Wie erwartet hat heute früh der Deutsche Bundestag mit 393 gegen 226 Stimmen (bei 4 Enthaltungen) die "Ehe für Alle" in Deutschland beschlossen. Wie ebenfalls zu erwarten, haben deren Gegner sofort im Anschluss an die Abstimmung verkündet, dass sie Karlsruhe anrufen werden, um das Bundesverfassungsgericht überprüfen zu lassen, ob man es zulassen könne, dem Mehrheitswillen der Bevölkerung zu entsprechen.
"Geschafft! Ein Relikt rigider christlicher Sittlichkeitsvorstellungen weniger in der deutschen Rechtsordnung!" begrüßte der Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung (GBS), Michael Schmidt-Salomon, das Ergebnis der heutigen Abstimmung im Deutschen Bundestag. Dies sei nur ein weiterer Schritt bei der Säkularisierung der Gesellschaft, denn "bis dieser Staat wirklich 'weltanschaulich neutral' ist, wird es noch dauern."
Auf der Facebookseite der GBS wurde gestern noch einmal das schöne Bild zur Kampagne "Öffnen Sie die Ehe, Frau Merkel!" gepostet, die vor zwei Jahren nach dem erfolgreichen Referendum in Irland gestartet ist
Im Kommentar dazu heißt es: "Wir freuen uns schon auf die langen Gesichter katholischer Bischöfe und konservativer Christdemokraten, wenn der Bundestag morgen die "Ehe für alle" beschließt und Deutschland dadurch - 2 Jahre nach Irland, 3 Jahre nach England und Luxemburg, 4 Jahre nach Frankreich, 5 Jahre nach Dänemark, 7 Jahre nach Portugal und Island, 8 Jahre nach Schweden und Norwegen, 12 Jahre nach Spanien, 14 Jahre nach Belgien und 16 Jahre nach den Niederlanden! - in den Kreis der "halbwegs zivilisierten europäischen Nationen" aufsteigt!"
393 Ja-Stimmen für ein #Menschenrecht #EheFürAlle pic.twitter.com/FhyWT4CxHF
— (((Claudia-Luisa))) (@ClaudiaLuisa16) 30. Juni 2017
Die langen Gesichter zeigten sich bereits kurz nach der Abstimmung. In einem vorab veröffentlichten Interview mit der Wochenzeitung "Das Parlament" sagt Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU): "…ich bin mir sehr sicher, dass das Gesetz in Karlsruhe überprüft werden wird." Ob es die CSU sein wird, die sich mit dem Anruf des Bundesverfassungsgerichts als ewiggestrig erwiesen möchte, wollte Singhammer noch nicht bestätigen. "Wir haben uns in der CSU sehr intensiv mit der Frage auseinandergesetzt und haben in unserem neuen Grundsatzprogramm vor acht Monaten folgenden Beschluss gefasst: Für uns ist die Ehe ein Bund zwischen Frau und Mann."
Die Zukunft wird zeigen, ob diese eingeschränkte und einschränkende Auffassung in einer modernen Gesellschaft Bestand haben wird oder nicht.
32 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Ob "man es [Ironie] zulassen könne, dem Mehrheitswillen der Bevölkerung zu entsprechen [\Ironie]."
Wohl so gemeint.
Höhö.
Udo Endruscheit am Permanenter Link
Wandert man heute durch die Kommentarspalten der Online-Presse und der sozialen Medien, ist man erschüttert, welches Ausmaß an Bigotterie tatsächlich vorhanden ist und in was für unterirdischen Kommentaren sich dies a
Einem Gang nach Karlsruhe räume ich keine Chancen ein. Es war das Bundesverfassungsgericht selbst, das mehr als einmal dem Gesetzgeber in dem Fall, dass er gesellschaftlich gewandelten Vorstellungen folgt, eine maximale Einschätzungsprärogative zugestanden hat.
Agnosius am Permanenter Link
Chancenlos ist ein Gang nach Karlsruhe sicher nicht.
Andreas am Permanenter Link
@ Frank Nicolai
hilf mir mal, es gibt da etwas, das ich nicht verstehe:
"Ehe" kommt plötzlich als die Verkörperung von "Freiheit" rüber ...:
"Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment."
Rene Goeckel am Permanenter Link
Sollen sich die Reaktionären doch auch noch die Ohrfeigen aus Karsruhe abholen. Prima!
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Was soll mit der sogenannten "Ehe für alle" (ein besonders blöder Slogan, meiner Meinung nach) eigentlich bezweckt werden?
Antwort eins: Das Recht auf Adoption
Ich kann mir seltene Einzelfälle vorstellen, wo es die sinnvollste Lösung ist, dass ein homosexuelles Paar ein Kind adoptiert. Konkret dann, wenn ein Partner ein leiblicher Elternteil ist.
Im Normalfall wird es für das Kind besser sein, eine weibliche und eine männliche Hauptbezugsperson zu haben. Wenn man ees sich aussuchen kann.
Aber: Für die zuvor erwähnten Einzelfälle kann ich mir das Adoptionsrecht gut vorstellen.
Einen Anspruch auf ein Kind soll sich aber kein homosexuelles Paar erwarten. Den hat schließlich ein heterosexuelles Paar auch nicht.
Das Kindeswohl soll im Vordergrund stehen.
Antwort zwei: völlige Gleichstellung
Das läuft auf eine etwas willkürliche Definition heraus.
Ist jedes dauerhafte Zusammenleben von Menschen eine Ehe?
Es gibt (seltener als früher) auch Fälle, wo Geschwister im selben Haushalt leben und füreinander sorgen. Soll man das Ehe nennen? Wohl kaum.
Ich kenne auch Fälle, wo die Tochter bei der alten Mutter wohnt und sie pflegt . Sollen sie heiraten dürfen? Wohl auch nicht. Wozu auch? Sie sind sowieso verwandt, erbberechtigt u.s.w.
Diese Frage "Wozu?" stellt sich mir auch bei der Frage nach der Homosexuellen-Ehe. V.a. in Österreich, wo rechtlich bereits Gleichstellung herrscht, nur namentlich nicht.
Antwort drei: gesellschaftliche Ent-Diskriminierung
Das wäre ein plausibler Grund. Die Zeiten der realen Strafverfolgung sind manchen noch in Erinnerung, von der endgültigen Abschaffung der entsprechenden Paragraphen ganz zu schweigen.
Antwort vier: Entsprechung mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit
Manche Teile der Gesellschaft in Mitteleuropa - vielleicht sogar die Mehrheit - sehen keinen prinzipiellen Unterschied mehr zwischen heterosexueller und homosexueller Partnerschaft.
Die meisten halten die Ehe auch nicht mehr für unauflöslich, weshalb seit geraumer Zeit die Möglichkeit der Scheidung ohne besondere Gründe gibt.
Vielleicht wird es auch nach Auflösung weiterer Tabus irgendwann die Polygamie geben.
Ich meine aber: Dass Eltern ihre gemeinsamen leiblichen Kinder aufziehen, hat sich insgesamt sehr bewährt. Ich kann auch beobachten, dass Kinder darunter leiden, wenn ihre Eltern sich trennen oder wenn sie in ein Heim oder zu Pflegeeltern müssen. Selbst wenn es unumgänglich ist (z.B. wenn die Eltern sterben) - es ist immer nur eine Ausweichlösung.
Das beste für die Kinder, für die Zukunft der Menschheit, ist es, wenn Eltern ihre eigenen Kinder in liebevoller Atmosphäre großziehen. Keine andere Institution kann liebevolle Eltern ersetzen.
Da der Staat die Zukunft der Menschen absichern soll, sollte er die Ehe zwischen Mann und Frau besonders schützen.
Alle anderen Verbindungen zwischen Menschen sollten anders heißen und weniger gefördert werden.
Schlusswort: Auch wenn ich jetzt viel geschrieben habe - ich halte diese Entscheidung des Bundestags nicht für sonderlich wichtig. Ich sehe darin, im Gegensatz zu machen meiner Kollegen, keinen Untergang des Abendlandes.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ich kann mir seltene Einzelfälle vorstellen, wo es die sinnvollste Lösung ist, dass ein homosexuelles Paar ein Kind adoptiert. Konkret dann, wenn ein Partner ein leiblicher Elternteil ist."
Schön, dass Sie das überhaupt in Erwägung ziehen. Da sind Sie vielen Ihrer Glaubensbrüder und -schwestern weit voraus. Doch warum diese diskriminierende Einschränkung?
"Im Normalfall wird es für das Kind besser sein, eine weibliche und eine männliche Hauptbezugsperson zu haben. Wenn man ees sich aussuchen kann."
Warum? Sie sind doch auch der Meinung, dass das Kindeswohl an erster Stelle steht. Warum dann also das Geschlecht der Eltern dorthin setzen? Kinder brauchen liebende Eltern.
"Einen Anspruch auf ein Kind soll sich aber kein homosexuelles Paar erwarten. Den hat schließlich ein heterosexuelles Paar auch nicht."
Anspruch? Mit welchen Vokabeln argumentieren Sie? Wäre es nicht schön, einfach den Einzelfall zu sehen? Wenn Kinder elternlos werden - warum auch immer - brauchen sie eine liebevolle Familie, die sie aufnimmt und ihnen Geborgenheit und Förderung bietet. Kindern ist völlig egal, welches Geschlecht ihre Eltern haben.
"Ist jedes dauerhafte Zusammenleben von Menschen eine Ehe?"
Wenn sie sexuell aktiv sind, definiert man dies für gewöhnlich so. Und wenn man keinen "Gott" im Kopf hat, dem dies bei Homosexuellen ein Gräuel ist, dann akzeptiert man die Ehe auch bei denen.
"Antwort drei: gesellschaftliche Ent-Diskriminierung
Das wäre ein plausibler Grund."
Na also, geht doch! Exakt darum geht es: Toleranz durch Akzeptanz ersetzen. "Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein: sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen." (Johann Wolfgang von Goethe)
"Vielleicht wird es auch nach Auflösung weiterer Tabus irgendwann die Polygamie geben."
Warum? Luther hatte zu seiner Zeit dafür gesorgt, dass sein Landesherr neben seiner Frau auch noch seine Konkubine heiraten konnte. Heute geht das nicht mehr. Ich will nicht behaupten, dass Polygamie generell mit kirchlichem Segen vorkam, aber es war möglich. Heute muss man eine Affäre eingehen, wenn man es unbedingt braucht. Allerdings hat dieses Thema in einer Diskussion um die Ehe für alle nichts zu suchen. Das wissen Sie auch ganz genau, aber man kann es ja mal versuchen.
"Dass Eltern ihre gemeinsamen leiblichen Kinder aufziehen, hat sich insgesamt sehr bewährt."
Die Ehe für alle verhindert dies in keiner Weise.
"Ich kann auch beobachten, dass Kinder darunter leiden, wenn ihre Eltern sich trennen oder wenn sie in ein Heim oder zu Pflegeeltern müssen."
Das hat nichts mit der Ehe für alle zu tun.
"Da der Staat die Zukunft der Menschen absichern soll, sollte er die Ehe zwischen Mann und Frau besonders schützen."
Die schützt er ja auch weiterhin, nur dass er jetzt eben noch mehr Menschen in ihrer Ehe schützt. Das ist doch ein toller Fortschritt hin zu einer ganz tollen Welt mit ganz viel Schutz!
"Alle anderen Verbindungen zwischen Menschen sollten anders heißen und weniger gefördert werden."
Warum wollen Sie Homosexuelle diskriminieren? Haben Sie diesen "Gott", der Schwule hasst, im Kopf?
"Schlusswort: Auch wenn ich jetzt viel geschrieben habe - ich halte diese Entscheidung des Bundestags nicht für sonderlich wichtig. Ich sehe darin, im Gegensatz zu machen meiner Kollegen, keinen Untergang des Abendlandes."
Das ist schön so und jetzt geben Sie sich noch einen Ruck und finden diese überfällige Entwicklung gut. Freuen Sie sich, dass die Konstitution der Ehe nun mehr Zulauf erfährt - in Zeiten, wo sie immer unwichtiger wird.
Fangen Sie an, Homosexuelle nicht nur zu tolerieren, sondern zu akzeptieren. Sie glauben doch an den Heilsplan "Gottes". In dem werden auch Homosexuelle einen Platz haben, sonst gäbe es sie - folge ich Ihrer Schöpfungsvorstellung - gar nicht...
Norbert Schönecker am Permanenter Link
"Kindern ist völlig egal, welches Geschlecht ihre Eltern haben."
Für die Entwicklung der Kinder ist es aber nicht völlig egal.
Da Männer sich von Frauen nicht nur äußerlich, sondern auch im Verhalten voneinander unterscheiden, halte ich es für ideal, wenn ein Kind einen Mann UND eine Frau als Hauptbezugsperson hat und dadurch beide "Welten" kennenlernt.
Das ist aber nicht die Hauptsache. Wichtiger ist tatsächlich - und da sind wir uns sicher einig - ein liebevolles und verlässliches Umfeld.
Ich halte also eine Adoption durch ein heterosexuelles Paar für besser als die Adoption durch ein ansonsten gleichwertiges homosexuelles Paar.
Wenn aber das homosexuelle Paar besondere Vorteile hat - wie z.B. eine schon bestehende enge Bindung zum Kind - dann gäbe ich diesem den Vorzug.
Ich betrachte also, genau wie Sie, den Einzelfall.
"Anspruch? Mit welchen Vokabeln argumentieren Sie?"
Ich habe mich doch deutlich GEGEN einen Anspruch ausgesprochen.
Ich habe die Befürchtung, dass einzelne homosexuelle Paare irrig von einem Recht auf einen Anspruch schließen und, flapsig ausgedrückt, ein Kind zum Adoptieren einfordern. Was genauso blöd wäre wie dieselbe Forderung durch ein heterosexuelles Paar.
""Ist jedes dauerhafte Zusammenleben von Menschen eine Ehe?"
Wenn sie sexuell aktiv sind, definiert man dies für gewöhnlich so."
Sollte dem Staat das Sexualleben der Bürger nicht völlig egal sein (solange es sich nicht um Sexualverbrechen handelt)?
Wenn ja: Warum wird dann eine sexuelle Beziehung besonders durch die Institution "Ehe" geschützt?
Ich denke: Der besondere Schutz entspringt nicht der sexuellen Beziehung an sich, sondern den daraus potentiell entstehenden Kindern.
Eine dauerhafte sexuelle Beziehung ohne Offenheit für Nachwuchs sollte für den Staat genauso viel oder weniger wichtig sein wie eine dauerhafte Freundschaft oder ein dauerhafter Geselligkeitsverein.
Bei "Ehe" denke ich auch an dazugehörige Kinder (ob bereits gezeugt oder noch im Planungsstadium).
Ein homosexuelles Paar, das gemeinsam ein Kind aufzieht, hat in meinen Augen viel mehr mit "Ehe" zu tun als ein heterosexuelles Paar, das Kinder ausschließt.
Das liegt v.a. daran, dass erstere mehr Schutz und Unterstützung durch die Gesellschaft brauchen als letztere. Und dass sie mehr Verantwortung übernehmen.
Wer aber die Verantwortung für Kinder nicht übernehmen kann oder will, braucht auch nicht den besonderen Schutz der Ehe.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Für die Entwicklung der Kinder ist es aber nicht völlig egal.
Lebten Sie in Ihrer Kindheit isoliert mit Ihren Eltern auf einem Berghof in der Steiermark? Im Regelfall haben Eltern soziale Kontakte. Befreundete Familien, familiäre Bindungen an Großeltern (auch Homosexuelle werden nicht vom Heiligen Geist gezeugt) etc.
"Ich halte also eine Adoption durch ein heterosexuelles Paar für besser als die Adoption durch ein ansonsten gleichwertiges homosexuelles Paar."
Ansonsten gleichwertig? Ich kenne die Behauptung, dass homosexuelle Paare Kindern schaden würden. Wahlweise, weil sie krank seien, sündig, pervers, pädophil oder weil sie das Kind "umdrehen" - also für die Gesellschaft "unbrauchbar" machen - könnten. Sie behaupten, dass allein die Tatsache, dass die Eltern identische Geschlechtsorgane haben ("ansonsten gleichwertig"), zu einem Ausschluss führen müsse. Ein solch drastischer Eingriff in die Lebensplanung von Menschen müssten Sie schon begründen.
"Ich habe mich doch deutlich GEGEN einen Anspruch ausgesprochen."
Das habe ich schon gelesen. Ihr Ihnen von mir unterstelltes Argument lautet doch offenbar, dass irgendjemand einen Adoptionsanspruch anmelden könne. Gegen den sind wir beide, aber ich glaube auch nicht, dass irgendjemand - außer ganz schrägen Zeitgenossen - Anspruch auf andere Menschen erhebt. Auch wenn es die Bibel anders suggeriert: Menschen sind keine Sachen.
"Sollte dem Staat das Sexualleben der Bürger nicht völlig egal sein (solange es sich nicht um Sexualverbrechen handelt)?"
Nicht nur dem Staat; auch den Kirchen, vor allem der katholischen.
"Wenn ja: Warum wird dann eine sexuelle Beziehung besonders durch die Institution "Ehe" geschützt?"
Weil sich die Ehepartner dazu entschlossen haben, sich schützen zu lassen. Man/frau muss es nicht. Aber wenn manche es dürfen, dann müssen es alle unter vergleichbaren Voraussetzungen (Alter, Freiwilligkeit etc.) auch dürfen. Das ist doch irgendwie logisch.
"Ich denke: Der besondere Schutz entspringt nicht der sexuellen Beziehung an sich, sondern den daraus potentiell entstehenden Kindern."
Sie schreiben richtig: potentiell! Niemand zwingt ein heterosexuelles Paar, Kinder zu kriegen. Viele bleiben heute kinderlos. Im schlimmsten Fall ist ein homosexuelles Paar ebenfalls kinderlos. Und jetzt? Untergang des christlich-judenfeindlichen Abendlandes?
"Eine dauerhafte sexuelle Beziehung ohne Offenheit für Nachwuchs sollte für den Staat genauso viel oder weniger wichtig sein wie eine dauerhafte Freundschaft oder ein dauerhafter Geselligkeitsverein."
Also müssen sich in Österreich Heiratswillige vor der Eheschließung vertraglich verpflichten, dass sie Nachwuchs wollen?
"Ein homosexuelles Paar, das gemeinsam ein Kind aufzieht, hat in meinen Augen viel mehr mit "Ehe" zu tun als ein heterosexuelles Paar, das Kinder ausschließt."
Dann sind Sie für die Homo-Ehe und gegen die kinderlose Hetero-Ehe? ;-)
"Wer aber die Verantwortung für Kinder nicht übernehmen kann oder will, braucht auch nicht den besonderen Schutz der Ehe."
Also stimmen Sie vorbehaltlos für die "Ehe für alle" mit vollem Adoptionsrecht, während Sie die Ehe von bewusst kinderlosen Ehepaaren ablehnen? Was machen wir nur mit Letzteren? Nach zehn kinderlosen Ehejahren zwangsscheiden? Oder zum Sex ohne Verhüterli zwingen? Kommt gar der Gerichtsvollzieher ins Haus und schwängert die Frau auf gerichtlichen Beschluss hin?
Ich weiß, dass wir beide das absurd finden. Aber deswegen bin ich der Meinung, dass man/frau es jede(r)m einzelnen überlassen sollte, ob er/sie und wen er/sie heiraten will oder nicht. Kinder kommen, wenn erwünscht - deshalb bin ich auch für Verhütungsmittel - oder eben nicht und wenn die Biologie "nein" zum Kinderwunsch sagt (kann auch Heteros passieren), dann gibt es genügend Kinder weltweit, die sich liebevolle Adoptiveltern wünschen.
Und genau das ist seit Freitag in Deutschland möglich! Hurra - oder "Halleluja" wie Sie sagen würden...
Norbert Schönecker am Permanenter Link
"Ansonsten gleichwertig?"
Damit bezog ich mich auf die zuvor erwähnten Hauptbezugspersonen, die idealerweise beide Geschlechter verkörpern.
Bezüglich der von Ihnen erwähnten Großeltern und Freunde verweise ich auf den Wortteil "Haupt" in "Hauptbezugspersonen.
Wenn die Großeltern im selben Haushalt leben wie Kinder und Enkel, dann gehören sie auch zu den Hauptbezugspersonen, und dann hat mein Argument weniger Gewicht. Ich bin, wie gesagt, für die Beobachtung des Einzelfalles.
Meistens aber gibt es zur Zeit in Österreich und Deutschland nur zwei erwachsene Hauptbezugspersonen für Kinder (drei, wenn man Kindergärtnerin und Volksschullehrerin mitrechnet).
"außer ganz schrägen Zeitgenossen"
Da sind Sie optimistischer als ich. Hoffentlich haben Sie Recht.
Zum Thema "Offenheit für Nachwuchs":
Für eine kirchliche Ehe ist die Bereitschaft, Kinder zu empfangen, eine Grunderfordernis für die Gültigkeit der Ehe. Das schließt eine Familienplanung nicht aus. Den Zeitpunkt, wann die Kinder kommen sollen, dürfen die Eltern selbst bestimmen. Aber grundsätzlich müssen Kinder erwünscht sein. Sonst handelt es sich aus katholischer Sicht nicht um eine Ehe.
Ich vermute, dass der staatliche Ehe ursprünglich der selbe Gedanke zugrunde lag. Der Schutz einer reinen Sexualbeziehung wäre sonst völlig unverständlich.
Zu ihren bewusst absurden Ideen:
Die Kirche fragt einfach vor der Eheschließung das Paar, ob es Kinder will, und vertraut darauf, dass die beiden nicht lügen. Das wäre natürlich auch bei einer standesamtlichen Ehe möglich. Ich fände es gut.
Für homosexuelle Paare würde ich vorschlagen, dass ein Recht auf Ehe erst bei einer Adoption entsteht (sei es der Zeitpunkt der Adoption selbst oder der Zeitpunkt der Antragstellung).
Ich halte jedenfalls, kurz gesagt, das Recht auf Ehe für gekoppelt an die Bereitschaft, Verantwortung für Kinder zu übernehmen.
Jede andere Partnerschaft soll auch anders heißen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Für eine kirchliche Ehe ist die Bereitschaft, Kinder zu empfangen, eine Grunderfordernis für die Gültigkeit der Ehe. Das schließt eine Familienplanung nicht aus.
Die katholische Sicht halte ich jetzt nicht unbedingt für besonders zeitgemäß oder wichtig. Wir haben heute Patchwork-Familien, "wilde" Ehen, "offene" Ehen und viele Singles. Teilweise mit, teilweise ohne Kinder. Ob das jedem gefällt ist nicht entscheidend. Es zählt - wie Sie ja auch stets erwähnen - der Einzelfall.
D.h. die "katholische Sicht" ist mittlerweile überwiegend obsolet und ist an der katholischen Kirche, sich hier den Gegebenheiten anzupassen. Tut sie das nicht, wird sie noch mehr an Boden verlieren.
"Ich vermute, dass der staatliche Ehe ursprünglich der selbe Gedanke zugrunde lag. Der Schutz einer reinen Sexualbeziehung wäre sonst völlig unverständlich."
Da wir zur Zeit der Fixierung des GG in D über 95% Gläubige hatten und viele Politiker christlich-konservative Werte vertraten, war dies ganz sicher so. Deshalb gab es ja die "68er", die den Mief vertreiben wollten.
Die Ehe selbst hat ganz andere Ursachen. Es ging einerseits um die Verhinderung der "Vermischung" mit anderen (religiös, ethnisch, kulturell) und andererseits um politische und wirtschaftliche Kooperation. Liebe im heutigen Sinne spielte da keine Rolle. Natürlich sollten die durch Heirat entstehenden "Häuser" wachsen - und das ging damals in einer Zeit der Erbmonarchie nur durch eigenen Nachwuchs.
Der Sex war aus den gleichen Gründen auch biblisch reglementiert - stets zum Vorteil der eigenen Gruppe/Gemeinde, stets zum Nachteil aller anderen. Auch diese Gründe sind inzwischen in vielen Ländern überwunden, sodass sich die Ehe mehr zu einem steuerlich relevanten Modell, als zu einem gesellschaftlichen "Muss" entwickelt hat.
Lieben und Kinder kriegen kann man heute auch ohne Ehe. Doch wer sie will - warum auch immer - soll sie haben. Mit und ohne Kinder. Daran wird auch die katholische Kirche nichts mehr ändern können.
"Die Kirche fragt einfach vor der Eheschließung das Paar, ob es Kinder will, und vertraut darauf, dass die beiden nicht lügen. Das wäre natürlich auch bei einer standesamtlichen Ehe möglich. Ich fände es gut."
Warum? Ich finde, Kinder sind absolute Privatsache des Paares. Der Wunsch nach Kindern mag wachsen, gleichbleiben oder schwinden. Die Lebensumstände können sich seit der Heirat dramatisch ändern. Man kann nicht ernsthaft von (in der Regel) jungen Menschen verlangen, dass sie fest einen Kinderwunsch zusagen. Das ist weltfremd und geht keine Institution der Welt etwas an.
Auch das Lebensende geht keine Institution etwas an, doch auch hier würden die Kirchen gerne jedem Totkranken verbieten, zu sterben. Die Kirchen sollen sich endlich aus solch existenziellen Fragen heraushalten, zumal bzgl. Kinder gerade katholische Geistliche eher Laien sind. Außer, einer hat ein paar Snickers für die lieben Kleinen übrig...
"Für homosexuelle Paare würde ich vorschlagen, dass ein Recht auf Ehe erst bei einer Adoption entsteht (sei es der Zeitpunkt der Adoption selbst oder der Zeitpunkt der Antragstellung)."
Siehe meinen Kommentar darüber. Gleiches Recht für alle.
"Ich halte jedenfalls, kurz gesagt, das Recht auf Ehe für gekoppelt an die Bereitschaft, Verantwortung für Kinder zu übernehmen.
Jede andere Partnerschaft soll auch anders heißen."
Noch mal: das ist welt- und lebensfremd. Kirche, so sie noch ernsthafte Absichten in der Gesellschaft hegt, muss sich hier an die Wirklichkeit anpassen. Privat dürfen Sie ja jede Meinung vertreten, zumal das Thema "Ehe" für Sie sowieso weniger Relevanz haben dürfte. Sie können die diversen kinderlosen Ehen für falsch halten. Doch dann donnert die Realität über die Kirche hinweg und beseitigt eventuell vorhandene, schützenswerte Aspekte der Glaubenskonzerne.
Das ist allein die Entscheidung der Kleriker und ihrer Führung. Ich brauche das alles nicht...
Norbert Schönecker am Permanenter Link
Es bleibt die Frage:
Wenn Kinderwunsch und Sexualität (und wahrscheinlich auch Liebe, worüber wir noch gar nicht gesprochen haben) den Staat nichts angehen ...
... Was soll dann eigentlich die Institution "Ehe"?
Dann sollte doch die Ehe ein rein privater Vertrag zwischen zwei (oder auch mehr) Menschen sein, vergleichbar einem Mietvertrag, abzuschließen bestenfalls beim Notar.
Wenn Sie fordern, dass der Staat sich aus privaten Dingen wie Sexualität und Kinderwunsch heraushalten soll - Warum fordern Sie dann "Ehe für alle" und nicht "Ehe für niemanden"?
Gesellschaftlich relevant ist eine Sexualbeziehung zwischen zwei (oder mehr) Menschen tatsächlich überhaupt nicht.
Gesellschaftlich relevant sind aber Zeugung und Erziehung von Kindern. Deshalb sehe ich genau hier den Hauptgrund für das staatliche (und auch kirchliche, aber darum geht es ja im Artikel gar nicht) Interesse an der Ehe. An der Kindererziehung und der Absicherung der Zukunft der Nation hat der Staat nämlich tatsächlich berechtigtes Interesse.
"Die Ehe selbst hat ganz andere Ursachen. Es ging einerseits um die Verhinderung der "Vermischung" mit anderen (religiös, ethnisch, kulturell) und andererseits um politische und wirtschaftliche Kooperation."
- Beides hat eine Rolle gespielt.
Eheschließungen zwischen verschieden Völkern haben Freundschaften gestärkt oder Feindschaften beendet (nicht nur auf der Ebene von Adelshäusern, auch bei "einfachen" Menschen). Eheverbote haben die Identität von Völkern geschützt und/oder Feindschaften einzementiert.
Aber auch das galt besonders, weil die Kinder dieser Mischehen sich oft als zugehörig zu beiden Völkern betrachtet haben.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Wenn Kinderwunsch und Sexualität (und wahrscheinlich auch Liebe, worüber wir noch gar nicht gesprochen haben) den Staat nichts angehen ...
Die Ehe ist eine Absicherung für beide Partner bzgl. Rente, Erbe, Eigentum, Unterhalt etc. Alles Dinge, die man auch ohne Ehe regeln kann. Da weder Liebe noch Sexualität rechtsstaatlich oder kirchenrechtlich zu regeln sind (allen anderen Meinungen zum Trotz), bleiben die "Formalien" übrig.
Sobald dies einvernehmlich geregelt ist, kann man die Ehe in der Tat gänzlich aufgeben und sie wird vielleicht noch als lukrative Nebeneinnahme für die Kirchen erhalten blieben, um ein bisschen Folklore zu bieten. Das ist nach wie vor sehr beliebt. Und da würde eine Aufhebung des Verbots der kirchlichen Wiederverheiratung die (künftig schrumpfenden) Geschäfte etwas ankurbeln.
"Wenn Sie fordern, dass der Staat sich aus privaten Dingen wie Sexualität und Kinderwunsch heraushalten soll - Warum fordern Sie dann "Ehe für alle" und nicht "Ehe für niemanden"?"
Weil ich allen Menschen gerne ein Maximum an Wahlfreiheit lassen möchte. "Ehe für alle" ist kein Zwang, sondern öffnet den Zugang zur Ehe für alle heiratswilligen Mitmenschen. "Ehe für niemanden" ist ein Verbot der Ehe für jeden. Sehen Sie den Unterschied?
"Gesellschaftlich relevant ist eine Sexualbeziehung zwischen zwei (oder mehr) Menschen tatsächlich überhaupt nicht."
Da sind wir uns einig.
"Gesellschaftlich relevant sind aber Zeugung und Erziehung von Kindern."
Warum sollte dies so sein? Weil der Staat ein Interesse an künftigen Rentenzahlern hat? Eine schrumpfende Weltbevölkerung wäre ein Segen für unseren geschundenen Planeten, weil dies globale Probleme verringern würde. Also wäre es aus meiner Sicht besser, durch ein kluges Einwanderungsgesetz den Verlust an Nachwuchs auszugleichen.
"Eheschließungen zwischen verschieden Völkern haben Freundschaften gestärkt oder Feindschaften beendet (nicht nur auf der Ebene von Adelshäusern, auch bei "einfachen" Menschen). Eheverbote haben die Identität von Völkern geschützt und/oder Feindschaften einzementiert."
An welchem dieser beiden Pole der "Ehe" hat Ihrer geschätzten Meinung nach die Religion am ehesten mitgewirkt?
"Aber auch das galt besonders, weil die Kinder dieser Mischehen sich oft als zugehörig zu beiden Völkern betrachtet haben."
Richtig! Aber dies war kein jüdisch-mosaisches Gebot, obwohl es so sinnvoll gewesen wäre und die Weltgeschichte positiv beeinflusst hätte. Aber Ihr "Gott" liebt den Zwist unter den Menschen. Das Christentum musste sich als missionierende Religion auf Mischehen einlassen, bis im 4. Jh. die Ehe zwischen Juden und Christen verboten wurde - als es Staatsreligion wurde und Macht bekam. Da war Schluss mit lustig.
Sie können es drehen und wendet wie Sie wollen: Keine Religion hat sich in Puncto Ehe mit Ruhm bekleckert. Es war stets ein unfreies Konstrukt: unfrei in der Wahl der Partner; unfrei diese Ehe wieder aufzulösen, wenn es menschlich nicht ging; unfrei, wenn es um Wiederverheiratung ging.
Dass der Staat eine Zeitlang diese konservativen christlichen Werte übernommen hat, sei ihm verziehen. Er lernt kontinuierlich mithilfe der Bürger und aufklärerischer Organisationen wie der gbs oder dem hpd dazu - mal mehr, mal weniger schmerzhaft.
Leider können die Kirchen nicht dazulernen, weil sie sonst ihren Markenkern verlieren würden, wie die Grabenkämpfe in der evangelischen Kirche in Deutschland zeigen...
David Z am Permanenter Link
Wie auch immer man zur EfA steht, man muss dann doch höchst befremdlich feststellen, dass ein Sachverhalt, der vielleicht 2-4 % der Bev.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Lesen Sie den hpd, da werden Sie geholfen...
David Z am Permanenter Link
Wie soll der hpd hier weiterhelfen? Oder halten Sie die Erwähnung im hpd fūr eine ausreichend umfassende mediale bzw gesellschaftliche Reflektion?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Angemessen.
David Z am Permanenter Link
Wie kann das "angemessen" sein, wenn das eine Thema tagelang die Medien bestimmt, das andere nicht, zumal letzteres weitaus folgenschwerer ist?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Weil das meine (unmaßgebliche) Meinung ist?
David Z am Permanenter Link
Dass dies Ihre Meinung ist, ist offensichtlich. Ich fragte nach der Begrūndung Ihrer Meinung.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nö, nix weiter.
David Z am Permanenter Link
Schade. Und ich dachte schon, Sie hätten gute Grūnde fūr Ihre Meinung.
Hans Trutnau am Permanenter Link
Einfach hpd lesen.
David Z am Permanenter Link
Das Lesen des hpd ändert leider überhaupt nichts an dem von mir erwähnten Umstand, dass das sehr viel weitreichendere NetzDG sehr viel weniger in den Medien präsent war als die "Ehe für alle".
Hans Trutnau am Permanenter Link
Doch, es ändert.
Es dauert, aber es geht.
Das ist ein langer, steiniger Weg.
David Z am Permanenter Link
Das ist spannend. Kennen Sie sich aus mit den magischen Kräften, die durch Lesung des HPD die Vergangenheit verändern können?
Hans Trutnau am Permanenter Link
Nö; wozu auch? Habe null Bock auf Schleifen.
David Z am Permanenter Link
Dacht' ich mir. Die Ähnlichkeit wird immer deutlicher.
Thomas Heinz am Permanenter Link
Die Spannung steigt. Wie werden die Gerichte die Klagen beurteilen? Verfassungsrechtler scheinen schon zu wissen, dass dieses Gesetz verfassungswidrig ist.
Frank Nicolai am Permanenter Link
RA Uwe Volkmann schreibt: "Warum die Ehe für alle vor dem BVerfG nicht scheitern wird" http://verfassungsblog.de/warum-die-ehe-fuer-alle-vor-dem-bverfg-nicht-scheitern-wird/
Agnosius am Permanenter Link
Volkmann hätte der Sache mit seiner klugen Argumentation besser gedient, wenn er auf seine reißerische Überschrift verzichtet und seine Ausführungen sachlich als zweifellos gut vertretbaren juristischen Standpunkt gek
Gerhard am Permanenter Link
"... 12 Jahre nach Spanien, 14 Jahre nach Belgien und 16 Jahre nach den Niederlanden! - in den Kreis der "halbwegs zivilisierten europäischen Nationen" aufsteigt!"
Warum hat die rot-grüne Koalition unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer dann nicht schon vor 12 Jahren dafür gesorgt, das Deutschland "in den Kreis der halbwegs zivilisierten europäischen Nationen" aufsteigt?
Was ist daran zu beanstanden, das ein Bundesland sein Recht auf Anruf des Bundesverfassungsgerichts war nehmen will, wollen Sie eine Verfassungsgerichtsreform wie in Polen?
"RA Uwe Volkmann schreibt..."
Zwei Juristen, drei Meinungen.
BVerG (2012): "Die Ehe als allein der Verbindung zwischen Mann und Frau vorbehaltenes Institut erfährt durch Art. 6 Abs. 1 GG einen eigenständigen verfassungsrechtlichen Schutz."
http://www.rechtsanwalt-richter.com/ehe-fuer-alle-ende-lebenspartnerschaft/