Niemand kommt dir gleich, du bist so heilig, wir wollen dich ehren... Sie führten "Gespräche mit Gott", sagen die deutschen Lobpreis-Popper der "Outbreakband". Aber: Ob den die ständige Ranwerferei nicht intellektuell ein wenig unterfordert? Wir haben ihn mal antworten lassen.
Dem evangelikal befeuerten "Christlichen Medienmagazin Pro" entnehmen wir einerseits, dass Donald Trump ein Präsident mit "tatsächlichen Erfolgen" sei. Andererseits werden wir auf "Deutschlands erfolgreichste Lobpreisgruppe" aufmerksam gemacht, die "Outbreakband", die aus dem Missionszentrum der Pfingstbewegung in Deutschland in Bad Gandersheim hervorgegangen ist. Im Christlichen Medienmagazin Pro werden sie mehrfach gefeatured, anlässlich der neuen CD auch interviewt, und so ist es auch dem Unerweckten möglich, sich vorsichtig der Gruppe und also der Herrlichkeit Gottes anzunähern.
Die, so gibt man uns zu verstehen, zeige sich hier in der Musik, welche die Menschen die ganze Schönheit Gottes erleben lasse – wäre man er, so würde man hier schon mal den einen oder anderen warnenden Blitz vom Himmel zucken lassen. Als allmächtiger Weltenschöpfer wird man sich wohl eher weniger mit derlei abgeschmacktem, abgestandenem Muff-Rockpop in Verbindung bringen lassen wollen. Gott allerdings, der Allmächtige, hat offenbar Wichtigeres zu tun, als für seinen Lobpreis auch die besten Musiker und Komponisten zu casten. Die Botschaft muss es also reißen.
Was aber ist die Botschaft hier? In fast schon anzüglicher Weise erklärt uns Bandsprecher Juri Friesen im Interview: Lobpreis sei "Intimität mit Gott", und: "Wir können Gott am meisten gefallen, wenn wir seinen Willen tun." Auch der Begriff "Gespräch mit Gott" fällt. Was aber ist das für ein Gespräch? Und wie haben wir uns die Antworten vorzustellen?
Outbreakband: "Heilig bist du, Herr, du bist heilig, Herr, du sitzt auf dem Thron, zu deinen Füßen fühl ich mich wohl, kniend vor deinem Thron."
Gott: "Gut, gut, weiterknien."
Outbreakband: "Staunend singe ich zu dir, du bist heilig, deine Herrlichkeit strahlt so schön, mein Blick hebt sich zu dir und sieht du bist heilig, deine Schönheit wird nie vergehen."
Gott: "Hmja, weiß ich doch alles, habt ihr nichts Neues zu bieten über meine krasse Schönheit?"
Outbreakband: "Nichts kommt dir jemals gleich! Niemand ist so wie du! Der Himmel und das Meer! Rufen dir jubelnd zu! In meiner tiefsten Nacht! Strahlst du als helles Licht! Ich kann nur staunen, Herr!"
Gott: "Ja, schon besser, aber irgendwie höre ich immer dasselbe seit zig Jahren. Was ist los mit euch jungen Leuten, kommt da nichts mehr? Habe ich nicht auch das Internet, das Penicillin und das Hubble-Teleskop erfunden?"
"Hast du???"
"Zweifelt ihr etwa???"
"Nein, Herr, wird schon alles seine Richtigkeit haben!"
"Also, weitersingen!"
"Hier sind wir, strecken dir unsere Herzen entgegen..."
"Stop! Aufhören! Herzen entgegenstrecken? Das ist ja widerlich! Dafür habe ich das Herz nicht erfunden! Das bleibt schön im Brustkasten und pumpt."
"Sanftmütig führst du mich hin zu deinem Licht! Ich darf bei dir sein! Sei du der Mittelpunkt in meinem Leben! Der Mittelpunkt in meinem Herzen! Ich gehöre dir! Königlich strahlt dein Licht!"
"Königlich? Strahlt mein Licht? Wie soll das denn aussehen? Warum nicht wenigstens kaiserlich?"
"Du bist ewiglich!"
"Ewiglich was?"
"Wie, was? Einfach so. Du bist ewiglich. Bist du nicht?"
"Aber das ist ja noch nicht mal deutsch, ihr Hippies! Ewig-lich! Lich! Wie deutlich kann man ein Adverb denn noch markieren? Ich bin ewiglich – was??"
"Hm."
"Oder meintet ihr ewiglich so wie rötlich, bläulich – bin ich also nur ein bisschen ewig?"
"Äh...."
"Ja, toll, und was machen wir jetzt? Ich habe dem Christlichen Medienmagazin Pro schon Anweisung gegeben, euer neues Album unter den Menschen zu verbreiten."
"Okay, Gott, deine Botschaft ist angekommen! Herr! Danke für dein Feedback! Es ist uns sehr, sehr wichtig! Es ist schön! Du bist so schön! Du bist...."
"Ja, schon gut, weitermachen. Ich bin dann mal weg."
Und siehe da: Im Interview wird dann tatsächlich versucht zu erklären. Wie es zu diesen ganzen Texten immer kommt. Sängerin Mia Friesen etwa hat sich, wie auch immer, die Meinung gebildet: "Deutsch ist eine sehr schöne Sprache und gibt viele Facetten her, um Lieder zu schreiben, tiefe Gedanken zu haben." Ihr Mitstreiter Stefan Schöpfle präzisiert dann noch, was passiert, wenn diese schöne, facettenreiche, geistvolle Sprache auf die Mitglieder der Outbreakband trifft: "Da sitzen wir dann wirklich teilweise Stunden an einer Zeile und kämpfen so lange mit der, bis wir was haben. Manchmal kommt dann wirklich auch nichts."
Ach so. Kämpfen. Stunden. Zeile. Nichts. Dafür hat der kaiserlich strahlende, wunderschöne Thronsitzer sicher Verständnis. Denn er hat uns ja, wieso auch immer, genau so geschaffen: fehlbarlich.
10 Kommentare
Kommentare
Hans Trutnau am Permanenter Link
Haha, köstlich!
Karl-Heinz Büchner am Permanenter Link
Warum nennt sich Deutschlands erfolgreichste Lobpreisgruppe, die Stunden um die Worte einer einzigen Textzeile in ihrer schönen Muttersprache Deutsch ergebnisoffen ringt: OUTBREAKBAND?
Oder ist das inzwischen ein deutsches Wort und ich habs nur mal wieder verpennt?
Wolfgang am Permanenter Link
Wenn so jemand in einer Nervenklinik einen solchen Unsinn verzapft, den behalten sie noch länger dort.....oder laufen sie alle frei rum???? Grummel.
Janina Schmidt am Permanenter Link
Sehr geehrter Herr Ungerer,
Ich konnte mir leider nicht entgehen lassen Ihren Artikel zu kommentieren. Denn schon beim lesen juckten mir die Finger und mein Herz raste.
Wenn Sie die Offenbarung lesen würden, würden sie erfahren, das im Himmel durchgehender Lobpreis der Engel stattfindet. Und ja sie singen wahrscheinlich auch das gleiche.
Aber nur Mal kurz als Nebenfrage,haben Sie ihrer Frau nur einmal gesagt, dass sie schön sei, die Beste sei etc. und haben es ab dann unterlassen? - Nein? Dann frage ich mich, ob Ihre Frau sich auch fragte, warum Sie es jedes Mal wiederholen würden. Jedoch erübrigt es sich, wenn man sich die Brandbreite der Lieder der Outbreakband anschaut und man versteht, was Lobpreis bedeutet. Es bleibt normalerweise nicht bei einem Lied, bei mir und bei allen anderen zumindests nicht. Und auch in keiner Gemeinde die ich kenne.
Ihr Artikel klingt eventuell ganz witzig, ich war auch Mal an dem Punkt, dass ich so über Gott sprach. Jedoch sollten sie Mal ausprobieren in seinem Wort zu lesen. Es mag altbacken sein, ja. Und ich lasse ihnen auch die Urknall-Theorie. Jedoch wenn die Urknall-Theorie so stichfest ist für viele Menschen, dann wäre die Bibel ja kein Gegner und könnte ohne bedenken gelesen werden.
Probieren Sie es aus, seien Sie gesegnet. Gott liebt sie.
Konrad Schiemert am Permanenter Link
Frau Schmidt,
Sie haben Recht. Der Gott liebt Herrn Ungerer. Aber am Ende landet er sowieso in der Hölle! (Abteilung "Nicht therepierbar")
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"Ich wollte ihnen nur kurz erklären, dass Gott es liebt, wenn wir ihn anbeten. Wenn wir ihn loben und für ihn singe."
Könnte man ihm nicht einen Walkman (da er Altmodisches liebt) schicken - mit all den schönen Lieder drauf, mit all den Lobpreisungen, Huldigungen und dem unterwürfigen Geschwafel seiner Schäfchen?
"Wenn Sie die Offenbarung lesen würden, würden sie erfahren, das im Himmel durchgehender Lobpreis der Engel stattfindet. Und ja sie singen wahrscheinlich auch das gleiche."
Noch besser! Dann kann er sich das Blutgeld für den Walkman sparen und hat ständig Livegesang. Das Beste: Wir müssen nicht noch für die akustischen Schmeichelleien für den Narziss im Himmel sorgen.
"Aber nur Mal kurz als Nebenfrage,haben Sie ihrer Frau nur einmal gesagt, dass sie schön sei, die Beste sei etc. und haben es ab dann unterlassen? - Nein? Dann frage ich mich, ob Ihre Frau sich auch fragte, warum Sie es jedes Mal wiederholen würden."
Auch wenn mich diese Frage nichts angeht: Es gibt einen fundamentalen Unterschied zwischen einer Frau (egal welcher) und "Gott". Die Frau existiert.
"Ihr Artikel klingt eventuell ganz witzig, ich war auch Mal an dem Punkt, dass ich so über Gott sprach. Jedoch sollten sie Mal ausprobieren in seinem Wort zu lesen."
Das interessiert mich auch. Haben Sie Zugang zu seinem Wort. Ich meine wirklich zu SEINEM! Nicht zu den Fake-News in den sogenannten "heiligen" Schriften.
"Es mag altbacken sein, ja. Und ich lasse ihnen auch die Urknall-Theorie."
Falsche Wortwahl. Das ist nicht altbacken, das ist größenwahnsinnig.
"Jedoch wenn die Urknall-Theorie so stichfest ist für viele Menschen, dann wäre die Bibel ja kein Gegner und könnte ohne bedenken gelesen werden."
Wer behauptet, die Bibel sei ein "Gegner"? Die Bibel kann nicht mal mehr ernstgenommen werden. Die reale Welt widerlegt die Bibel in jedem einzelnen Punkt. Ich habe die Bibel sehr aufmerksam gelesen und weiß, dass Sie keinen besonderen Wert mehr hat. Vor vielen Jahrhunderten präsentierte sie eine Hypothese zur Entstehung der Welt und dem Sinn des Lebens. Heute ist das obsolet.
"Probieren Sie es aus, seien Sie gesegnet. Gott liebt sie."
1. Ich selbst habe es zur Genüge getan, ich habe keinen weiteren Aufklärungsbedarf.
2. Was ist "segnen"? Ist das nicht eine dieser vielen sinnleeren Phrasen, die die Kirche im Laufe ihrer Existenz erfunden hat, um besonders "heilig" zu erscheinen?
3. Welcher "Gott" liebt? Der, der die ganze Menschheit hasste und vernichtete? Das ist doch wohl ein schlechter Scherz...
Dieter Bauer am Permanenter Link
Und fragst du den NICHTS, erhälst du als Antwort =>NICHTS<=).
julius am Permanenter Link
Die singen da von jemand der in der Kneipe nebenan sitz.
Wo zeigt er denn seine Herrlichkeit , seine Güte, seine Gnade ?
Das ist ein nie aufhörender grosser Irrtum.
Beten ist wenn du mit Gott sprichst.
Psychose wenn er mit dir spricht.
Wolfgang am Permanenter Link
Tja, aber mit Blödsinn kann man mächtig Kasse machen! Allmächtiger!!
Tobias Stelmaszyk am Permanenter Link
Ich kann da noch "Jesus Culture" ergänzen. Z.B.
https://youtu.be/OUJQx_JmtVA
"Lord, open up the floodgates..."
Ertrinken in Massenekstase. Dass da noch keiner erstickt ist...
Die Zuschauer bei den Live-Videos sind auch interessant.