Seit 2014 hat sich die Zahl der Wohnungslosen in Deutschland mehr als verdoppelt. Laut einer aktuellen Schätzung leben demnach 860.000 Menschen ohne Wohnung.
Diese Zahl wurde am heutigen Dienstag von der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAG W) in Berlin vorgelegt. Der rasante Anstieg ist unter anderem auf Flüchtlinge ohne eigene Wohnung zurückzuführen, die 2016 erstmals in der Statistik berücksichtigt wurden.
Im Jahr 2016 betrug die Zahl der wohnungslosen Menschen ohne Einbezug wohnungsloser Flüchtlinge gut 420.000. Davon leben etwa 52.000 Menschen ohne jede Unterkunft auf der Straße, was einem Anstieg um 33 Prozent seit 2014 entspricht. Die Zahl der wohnungslosen anerkannten Flüchtlinge schätzt die BAG W auf zusätzliche 440.000 Menschen. Diese zusätzliche Gruppe Wohnungsloser, die im Regelfall weiterhin in den Gemeinschaftsunterkünften geduldet wird, stellt also circa 50 Prozent aller Wohnungslosen in Deutschland.
Doch auch ohne Berücksichtigung der Wohnungslosigkeit von Flüchtlingen müsse davon ausgegangen werden, dass der Anstieg der Wohnungslosenzahlen zwischen 2015 und 2016 früheren Prognosen entsprochen hat. "Die Zuwanderung hat die Gesamtsituation dramatisch verschärft, ist aber keinesfalls alleinige Ursache der neuen Wohnungsnot", erklärte Thomas Specht, Geschäftsführer der BAG W. Die wesentlichen Ursachen für Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit lägen vielmehr in einer seit Jahrzehnten verfehlten Wohnungspolitik in Deutschland, in Verbindung mit der unzureichenden Armutsbekämpfung. So sei der Bestand an Sozialwohnungen seit 1990 um circa 60 Prozent gesunken.
Prognose: 1,2 Millionen Wohnungslose bis 2018
Ohne massive Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen und ohne spezielle Förderprogramme zur Prävention von Wohnungsverlusten und zur Versorgung der aktuell wohnungslosen Menschen mit eigenem Wohnraum, werde sich die Wohnungslosigkeit in den nächsten Jahren nicht reduzieren lassen. Thomas Specht prognostiziert daher: "Da nachhaltige und vor allem ausreichende Maßnahmen zur Verbesserung der wohnungs- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen und zur Wohnungsversorgung aller Wohnungslosen, inklusive der Flüchtlinge ohne Wohnungen, in den Vorjahren nicht eingeleitet worden sind, wird es zu einem weiteren Anstieg der Zahl der wohnungslosen Menschen um 40 Prozent auf knapp 1,2 Millionen bis zum Jahr 2018 kommen."
3 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Über den Daumen 1 Mensch von 100.
In 'schland.
Paul am Permanenter Link
So manche Wohnung fiel der schwarzen null zum Opfer, auch bei uns im Dorf, man hat sich versucht zu sanieren, auf Kosten der Schwachen.
Wolfgang am Permanenter Link
Und worüber sprechen die Heilsbringer der 4 Parteien? Hauptsache, die eigenen Knete stimmt. Wer arm ist bleibt arm dran. Oder wo der Arm ab ist, der ist auch arm dran.