Kardinal Gerhard Ludwig Müller behauptete in einem Interview, dass es Homophobie nicht gebe. Zudem stellte er einen Vergleich zwischen der Homosexuellen-Bewegung und den Nationalsozialisten her.
Anlässlich des "Internationalen Tags gegen Homophobie" unterhielt sich die italienische Journalistin Constanza Miriano mit Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Auf die Frage, wie Christen zur Homophobie stehen sollten, gab Müller eine bizarre Antwort: "Homophobie existiert einfach nicht, sie ist eindeutig eine Erfindung, ein Instrument totalitärer Herrschaft über den Geist anderer." Der Homosexuellen-Bewegung, so der Kardinal, fehle es an wissenschaftlichen Argumenten, weswegen sie eine marxistische Ideologie konstruiert habe, die die Realität leugne. Jeder, der dieser Ideologie nicht folgt, werde angeblich als "krank" angesehen. Laut Müller sei dies "Mittel totalitärer Regime wie des Nationalsozialismus und des Kommunismus. Heute, in Nordkorea, fällt das gleiche Schicksal denen zu, die die vorherrschenden Gedanken nicht akzeptieren."
Im weiteren Verlauf des Interviews verwies Müller auf die Position des Papstes, die dem katholischen Katechismus entspreche. Zwar werde Franziskus mit seiner "Wer bin ich, um zu urteilen"-Aussage häufig zitiert. Tatsächlich aber sprach auch er von einer "Schwulen-Lobby", die ein schwerwiegendes Problem sei.
Kardinal Müller – Ein katholischer Hardliner
Müller war schon in der Vergangenheit – während seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan und als Bischof von Regensburg – durch Homofeindlichkeit in Erscheinung getreten. So betonte er in einem Interview mit der polnischen Zeitschrift Nasz Dziennik, dass "aktive Homosexualität" widernatürlich und eine Sünde sei und dass die katholische Kirche Homosexuelle niemals als gleichwertig mit Heterosexuellen anerkennen werde.
Des Weiteren ist Müller bekannt für seine Aversion gegen eine vermeintlich "aggressive Gottlosigkeit", die er in der Nachfolge eines "politisch aggressiven Atheismus des Nationalsozialismus und des Kommunismus" verortet. Um seine These "Wo Gott geleugnet wird, dort gibt es kein Recht für den Menschen, kein Recht auf Leben, kein Recht auf Selbstbestimmung" zu belegen, diffamierte er in einer Predigt den religionskritischen Philosophen und Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung, Michael Schmidt-Salomon mit falschen Behauptungen: Angeblich habe dieser Gläubige als Schweine eingestuft und den Kindsmord befürwortet.
Schmidt-Salomon klagte damals auf Richtigstellung und Unterlassung. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof stellte in einem Urteil schließlich fest, dass die Behauptungen Müllers im Widerspruch zu Schmidt-Salomons tatsächlichen Veröffentlichungen standen und geeignet waren, dessen Ansehen in der Öffentlichkeit zu schaden.
30 Kommentare
Kommentare
Ulrich Herfurth am Permanenter Link
Und das von einem alten Mann im roten Kleidchen, in dessen Organisation massenhaft kleine Jungs sexuell missbraucht werden...
Gondel am Permanenter Link
... und keinesfalls zu vergessen von dem unübertroffenen Großschlächter Ante Pavelic, als treffliches Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit.
Ja und sexueller Kindesmissbrauch scheint in dieser Anti-Schwulen-Lobby dem gegenüber wohlfeil gesellschaftsfähig zu sein, wird doch nach wie vor in dessen Vertuschung der unangefochtene Weltmeister-Titel gehalten.
Der eigentliche Skandal ist nur, dass den Kirchensteuerzahlern gar nicht bewusst zu sein scheint, wozu sie da Beihilfe leisten.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Dies möchte ich über den in sich unlogischen Quark des Kardinals Müller zum Ausdruck bringen: Da man ihn mit dem Katholizismus in Verbindung bringt - wie unschwer an seiner Maskerade zu erkennen ist -, muss ich festst
Gondel am Permanenter Link
Kein Wunder, dass bei einer derartigen Kirchenkader-Lage die ohnehin argumentationsverarmten Religionslobbyisten a la Norbert Schönecker hier nun endgültig das Weite gesucht zu haben scheinen.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Schade eigentlich. Ich fand das für mich immer lehrreich, meine eigenen Argument an seinen Aussagen zu überprüfen. Und das immer wieder, denn er war so herrlich uneinsichtig...
Gondel am Permanenter Link
Ja, auch ich konnte mich mit den Umkehrschlüssen seiner oftmals spitzfindigen, aber unbedacht dahin geworfenen Schnellschüsse etwas profilieren.
Norbert Schönecker am Permanenter Link
S.g. Herr Kammermeier! S.g. Gondel!
Schön, dass Sie sich an mich erinnern.
Ich habe mich aber entschlossen, nicht mehr in einem Forum zu posten, wo 50% der Kommentatoren (Stand: 27.5.) mit der Bekleidung eines Bischofs "argumentieren".
Wo es doch auch möglich wäre, auf wesentlich höherem Niveau zu schreiben. Man könnte z.B. zunächst feststellen, dass Bischof Müller natürlich insofern recht hat, als die sogenannte Homophobie nicht im selben Sinne eine Phobie ist wie z.B. die Klaustrophobie oder Agoraphobie. Letztere sind psychische, vielleicht sogar neurologische Defekte; erstere ist ein charakterlicher Defekt.
Dann könnte man feststellen, dass das ohnehin jedem klar ist und bestenfalls eine Randnotiz in einer Fachzeitschrift wert wäre.
Dann könnte man sich fragen, warum der Bischof so etwas sagt. Immerhin marginalisiert er damit eine Verfolgung von Menschen, die auch heute noch in manchen Ländern um ihr Leben bangen müssen. Die Homophobie (egal, ob sie die Bezeichnung "Phobie" zurecht trägt oder nicht) zerstört Leben. In manchen Teilen der Welt physisch, und auch bei uns manchmal noch gesellschaftlich. "Schwuchtel" ist immer noch ein Schimpfwort. Auf die Nöte von Homosexuellen ist der Bischof - im Gegensatz zu Papst oder Weltkatechismus - nicht eingegangen.
Aber egal: Ein großer Teil der Kommentatoren findet es wichtiger, sich über den Ornat eines Klerikers zu amüsieren (der natürlich kein Frauengewand ist), als auf die berechtigten Anliegen einer diskriminierten Gruppe oder auf den Inhalt der Aussagen des Bischofs einzugehen. Das ist doch einfach niveaulos!
Deshalb werde ich mich auch weiterhin in diesem Forum zurückhalten.
Und auch, weil hier unwidersprochen (!) gefordert wird, dass Gläubige wie ich keine Therapeuten werden dürften (Thomas am 8. Mai in "Warum kann man als Atheist nicht den Stand der Forschung zur Kenntnis nehmen") und dass Kleriker wie ich eigentlich in eine Psychiatrie gehörten (Kay Krause am 15. Mai in "Augustinus' wunderbare Waschanlage" - wobei unklar ist, ob er mit "Kinderverführer" sexuelle oder spirituelle Verführung gemeint hat.)
Gondel am Permanenter Link
Seien Sie gegrüßt, Herr Schönecker!
Zunächst Möchte ich auf meine am 5. April an Sie gerichtete Bitte um eine Quellenangabe zu Ihrer Aussage vom 3. April (Vielfältiger Protest gegen Abtreibungsgegner) zurückkommen die da lautete:
"Der Vorwurf der Bolschewisten, alle orthodoxen Geistlichen gehörten der Schwarzen Hundert an, war bekanntlich eine Propagandalüge."
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
"S.g. Herr Kammermeier! S.g. Gondel!
Schön, dass Sie sich an mich erinnern."
Wie hätten wir Sie vergessen können? Ich hatte mir schon wirklich Sorgen um Sie gemacht.
"Ich habe mich aber entschlossen, nicht mehr in einem Forum zu posten, wo 50% der Kommentatoren (Stand: 27.5.) mit der Bekleidung eines Bischofs "argumentieren"."
Ich kann mich an eine Messe im Berliner Olympiastadion erinnern, wo der Bischof von Rom (Wir sind Papst) zugegen war, mit einen extrem feschen grünen Outfit, da haben 100% der TV-Kommentatoren Bezug drauf genommen - vor allen auf dessen exorbitanten Preis, für den ein durchschnittlicher Afrikaner südlich der Sahara fast 27 Jahre lang arbeiten muss, um seine Familie zu ernähren.
Aber Sie müssen trotz allem zugeben: Die Maskerade der katholischen Oberen hat schon was Karnevalistisches. Wenn unsere Politiker so aufträten, hätte die Comedy auch ein weiteres Thema.
"Man könnte z.B. zunächst feststellen, dass Bischof Müller natürlich insofern recht hat, als die sogenannte Homophobie nicht im selben Sinne eine Phobie ist wie z.B. die Klaustrophobie oder Agoraphobie. Letztere sind psychische, vielleicht sogar neurologische Defekte; erstere ist ein charakterlicher Defekt."
Ich glaube - auf ganz hohem Niveau gesprochen - da haben Sie den Herrn Bischof missverstanden. Ich kann jedenfalls nicht erkennen, dass er da medizinisch argumentiert hätte.
"Dann könnte man sich fragen, warum der Bischof so etwas sagt."
Sehr guter Vorschlag!
"Immerhin marginalisiert er damit eine Verfolgung von Menschen, die auch heute noch in manchen Ländern um ihr Leben bangen müssen."
Ach, sieh an...
"Auf die Nöte von Homosexuellen ist der Bischof - im Gegensatz zu Papst oder Weltkatechismus - nicht eingegangen."
So was aber auch.
"Aber egal: Ein großer Teil der Kommentatoren findet es wichtiger, sich über den Ornat eines Klerikers zu amüsieren (der natürlich kein Frauengewand ist), als auf die berechtigten Anliegen einer diskriminierten Gruppe oder auf den Inhalt der Aussagen des Bischofs einzugehen."
Können Sie das wirklich nicht erkennen, dass diese Maskerade etwas Tuntiges hat? Wobei ich da gar nichts dagegen habe. Er soll halt zu seinen Vorlieben stehen. Und falls es Vorschrift vom Chef ist, das zu tragen, sollte er seine Gewerkschaft um Hilfe... ach so, die gibt es für Kleriker nicht. Echt doof!
"Das ist doch einfach niveaulos!"
Das mag so sein. Aber muss man wirklich noch die Anliegen homosexueller Menschen diskutieren? In der katholischen Kirche sicher, weil die ein mehr als gespanntes Verhältnis dazu hat. Normale Menschen legen nach und nach ihre unbegründeten Vorurteile ab. Bis es ganz aus den Köpfen ist, wird es sicher noch dauern, aber es würde bestimmt schneller gehen, wie die Gestalten in Frauengewändern nicht immer homophoben Unsinn plappern würden.
Ich denke da auch an den Militärbischof Overbeck, der sich offen in Talkshows gegen Homosexualität ausgesprochen hat. Jeder Politiker, der sich derart unflätig gegen Bürger ausspräche, müsste zurücktreten oder würde gefeuert. In der katholischen Kirche mag es der Karriere nützen.
"Deshalb werde ich mich auch weiterhin in diesem Forum zurückhalten."
Schade!
"Und auch, weil hier unwidersprochen (!) gefordert wird, dass Gläubige wie ich keine Therapeuten werden dürften (Thomas am 8. Mai in "Warum kann man als Atheist nicht den Stand der Forschung zur Kenntnis nehmen") und dass Kleriker wie ich eigentlich in eine Psychiatrie gehörten (Kay Krause am 15. Mai in "Augustinus' wunderbare Waschanlage" - wobei unklar ist, ob er mit "Kinderverführer" sexuelle oder spirituelle Verführung gemeint hat.)"
Sie dürfen gerne widersprechen, wenn Sie Widerspruch vermissen. Doch Sie dürfen anderen Menschen auch eine eigene Meinung zugestehen. Ich sammele Geschichten - sehr persönliche Lebensberichte - von Menschen, die in ihrer Kindheit oder Jugend schlimme Erfahrungen mit dem Klerus machen mussten.
Meinen Sie nicht, dass die sehr verquere Art zu denken, die der Glaube einem Menschen abverlangt, sich auch auf dessen geistige Gesundheit auswirken kann? Ich habe gerade ein Büchlein von 1965 gelesen, "Der Streit um die Bibel" von dem Münsteraner Theologie-Professor Willi Marxsen. Er vertritt und verteidigt die "moderne Theologie" gegen Vorwürfe der Theologen, die die moderne Lesart der Bibel für schädlich halten (er bezieht sich auf das Büchlein "Alarm um die Bibel" von Gerhard Bergmann).
Da geht es um eine Art "modernes" Denkgebäude - bei dem ich gleich an Sie denken musste - wie man z.B. unter eine Schädeldecke bekommt, dass die Welt laut Bibel anders geschaffen wurde als die Wissenschaft nun (1965) nachgewiesen hat. D.h. wie man Glaube (Schöpfergott) und Wissenschaft (keine gezielte Schöpfung) gleichzeitig anerkennen kann.
Er wendet dabei derart kuriose Kapriolen an, geistige Verrenkungen, um die "gleichbleibende Botschaft" der Bibel zu retten. Selbst offensichtliche historische Irrtümer, die Marxsen aufführt, wischt er mit dem Federstrich des Glaubens weg und erkennt in den wissenschaftlichen und historischen Irrtümern der Bibel "theologische" Aussagen.
Dieses Büchlein zeigt ganz deutlich, wie man sein Gehirn in ein Tollhaus verwandeln muss, um noch einigermaßen den Unsinn der Bibel zu ertragen - ertragen im Sinne von "daran glauben WOLLEN", auf Teufel komm raus.
Doch, ich kann verstehen, warum Menschen gewisse Ressentiments gegen Verfechter des Geisterglaubens hegen...
Gondel am Permanenter Link
S.g. Herr Schönecker,
da wäre zunächst zu empfehlen, objektiv zur Kenntnis zu nehmen, wie ein solches Ornat heutzutage halt auf Außenstehende wirkt.
Da Sie Widersprüche einfordern, wo bleibt denn der Ihrige zu dem vor Geschichtsklitterung nur so strotzendem Postulat des "politisch aggressiven Atheismus des Nationalsozialismus", einer von unglaublichem Wahn und krankhafter Diskriminierung Andersdenkender zeugenden Aussage par excellence?
Berechtigt das nicht zu der Feststellung, dass weit weniger Abartigkeit bereits zu einer Einweisung in eine psychiatrische Einrichtung führen dürfte?
Und haben Sie wirklich unabsichtlich übersehen, dass Kay Krause sich mit seiner Äußerung auf eine nicht uminterpretierbare Satire bezog? Zu Ihrer Unklarheit: Zumindest ist schon seit ewig allein anhand der täglichen Nachrichten und Geschehnisse belegt, dass die spirituelle Verführung die verheerendsten Auswirkungen auf dem gesamten Erdball hat.
Und wie viele von denen, welche diese enorme intellektuelle Leistung erbrachten, sich von diesem Psycho-Zugriff wieder zu lösen berichten übereinstimmend, wie sie auch heute noch unter dessen Spätfolgen erheblich zu leiden haben. Auch Thomas hat das wiederholt ausgeführt, und das können Sie nicht damit aufwiegen, sich hier in die Opferrolle hinein zu stilisieren und die beleidigte Leberwurst zu spielen.
Thomas am Permanenter Link
"Und auch, weil hier unwidersprochen (!) gefordert wird, dass Gläubige wie ich keine Therapeuten werden dürften"
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Hans Trutnau am Permanenter Link
Da ist sie wieder - die berühmt-berüchtigte 'Nächstenliebe' in Form der ganz normalen christlichen Ausgrenzung und Verunglimpfung.
Andreas J. Bittner am Permanenter Link
Können diese Heinis den Quatsch nicht einfach nur den Mitgliedern ihres Trachtenvereins erzählen, müssen die sich immer in den Vordergrund drängen? Ätzend...
Rene Goeckel am Permanenter Link
Nur weiter so, Rotkäppchen. Du bist unser bester Mann.
Elke am Permanenter Link
Sehr witzig, wenn einer, der derart tuntig daherkommt - allein schon der Prinz-Karnevals-Deckel, den er da aufhat, ist zum Schießen -, sich derart schwulenfeindlich äußert.
Nicht weniger witzig, wenn einer wie er von einem "Instrument totalitärer Herrschaft über den Geist anderer" daherschwätzt. Haha, ein echter Stand-up-comedian in Transen-Outfit.
Dieter Bauer am Permanenter Link
Wie kann ein "Märchenprinz" wie Herr "Kardinal" Müller längst bekannte Tatsachen einfach durch krude persönliche Erklärungen als nicht existent bezeichnen?
Ralf Rosmiarek am Permanenter Link
Soso ... die „Realität“ wird geleugnet. Es fragt sich nur wieder neu: durch wen?
Paul am Permanenter Link
Herr Müller hat ein paar "Wahrnehmungsprobleme", eventuell zurückzuführen auf eine wahnhafte Vorstellungkraft, vielleicht paranoid schizophren veranlagt, anders kann ich mir die hetzerische Aussage, Homosexu
Karol Dittel am Permanenter Link
Müller sollte seine Frauenklamotten ausziehen dann glaube ich ihm vielleicht die Position die er vertritt. Oder kommt man heute nur so in den Himmel, wenn man die entsprechende Garderobe an sich trägt ?
Christ-Off am Permanenter Link
Armer Theo
Er hat nichts anderes gelernt,
er kann nur predigen und beten.
Der Zustand hatte ihn verhärmt,
er wäre gerne ausgetreten.
"Und dann?" fragt er sich oft,
Ja, wenn man immer nur auf Wunder hofft,
geht's irgendwann ganz fürchterlich daneben.
Kay Krause am Permanenter Link
Allein schon die tuntenhafte Verkleidung des "Herrn(ist das wirklich ein Herr?) Müller legt den Verdacht nahe, dass er mit seiner Hetzkampagne in erster Linie von sich selbst und seinen Kumpanen ablenken will?!
Ja, sagt mal selbst, Ihr braven Christen: merkt Ihr's denn nicht? Was muß denn noch alles passieren, damit Ihr diesem unseligen Verein den Rücken kehrt?
Roland Weber am Permanenter Link
Auch wenn sich unter Säkularen kaum jemand für Theologie interessiert, sei der Hinweis gestattet, dass es oft nichts Schöneres gibt, als genau diese Texte zu lesen und damit zu argumentieren.
A) Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm ebenbürtig ist.
B) Und Gott ging daran, den Menschen in seinem Bilde zu erschaffen, im Bilde Gottes erschuf er ihn; männlich und weiblich erschuf er sie.
C) Gott dachte: Es ist nicht gut, wenn der Mensch allein ist. Ich will ihm einen Gefährten (!) geben, der (!) zu ihm passt. … Aus der Rippe machte er eine Frau … (Die Gute Nachricht – Bibel des ev. und kath. Bibelwerks 1992)
Von einer geschlechtslosen „Hilfe“ zu „weiblich“ - und doch auch zu einem Gefährden, auch wenn dann die Frau nachgeschoben wird.
Man sieht also: Die Texte sind ganz dünnes Eis! Und wer etwas herauslesen möchte, muss eben nur „richtig“ übersetzen!
Gondel am Permanenter Link
Zitat:
"Was die jüdische Frage anbelangt, so fragen manche, ob das, was wir tun, christlich und human sei. Ich frage so: Ist es christlich, wenn die Slowaken sich von ihren ewigen Feinden, den Juden, befreien wollen? Die Liebe zu unserem Nächsten ist Gottes Gebot. Seine Liebe macht es mir zur Pflicht, alles zu beseitigen, was meinem Nächsten Böses antun will."
Staatspräsident Jozef Tiso am 28. August 1942
So viel dazu, wie religiöses Selbstverständnis in der Gott-mit-uns-Diktatur agiert hat.
Bernd Kammermeier am Permanenter Link
Das Zitat könnte auch von Luther sein. Ein Beispiel:
"Luther wollte vor allem mit den Psalmen 94 und 109 dem ungarischen Adel zeigen, „dass heiliger Zorn und Gebet gegen die Feinde der Wahrheit nicht entgegen christlicher Liebe seien.“ (Quelle: WA 19, S. 543) Er fühlte sich qua göttlicher Order berufen, gegen alle seine Gegner anzuschreiben – mit klarem Auftrag an die Obrigkeiten seiner Zeit." (aus: "Martin Luther, Judenfeindliche Schriften, Band 3, 2018; Einleitung zu "Psalm 109")
Gondel am Permanenter Link
Ja, in Luther finden sich natürlich die Wurzeln des gesamten braunen Spuks.
Meine Güte, der dritte Band schon.
Werner Haas am Permanenter Link
Wir regen uns auf über Kardinal Müller. Aber was er sagt, bildet im Wesentlichen authentisch die Position der katholischen Kirche ab, ist biblisch und dogmatisch bestens fundiert.
Die Glaubenskongregation im Schreiben "Persona humana", 1975: "Nach der objektiven sittlichen Ordnung sind homosexuelle Beziehungen Handlungen, die ihrer wesentlichen und unerlässlichen Zuordnung beraubt sind. Sie werden in der Heiligen Schrift als schwere Verirrung verurteilt" (PH 8). Diese Norm lässt keine Ausnahmen zu, weil "homosexuelle Handlungen in sich nicht in Ordnung sind und keinesfalls in irgendeiner Weise gutgeheißen werden können" (PH 8). Schon die homosexuelle Neigung sei eine "Anomalie" (PH 8), wenn auch noch keine Sünde. Der Sündentatbestand wird erfüllt durch das Praktizieren der Homosexualität. Homosexuelles Tun sei "traurige Folge einer Verleugnung Gottes ... weil der Unkeusche Christus beleidigt, der ihn mit seinem Blut erlöst hat" (PH 8-11).
1986, im Schreiben "Homosexualitas problema" der Glaubenskongregation lesen wir, der Homosexuellen spezifische Neigung müsse "selbst als objektiv ungeordnet angesehen werden", denn sie begründe „eine mehr oder weniger starke Tendenz, die auf ein sittlich betrachtet schlechtes Verhalten ausgerichtet ist" (HP 3).
Der Katechismus der katholischen Kirche, 1993: "Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie [die Homosexualität; W. H.] als schlimme Abirrung bezeichnet, hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind ... Sie sind in keinem Fall zu billigen" (K 2357). Homosexuell veranlagte Menschen sollten danach trachten, "die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuz des Opfers des Herrn zu vereinen" (K 2358).
Die Glaubenskongregation in "Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anderkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen" (2003) bestätigt oben Gesagtes, darüber hinaus ergeht die Weisung: "Wird der gesetzgebenden Versammlung [z. B. Bundestag; W. H.] zum ersten Mal ein Gesetzentwurf zu Gunsten der rechtlichen Anerkennung homosexueller lebensgemeinschaften vorgelegt, hat der katholische Parlamentarier die Pflicht, klar und öffentlich seinen Widerspruch zu aüßern und gegen den Gesetzentwurf zu votieren". Es nicht zu tun, wäre „eine schwerwiegend unsittliche Handlung" (10).
Klarer und unverschämter gehts nicht.
(Wenn ein bisschen Eigenwerbung gestattet ist, s. a. mein Buch unter dem Pseudonym Theo Logisch, 1998: Der Glaube der Kirche - Strukturen des Bösen im Dogma. Eine Streitschrift gegen Fundamentalisten, progressive und laue Christen. Neustadt a. R., Angelika Lenz Verlag.)
Franz M. am Permanenter Link
Dann sollte der Herr Kardinal mal lesen, wie der renommierteste katholische Kirchenhistoriker und (seit 1963) Priester Prof. Dr. Dr. h. c. Arnold Angenendt (geb. 1934) von der Universität Münster die Sache sieht!
Werner Haas am Permanenter Link
Wenn ich noch einmal den advocatus diaboli (oder dei?, man weiß nicht so genau) spielen darf, ein paar repräsentative Zitate zu verbindlichen Lehraussagen:
Weiter: "... die Feinde der göttlichen Offenbarung, die den menschlichen Fortschritt so hoch anschlagen, wollen nun versteckterweise diesen Fortschritt frevelhaft in die katholische Religion einführen, als ob die Religion selbst nicht Gottes-, sondern Menschenwort wäre". Oder: "Nichts entspricht mehr der Vernunft, als dass sie sich damit bescheidet und dem fest anhängt, was sie als von Gott geoffenbart erkannt hat". Klar solle ebenfalls sein, dass die Religion "niemals von der menschlichen Vernunft abgeleitet oder vervollkommnet werden kann" (NR 9). Die Vernunft "muss notwendig jede Schwierigkeit und jeden Zweifel von sich tun und zurückstellen und Gott den vollen Gehorsamsdienst des Glaubens leisten".
Der Katechismus der Katholischen Kirche: "Der Glaube ist gewiss, gewisser als jede menschliche Erkenntnis" (K 157).
Trienter Konzil: "Niemand soll es wagen", die heiligen Texte "nach seinem eigenen Sinn zu drehen, gegen den Sinn, den die Heilige Mutter, die Kirche hielt und hält".
Paul VI., Mysterium fidei: „Niemand wage es, sie nach seinem Gutdünken oder unter dem Vorwand einer neuen Wissenschaft zu ändern. Wer könnte je dulden, dass die dogmatischen Formeln ... für die Menschen unserer Zeit nicht mehr geeignet gehalten werden und vermessen durch andere ersetzt werden müssten?". Denn die Dogmen stellen das dar, „was der menschliche Geist über die Wirklichkeit in der universalen und notwendigen Erfahrung ausmacht und mit geeigneten und bestimmten Worten bezeichnet". "Deswegen sind diese Formeln den Menschen aller Zeiten und aller Orte angepasst".
Und so weiter.
Thomas Göring am Permanenter Link
Die Milch wird sauer, das Bier wird schal, ... der Horror durch die Stuben kreucht...
Kleriker Müller projiziert Eigenes auf seine erklärten Feinde: Er unterstellt ihnen, Andersdenkende als "krank" abzustempeln (eine gezielte Anspielung auf Nazi- & Sowjet-Methoden), aber er selber verflucht Homosexualität als "widernatürlich" und Atheismus als "menschen-entrechtend" – und will Beides weg-haben. Er unterstellt seinen Feinden Aggressivität – und schäumt selber vor Hass auf sie.
Wie aber würde es Homosexuellen & Marxisten & Atheisten wohl in einem Staate ergehen, dessen Gesetze & Justiz & Polizei ganz nach dem höchst gottesfürchtigen Gusto dieses Herrn Kardinal und seiner Gesinnungs-Brüder beschaffen wären?
Wolfgang am Permanenter Link
Ich habe meine Zweifel, ob sein Gott aufrichtig hinter ihm steht....