Umfrage in Kanada

Religion schadet mehr als dass sie nützt

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Frei sein in Montreal

Kanada wird ja oft als der zivilisierte Bruder der Vereinigten Staaten gesehen: Höflicherer Umgang, weniger Aufschneidertum, kein ungeregelter Zugang zu Waffen wie er in der christlichen Nation USA nahezu selbstverständlich ist. Um nur ein paar der gängigsten Klischees zu bemühen. Was die Einstellung zu Religion angeht, kann man nun sogar auf ein paar aktuelle Zahlen zugreifen. Eine Mehrheit der Kanadier findet: Religion schadet mehr als dass sie nützt.

Das hat kürzlich eine Ipsos-Umfrage im Auftrag von Globalnews herausgefunden. Während also etwas weiter südlich, im bräunlichen Fahrwasser von Donald Trump, die trübsten, krudesten Bibelfundamentalisten nach oben gedümpelt sind, zeigen sich die Kanadier immer weniger beeindruckt von Heiligtuerei und Schrifttum aus der Bronzezeit. Sie bilden sich lieber in den Nachrichten, und das scheint zu ihrer spürbaren Skepsis gegenüber Religiosität zu führen. Zumindest ist das die Deutung von Sean Simpson von Ipsos: "Im Moment passiert vieles auf der Welt im Namen der Religion - natürlich mit dem IS als Hauptbeispiel dafür, wie Religion als Legitimation für jede Tat genommen werden kann."

Nun ist natürlich nicht Religion gleich Religion, und schon gar nicht ist jede Vorstellung von einem Gott mit islamistischem Fundamentalismus gleichzusetzen. Aber zumindest in Kanada scheint sich doch die Erkenntnis durchzusetzen: Dass der Glaube an nicht belegbare Gottheiten, die von antidemokratischen Männerkasten propagiert werden, einen vielleicht nicht unbedingt klüger macht, und dass in derart geprägten Systemen immer auch eine Gewaltbereitschaft schlummert. Als Optimisten hoffen wir: Auch in den USA (sowie dem Rest der Welt) wird sich dieser schlichte Gedanke irgendwann durchsetzen.