Das Land Hessen fördert christliche Missionierung

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Das Land Hessen fordert gemeinsam mit der "Stiftung Bibel und Kultur" Schüler dazu auf, sich unter dem Hashtag und Motto "#heilig" mit der heutigen Bedeutung der Bibel auseinandersetzen. Von dem Grundsatz der Trennung von Staat und Kirche scheinen Regierung und Kultusministerium nicht viel zu halten.

In dem Aufruf der "Stiftung Bibel und Kultur" wird kein Wort darüber verloren, dass die Beschäftigung mit religiösen Inhalten während des Schulunterrichts (und außerhalb des Religionsunterrichts) nicht unbedingt dazu beiträgt, Schüler zu aufgeklärten Staatsbürgern zu erziehen. Dabei ist das – laut dem Hessischen Schulgesetz (i. d. Fassung vom 30. Juni 2017) – vorrangiges Ziel der Schulbildung.

Nun ist es aber schon mit diesem erst im vergangenen Jahr verabschiedetem Gesetz so ein Ding: Da wird in § 1, Absatz 2 darauf verwiesen, dass auch das religiöse Bekenntnis der Eltern keine Rolle spielen darf bei der Vermittlung von Wissen. Das wiederholt sich in den Folgeparagrafen häufig: Weder Geschlecht, Behinderung, Herkunftsland oder Religionsbekenntnis dürfen in irgendeiner Art und Weise dazu beitragen, dass Kinder bevorteilt oder benachteiligt werden. Andererseits sollen christliche Werte vermittelt werden. Ein Widerspruch in sich.

Mehrfach wird in dem Gesetz festgelegt, dass alle Kinder gleich (zu behandeln) sind und eine Differenzierung anhand der Religion der Eltern nicht erfolgen darf.

Insofern ist es schon mehr als fragwürdig, wenn einzig Kinder aus christlichen, insbesondere aus katholischen Elternhäusern mit dem aktuell ausgeschriebenen Wettbewerb angesprochen werden. Denn "ein Bibelwettbewerb, der sich an alle Schülerinnen und Schüler, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Hessen richtet", richtet sich eben nicht an alle Schüler, Jugendliche und junge Erwachsene. Sondern einzig an christliche. Das zeigt sich auch an denen, die den Wettbewerb initiiert haben: "Beteiligt sind das Hessische Kultusministerium, sowie die katholische und evangelische Kirche unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsident Volker Bouffier."

Es geht ja nicht darum, was z. B. Muslimen oder Buddhisten "heilig" ist; sondern – da schon im Aufruf auf die Bibel verwiesen wird – einzig um Kinder aus christlichen Elternhäusern. Und Kinder von religionsfernen Familien werden damit vollständig ausgegrenzt.

Doch das wundert nicht, wenn man schaut, was die Aufgaben der "Stiftung Bibel und Kultur" sind. Bei Wikipedia heißt es: "Sie wurde 1987 … mit Unterstützung der Deutschen Bibelgesellschaft, der Deutschen Bischofskonferenz, evangelischer Landeskirchen und der Diakonie der EKD gegründet." Nach eigenem Bekennen möchte die Stiftung "das alte Wissen der Bibel wachhalten und mit dem Heute konfrontieren." Sie hält die Bibel für den "Code für die Entschlüsselung" der Kultur.

Es wäre nicht der Rede wert, wenn die Stiftung über ihre eigenen Kanäle zum Bibel-Wettbewerb aufrufen würde. Aber die hessische Landesregierung ist sich nicht zu blöd dafür, den Aufruf zu unterstützen: "Deshalb hat das Hessische Kultusministerium gemeinsam mit der Stiftung Bibel und Kultur, den (Erz-)Bistümern und den Landeskirchen einen Wettbewerb initiiert, der sich auf moderne Art und Weise mit der Bibel auseinandersetzt." Damit verstoßen das Kultusministerium und der Ministerpräsident nicht nur eklatant gegen ihr eigenes Schulgesetz. Sie unterstützen die Missionierung.