Nigeria

Polizei überfällt Hochzeit wegen vermuteter Homosexualität

Homosexualität ist in Nigeria verboten, Personen aus der LGBTQIA+-Gemeinschaft werden diskriminiert und sind von Verfolgung bedroht. Das bekam Ende August auch eine Hochzeitsgesellschaft zu spüren. Die Polizei stürmte ihre Feier in einem Hotel in Ekpan und nahm unzählige Personen fest. 67 von ihnen drohen nun bis zu 14 Jahre Haft. In den Medien und auf Internetplattformen werden die Verdächtigen unverpixelt gezeigt. Besonders der zuständige Polizeisprecher brüstet sich im Netz mit seinem Einsatz.

Am 28. August fand im Teebilos Hotel im südnigerianischen Ekpan eine Hochzeitsfeier statt. Dass die Feier von der Polizei gestürmt wurde, lag daran, dass den Eheleuten sowie deren Gästen Homosexualität vorgeworfen wird. Etwa 200 Personen wurden zunächst festgenommen, 67 von ihnen drohen bis zu 14 Jahre Haft, da Homosexualität in Nigeria verboten ist.

Für die für Ekpan zuständige Delta-Polizei scheinbar ein Freudenfest, verbreitete sie doch unverpixelte Bilder und Videos mit den Verdächtigen in zahlreichen Medien. Dazu gehören das Soziale Netzwerk Facebook, wo ein über 23 Minuten langer Video-Beitrag eingestellt wurde, ebenso wie der Micro-Blog Dienst X, der bislang als Twitter bekannt war. Dies bedeutet für die Teilnehmenden der Hochzeitsgesellschaft eine große Gefahr, selbst im Falle einer Freilassung. Könnten sich doch Eiferer berufen fühlen eine Bestrafung der vermeintlich Sündigen in die eigene Hand zu nehmen.

Screenshot Twitter
Screenshot: X (Twitter)

Besonders brüstete sich der zuständige Polizeisprecher Edafe Brigt bei X. Dort präsentierte er sich nicht nur als Goldjunge in seiner Dienstuniform, sondern ebenfalls vor den unverpixelten Verdächtigen der Hochzeitsgesellschaft. Unter den Beiträgen der Behörden formulieren andere User vor allem Zustimmung, lange Gefängnisstrafen für die Teilnehmenden der Hochzeitsgesellschaft werden gefordert und auch die Sanktionierung des Hotels in den Raum gestellt.

Wenige kritische Stimmen erklären ihre Beschämung und fürchten, dass Nigeria sich mit solchen Aktionen als rückständiges Land präsentiert.

Jegliche Kritik wies Polizeisprecher Bright zurück. Für ihn ist das Verbot der Homosexualität, welche den als Männern geltenden Eheleuten und auch vielen der Gäste vorgeworfen wird, Nigerias Gesetz, an das sich alle zu halten hätten.

Damit spricht er vielen Menschen in Nigeria noch immer aus dem Herzen. Oft wird Homosexualität, aber auch zum Beispiel trans als Einfluss aus westlichen Ländern gesehen, welcher nigerianische Werte untergrabe.

Widerspruch formierte sich jedoch von jenen, die Menschenrechte verteidigen. Zu ihnen gehören die Organisationen Amnesty International, die die sofortige Freilassung der Hochzeitsgesellschaft fordert, und Human Rights Watch, welche nicht nur die Homosexualität verbietende Gesetzeslage scharf kritisiert, sondern auch den Umgang mit den Verdächtigen.

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