Im Gespräch mit Michael Schmidt-Salomon über Evolution, Integration und die Abgründe des Buchhandels

"Die wichtigste Grundlage des modernen Weltbildes"

BERLIN. (hpd) Mit "Big Family – Die phantastische Reise in die Vergangenheit" hat Michael Schmidt-Salomon ein neues Buch zum Thema "Evolution" vorgelegt. Im Gespräch mit dem hpd erklärt er, wie es dazu kam und warum er es als "Skandal" betrachtet, "dass Kinder mit religiösen Schöpfungsmythen gefüttert, aber über die realen Hintergründe der Entwicklung der Arten im Unklaren belassen werden". Außerdem erläutert er, warum eine "frühzeitige Beschäftigung mit Evolution der Schlüssel für eine erfolgreiche Integrationspolitik sein könnte" und weshalb er die meisten Buchhandlungen nicht betreten kann, ohne dass ein "unwiderstehliches Ekelgefühl" in ihm aufsteigt.

hpd: Herr Schmidt-Salomon, mit “Big Family” haben Sie nach “Susi Neunmalklug erklärt die Evolution” und ihrer Mitarbeit an “Urmel saust durch die Zeit” nun schon das dritte Kinderbuch vorgelegt, das sich mit dem Thema “Evolution” beschäftigt. Was sind die Gründe dafür?

Michael Schmidt-Salomon: Nun, zunächst einmal steht fest, dass die Evolutionstheorie die wichtigste Grundlage des modernen Weltbildes ist. Wer die Prozesse der Evolution nicht begreift, kann kein realistisches Verständnis seiner selbst entwickeln und sich in einer modernen Wissenschaftsgesellschaft nicht zurechtfinden. Deshalb halte ich es für einen ausgesprochenen Skandal, dass Kinder in öffentlichen Schulen mit religiösen Schöpfungsmythen gefüttert, aber über die realen Hintergründe der Entwicklung der Arten im Unklaren belassen werden.

Mit “Susi Neunmalklug” habe ich meiner Verärgerung über diesen Missstand auf satirische Weise Ausdruck gegeben. Nachdem ich das hinter mich gebracht hatte, konnte ich bei “Big Family” einen konstruktiveren Weg einschlagen. In dem neuen Buch ging es mir in erster Linie darum, zu zeigen, wie faszinierend eine evolutionäre Sicht der Welt ist.
 

In “Big Family” erzählen Sie die Geschichte der Evolution als Familiengeschichte der Leserinnen und Leser, die über ihre Mutter, Großmutter und Urgroßmutter zu ihren Vorfahren zurückreisen – von ihrer “Steinzeit-Oma” zu “Oma Spitzmaus”, von “Oma Echse” über “Oma Fischmaul” bis zu “Omapa Bakteria”, dem Ursprung allen Lebens auf der Erde. Wie kamen Sie auf die Idee?

Schon in den 1990er Jahren habe ich in meinen Vorträgen und Seminaren versucht, die enge Verwandtschaft von Mensch und Schimpanse anhand einer Ahnenkette zu verdeutlichen. Als ich 2011 an “Keine Macht den Doofen” arbeitete, zog ich dieses Gedankenexperiment aus der Schublade, um die groteske Überheblichkeit des “Homo demens” auf den Punkt zu bringen.

Um die Darstellung griffig zu machen, gab ich der letzten gemeinsamen Vorfahrin von Mensch und Schimpanse den Namen “Oma Chimpman”. Aus Platzgründen wurde die “Chimpman”-Passage zwar aus “Keine Macht den Doofen” gestrichen (sie tauchte dann später in abgewandelter Form in “Hoffnung Mensch” wieder auf), aber seither hat mich die Idee gereizt, eine Ahnenkette zu schildern, die nicht nur bis zu “Oma Chimpman”, sondern bis zu den Anfängen des Lebens vor mehr als 3,5 Milliarden reicht.
 

Das Problem an der Darstellung einer solchen Ahnenkette besteht darin, dass wir nicht genau wissen, welcher Art unsere direkten Vorfahren angehörten…

So ist es. Wir wissen zwar ungefähr, welcher Klasse oder Ordnung unsere Vorfahren zu einem bestimmten Zeitpunkt angehörten, haben aber keine Ahnung, welcher Art sie zuzurechnen waren. Daher muss man schon auf Phantasienamen zurückgreifen, um die Linie unserer direkten Vorfahren eingängig und vor allem kindgerecht zu beschreiben. Nachdem ich das im Fall von “Oma Chimpman” bereits getan hatte, trieb ich das Spiel weiter fort.

Die gemeinsame Vorfahrin aller Trockennasenaffen, zu denen neben uns und den anderen Großen Menschenaffen auch die Gibbons, Paviane, Kapuzineraffen und Koboldmakis gehören, nannte ich “Oma Trockennase”, die gemeinsame Vorfahrin aller Säugetiere “Oma Spitzmaus”. Weiter ging es dann über “Oma Echse”, “Oma Amphibia”, “Oma Fischmaul” und “Oma Schwammkopf” bis hin zu “Omapa Bakteria”.
 

Warum “Omapa”?

Weil Bakterien kein Geschlecht haben. Sexualität entstand erst vor rund 600 Millionen Jahren. Die längste Zeit kamen die irdischen Lebewesen ohne das aufwändige “Mann-Frau-Spiel” aus, was zweifellos weniger Spaß bedeutete, aber auch weniger Tragödien.
 

Im Jahr 2012 erschien in Deutschland “Der Zauber der Wirklichkeit” von Richard Dawkins, das streckenweise einen ähnlichen Ansatz wählt wie Sie in “Big Family”. Auch Dawkins verfolgt in einem Kapitel die väterliche Abstammungslinie bis zu den Fischen zurück. War das eine Inspirationsquelle für Sie?

Ja und nein. Die Grundidee von “Big Family” stand zu diesem Zeitpunkt ja schon längst fest, jedoch bestärkte mich Richards Buch darin, das “Big Family”-Projekt zu realisieren.
 

Weshalb?

“Der Zauber der Wirklichkeit” ist für Jugendliche und Erwachsene geschrieben. Es enthält großartige Illustrationen, aber auch sehr viel Text. Zudem hat Richard die Idee der Ahnenreihe in seinem Buch nur am Rande behandelt, ich hingegen konzentrierte mich voll und ganz auf die Ahnenkette, um mit ihrer Hilfe die große Linie der Evolutionsgeschichte zu schildern.

Bei meinen Recherchen, die ich 2010/2011 für das Evokids-Projekt durchführte, hatte ich den Eindruck gewonnen, dass die meisten Evolutionsbücher für Kinder sich auf irgendwelche Details stürzen, es aber verpassen, die eigentliche Kerngeschichte zum Ausdruck zu bringen. Ich nahm mir daher vor, die Kerngeschichte unserer evolutionären Abstammung mit möglichst wenig Text und möglichst großen Bildern zu erzählen – und zwar in einer Weise, die auch für Grundschulkinder nachvollziehbar ist. Schließlich sollte das Buch auch im Rahmen des Evokids-Projekts Verwendung finden.
 

Cover

War es schwierig die richtige Person für die Illustrationen zu finden?

Oh ja! Als ich den Text für “Big Family” schrieb, hatte ich bereits klare Vorstellungen davon, wie die Zeichnungen und das Buch später einmal aussehen sollten, und deshalb war mir von Anfang an bewusst, dass es nicht leicht sein würde, dafür geeignete Mitstreiter zu finden. Es gibt ja nicht allzu viele Zeichnerinnen und Zeichner, die die Fähigkeiten für ein solches Projekt mitbringen.

Zum Glück lief mir 2014 bei einer Lesung zu “Hoffnung Mensch” Anne-Barbara Kindler über den Weg. Nachdem wir zufällig ins Gespräch gekommen waren, schickte sie mir eine ihrer Zeichnungen zu und mir war sofort klar, dass sie die perfekte Illustratorin für das Buch sein würde. Es hat zwar einige Zeit gebraucht, bis “Big Family” fertig war, aber ich bin sehr froh darüber, dass wir im Produktionsprozess keine faulen Kompromisse eingegangen sind, da das Buch ansonsten längst nicht so gut geworden wäre.
 

Ist das der Grund dafür, weshalb Sie “Big Family”, im Unterschied zu Ihren anderen Büchern, im Eigenverlag veröffentlicht haben?

Das war einer der Hauptgründe. Wir hatten in unserem Team, zu dem neben Anne-Barbara auch Jörg Salomon gehörte, der für Satz, Layout und Druckabwicklung verantwortlich war, ein sehr klares Konzept der Form, die das Buch haben sollte, und wollten die Kontrolle darüber an keinen Verlag abgeben. Für den Eigenverlag sprach außerdem, dass von vornherein feststand, dass einige Texte und Grafiken aus dem Buch im Rahmen des Evokids-Projekts verwendet werden sollten und die Hälfte des Verlagsgewinns dem Projekt zufließen sollte. Das wäre mit einem normalen Verlag nicht möglich gewesen.
 

Auf der Basis des Buchs hat Ricarda Hinz einen beeindruckenden 18-minütigen Film für das Evokids-Projekt gedreht…

Ja, und auch das hätte mit einem richtigen Verlag kaum funktioniert. Denn der Film konnte nur unter der Voraussetzung realisiert werden, dass wir unsere Texte und Bilder unentgeltlich zur Verfügung stellten. Die Hauptlast beim Film lag natürlich bei Ricarda, die, wie zuvor Anne-Barbara, eine grandiose Arbeit abgeliefert hat!

Die meisten Leute haben leider überhaupt keine Vorstellung davon, welchen Aufwand man betreiben muss, um einen solchen Film herzustellen. Normalerweise braucht man dafür finanzielle Ressourcen, über die wir bei Weitem nicht verfügen. Umso glücklicher sind wir natürlich, dass Ricarda mit “Big Family”, wie schon zuvor bei der Doku “Hoffnung Mensch” oder bei dem Video “Children of Evolution”, zeigen konnte, dass man auch mit einem schmalen Budget beeindruckende Resultate erzielen kann.
 

Eine Buch-Produktion im Eigenverlag hat aber auch Nachteile, oder? Wie wir gehört haben, können einige Buchhandlungen “Big Family” nicht liefern …

Das hat mit dem Eigenverlag nur indirekt etwas zu tun. Uns erreichen täglich Bestellungen von Buchhandlungen, die ein oder zwei Exemplare von “Big Family” für ihre Kunden ordern. Allerdings haben wir uns aus prinzipiellen Erwägungen dazu entschlossen, das Buch erst ab einer Mindestbestellmenge von 10 Exemplaren zum Rabatt von 40 Prozent auszuliefern.

Wer weniger bestellen möchte, dem teilen wir mit, dass er sich an unseren Kooperationspartner denkladen.de wenden kann, der “Big Family” an Buchhandlungen zu einem geringeren Kollegenrabatt weitergibt. Damit sind einige Buchhandlungen nicht zufrieden, weshalb sie gegenüber ihren Kunden fälschlicherweise behaupten, das Buch sei nicht lieferbar. Deshalb heißt es auf der Website zum Buch, “Big Family” sei nur bei “guten Buchhändlern und Buchversandhandlungen” erhältlich.
 

Es ist also ein “Gütesiegel”, wenn eine Buchhandlung das Buch liefern kann?

Ja, so würde ich das sehen. Buchhandlungen, die ihre Kunden anlügen, indem sie behaupten, das Buch sei nicht lieferbar, und sie nicht wenigstens auf die Bestellmöglichkeit bei denkladen.de hinweisen, sind schlechte Buchhandlungen.

Gute Buchhandlungen in größeren Ortschaften schaffen es in der Regel mühelos, zehn Exemplare von “Big Family” so zu platzieren, dass sie sie verkaufen können. Und in solchen Fällen ist es auch völlig in Ordnung, wenn sie 40 Prozent des Verkaufspreises einstreichen. Ich sehe es aber überhaupt nicht ein, warum Buchhandlungen, die das Buch in ihrem Laden nicht auslegen, sondern es nur einkaufen, wenn ein informierter Kunde es zuvor bei ihnen bestellt hat, für die Leistung “Buchauspacken” und “Beim Kunden abkassieren”, sehr viel mehr Geld bekommen sollten als all diejenigen zusammengenommen, die an der Produktion des Buchs aktiv beteiligt waren!

Ich habe wirklich keine Lust, mich an diesem grotesken “Buchhandelswirtschaftssystem”, das mich schon seit einigen Jahren ärgert, zu beteiligen – aber das ist ein Luxus, den ich mir nur als kleiner Selbstverleger erlauben kann. Die allermeisten Verlage stehen unter dem Diktat dieses Systems und müssen sich dem unterordnen, ob sie wollen oder nicht.
 

Die meisten Leser haben keinen Einblick in das “Buchhandelswirtschaftssystem”, wie Sie das nennen. Könnten Sie uns erläutern, wo Ihrer Meinung nach die Missstände liegen?

Die meisten Menschen gehen davon aus, dass der Hauptanteil des Bucherlöses bei den Autoren und dem Verlag ankommt, aber davon kann gar nicht die Rede sein. Als Autor hat man schon Glück, wenn man 10 Prozent des Ladennettopreises erhält. Hat man noch einen Co-Autor oder eine gleichberechtigte Illustratorin, bleiben bei jedem Einzelnen im Falle eines konventionellen Buchvertrags nur noch 5 Prozent.

Daran sind allerdings nicht die Verlage schuld, denn bei ihnen bleibt letztlich auch nicht sehr viel mehr hängen, wenn man die Kosten für den Druck, das Lektorat, die Werbung, Buchvorschüsse etc. abzieht, die ja nicht in jedem Fall wieder eingespielt werden. Der Hauptanteil des Erlöses am Buchverkauf liegt bei den Buchgroßhändlern sowie den Buchhandlungen, die in der Regel mehr als die Hälfte des Buchpreises abschöpfen.
 

Wenn man eine Buchhandlung in der Innenstadt sowie einige Angestellte hat, sind damit ja auch einige Kosten verbunden.

Selbstverständlich. Wie gesagt: Ich habe nichts dagegen, wenn Buchhändler, die meine Bücher vorrätig haben, ordentlich an dem Verkauf verdienen. Nur ist das eben sehr selten der Fall. In den meisten Buchhandlungen sind meine Bücher nicht auffindbar, obwohl sie mehr als 200.000mal verkauft wurden.

Das Problem betrifft natürlich nicht nur mich alleine. In den Buchhandlungen sind die Philosophieabteilungen, sofern es sie überhaupt noch gibt, völlig verwaist, stattdessen findet man riesige Berge an esoterischen Ratgebern und sonstiger Bullshit-Literatur vor. Früher habe ich sehr viel Zeit beim Schmökern in Buchhandlungen verbracht und bin dabei immer wieder auf interessante Literatur gestoßen, heute kann ich die meisten Buchhandlungen kaum mehr betreten, ohne dass ein unwiderstehliches Ekelgefühl in mir aufsteigt.
 

Glauben Sie, dass Sie dagegen etwas ausrichten können, indem Sie Einzelauslieferungen an den Buchhandel unterlassen?

Natürlich nicht. Aber es ist schon eine kleine Befriedigung für mich, zu wissen, dass “Big Family” nicht dazu genutzt werden kann, um Ladenflächen für die Auslage von Esoterik- oder Papsthuldigungsliteratur zu subventionieren. Außerdem freut es mich, dass einige Buchladenkunden durch unsere Verlagspolitik das zugrundeliegende Problem erkennen, wie u.a. ein Beschwerdebrief an Hugendubel zeigt, der im Internet veröffentlicht wurde.

Wichtiger ist aber noch, dass wir durch unsere Verlagspolitik gute Buchhandlungen mit einem aufklärerischen Sortiment unterstützen können, da sie ihren Kunden ein Buch anbieten können, dass es bei den meisten anderen Buchhändlern nicht gibt. Dem für die säkulare Szene wichtigen Buchversand denkladen.de haben wir dadurch ein schönes Weihnachtsgeschäft beschert. Außerdem können von unserer Verlagspolitik auch säkulare Gruppen profitieren, wenn sie Büchertische betreiben. Denn auch sie erhalten das Buch zum Rabatt von 40 Prozent und verdienen somit mehr als 6 Euro pro verkauftem Exemplar.
 

Kommen wir zurück zum Thema “Evolution”. Vor kurzem erklärten Sie das besondere Engagement der Giordano-Bruno-Stiftung auf diesem Gebiet damit, dass eine frühzeitige Beschäftigung mit evolutionären Prozessen nicht nur bildungspolitisch, sondern auch integrationspolitisch von Bedeutung sei.

Richtig. Wir meinen, dass eine frühzeitige Beschäftigung mit Evolution der Schlüssel für eine erfolgreiche Integrationspolitik sein könnte. Denn wer die Prozesse der Evolution versteht, der begreift auch, dass “Religionen”, “Nationen”, “Völker” letztlich nur soziale Konstrukte sind, die eine für unser Zusammenleben bedeutsame Tatsache häufig verdecken, nämlich, dass uns Menschen untereinander sehr viel mehr verbindet als trennt. Zudem vermittelt uns die Evolutionstheorie die faszinierende Erkenntnis, dass wir zusammen mit allen anderen Lebewesen auf der Erde eine einzigartige große Familie, eine “Big Family”, bilden, deren Entstehungsgeschichte wir bis zu den ersten Einzellern vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren zurückverfolgen können.

Wer diese große Geschichte des Lebens im Kopf hat, wird mit den engen, hinterwäldlerischen Vorstellungen von Nationalisten, Ethnozentristen oder religiösen Fundamentalisten nichts mehr anfangen können. Gerade für Migrantenkinder, die häufig aus Gegenden stammen, in denen die Evolutionstheorie rigoros abgelehnt wird, ist es daher wichtig, dass sie möglichst frühzeitig Zugang zu wissenschaftlichen Erkenntnissen erhalten.
 

Müssten der “Big Family”-Film und das Buch dafür nicht in andere Sprachen übersetzt werden? Viele Flüchtlings- und Migrantenkinder werden mit einem Buch in deutscher Sprache nicht allzu viel anfangen können…

Natürlich. Deshalb hat es mich auch sehr gefreut, als wir vor einigen Tagen die Anfrage für eine arabische Übersetzung von “Big Family” erhielten. Arabische Exemplare des Buchs sollen im Libanon und in Deutschland an syrische Flüchtlingskinder verteilt werden. Zudem planen wir Übersetzungen ins Englische und Türkische.
 

Muss man bei einer arabischen Übersetzung nicht unweigerlich mit Konflikten rechnen?

Konflikte kann man nicht ausschließen, da die Evolutionstheorie in weiten Teilen der arabischen Welt abgelehnt wird. Allerdings hat “Big Family” den Vorteil, dass wir in dieser Geschichte das Thema “Religion” überhaupt nicht berühren.

Was die Akzeptanz biologischer Fakten für den religiösen Glauben bedeutet, muss jeder Gläubige für sich selbst entscheiden. Immerhin behaupten ja die Theologen aller Konfessionen, auch der Sunniten und Schiiten, dass ihr Glaube mit der Vernunft zu vereinbaren sei.
 

Steht denn die Evolutionslehre nicht notwendigerweise im Widerspruch zum religiösen Glauben?

Die Evolutionstheorie steht selbstverständlich im Widerspruch zu überholten Formen des Glaubens, die auf der wörtlichen Auslegung “Heiliger Texte” beruhen, aber es ist durchaus möglich, theologische Konzepte zu formulieren, die mit unserem Wissen über die Welt kompatibel sind. Wie viel bei einer solchen theologischen Generalüberholung von der eigentlichen Glaubenssubstanz erhalten bleibt, ist natürlich eine schwierige Frage. Zum Glück muss ich sie als konfessionsfreier Mensch nicht beantworten. Mit diesem Problem müssen sich die Kolleginnen und Kollegen aus der Theologie herumschlagen – eine Aufgabe, um die ich sie wirklich nicht beneide…
 

Herr Schmidt-Salomon, herzlichen Dank für das Gespräch!