Ein Kommentar und seine Entgegnungen
Auf den Kommentar, den ich am 3. Dezember schrieb, kamen viele Gegenkommentare, aus denen ich einige ausgesucht habe. Mit dem nachstehenden Kommentar hatte ich mir erlaubt, Pegida pauschal zu verurteilen. Ja, dieses Recht nehme ich mir – sozusagen als kleine Genugtuung dafür, dass ja auch die “Gegenseite” ständig mit Pauschalurteilen hantiert.
Hier also zunächst mein Kommentar:
Was passiert eigentlich in unserem Land?
Mit hanebüchenen Lügen bahnt sich der rechtsradikale Mob seinen Weg in die Mitte der Gesellschaft und die lässt sich davon beeinflussen. Aus dem verdeckten Rassismus wird auf einmal offener Rassismus! Alles, was nicht der faschistischen Definition von Volk und Vaterland genügt, wird als der “ANDERE” gebrandmarkt und ausgegrenzt! “Anti-Islamisierungsdemo!” Unter dieser Chiffre können alle dumpfen Deutschnationalen ihre hässliche Fratze zeigen! Machen wir uns nichts vor: die Rechten sitzen nicht nur im Osten, sie sind genauso in Köln und Düsseldorf zu Hause.
Liebe Kanzlerin, lieber Vizekanzler! Jetzt wäre es doch an der Zeit, mal den Mund aufzumachen und Tacheles zu reden. “Immer nur lächeln” geht nur in der Operette, und “allen wohl und keinem weh!” ist ein Slogan des Mainzer Karnevals, wird aber der harten Realität Deutschlands nicht gerecht!
Und noch eine Sache angesichts der Kommentare: die “Alternative für Deutschland” – welch ein Euphemismus – meldet sich zu Wort, und siehe da: sie entlarvt sich wie von selbst! Und der braune Bodensatz fließt in die Mitte der Gesellschaft!
Einige Gegenkommentare:
- Frau Akgün, Sie müssen noch etwas nachdenken und vor allem Ihre unverschämten Beleidigungen gegen alle, die eine andere Meinung haben, unterlassen. Sagen Sie doch etwas zu den tatsächlichen Problemen hier in Deutschland:
Massenzuwanderung aus fremden Kulturen,
Verweigerung von Integration,
Moslemische Glaubenskämpfe,
Moslemischer Antisemitismus,
Verarmung alter Menschen,
Zurückdrängung deutscher Kultur,
Austragung politischer Differenzen auf deutschem Boden - Deutschland ist eines der gastfreundlichsten Länder auf diesem Planeten. Das beliebteste Einwanderungsland neben den USA. Nimmt zigtausende Flüchtlinge mehr auf als die USA. Versorgt Millionen von Gästen mit Hartz 4 und Co. Aber wenn jetzt Menschen aufstehen und sagen es läuft etwas falsch, dann sind die tausenden von Demonstranten dann gleich Blut- und Boden-Anhänger?
- 350.000 lupenreine Türken leben hier von der Stütze. Was geht dieser Personenkreis die Deutschen an? Müsste Erdogan nicht für sie sorgen?
- 70 % der türkischen jungen Leute zwischen 15 und 25 schaffen keinen ordentlichen Schulabschluss und haben keine anerkannte Ausbildung. Frau Dr. Akgün, diese Zahlen sprechen für sich. In der Türkei ist es allerdings auch nicht viel besser. Bevor Sie nun die Deutschen weiter beschimpfen, sollten Sie uns die türkische Einstellung erklären.
- Ihre Aussagen sind eine Beleidigung für alle, die ihrer Besorgnis über die Entwicklung unseres Landes zum Ausdruck bringen wollen, dies aber nicht mehr dürfen/können, weil der Totschläger ”Nazikeule “ sofort geschwungen wird. Traurig. Aktuell heute wieder die Umwidmung von ”Weihnachtsmärkten“ in ”Wintermärkte“, man fragt sich WAS soll das und WER will das? Deutschland schafft sich anscheinend langsam und schleichend, Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen, selbst ab. Und die Schweigespirale, die durch derartige Diffamierungen in Gang gesetzt wird, befeuert diesen Prozess.
- Tja, die haben alle vergessen, dass sie Gast in diesem Land sind.
- Was für eine Unverschämtheit, Frau Akgün! Sie beschuldigen ganz normale Bürger, die einfach nur um ihr Land und die Zukunft ihrer Kinder besorgt sind, als Rechte? Das Recht auf Wahrung der eigenen Kultur und das Recht auf die eigene Heimat würden Sie Ihren türkischen Landsleuten vermutlich nicht verwehren, oder? Aber wir Deutschen sollen unser Land einfach hergeben, bis es nicht mehr unser Land ist? Jeder der an unserer Kultur teilhaben möchte ist herzlich willkommen, wir Deutschen mögen Gäste und auch diejenigen, die sich für immer integrieren wollen. Wer sich aber nur als Eroberer oder als Kämpfer für das Türkentum versteht und die Liebe der Deutschen zu ihrem (eigenen) Land als neue Auflage eines nationalsozialistischen Gedankengutes fürchtet, kann jederzeit und gerne in seine geliebte Türkei auswandern bzw. zurückkehren.
- Frau Dr. Akgün, im Gegensatz zu Ihnen werden wir von der AfD uns mit dem Problem der schleichenden Islamisierung Deutschlands sachlich auseinandersetzen. Ihre Art des Polemisierens bis hin zum Pöbeln ist hinlänglich bekannt. Sie werden es nicht schaffen, dass wir uns in der Auseinandersetzung so tief bücken werden.
Die Einträge sind verräterisch; sie oszillieren zwischen ungebildeten, gefährlichen Türken (und/oder) Muslimen und großer Liebe zur Deutschland und der Wahrung der eigenen Kultur. Plakative Aussagen, die zur Rechtfertigungen der rechten Gesinnung dienen.
Tiefsitzende Ressentiments gegen alles Fremde sichtbar
Bis jetzt ist nur eine sehr kleine Spitze des Eisberges zu sehen. Vor allem eine ausgewählte. Ich fürchte, dass die Ressentiments gegen das Fremde sehr tief sitzen, gerade bei denen, die ihre Identität sozusagen ausschließlich über das Deutschsein definieren. Es ist der Versuch, die eigene Person aufzuwerten, indem man die anderen entwertet und sich als Teil eines großen Ganzen begreift, auch wenn man das große Ganze nicht begreift. Das eigene Vorgehen wird zwar vollmundig mit der ’Rettung des Abendlandes" gerechtfertigt, aber diese Menschen haben ein Problem damit, das christliche Abendland zu definieren.
Es sind Menschen, die durch die Pluralisierung der Gesellschaft überfordert sind und in ihrer kleinen Blut-und Boden-Enklave leben, aber alle Wohltaten der globalisierten Welt genießen möchten und dabei noch denken, SIE – als Teil der deutschen Nation – müssten für alle Wohltaten auf dieser Welt aufkommen. Pegida ist doch nur ein willkommener Anlass, gegen alles, was sie als fremd erleben, zu Felde zu ziehen!
Wir werden in Deutschland ein Problem bekommen mit denen, die zwar in einer globalisierten Welt leben, aber nicht begriffen haben, was Globalisierung bedeutet. Menschen, deren Oberhemden oder T-Shirts oft mehr von der Welt gesehen haben als sie selbst.
Die Entwicklung lässt nichts Gutes erahnen. Oder um Heine zu zitieren: “Denk ich an Deutschland in der Nacht…”
P.S. Ich möchte mich bei allen Kommentatoren für die O-Töne bedanken. Nicht für den Inhalt, sondern dafür, dass ich auf direktem Weg, die Gedanken der Pegida-Anhänger frei Haus geliefert bekomme. Sie offenbaren drastisch, wes Geistes Kind die Pegida-Sympathisanten sind! Niemand muss herumrätseln, was sie wohl denken oder nicht denken. Und die Pegida-Sympathisanten ihrerseits können mir nicht unterstellen, ich würde ihnen etwas in den Mund legen!
Mehr von Lale Akgün: u.a. Aufstand der Kopftuchmädchen. Deutsche Musliminnen wehren sich gegen den Islamismus. Piper, München u. a. 2011 mit einer Besprechung in der ZEIT und beim hpd
“Multi-Kulti ist gefährlich”. EMMA 1.9.2003
4 Kommentare
Kommentare
Karl Martell am Permanenter Link
Unabhängig von der Berichterstattung über Pegida, habe ich den Eindruck, dass unsere Medien ihren eigentlichen Auftrag, den Bürger zu informieren, nicht (mehr) erfüllen.
Die erzieherische Aufgabe steht im Vordergrund.
Es werden Argumente benutzt und wenn die Wahrheit die zu vermittelnde Ideologie nicht stützt, wird sie verdreht.
Dem Medienkonsumenten wird es unmöglich gemacht Tatsachen von Meinungen zu trennen, weil sie miteinander verwoben sind.
Vorbei sind die Zeiten, wo normal über Vorkommnisse informiert wurde und diese in Kommentaren, die auch als solche gekennzeichnet wurden, eine Meinung zu den Sachverhalten veröffentlicht wird.
Darin sehe ich ein großes Problem.
Mich stört das gewaltig. Mit Meinungsfreiheit hat das nichts zu tun, sondern mit Bevormundung.
cmsadmin am Permanenter Link
Pegida mit seiner „Rettung des Abendlandes“ dürfte wohl (wie bei mir) bei vielen Humanisten allergische Reaktionen auslösen.
„Wir werden in Deutschland ein Problem bekommen“
Das Problem besteht in ganz Europa. Eine Verengung auf Deutschland ist unsachlich.
Berit&Manfred Such am Permanenter Link
Wir wissen zu wenig darüber, wer hinter Pegida steht, wer das organisiert und welche Motivation dahinter steckt, um mit zu marschieren.
Nach einem Kinobesuch, wurden wir von einem jungen Mann vor dem Kino auf eine kleine "Geldspende" angesprochen. Noch unter dem Eindruck des Films "Nachtzug nach Lissabon" stehend, fragten wir ihn, ob er an Gott glaube. Während des freundlichen Gesprächs und während ihm ein kleines Geldgeschenk übergeben wurde, gesellten sich vier Mädchen (14 - 15 J.) hinzu. Alle so gekleidet, dass man einen muslimischen Hintergrund vermuten konnte. Als wir äußerten, dass wir nicht gläubig seien, brach "die Hölle" los. Hysterisch und laut kreischend, mit den Fäusten drohend, wurden wir verwünscht: "Atheisten, Atheisten, Ungläubige, brennen sollt ihr, in der Hölle brennen." Bevor die beginnenden Aufmerksamkeit weiterer Passanten und eine Ansammlung drohte, entfernten wir uns unter dem andauernden Gekreische der Mädchen.
Anderer Tag, andere Situation: Mitten in der Stadt, wie zuvor nicht in einem so genannten "Brennpunkt", wurden wir von einem jungen Mann (ca. 35 J.) bedroht. Im war eine vermutlich weibliche Person, in Burka und mit grünem Stirnband, in Abstand gefolgt. Der Mann unterstellte uns eine Geste des Unmutes in Bezug auf die ihm folgende Person, trat mit Körperkontakt frontal an uns mit den Worten heran: "Du musst schön auf dein Leben aufpassen!"
Passiert mitten in Dortmund.
Die Erlebnisse waren für uns, die sich in den 1980er Jahren noch gegen den erbitterten Widerstand einer konservativen Mehrheit in der westfälischen Kleinstadt Werl für den Bau einer Moschee eingesetzt hatten, Anlass, sich näher mit dem Islam zu beschäftigen. Ein Ergebnis dieser Studien ist unser Beitrag zur "Islamerklärung von Religionsfrei im Revier", dort unter www. religionsfrei-im-Revier.de abzurufen.
Wolfgang am Permanenter Link
Die Götterwelt erhält Zulauf. Wie viele Götter gibt es jetzt eigentlich in Deutschland?
Seltsamerweise hat noch nie ein einziger Gott persönlich zu seinen Gläubigen gesprochen. Die jetzt bestehende Angst vor dem Islam zeigt doch auch die völlige Unkenntnis der Religionen, zumal die Christen noch nicht einmal ihre eigene Religion kennen.
Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.