Protest gegen polnische Regierung

Mann zündet sich in Warschau an

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Kultur- und Wissenschaftspalast (polnisch Pałac Kultury i Nauki) in Warschau.
Kultur- und Wissenschaftspalast (polnisch Pałac Kultury i Nauki)

Offenbar aus Protest hat sich ein Mann am Kulturpalast in Warschau am Freitag in Brand gesteckt. Adressat des Protests, den der Mann schwer verletzt überlebte, waren die rechtskonservative Regierung in Polen und der PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski.

Wie eine Sprecherin der örtlichen Polizei bekannt gab, habe sich der Mann in unmittelbarer Nähe des Kulturpalasts im Zentrum Warschaus mit einer unbekannten Flüssigkeit angezündet.

Eine Stadtratsabgeordnete wurde zur Augenzeugin des Geschehens und eilte zur Hilfe. Ihrer Aussage zufolge ertönte aus einem Lautsprecher das Lied "Ich liebe und verstehe die Freiheit" einer polnischen Rockband. Darüber hinaus habe der Mann zuvor um sich herum Flugblätter auf dem Boden verteilt, die anschließend von der Abgeordneten auf Twitter veröffentlicht wurden.

Auf dem Flugblatt schreibt der sich derzeit schwer verletzt im Krankenhaus befindende Mann: "Ich hoffe, mit meinem Tod viele Menschen aufzurütteln". Des Weiteren wirft er der rechtskonservativen Regierungspartei PiS ("Recht und Gerechtigkeit") die Einschränkung von Bürgerrechten, autoritäres Verhalten und die bewusst geplante Aufhebung der Gewaltenteilung vor.

Auch PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski, dem ein enormer Einfluss auf den polnischen Präsident Duda und die Ministerpräsidentin Szydło nachgesagt wird, wird beschuldigt "Blut an den Händen" zu haben.

Hintergrund des Protests sind vermutlich unter anderem die Justiz-Reformen der polnischen Regierung, welche die Unabhängigkeit der Justiz einschränken und heftig von der Europäischen Union kritisiert wurden. Der von vielen Polen befürchtete Abbau rechtsstaatlicher Elemente hatte bereits im Juli zu Massendemonstrationen mit tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern geführt.