7. Mai – 11 Jahre Kölner "Beschneidungsurteil"

Genitale Selbstbestimmung in der Kunst

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Der Jahrestag des Kölner "Beschneidungsurteils" wird am 7. Mai erneut als "Weltweiter Tag der Genitalen Selbstbestimmung" (Worldwide Day of Genital Autonomy WWDOGA) gefeiert. Den Aufruf dieses internationalen Bündnisses unterstützen über 80 Kinder-, Menschen- und Frauenrechtsorganisationen aus 15 Ländern und fünf Kontinenten.

Das "Kölner Urteil" hatte 2012 auch Jungen das Recht auf genitale Selbstbestimmung zugesprochen, indem es eine medizinisch nicht-indizierte Vorhautentfernung ("Beschneidung") eines Jungen als eine strafbare Körperverletzung bewertete. Inzwischen ist der 7. Mai längst weltweit zu einem Symbol für die Selbstbestimmungsrechte des Kindes unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion und Tradition geworden.

Als inhaltlicher Schwerpunkt wurde in diesem Jahr das Thema "Genitale Selbstbestimmung in der Kunst" gewählt. Die Auseinandersetzung mit Zwangseingriffen beziehungsweise Genitalverstümmelung an Kindern ist in aller Regel unangenehm – ganz gleich, wie sachlich Fakten vorgetragen werden. Doch mit künstlerischen Mitteln findet sich oft ein Weg, auch unaussprechlichen Themen Gestalt zu verleihen und Menschen unmittelbarer und nachhaltiger zu erreichen, als Aufklärungskampagnen es je leisten könnten.

In Film, Literatur, Theater, Malerei, Bildhauerei und Fotografie ist genitale Selbstbestimmung schon lange und zunehmend ein Thema. Besonders die Perspektiven der betroffenen Personen finden sich hier wieder.

Der WWDOGA 2023 hat sich zum Ziel gesetzt, diese Kunstwerke in einem virtuellen Raum zu versammeln und zu präsentieren. Dieses digitale WWDOGA-Museum versteht sich dabei als ein Dauer-Projekt, das in den kommenden Jahren als Präsentationsplattform und Archiv weiter wachsen soll.

Die Begleitveranstaltungen zum WWDOGA 2023 haben bereits am Mittwoch begonnen: An der Universität von Helsinki sprachen internationale Expert*innen über "Genital autonomy – Children's right to bodily self-determination". Am PATHOS-Theater in München wurde "It's Mine – Parcours der genitalen Selbstbestimmung" eröffnet, der als selbst-rezipierbares Hörspiel in sieben Stationen über das Kreativquartier an der Dachauer Straße führt und über die Genitalautonomie-Bewegung informiert.

Am Donnerstag zeigte die Aktion Regen in Wien unter dem Titel "Clit Walk & Clit Talks" mittels Stelzenläuferin eine drei Meter hohe Klitoris in der Innenstadt und machte mit dieser Kunstaktion und Expert*innen-Gesprächen auf die Praxis der FGM_C (vor allem in afrikanischen Ländern) aufmerksam.

Und natürlich gibt es am Sonntag, 7. Mai in Köln wieder die alljährliche Demonstration und Kundgebung zum Gedenken an das "Kölner Urteil". Es werden internationale Gäste mit Redebeiträgen sowie Video-Grußworte und -Beiträge (u.a. aus dem Deutschen Bundestag) erwartet.

Der Stream beginnt um 11:15 Uhr mit vorgedrehten Videos, ab 12 Uhr wird live aus Köln übertragen.

Sämtliche Informationen wie immer auf: www.genitale-selbstbestimmung.de


Hinweis in eigener Sache: Eva Matthes wird einen Teil der Veranstaltungen zum WWDOGA 2023 besuchen und für den hpd berichten.

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