Nach zehn Jahren Haft hätte der saudi-arabische Blogger Raif Badawi bereits am 28. Februar entlassen werden müssen. Nach Informationen von Reporter ohne Grenzen wird er jedoch weiterhin im Zentralgefängnis von Dhahban nördlich von Dschidda festgehalten. Für die Freilassung des saudischen Bloggers setzen sich weltweit NGOs ein, darunter auch die Giordano-Bruno-Stiftung.
Der Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen, Christian Mihr, nennt es "empörend, dass Raif Badawi nach zehn langen Jahren noch immer im Gefängnis sitzt". "Er hätte nie auch nur einen einzigen Tag hinter Gittern verbringen dürfen. Jetzt, da er die volle Strafe abgesessen hat, gibt es für die saudischen Behörden keine rechtliche Grundlage mehr, ihn weiterhin festzuhalten. Wir fordern sie dringend auf, Badawi sofort freizulassen und ihm zu ermöglichen, auf sicherem Weg zu seiner Familie nach Kanada zu reisen."
Allerdings wird der Blogger Saudi-Arabien nicht verlassen können, solange das zehnjährige Ausreiseverbot nicht aufgehoben ist. Aus diesem Grund hat seine Frau Ensaf Haidar, die in Kanada lebt und bereits die kanadische Regierung bat, Badawi die Staatsbürgerschaft zu verleihen, auch an den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman geschrieben und um eine königliche Begnadigung gebeten. "Eure Königliche Hoheit, ich appelliere an den Vater und Ehemann, der Sie sind", schrieb Haidar. "Das Schicksal unserer Familie liegt in Ihren Händen."
Heba Morayef, Regionaldirektorin von Amnesty International für den Nahen Osten und Nordafrika, erklärte: "Raif Badawis anhaltende Inhaftierung zeigt die völlige Verachtung der saudi-arabischen Behörden für das Recht auf Freiheit, die Meinungsfreiheit und sogar ihre eigenen Gesetze. Es zeigt auch, dass ihre Versuche, der Welt ein progressives Bild zu präsentieren, kaum mehr als eine Nebelwand dienen, um ihre Unterdrückung zu verbergen."
Der Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs), Michael Schmidt-Salomon, sagte dem hpd, dass die Stiftung ein Stipendium für den Fall ausgelobt hat, dass Badawi Saudi-Arabien verlassen darf. Schmidt-Salomon wies außerdem darauf hin, dass die gbs sich schon seit einigen Monaten im Hintergrund und in enger Absprache mit Ensaf Haidar verstärkt um die Freilassung des inhaftierten Bloggers und Menschrechtsaktivisten bemüht. Dabei sei es gelungen, "inzwischen viele hochrangige Politikerinnen und Politiker in Deutschland und in der EU" dazu zu bringen, sich für Raif Badawi zu engagieren.
Die gbs hat heute gemeinsam mit Reporter ohne Grenzen eine Pressemitteilung dazu veröffentlicht.
5 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Vielleicht liegt das weitere Festhalten an einem Einspruch erzwahabitischer Glaubenswächter, die meinen, dass die Prügelstrafe (obwohl dort inzwischen abgeschafft) noch nicht vollständig vollstreckt worden sei.
Uwe Lehnert am Permanenter Link
Es ist traurig und wütend machend, was diesem tapferen Menschen widerfährt.
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Ein Land wie Saudi-Arabien, welches sich als modernes Land versteht aber noch immer Mittelalterliche Strukturen bedient, sollte zumindest in der Lage sein sich an die eigenen Gesetze zu halten und einen, wenn auch zu
seiner Strafe wieder auf freien Fuß zu setzen, alles andere ist Willkür und muss auf das schärfste verurteilt werden und mit Sanktionen beantwortet werden.
Martin am Permanenter Link
Endlich:
"Der saudiarabische Blogger Raif Badawi ist mit Ende seiner zehnjährigen Haftstrafe freigelassen worden. „Raif hat mich angerufen. Er ist frei“, sagte Badawis Ehefrau Ensaf Haidar, die mit ihren Kindern in Kanada lebt, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP."
https://taz.de/Saudischer-Blogger-Said-Badawi-aus-Haft/!5840922/
Gerhard Baierlein am Permanenter Link
Mal eine gute Nachricht im hpd!