fortgesetzt werden.
Don't Feed The Troll
Irgendwann wird es ihm ergehen wie dem nervigen Troll aus der eigenen Alltagsumgebung: Man wird sich auf das Rezept "Don't Feed The Troll" besinnen und ihn einfach nicht mehr ernst nehmen und links liegen lassen. Ja, er wird dennoch weiter Schaden anrichten. Doch am meisten werden die USA selbst von seiner Politik geschädigt. Diktatoren wie Putin lachen ihn heimlich aus. Dessen bin ich mir sicher.
Die Strategie der freien Welt kann nur sein, Trump in seinem Toben weitgehend zu ignorieren und zu versuchen, die Probleme, die es auf der Welt gibt, ohne ihn zu lösen. Ja, das ist verdammt schwer. Doch mit Trump zusammen ist es unmöglich.
Donald Trump auszusitzen wird eine schmerzliche Zeit sein. Aber irgendwann stellen die Trolle ihr Tun ein, wenn sie keine Beachtung mehr erfahren. Dann bleibt nur zu hoffen, dass dem einen Troll nicht der nächste Troll folgt. Was das betrifft, habe ich aber noch immer Vertrauen in die Selbstheilungskräfte der ältesten Demokratie der Welt.
Im schlimmsten Fall aber hat Montesquieu wieder Recht. 1748 schrieb er:
"Nach allem Gesagten müsste offenbar die menschliche Natur unaufhörlich gegen die despotische Regierung aufbegehren. Und dennoch schmachtet die Mehrzahl der Völker unter ihr, trotz der Freiheitsliebe der Menschen und trotz ihres Hasses auf die Gewalt. Das ist nicht schwer zu verstehen. Bei Bildung einer maßvollen Regierung müssen die Einzelbefugnisse zum Zusammenwirken gebracht, reguliert, gedämpft und zum Handeln veranlasst werden. Die eine muss sozusagen Ballast aufnehmen, damit sie einer anderen das Gegengewicht zu halten vermag. Ein solches Meisterwerk der Gesetzgebung bringt der Zufall selten zustande, und die kluge Umsicht lässt man es selten herstellen. Im Gegenzug dazu fällt eine despotische Regierung, sozusagen, gleich ins Auge, so gleichförmig ist sie überall. Dafür sind alle Leute gut genug, denn zu ihrem Aufbau sind nichts als Leidenschaften nötig."
Ich hoffe, dass Trump nicht mehr kaputt macht, als man wieder reparieren kann. Man muss in Sorge sein.

3 Kommentare
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Kommentare
malte am Permanenter Link
"Sein Verhalten und seine Wirkung wird schon bald verpuffen und von niemandem mehr ernst genommen werden."
Das finde ich eine seltsame Einschätzung angesichts der Tatsache, dass wir bereits die zweite Amtszeit Trumps erleben müssen. Verpufft ist da in mittlerweile mehr als 8 Jahren nicht viel.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Eine absolut zutreffende Beurteilung von D.T. genau so ist er und seine Speichellecker
und mit diesem sein Spiel spielen kann zu Lasten der überfallenen Gebiete in der Ukraine.
Trump merkt nicht einmal wie er Putin hilft weitere Länder im Osten zu Annektieren, mit dessen Dummheit und Eitelkeit hat er dabei leichtes Spiel, Trump ist kein Politiker, sondern ein Scharlatan und Blender, dies ist natürlich äusserst gefährlich für den Weltfrieden und wie man sieht werden die Brandherde weltweit immer mehr.
Stefan Dewald am Permanenter Link
Eigentlich sollte es dazu beitragen, dass die Mitgliedsstaaten der EU und auch die anderen europäischen Länder zusammenrücken. Aber das ist vor 8 Jahren auch schon nicht passiert.