Aktivistin Ibtissam "Betty" Lachgar verurteilt

LGBTQ-Feindlichkeit in Marokko

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Ibtissam "Betty" Lachgar bei der Secular Conference 2018 in London
Ibtissam "Betty" Lachgar

In Marokko wurde die Aktivistin für LGBTQ-Rechte, Ibtissam "Betty" Lachgar, wegen Blasphemie zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Ihr T-Shirt-Aufdruck "Allah ist lesbisch" wurde als "schädlich für den Islam" bewertet. Ihre Verteidiger wollen Berufung einlegen.

Vor einem Gericht in Rabat wurde die LGBTQ-Aktivistin, Ibtissam "Betty" Lachgar, wegen eines T-Shirts mit dem Aufdruck "Allah ist lesbisch" verurteilt, wobei der Name Allah auf Arabisch und der Rest auf Englisch geschrieben war. Lachgar war im August verhaftet worden. Das Gericht verurteilte sie nun zu einer Geldstrafe von umgerechnet ca. 4.700 Euro und 30 Monaten Haft, da das Gericht den Aufdruck als "schädlich für den Islam" und damit als Gotteslästerung einstufte. Gegen das Urteil wollen ihre Anwälte Berufung einlegen.

Lachgar ist Mitgründerin einer Bewegung für Frauen- und Bürgerrechte (Mouvement alternatif pour les libertés individuelles – Alternative Bewegung für individuelle Freiheiten) und setzt sich insbesondere auch für LGBTQ-Rechte ein. Den Islam hatte sie als "faschistisch, phallokratisch, frauenfeindlich" bezeichnet. Die Verurteilung von Lachgar kann als weiterer Ausdruck von LGBTQ-Feindlichkeit in den strukturell konservativen Ländern mit muslimischer Mehrheitsgesellschaft verstanden werden. Die Einordnung der Behörden, das T-Shirt sei eine "vorsätzliche Beleidigung" Gottes mit entsprechenden rechtlichen Konsequenzen, lässt sich nur verstehen, wenn lesbisch zu sein eine Beleidigung darstellen sollte. Ähnlich sieht es der Zentralrat der Ex-Muslime, der schon im August zu Lachgars Verhaftung schrieb: "Diese Anklage ist nicht nur ein Angriff auf die Meinungsfreiheit, sondern beruht auch auf einer homophoben Prämisse. Lesbisch zu sein ist weder verwerflich noch beleidigend."

Bis heute sind "unzüchtige oder unnatürliche Handlungen" in Marokko nach Artikel 489 des Strafgesetzbuches kriminalisiert, so wie Homosexualität in den meisten Staaten Nordafrikas und des Nahen Ostens unter Strafe steht und teilweise mit dem Tod bestraft werden kann. Auch im Gazastreifen steht Homosexualität weiter unter Strafe, LGBTQ-Palästinenser können jedoch in Israel Asyl erhalten. Aus den Kreisen, die sich sonst lautstark als Queers for Palestine inszenieren, wären bis jetzt allerdings keine Solidaritätsnoten an Lachgar bekannt.

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