München-Demo: Hunderte von Touristen wurden am Karfreitag schwer enttäuscht, als sie mittags auf den Schäfflertanz im berühmten Glockenspiel am Münchner Rathaus warteten. Wegen dem an Karfreitag herrschenden Tanz- und Vergnügungsverbot musste auch diese Darbietung ausfallen. Dieses Jahr wurden sie jedoch entschädigt. Aufgerufen vom Gaudiblatt und mit Unterstützung des Bund für Geistesfreiheit München und der Giordano Bruno Stiftung München boten, angeführt von einem punkigem Münchner Kindl und einem riesigen rosa Hasen, ca. 40 Demonstranten eine Tanzeinlage der anderen Art rund um die Mariensäule. Die Demo sollte ein Zeichen für Gleichstellung und Meinungsfreiheit nach dem Motto “Ich lass Dich beten, Du lässt mich tanzen” setzen. Allerdings wird den meisten der anwesenden Chinesen, Koreaner und Japaner der Sinn dieser Aktion verborgen geblieben sein. Es ist auch schwer nachzuvollziehen, dass die gesamte Bevölkerung von Bayern und anderer deutscher Bundesländer eine verordnete Freudlosigkeit zu befolgen hat und den ganzen Tag im Radio schwülstigen Balladen ausgesetzt ist, nur weil einige beharrlich davon ausgehen, dass vor 2000 Jahren jemand hingerichtet wurde. Es geht, so Michael Wladarsch vom bfg München, hier nicht darum “einmal im Jahr auf Tanzen und Saufen” zu verzichten - Besinnlichkeit und Innehalten ist etwas sehr Förderliches - sondern um die zugrundeliegende Motivation. Sicher gibt es gute Argumente am Todestag von Einstein, Camus oder Michelangelo traurig zu sein und über die Endlichkeit nachzudenken. Eine Dominanz oder Allgemeingültigkeit einer einzelnen Denk- oder Glaubensrichtung darf es jedoch nicht geben.
Die Klage des bfg München zum Tanzverbot vor dem Bundesverfassungsgericht steht in diesem Jahr zur Entscheidung an.[1]
© Bilder von der Demo am Marienplatz: 84 GHz, Andreas Sturm