The Satanic Temple Germany feiert religiöse Vielfalt in Erfurt

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Ansicht des Erfurter Domes (links) und der Severikirche (rechts).
Ansicht des Erfurter Domes (links) und der Severikirche (rechts).

Die Freiheit der Religionen hat in Deutschland einen hohen Wert. So wird beispielsweise der Katholikentag, der in diesem Jahr in Erfurt stattfindet, mit insgesamt 2,4 Millionen Euro aus öffentlichen Geldern vom Land Thüringen, dem Bundesministerium des Inneren und für Heimat sowie der Stadt Erfurt gefördert. Um diese Wertschätzung religiösen Lebens in unserer pluralen und demokratischen Gesellschaft zu feiern, hält The Satanic Temple Germany am morgigen Samstag um 15 Uhr eine Kundgebung vor dem Erfurter Dom ab.

Neben Redebeiträgen darüber, wie einzelne religiöse Veranstaltungen durch öffentliche Gelder finanziert werden, wird auch eine künstlerische Performance stattfinden, in Form einer Goldenen Messe.

"Möchten einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenleben leisten"

"Auch wenn die Mitgliederzahlen – vor allem bei der katholischen Kirche und in den evangelischen Gemeinden – seit Jahren sinken, sind Religion und Religiosität ein wichtiger Teil unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens, zu dem wir einen Beitrag leisten möchten", sagt Roa Renoit, eine der beiden Vorsitzenden der deutschen Congregation des Satanic Temple. Ihre Co-Vorsitzende Emma Müller ergänzt: "Wir sind noch eine sehr junge Religionsgemeinschaft und genießen daher natürlich nicht die Privilegien, die den beiden christlichen Haupt-Konfessionen in Deutschland bereits seit Jahrhunderten gewährt werden. Umso dankbarer sind wir über die Spenden, mit denen wir unsere religiöse Veranstaltung finanzieren konnten."

Mitgefühl, Vernunft und Fürsprache statt Ausgrenzung und Diskriminierung

Als Vertreter des sogenannten nicht-theistischen Satanismus glauben die weltweit vertretenen Congregations von The Satanic Temple (kurz TST) mit ihren insgesamt etwa 700.000 Mitgliedern nicht an einen Gott oder an Gottheiten und auch nicht an einen Satan oder Teufel im wörtlichen Sinn. "Unsere Werte sind Mitgefühl, Vernunft und Fürsprache", erklärt Emma. "Satan betrachten wir als Metapher hierfür – vor allem als Ausdruck für das Streben nach Erkenntnis, für Selbstbestimmung und für das Aufbegehren gegen Ungerechtigkeiten."

Gerade in einer Zeit, in der ein virulenter Rechtsextremismus unsere demokratische Gesellschaft offen bedroht, sei die Thüringer Landeshauptstadt, in der in diesem Jahr ein neuer Landtag gewählt wird, ein passender Ort, betonen die beiden Vertreterinnen von TST Germany. "Es ist aus unserer Sicht selbstverständlich, sich den Ideologien der Diskriminierung und Ausgrenzung von Minderheiten entgegenzustellen," erläutert Roa.

Dies zeige sich auch ganz konkret am gesellschaftlichen Umgang mit einzelnen Religionen und deren Angehörigen: "Wird die Freiheit einzelner Religionsgemeinschaften bedroht oder infrage gestellt, wird damit auch die Religionsfreiheit selbst infrage gestellt, die im Grundgesetz garantiert ist. Wir stehen klar dafür, dass der Glaube und die Weltanschauung jedes Menschen gleichermaßen toleriert wird, sofern hierbei nicht dieselben Freiheiten anderer eingeschränkt werden."

The Satanic Temple (TST) wurde 2013 in den USA als nicht-theistische Religion gegründet und ist dort seit 2019 als Religionsgemeinschaft steuerlich befreit. Seit 2022 existiert The Satanic Temple Germany als offiziell anerkannte deutsche Congregation des Satanic Temple. Jede Person, die sich den sieben Grundsätzen (7 Tenets) des Satanic Temple verbunden fühlt, kann Mitglied werden und jederzeit wieder austreten. Sowohl TST als auch TST Germany verlangen keine Mitgliedsbeiträge und missionieren explizit nicht.

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