Kolumne: Sitte & Anstand

Atheisten schlafen besser

Wer nicht glaubt, bekommt mehr Schlaf. Sagt jetzt eine Studie aus
den USA. Was hat Gott sich denn dabei nun wieder gedacht?

Atheisten schlafen besser. Zu diesem Ergebnis ist jetzt eine Studie in den USA gekommen. 73 Prozent aller Atheisten und Agnostiker bekommen mindestens sieben Stunden Schlaf in der Nacht, hingegen nur 63 Prozent der Katholiken und nur 55 Prozent der Baptisten. Muslime, die ja mancherorts frühmorgens aus dem Bett gerufen werden, werden im Abstract nicht erwähnt, oder vielleicht waren sie zu schlecht gelaunt oder zu müde, um an der Studie teilzunehmen.

Nun stellt sich natürlich die Frage: Schläft man mehr, weil man Atheist ist, oder ist man Atheist, weil man mehr schläft? Ein gesundes Maß an Schlaf ist ja der geistigen Gesundheit förderlich sowie dem allgemeinen Wohlbefinden. Schlafentzug ist immer ein Mittel des Psychoterrors, und er wird nicht nur von Religionen durchgeführt, um ihre Massen zu unterwerfen, sondern auch von Staaten, die ihre Kinder viel zu früh in die Schulen zwingen, sowie auch vom Arbeits- und Leistungskult, dessen Ausgangsbasis immer ein verkürzter Schlaf ist: Dessen brüske Beendigung durch Weckerschrillen reißt den Menschen aus sich selbst heraus, um ihn für die Leistungsgesellschaft formbar zu machen.

Verkürzter Schlaf macht den Menschen schlechte Laune, er ist eine Grundbedingung von Kriegen, wie jede Deprivation eine Grundbedingung von Kriegen ist, Kriege aber sind das Vorbild der Leistungsgesellschaft. Verkürzter Schlaf ist übrigens auch eine Grundbedingung aller größeren politischen Verhandlungen, die oft bis tief in die Nacht hinein geführt werden, worauf am nächsten Verhandlungstag wieder früh aus den Federn gesprungen wird – und so sieht die Welt auch aus.

Was erzählt dieser Mensch uns? Werden Sie jetzt fragen. Oma Hilde ist immer mit fünf Stunden ausgekommen und hat uns dann einen richtig schicken Morgenkaffee hingeknallt, leckere Brötchen dazu. Angela Merkel kommt stets quietschvergnügt daher, obwohl sie mit drei Minuten Nachtruhe auskommt. Werden wir jetzt endlich erfahren, warum Atheisten besser schlafen? Haben Sie weniger Angst um ihre Seele, das stets gefährdete Erpressungsmittel der Gottheit? Knien die Katholiken abends noch länger am Bett, um zu beten, zum Beispiel dafür, dass der Knieschmerz weggeht? Kann ein waches, erwachsenes Hirn die kindlichen Versprechungen der Religionen besser durchschauen?

Um ehrlich zu sein: Die Studie liefert da keine Erklärung. Und der Autor dieser Zeilen kann auch keine anbieten. Er ist heute morgen um Vier ungelogen von einem wahnsinnig gewordenen Hahn aus dem Bett gerissen worden, und wäre das nicht so gewesen, könnte er hier und jetzt eine komplexe und vollkommen schlüssige Analyse anbieten. Die fällt nun also flach. Schnarch. Danke, Geflügel!

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